Kapitel 47
Lilith
Sieben Monate später …
irgendwann im Juli
T räge und noch vollkommen verschlafen strecke ich die Finger über das Bettlaken. Der Duft von Eisminze und nordischer Birke steigt in meine Nase. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir uns im Norden Kanadas mitten im Winter in einer eigenen riesigen Holzhütte befinden. Sie wird sicher von neugierigen Elchen und ausgehungerten Grizzlys umzingelt, trotzdem habe ich hier seit Monaten den Spaß meines Lebens. Zum ersten Mal sah ich Schnee, konnte ihn riechen und anfassen.
Große Flocken fallen fast täglich wie weiche Federn vom Himmel und schmelzen wie kühle Zuckerwatte auf meinem Gesicht.
Meine Finger stoßen auf heiße Haut. Ich kann seine Bauchmuskeln spüren, bevor ich ihn sehe. Er ist sicher schon vor mir wach und schaut mir wie so oft beim Schlafen zu. Langsam schiebe ich die Finger über seinen Bauch, höher zu seiner Brust.
»Die Sauna scheint dich ja komplett ausgeknockt zu haben, Kleines.«
»Es war nicht nur die Sauna, Iron«, murmele ich, die Wange auf das Kissen gebettet, mit geschlossenen Augen.
»Sag nicht, von dem bisschen Sport bist du fertig?« Will er mich verarschen?
»Bisschen Sport?« Blinzelnd öffne ich die Augen. »Wir sind gestern mehrere Kilometer mit dem Schneemobil gefahren, dann bist du über mich hergefallen, nach dem Essen habe ich mich kurz hingelegt und du warst auf mir. Und danach wollte ich in die Sauna, und auch dort konntest du deine Finger nicht von mir lassen. Aber weißt du was?« Nun öffne ich die Augen komplett, gähne und schmunzele verschlafen. »Ich will es auch nicht.« Trotzdem ist meine Kondition lange noch nicht so ausdauernd wie seine. Aber immerhin fühle ich mich seit einigen Wochen gesund, stabil und unendlich glücklich.
Mit einem Mal schiebt er das Laken von meinem Körper, umfasst meine Mitte und hebt mich auf sich. Müde kneife ich ein Auge zu und kann zwischen meinen Beinen seine Gier nach mir spüren.
»Wirklich nicht?«, hakt er nach. Mein Blick fällt auf den Wecker. Es ist sieben Uhr morgens.
»Wirklich nicht.« Über seinem Gesicht beuge ich mich vor, stütze mich neben seinem Kopf ab und küsse ihn. Er sieht ebenfalls noch etwas müde aus, blickt mir aus halb offenen Augenlidern entgegen und hebt provokant seine linke Braue. Mein Haar rutscht um meine Wangen, bevor ich ihn sinnlich küsse und seine Hände über meinen Rücken und nackten Po weiter zu meinen Oberschenkeln wandern.
»Das höre ich gern, denn glaub bloß nicht, dass, wenn wir morgen zurückfliegen und heiraten, du ab da an die Beine hochlegen kannst.«
Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Sosehr ich die Winterlandschaft magisch und märchenhaft finde, so vermisse ich mein Panama. Die Wärme, die Feuchte, den Regenwald, die Sandstrände.
»Ich weiß, du hilfst mir dabei, die Beine hochzulegen«, necke ich ihn, beiße in seine Unterlippe und spüre seine Finger durch meine Spalte gleiten. Gott, ich liebe ihn so abgöttisch, ganz besonders, wenn er mir auf so vielen Wegen zeigt, wie sehr er mich liebt, achtet, beschützt und mich glücklich macht.
Für eine kleine Ewigkeit versinke ich in dem stürmischen, verboten heißen Kuss. Meine Lippen lösen sich kaum von seinen, meine Zunge verschmilzt mit seiner hungrig zu einem Tanz, als er mit zwei Fingern sanft in mich eindringt. Verdammt, ich bin dermaßen feucht, dass ich ihm nichts vorzumachen brauche und er längst weiß, dass meine Proteste nur vorgetäuscht sind, um ihn zu ärgern.
Ich bewege mein Becken rhythmisch zu seinen Fingern, bevor ich seine Lippen verlasse, seinen Hals entlanglecke und mich immer weiter abwärts bewege. Dabei bedecke ich seine Brust mit Küssen und leichten Bissen. Obwohl es draußen noch dunkel ist, spenden Tischlampen und Stehleuchten warmes gedimmtes Licht im großen Schlafzimmer.
