Die Kandidaten
Die Stille war fast greifbar. Alle Anwesenden starrten zu Leo. Der Professor hatte mit Hilfe von Marc und Malik den Stein an eine Stelle transportiert, an der Leo die Rheinebene im Rücken hatte. Der Vollmond leuchtete genau hinter ihm am Horizont, stand tief und wirkte dadurch noch größer.
Nun kniete sich Leo vor den Stein. Der Professor stellte eine Schale mit Wasser neben ihn, in die Leo seine Hände tauchte. Seit seiner Ankunft hatte er kein Wort geredet. Was Ayses Bruder sichtlich nervös machte. Lara hatte von Maliks Outing erfahren und war überrascht gewesen. Seinen inneren Kampf hatte er gekonnt vor ihnen verheimlicht. Sie war stolz auf ihn, dass er sich zu sich bekannt hatte.
Leo hatte ihn in Berlin geküsst, aber jetzt sah er ihn nicht einmal an. Es schien, als sollte nichts seine Konzentration stören, die er nun brauchte. Wie er mit seiner Musik die zusammengehörenden Menschen finden wollte, wusste Lara nicht.
Er atmete tief durch und sah nun zu der Menschenmenge. »Einer nach dem anderen.«
Nichts geschah. Keiner wagte, den Anfang zu machen. Schließlich lächelte Karin und trat nach vorn. Leo sah sie an. Dann fassten seine nassen Hände an den Stein. Er ließ sie darüber gleiten, schloss die Augen und senkte etwas den Kopf. Die Töne gingen ineinander über, wurden zu einer Melodie. Lara staunte, als sie deutlich Karins Willensblase sah, die bei diesen Klängen noch mehr aufleuchtete
.
Und dann geschah das Unglaubliche. Nicht nur Karins Blase leuchtete auf, sondern auch die von Jo. Er riss die Augen auf, als wäre er aufgeweckt worden.
Lara, die als Einzige die Blasen sehen konnte, ging zu ihm und zog ihn zu Karin. Die beiden sahen sich an und lächelten. Eine neue Melodie mischte sich in Karins Lied, und Lara beobachtete fasziniert, wie Leos Hände immer schneller über den Stein glitten. Er spielte jetzt auch Jos Melodie. Gleichzeitig!
Als Karin und Jo nebeneinanderstanden und ihre Willensblasen von den Klängen aufleuchteten, verschwammen auch die Grenzen zwischen ihnen. Für einen Moment wurden die Willensblasen eins. Und noch drei Blasen leuchteten auf. Sie gehörten zu den Jungs, mit denen Jo Musik machte. Auch sie traten nach vorn. Nun fanden fünf Melodien zueinander, was unglaublich schön klang. Lara hätte noch ewig lauschen können.
Auf diese Weise würden sie also die zusammengehörenden Personen finden. Deshalb mussten Lara und Leo für diese Aktion zusammen sein. Sie konnte sehen, was Leo zum Leuchten brachte.
Doch bei aller Schönheit blieb dieser Kreis unvollständig. Hand in Hand gingen die fünf an den Rand.
Nun trat eine weitere Person hervor. Leo sah sie an, schloss die Augen und begann zu spielen. Auch für diese Person fanden sich Teile ihrer Siebener-Gruppe. Diesmal waren es nur drei Blasen, die Lara aufleuchten sah. Sie versammelte alle vorn. Sie schienen sich wiederzuerkennen, auch wenn sie sich noch nicht begegnet waren. Aber die vereinte
Willensblase hing über ihnen und leuchtete einmal kräftig auf, während ihre gemeinsame Melodie zu hören war. Dann, als Leo zu spielen aufhörte, teilte sich die Blase wieder in drei kleinere Blasen, und die Menschen machten Platz für die nächsten. Auch ihr Kreis der Sieben war nicht vollständig.
Leo wiederholte das Prozedere immer wieder. Er spielte die ganze Nacht. Ließ einzelne Blasen aufleuchten, und Lara führte alle zusammen, die im selben Kreis der Sieben waren. Wenige von ihnen spürten es selbst und brauchten sie gar nicht. Manchmal blieb eine Person auch allein, wurde dann aber sofort lachend und liebevoll in den Kreis der Wartenden aufgenommen. Eva und Dany gehörten zusammen, bei ihnen waren zwei der Frauen, mit denen Eva ihren Verein gründen wollte. Darunter auch Becky, die sich für diesen Anlass extra die Fingernägel mit kleinen Galaxien dekoriert hatte. Auch sie waren nicht genug. Keine Sieben.
Während Leo die nächste Melodie spielte, trat Marc zu Lara. Es nieselte leicht aus einzelnen, dicken Wolken, die sich am Himmel gebildet hatten. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein voller Kreis dabei ist?«
»Wenn wir ihn nicht finden, war alles umsonst.«
»Hey, Goldi, ich war immer der Pessimist unter uns.«
Lara schwieg, als plötzlich ein Raunen durch die Menge ging. Aber das Raunen galt nicht etwa sieben Seelen, die sich gefunden hatten, sondern dem Mond, über dem sich eine weiße Sichel am Abendhimmel gebildet hatte.
»Was
ist das?«, fragte Lara.
