Anwesende: Belinda Schwarz, polizeiliche Sachbearbeiterin, Bernhard Scherrer, Beschuldigter, sowie Pflichtverteidiger Markus Kerner

»Herr Scherrer, wir haben die Daten der Mobiltelefone ausgewertet.«

»Das ist doch privat.«

»Wir ermitteln hier wegen Mordes. Da bleibt nichts privat.«

»Sie verschwenden Ihre Zeit. Warum suchen Sie nicht endlich nach dem Täter?«

»Wir haben Ihr Telefon und auch das Ihrer Frau ausgewertet, das heißt, wir können alle Anrufe zurückverfolgen und alle Nachrichten lesen, die verschickt wurden.«

»Da werden Sie nichts Interessantes finden.«

»Ist es richtig, dass Sie am 20. November Ihrem Freund und Geschäftspartner Stefan Wenger geschrieben haben, Sie befürchteten, dass Vera Sie betrüge?«

»Ach das …«

»Es ist also richtig?«

»Das war nur eine kurze, schwierige Phase, ich war grundlos eifersüchtig.«

»Trifft es zu, dass Sie Wenger gefragt haben, wie Sie am besten herausfinden könnten, ob Vera einen Liebhaber habe?«

»Hören Sie, das ist lächerlich, jeder Ehemann und jede Ehefrau hat hin und wieder Zweifel.«

»Ja, es ist richtig. Aber da war nichts, das interpretieren Sie völlig falsch.«

»Behaupten Sie immer noch, dass weder Sie noch Ihre Frau eine außereheliche Affäre hatten?«

»Ja, das ist so. Wir waren uns immer treu. Hundertprozentig.«

»Warum stellten Sie Ihrem Freund dann solche Fragen?«

»Es war nur ein Moment der Schwäche, mehr nicht.«

»Ihre Frau hat uns in der Befragung angegeben, dass Sie nicht verhütet hätten, da Sie sich einer Vasektomie unterzogen haben.«

»Was tut das zur Sache?«

»Wir haben in Ihrem Schlafzimmer in der Nachttischschublade Kondome gefunden. Können Sie mir das erklären?«

»Das muss ich Ihnen nicht erklären. Die sind alt, die haben wir nicht mehr gebraucht.«

»Sagt Ihnen der Name Manfred Probst etwas?«

»Nein.«

»Sie haben ihn noch nie gehört?«

»Nein, das sag ich doch.«

»Am 19. Dezember schrieb Ihre Frau folgende Nachricht an Manfred Probst: Ich wünsche Dir viel Glück und Liebe, die ich Dir gerne geben will. Was sagen Sie dazu?«

»Dazu habe ich nichts zu sagen. Es gibt dafür sicher eine Erklärung. Das hat nichts zu bedeuten.«

»Am nächsten Tag schrieb sie ihm: Ich schicke ganz viele Küsse, ich vermisse Deine Wärme. Schlaf gut.«

»Ich glaube Ihnen nicht, dass sie das geschrieben hat. Das behaupten Sie jetzt nur, damit ich wütend auf Vera werde und etwas sage, das nicht stimmt.«

»Ist es nicht eher so, dass Sie von der Affäre Ihrer Frau gewusst haben?«

»Womöglich haben Sie sich Zugang zu ihrem Handy verschafft und die Nachrichten gelesen.«

»Diese Nachrichten haben Sie erfunden. Die hat es nie gegeben. Das hat sie nicht geschrieben.«

»Ihre Frau hat Manfred Probst geschrieben: Ich habe Dich ganz fest lieb.«

»Sie lügen.«

»Und weiter: Ich hoffe, dass ich bald Dir gehöre.«

»Das erfinden Sie doch alles.«

»Ich lüge Sie nicht an.«

»Meine Frau hatte keine Affäre.«

»Sie behaupten also, nichts davon gewusst zu haben? Das glaube ich Ihnen nicht.«

»Ich glaube Ihnen auch nicht.«

»Sie wussten um die Affäre Ihrer Frau. Sie wussten, dass sie sich verliebt hat. Womöglich hat sie Ihnen bereits eröffnet, dass sie sich endgültig trennen will. Aber Sie wollten sie nicht mit den Kindern gehen lassen.«

»Ich weiß, was Sie jetzt denken. Sie denken, ich sei einer dieser eifersüchtigen Ehemänner, die ihre Kinder töten, damit die Frau sie nicht mitnehmen kann, wenn sie ihn verlässt. Das denken Sie. Aber Sie denken falsch. Vera hätte mich nie verlassen. Vera liebt mich. Und ich liebe sie. Und wir liebten unsere Kinder.«

»Sie halten also daran fest, dass Sie nie etwas von Manfred Probst gehört haben und dass Sie nichts von einer Affäre bemerkt haben wollen?«

»Ja. Es kann nicht sein, was Sie behaupten. Sie irren sich. Wie hätte ich das nicht merken sollen? Das ist unmöglich. Vera hatte keine Affäre.«

»Ich bin gespannt, was Ihre Frau dazu zu sagen hat. Und ihr Liebhaber.«