Seine Hände streicheln über meine Brüste, während ich seine Bauchmuskeln entlanglecke und mir wie immer jedes Tattoo einpräge. Jedes, das seine Geschichte erzählt. Als ich an seiner Hüfte angekommen bin, blicke ich zu ihm auf, sehe die pure Gier und das Verlangen nach mir, als ich seinen großen prallen Schwanz umfasse und in meiner rechten Hand massiere. Mit meiner Zungenspitze umkreise ich seine Eichel, bevor ich seine Härte langsam in meinen Mund aufnehme und ihn tief durchatmen höre. Wie ich diesen Blick von ihm liebe, wenn er genießt, was ich mache.
Seine Hand verliert sich in meinem Haar, was mich innerlich lächeln lässt. Ich weiß, wie sehr er Blowjobs liebt. Und obwohl es mich anfänglich gehemmt und angewidert hat, weil sich immer noch Erinnerungen hochkämpfen, ließ er mir Zeit und setzte mich nie unter Druck. Jede Nacht schlafe ich mit Licht, ich kann ihm und nur ihm beim Sex in seine Augen schauen und er lässt mich mein Tempo bestimmen. Nun ja, bis er sich ab einem Punkt nicht mehr zurückhalten kann.
Ich weiß, dass er diese verdorben dunkle Seite in sich nur für mich zurückdrängt, sich zügelt und alles auskostet, was ich ihm geben kann. Und ich werde mit jedem Tag besser.
Auf meiner Zunge breitet sich sein männlich herber Geschmack aus, als ich seinen Schwanz tiefer in mir aufnehme, zugleich seine Hoden massiere und dabei zu seinem Gesicht aufblicke. Als ich beginne, seinen Phallus in einem zuerst langsamen, dann schnelleren Tempo zu blasen und den Druck zu erhöhen, flackern keine fiesen Gedanken in meinem Kopf auf. Denn ich mache es für ihn, weil ich es will und nicht gezwungen werde.
Ihm dabei zuzusehen, wie er es liebt und genießt, bereitet mir die größte Freude. Er gehört mir, so wie ich ihm gehöre, und nichts wird etwas daran ändern. Uns verbindet so viel, dass dieser Schmerz, diese Hoffnung und diese Sehnsucht für mehr als zwei Leben reichen.
»¡Dios mío! Du wirst …« Sein ausgeprägter Adamsapfel bewegt sich auf und ab, als er schluckt. »Immer besser …«
Sein Blick verliert sich zur Decke, als ich meine Lippen fester um seinen Schaft schließe und seinen wirklich großen Schwanz schneller blase. So schnell, dass er jede Sekunde kommen wird.
»Okay, stopp«, höre ich ihn kehlig sagen. Fragend ziehe ich die Brauen über der Nase zusammen. »Komm zu mir. Ich will dich auf mir sehen.«
Langsam löse ich meine Lippen von seiner Härte, setze mich auf und streiche mein Haar aus dem Gesicht. »Ich bin am liebsten auf dir.«
»Ich weiß, weil du verdammt gut reiten kannst.«
»Und sehr bald auf meinem Bike.« Darauf freue ich mich schon sehr.
»Zuerst auf mir«, ermahnt er mich und kneift in meine Brustwarze.
»Am liebsten auf dir«, raune ich, rutsche auf seine Hüfte, beuge mich zu seinem Gesicht vor. Doch er umfasst meine Mitte und hebt mich höher auf sein Gesicht. Ehe ich reagieren kann, leckt er durch meine Pussy und umkreist meine Klit. »Verdammt, deine Pussy ist die geilste.«
»Du musst es ja wissen«, kontere ich frech, halte mich am Kopfteil des Bettes fest, das aus massivem Holz besteht, und keuche mit geschlossenen Augen. Denn er war schon immer verdammt gut darin, meine empfindlichen Stellen zu finden, die mich zum Zittern bringen. Er schiebt mit den Fingern meine Schamlippen weiter auseinander, bevor er mich mit seiner Zunge fickt und meinen Anus umkreist.
