LEBEN IM HOLZ

Vögel und Holz – da denkt jede*r zunächst an Spechte, die bekanntlich ihre Baumhöhlen in Holzstämme zimmern. In Gärten mit großen, alten Bäumen sind Buntspechte tatsächlich häufig. In verlassene Spechthöhlen ziehen später Meisen oder Sperlinge ein, Fledermäuse nutzen sie als Sommerquartier oder Hornissen als Nistplatz.

Einige Tierarten leben buchstäblich im Holz, abhängig von dessen Beschaffenheit. Das sind meist Wirbellose, beispielsweise Käfer und Holzwespen, die ihre Eier direkt oder in Gängen im Holz ablegen. Die Larven nagen dann weitere Gänge ins Holz. Löcher im Holz zeigen, wo die Larvengänge enden und die erwachsenen Tiere ausgeflogen sind. Solche verlassenen Fraßgänge nutzen Wildbienen als Brutkammern. Mit Glück sieht man den Buntspecht Larven aus dem Holz herauspicken. Wespen nagen an totem Holz, um aus den Fasern und Speichel eine papierähnliche Masse zu produzieren, mit der sie ihre Nester bauen. An Wespen- und Hornissennestern kann man oft unterschiedliche Farbtöne erkennen, je nachdem, von welchem Holz die Fasern stammen.

Für die meisten unserer Tiere im Garten wird Holz erst interessant, wenn die ganze Pflanze tot ist. Totholz sind aber nicht nur umgestürzte Baumstämme, auf denen Pilze wachsen. In abgestorbenen, stehenden Baumstämmen suchen Spechte nach Insektenlarven. Ausgefaulte Astlöcher, Rinden- und Holzspalten bieten Platz für die Nester anderer Vögel, zum Beispiel Baumläufer oder Trauerschnäpper. Auch Äste und Reisig sind Totholz.

Eine Buntspechtbrut im Garten ist schon was Besonderes.

Mulmholz

Je nach Baumart wird Holz schneller oder langsamer zersetzt. Dazu braucht es Pilze, die entweder als Parasiten den noch lebenden, aber geschwächten oder einen abgestorbenen Baum befallen. Morsches oder mulmiges Holz ist ein ganz besonderer Lebensraum. Bei der Weißfäule wird Lignin abgebaut und das Holz zerfällt buchstäblich in längliche Fasern. Braunfäule dagegen greift die Zellulose im Holz an, typisches Zeichen ist würfelartig brechendes Holz.

Für viele Tiere ist Holz erst mit beginnender Zersetzung weich genug für eine Weiterbearbeitung. Ameisen nagen Gänge für ihre Nester in morsches Holz. Auch unsere größte Wildbiene, die Blauschwarze Holzbiene, legt ihre Brutkammern in selbst genagten Gängen in mürbem, noch nicht morschem Holz an.

WAS IST HOLZ?

Holz entsteht, wenn die Pflanze Lignin in die Wand von Zellen einbaut, das sich mit Zellulose verbindet und die Zellwände festigt. Bäume, Sträucher und manche Kräuter verholzen im Stamm, aber auch in Zweigen, Wurzeln oder Samenschalen.

ZAHLEN & FAKTEN

In Deutschland leben etwa 1350 Käferarten in Holz.

Insekten(-larven) im Holz bleiben an der Zunge des Buntspechts kleben oder werden auf der Zungenspitze aufgespießt.

Auch Meisen fressen Wildbienen und Wespen.

Während des Wachstums wird in den Zellen Kohlendioxid gebunden. In Holz, das als Baumaterial Verwendung findet, kann CO₂ mehrere Jahrhunderte gebunden sein. Im Laufe der Zersetzung wird es dann wieder freigesetzt. Je günstiger die Bedingungen für holzzersetzende Pilze, umso schneller läuft der Prozess ab. Im Garten ist unbehandeltes Holz ständigen Veränderungen durch Sonne (Wärme), Wind, Regen und Frost ausgesetzt. Elemente aus Holz müssen daher gelegentlich erneuert werden. Die verschiedenen Verwitterungsstadien mit ihren ganz eigenen Bedingungen bilden jedoch Nischen für unterschiedliche Arten von Pilzen und Tieren.