BITTE BUNTER UND LAUTER!

Vögel können fliegen – banal, ja. Aber dadurch, dass sie einfach wegfliegen können, wenn Gefahr droht, sind Vögel häufig wenig versteckt oder heimlich. Sie lassen sich gut sehen, oft einfach nur aus dem Augenwinkel. Viele Menschen nehmen Vögel gar nicht bewusst wahr, sie sind einfach da. Für Siedlungen mit Gärten trifft das meistens zu, in Feld und Wald sieht es häufig anders aus. In eintöniger Agrarlandschaft oder monotonen Fichtenplantagen ist vielerorts kein Vogel zu sehen. Früher war die Amsel bei uns ein typischer Waldvogel – heute ist sie im Wald weniger häufig als in Siedlungen mit Gärten und Parks. Die höchste Dichte des Gartenrotschwanzes in Bayern wurde in einer Kleingartenanlage in Augsburg festgestellt. Dabei ist der Gartenrotschwanz eigentlich in abwechslungsreicher Landschaft mit Obstwiesen und Hecken zu Hause. Durch das Vorkommen – oder eben Nicht-Vorkommen – von Vögeln werden wertvolle Hinweise auf den Zustand eines Lebensraums gegeben.

Damit Vögel sich wohlfühlen, müssen ihre Lebensbedingungen erfüllt sein, nämlich die Verfügbarkeit von ausreichend Nahrung, Möglichkeiten zur Fortpflanzung und Sicherheit. Für unterschiedliche Arten und auch zwischen den Jahreszeiten sind diese Bedingungen zum Teil sehr verschieden. Fest steht: Fehlt eine Komponente im Lebenszyklus, kommt die Vogelart nicht vor. So einfach ist das; da kann man nichts schönreden. In ausgeräumter Landschaft mit intensiver Bewirtschaftung vernichten Pestizide die Nahrungsgrundlagen vieler Vögel, Hecken zum Nisten gibt es nicht und Nester am Boden werden ausgemäht oder untergepflügt. Besonders den Vögeln der Agrarlandschaft, den Feldvögeln, geht es schlecht. In den letzten Jahrzehnten sind die Zahlen beispielsweise von Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche massiv und rapide zurückgegangen.

Mehr Leben und Farbe bringen Singvögel wie der Stieglitz in den Garten.

Gartenvögel

Einige Wald- und Feldvogelarten finden in Gärten einen Ersatzlebensraum. Hier bilden Bäume, Sträucher und offene Flächen auf relativ engem Raum ähnliche Strukturen wie an den artenreichen Übergängen zwischen Wald- und Feldlandschaft. Dieser sogenannte Waldrandeffekt kann mit der richtigen Gestaltung des Gartens noch verstärkt werden. Dabei machen Vögel am Gartenzaun nicht halt, sondern nutzen mehrere Gärten und auch Parks und andere Grünflächen.

In Gärten brüten vor allem viele weit verbreitete und (noch) häufige Vogelarten wie Amsel, Meisen, Mönchsgrasmücke oder Singdrossel. Welche und wie viele Arten vorkommen, ist auch abhängig von Umfeld und Lage des Gartens, zum Beispiel City oder Stadtrand. Wasservögel, große Greifvögel oder Watvögel wird man in Gärten eher nicht finden. Die Arten mit flexibleren Ansprüchen an Nistplatz und Nahrung nutzen jedoch einfach das vorhandene Potenzial des menschengemachten Lebensraums Garten.

In naturnahen Gärten mit vielen Strukturen, von Bäumen und Sträuchern über Stauden und Kräuter bis zu Rasen oder Wiese, mit Elementen aus Holz oder Stein, Versteckmöglichkeiten und ein wenig „Unordnung“ ist die Artenvielfalt insgesamt um ein Vielfaches höher als in aufgeräumten – oder besser ausgeräumten – Gärten mit Mähroboter, Schotterflächen und Gifteinsatz. Im eigenen Garten hat es jede*r buchstäblich in der Hand, wie viele Vögel hier leben können. Die ökologischen Zusammenhänge muss man dazu nicht wirklich kennen, auch wenn sie echt spannend sind und man dann nicht nur die Natur vor der eigenen Haustür besser versteht. Gartenvögel, die Zusammenhänge im Lebensraum Garten und die Beobachtung können dazu führen, sich auch Gedanken über weitere Natur- und Umweltschutzprobleme zu machen.