Ein Schauder wandert mein Rückgrat hinab, während ich keuche und die Finger fester um das Kopfteil klammere, dabei das Rückgrat durchdrücke.
Er wollte nicht, dass ich sofort seinen Schwanz reite, sondern mich wieder mit seiner Zunge um den Verstand bringen. Seine Bartstoppeln reiben rau über meine Beininnenseiten, er wird schneller und mir unendlich heiß. Ein tiefes Pochen ist in meinem Becken zu spüren, während sich meine Brustwarzen hart zusammenziehen und er meine rechte Brust umfasst. Er zwirbelt meine Brustwarze so fest, was mich sofort stöhnen lässt.
Als die Hitzewelle meinen kompletten Körper durchflutet, meine Beine zittern und ich den heftigen Höhepunkt sich anbahnen spüre, ist es bereits zu spät.
Ich komme so schnell, dass ich laut stöhne, meine Pussy sich um seine schlanken Finger zusammenziehen und ich seinen sanften Biss auf meiner Klit spüre. Das leichte Brennen und die unbändige Hitze vermischen sich zu einem intensiven Orgasmus, der mich rücklings in einen wirbelnden dunklen Strudel reißt. Denn mir wird verdammt schwindelig.
»Okay …«, sage ich schwer keuchend und öffne blinzelnd die Augen.
»Zuerst wollte ich mich revanchieren, jetzt darfst du auf mir reiten.« An der Mitte hebt er mich auf sein Becken, ich stütze mich erschöpft neben seinem Kopf ab und spüre anschließend seinen fast wieder harten Schwanz in mich eindringen.
Er weiß genau, was er will, und er bringt mich um den Verstand. Mein Gesicht schwebt wenige Millimeter über seinem, als ich ihm einen scharfen Blick schenke, ihn hungrig und dankbar zugleich küsse, sein Kinn umfasse und seinen Stößen Widerstand halte. Anschließend richte ich mich auf, streichele über seine athletische Brust, von der ich kaum meine Blicke lösen kann, und reite ihn mit tiefen Stößen. Dabei hält er mit seiner Hand meine Finger umfasst, mit der anderen massiert er meine Brüste. Mit jeder Minute spüre ich wie bei jedem Mal, dass ich am liebsten nicht mehr aufhören würde. Ihn immer spüren will. Zugleich fühle ich, wie er jeden Moment die Kontrolle übernehmen wird.
»Du solltest dich sehen …«, raunt er unter mir. Sein dunkles Haar liegt zerwühlt in den Kissen, durch das ich am liebsten fahren würde.
»Nein, du solltest dich sehen«, keuche ich lächelnd, werde schneller und halte mich an seiner Hand fest. Nach weiteren tiefen Stößen hebt er mich wendig von sich und rollt mich auf den Rücken. Unter ihm gefangen nimmt er mich mit immer härteren Stößen, während er in mir über meinen G-Punkt reibt, was mich unkontrolliert stöhnen lässt. »Verdammt …«
Über mir höre ich ihn dunkel lachen. »Schrei meinen Namen.«
Mit halb offenem Blick schüttele ich den Kopf, kralle mich an seinem Rücken fest und komme seinen Stößen entgegen. Er küsst mich verdammt stürmisch, stiehlt mir den Atem, als würden wir gemeinsam auf unseren Motorrädern über den Highway durch den Regenwald rasen. Ich suche seinen Blick, spüre ihn so verdammt tief in mir und lasse los. Den Kopf in die Kissen gelegt stöhne ich laut »Iron! Fuck, hör nicht auf«, worauf er wieder dunkel lacht, meine Stirn küsst und sich zwischen meinen Beinen auf den Knien aufrichtet, um mich weiter seinen Schwanz spüren zu lassen. Er ist verdammt ausdauernd, schickt mich von einem Höhepunkt in den nächsten und lässt mich kaum wenige Stunden durchatmen oder schlafen. Er ist verdammt unersättlich.
Weitere Male dringt er schnell in mich ein, hebt meine Hüfte an, und ich spüre seinen Schwanz pulsieren, bevor er mit einem tiefen Stöhnen kommt und sich in mir ergießt. Vollkommen außer Atem und von dem Rausch des Orgasmus beflügelt, der weiterhin meinen Körper regiert, schnappe ich seine Hand und ziehe ihn auf mich.
»Morgen?«, frage ich nah vor seinem Gesicht. »Sicher schon morgen abreisen?«
Seine dunklen Augenbrauen zucken, als er in meinen Augen forscht. »Wenn du noch länger bleiben willst, bleiben wir. Solange du möchtest, meine Kleine.«
Sanft streiche ich pechschwarze Haarsträhnen aus seiner Stirn, küsse seine Mundwinkel und reibe mit dem Daumen über sein Kinn. »Ich will, dass es nie aufhört.«
»In Panama wird es erst anfangen, Lil«, prophezeit er mir mit einem geheimnisvollen Blick. »Außerdem können wir jederzeit zu unserem Haus in Kanada reisen.«
Sofort ziehe ich die Stirn kraus. »Sag nicht, du hast es gekauft?«
»Möglicherweise? Oder wolltest du dich am Kauf beteiligen?«, nimmt er mich auf den Arm.
»Hey, so arm bin ich nicht. Ich hab von Aramis 10.000 Dollar erhalten.«
»Wirklich? Dann gehört dir der Holzschuppen hinter dem Haus.«
Sofort schlage ich gegen seine Schulter. »Angeber. Hätte ich seine dritte Aufgabe bestanden, würde ich sicher auch wie du in Geldbergen schwimmen. Aber aus Liebe verzichte ich auf das Geld.«
»Ist das so?« Wieder schenkt er mir diesen draufgängerischen Blick und will sich ernsthaft mit mir anlegen.
»Okay, mein Freund.« An den Schultern drücke ich ihn von mir, mit verdammt wenig Erfolg. Er gerät nicht einmal ins Wanken, dafür lacht er mich aus.
»Was soll das werden?«, fragt er und bleibt weiterhin über mir abgestützt liegen. »Du flüchtest doch nicht in den Holzschuppen?«
»Ja, das hättest du gern, was?«
Wieder schenkt er mir nur diesen berechnenden Gesichtsausdruck mit der Botschaft in seinen Augen: »Versuch erst mal, dich unter mir zu befreien, Kleines.«
»Na gut. Ich werde wohl nicht im Holzschuppen einziehen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich das Geld nicht hier habe.«
»Du bist wirklich eine hohle Nuss, Lil. Erst den Mund aufreißen, dann einen Rückzieher machen. Ich hab hier irgendwo ein Zelt gesehen und Survivalausrüstung. Die ist sicher für dich bezahlbar. Ach, warte.« Mist, ich kenne seinen fiesen Sarkasmus. »Du hast sicher dein Portemonnaie in Panama liegen lassen.«
»Okay, es reicht!«, meckere ich, lache aufgesetzt und zappele unter ihm.
»Nein, noch lange nicht«, haucht er vor meinen Lippen, küsst mich und gibt mich nicht frei. Ich atme seinen warmen, nach Wildleder und Orange riechenden Duft ein. »Ich wollte ohnehin mit dir darüber sprechen.«
Plötzlich werden seine Gesichtszüge ernster. »Worüber?«, hake ich nach.
»Dass du anteilmäßig Geld dazuverdienen kannst. Ich wollte dir Anteile meiner Firma überschreiben, sobald wir Mann und Frau sind.«
»Das sagst du mir, während du in mir bist?« Amüsiert lache ich und boxe gegen seine Brust.
»Wann wäre der Zeitpunkt besser?« Dieser Blödmann.
Mich räuspernd verdrehe ich die Augen. »Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist. Ich habe keine Ausbildung, ich kann eigentlich nichts außer stehlen, in einem Shop als Aushilfe arbeiten, abkassieren und Regale neu befüllen. Und Burger wenden. Pommes kann ich auch frittieren.«
Über mir grinst er schief. »Ich führe dich in alles ein.«
»So wie jetzt auch?« Anzüglich hebe ich die linke Augenbraue in die Stirn und streichele über seinen Rücken, tiefer zu seinem festen Arsch.
»So wie jetzt auch.« Langsam zieht er sich aus mir zurück, dreht sich auf den Rücken und hebt mich an seine Seite. »So gern ich dir beim Frittieren von Pommes und Wenden von Burgern zusehen will, Lil, so gern will ich dich zukünftig absichern. Wenn Menschen dort draußen erfahren, dass wir zusammen sind, werden einige versuchen, uns zu trennen, oder mir damit schaden, indem sie dir etwas antun. So wie die Borillos in der Straßenbahn oder Miró. Und das Risiko gehe ich nicht ein. Daher kannst du den Job als Aushilfe knicken.«
Ich verstehe seine Sorge und auch seine Pläne, allerdings will ich ihm nicht auf der Tasche liegen. »Ich könnte in deinem Unternehmen, wenn du denn den Namen gewechselt hast und es wieder betreten kannst, als kleine Arbeitskraft anfangen.«
»Und dich von meinen anderen Mitarbeitern schräg anschauen lassen?«
»Hey, ich hab einen Mund …«
»Und was für einen.« Neben mir lacht er und schnippt gegen meine Schläfe. »Nein, selbst mit deiner scharfen Zunge, nein. Ich werde dir einen Firmenanteil überschreiben, du wirst meine zweite Geschäftsführerin, und ich werde dich nach und nach in alles einarbeiten und unterrichten.«
Das bedeutet, ich werde Stück für Stück Teil seines Lebens, seiner Arbeit, seiner Geschäfte? »Wie denkst du darüber?« Seine dunklen charismatischen Augen treffen meine. Ich halte kurz die Luft an.
»Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, wie ich mich anstellen werde. Aber ich werde mir Mühe geben, um mein eigenes Geld zu verdienen.«
»Ich weiß ohnehin, dass wir uns nur zu Meetings treffen, um uns die Klamotten vom Leib zu reißen, aber es wäre ein Anfang.«
»Als ob ich immer damit beginnen würde, dich anzumachen und dich zuerst auszuziehen«, sage ich scherzhaft. Manchmal ist es so, aber meistens nutzt er jede Gelegenheit aus. Obwohl ich noch nicht weiß, ob mir der Job gefallen wird, könnte es interessant werden. Schließlich kann ich mich nicht den ganzen Tag langweilen. Und wer weiß, vielleicht vertraut er mir auch bald Aufgaben der Terequeraz an.
Plötzlich vibriert mein Handy auf dem Nachttisch. »Sag nicht, Aramis stalkt dich wieder?«
Ich greife zum Smartphone, auf dem ich Zeros Maske erkenne, darunter eine neue Nachricht. Sie ist nicht von Aramis, sondern Jaeden.
»Er hätte sich seit einigen Wochen melden sollen. Wenn ihn jemand die letzten Wochen zugetextet hat, war das wohl ich.« Denn er hat seit anderthalb Monaten auf keine Nachricht mehr von mir geantwortet.
Das Laken an die Brust gedrückt, richte ich mich im Bett auf, entsperre das Handy und lese Jeadens Nachricht:
Ich will dich nicht beunruhigen, Lilith,
Aber hast du in letzter Zeit was von Zero gehört? Wir suchen ihn seit drei Wochen.
Wenn er nicht weiß, wo er ist, weiß ich es ganz sicher nicht. Sofort tippe ich eine Nachricht ein.
Nein. Er antwortet mir seit fünf Wochen nicht mehr. Wo ist er?
Neben mir setzt sich Iron ebenfalls auf, legt seinen rechten Arm mit den dunklen Tätowierungen und Lederarmbändern um meine Schultern und liest mit.
Er wollte zum Nationalpark, um einer Sache nachzugehen.
Wir sollten in Panamastadt bleiben.
Seit drei Wochen hören wir nichts von ihm.
Besorgt schaue ich vom Display zu Iron auf, der geräuschvoll Luft holt. »Ich werde meine Kontakte fragen und Nachforschungen betreiben, wo er sich befindet.«
Nachdem er mir einen Kuss auf mein zerwühltes Haar gibt, zieht er das Laken von seinem Körper und verlässt das Bett. Flüchtig erhasche ich einen Blick auf seine große Statur, seinen muskulösen und zugleich athletischen Rücken, seine schlanken Beine und seinen perfekten Arsch. »Glotz nicht wieder so frech, Lil.«
»Äh, ich texte.« Schnell gebe ich vor, Jeaden zu antworten.
Wir holen Infos ein.
Haltet mich unbedingt auf dem Laufenden.
Kaum habe ich die Nachricht abgeschickt, suche ich Zeros Kontakt, um ihn anzurufen. Doch wie zu erwarten, ist sein Handy ausgeschaltet oder aber er hat keinen Empfang. Klasse. Entweder will er seine Ruhe haben und ist in seinem Anwesen beim Volcán Barú oder er hat sich einen anderen Ort gesucht, um ungestört zu sein, oder aber ihm ist etwas zugestoßen. Dabei reist er selten allein, seine Sicherheit ist ihm wichtig und er würde kein unnötiges Risiko eingehen. Nein, das passt nicht zu ihm.
Nachdenklich lasse ich das iPhone sinken, hebe die Laken von mir und suche das Badezimmer auf. Von unten höre ich Iron mit jemandem telefonieren. Als ich nackt das Schlafzimmer verlasse, über die Galerie zum Bad gehe, sehe ich ihn vor der großen Fensterfront, hinter der Schneeberge zu sehen sind, auf und ab gehen.
Nur mit langen dunklen Jogginghosen bekleidet, spricht er leise und verdammt schnell in sein Smartphone, sodass ich kaum ein Wort verstehe. Unauffällig stoße ich mich vom Holzgeländer ab, schaue zum Wandkamin, in dem das Feuer bereits heruntergebrannt ist, und zu der bequemen hellen Couchlandschaft.
Iron wird mir sagen, wenn etwas nicht stimmt. Ganz sicher.
Im Badezimmer angekommen, erleichtere ich meine Blase, schnappe eine Bürste und kämme mein Haar. Anschließend steige ich im sandsteinfarbenen Bad unter die gläserne moderne Dusche und genieße das warme Wasser auf meinem Körper. Von der Kälte in diesem Land wird man verdammt schnell müde. Dafür liebe ich den Schnee. Wenn Iron das wunderschöne abgelegene Haus wirklich gekauft hat, können wir diesen Ort jederzeit aufsuchen. Doch gerade vermisse ich Panama und mache mir Sorgen um Zero. Warum meldet sich Jeaden erst jetzt? Erst nachdem Aramis drei Wochen nicht zu erreichen ist?
In Gedanken versunken wasche ich meinen Körper, spüle mein Haar aus und bemerke anschließend, dass Iron zu mir unter die große Dusche steigt.
Sein Gesichtsausdruck ist gefährlich düster und besorgt zugleich. Er sieht aus, als würde er den Wald, in dem sich das Haus befindet, augenblicklich brandroden wollen.
»Ich habe keine guten Nachrichten, Lil.« Links und rechts stützt er sich über meinen Schultern ab, überragt mich um einen Kopf und schaut auf mich herab. Sein dunkles Haar wird vom Wasser langsam in seine Stirn gespült, als er die Augen schließt.
»Was ist passiert? Sag schon.« Ich lege meine Hände um seinen Rücken und schaue fragend zu ihm auf. »Hat er Mist gebaut? Steckt er in Schwierigkeiten? Ist … ist er im Gefängnis?«
»Nein. Er ist verschwunden, spurlos vom Erdboden verschluckt. Keiner weiß, wo er sich gerade aufhält. Zuletzt wurde er im Nationalpark gesehen, am 17. Oktober. Danach fehlt jede Spur von ihm. Meine Leute horchen sich bei den Behörden und der Grenzpolizei um, Dionel wird die Flughäfen überwachen, aber ich vermute, es ist irgendetwas passiert. Er hatte keinen Grund, um unterzutauchen.«
»Nein, den hatte er nicht. Wir haben uns ausgesprochen, es gab keine Probleme. Vor Wochen hat er mir regelmäßig geschrieben«, antworte ich und habe die arge Vermutung, dass irgendeine verfeindete Gang mit Zeros Verschwinden zu tun hat. Bei der Vorstellung verknotet sich mein Magen.
»Ich befürchte, wir müssen bereits heute abreisen.« Er löst die rechte Hand vom Glas, tritt noch näher an mich heran und streicht eine nasse Strähne aus meinem Gesicht, was er sehr oft macht.
»In Ordnung. Packen wir und reisen ab. Ob heute oder morgen spielt keine Rolle.«
Er nickt, umfasst mein Kinn, küsst mich zärtlich. »Es wird bereits alles organisiert und der Jet gebucht.«
Sanft erwidere ich den Kuss, fahre mit der Hand über seinen angespannten Oberarm und stelle mich auf die Zehenspitzen.
»Finden wir deinen Bruder«, hauche ich vor seinen Lippen und lächele zuversichtlich.