Marc blickte hin und lächelte. »Ein Regenbogenmond«, erklärte er. »Er kann entstehen, wenn der Mond besonders tief am Horizont steht, wie jetzt. Wenn dann noch Regentropfen dazukommen, passiert das Gleiche wie bei einem Regenbogen. Die weiße Sichel ist ein Regenbogen, nur dass du am Nachthimmel seine Farben nicht sehen kannst.«
»Es ist wunderschön«, hauchte Lara.
»Ein Zeichen?«, fragte Marc grinsend. »Ihr Mädels glaubt doch an Zeichen. Wenn du mich fragst, ist das eins. Wir werden die Sieben finden, Lara.«
Die Suche ging weiter. Die ganze Nacht über spielte Leo Melodien. Er schien keine Erschöpfung zu kennen. Trank und aß nichts, um seine Konzentration nicht zu stören. Malik saß ein Stück weit entfernt und sah ihn an.
Nur noch um die zwanzig Leute waren übrig. Die Hoffnung aller Beteiligten war gesunken. Genau wie die Feierstimmung.
Schließlich waren nur noch Lara, Cem, Ayse, Marc, Malik, Leo und der Professor übrig. Sieben Menschen. Aber kein Kreis. Denn Timo gehörte auf jeden Fall dazu. Und Johanna, wie Lara insgeheim hoffte.
Malik stand auf und trat nach vorn. Er sah Leo in die Augen, der seinen Blick erwiderte. Einen Moment lang schien Leo aus dem Konzept gebracht, dann aber lächelte er.
»Ich kenne deine Melodie schon«, rief er laut und für alle hörbar. »Ich habe sie gehört, als wir uns geküsst haben.«
Malik schoss das Blut in die Wangen, als er antwortete: »Ich habe sie auch gehö
rt.«
Leo begann zu spielen. Als Ayses Bruder seine eigene Melodie hörte, blieb er wie angewurzelt stehen und lauschte. Tatsächlich wurde seine Willensblase nun hell und strahlend. Die Konturen von Personen, die Lara darin gesehen hatte, wurden nun klar. Es waren Malik und Leo. Seite an Seite, strahlend vor Glück.
Leo spielte eine weitere Melodie und nun leuchtete seine eigene Willensblase auf, tat sich mit Maliks zusammen. Der ging näher zu ihm und betrachtete ihn. Mit einem Lächeln. Als dieser zu spielen aufhörte, ging Malik auf ihn zu und küsste ihn. Leo erwiderte den Kuss, und nach einem Moment der Stille klatschten einige Beifall. Leo lachte, und auch Malik strahlte über das ganze Gesicht.
Die Kraft der Klänge brachte offensichtlich alle Mauern zum Einsturz. Auch die eigenen.
Was nichts daran änderte, dass die Aktion gescheitert war.
Als es bereits zu dämmern begann, wollte der Professor den Stein wieder einpacken. Da trat noch eine Person vor Leo.
»Ich will wissen, ob ich auch eine Melodie habe«, erklärte Tonka.
Leo sah sie an. Er lauschte, und es dauerte etwas länger als bei den anderen, aber schließlich lächelte er und setzte sich an den Stein. Tonka war ihre Vorfreude anzusehen. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, während der erste Klang zu hören war. Tonka schloss die Augen. Lara trat näher. Genau wie Marc. Sie wollten unbedingt die Melodie ihres zum Menschen
gewordenen Aliens hören.
Und als die Melodie erklang, spürte Lara ein Kribbeln in sich, das durch ihren ganzen Körper strömte. Sie fühlte sich ergriffen, seltsam berührt.
Marc neben ihr hatte ebenfalls die Augen geschlossen. Als Leo neben Tonkas Lied eine weitere Melodie erklingen ließ, leuchtete plötzlich Marcs Willensblase! Wie war das möglich? Marc und Tonka? Aber Tonka war kein Mensch. Wie konnte sie Teil von Marcs Sieben sein?
Leo spielte eine dritte Melodie an. Dann eine Vierte. Über Cem und Ayse leuchtete es hell auf. Die beiden spürten es. Ungläubig sahen sie erst zu Tonka und dann zu Lara. Cems Mund stand offen. Er deutete auf einen Fleck über Laras Kopf.
Ja. Sie spürte es auch. Sah es. Ein Schimmern über sich selbst, das nun auch Cem sehen konnte. Leo ließ eine fünfte Melodie erklingen. Laras Melodie. Sie webte sich selbstverständlich in die anderen Klänge ein. Lara sah zu Johanna. Die Blase über dem Kopf ihrer Tochter leuchtete nicht auf. Sie gehörte nicht zu ihrem Kreis der Sieben.
Langsam traten Ayse und Cem zu Tonka, die die Augen immer noch geschlossen hatte und von alldem gar nichts mitbekam. Karin kam zu Lara, lächelte sie an und nahm ihr Johanna ab. Lara starrte auf ihr Kind. Hoffte, dass sich noch etwas veränderte. Aber keine weitere Melodie setzte ein, die Johanna zu ihrem Kreis hinzugefügt hätte. Mit ihr und Timo wären sie sieben gewesen.
Nur ungern gab Lara Johanna ab, aber der Klang der Melodien war so magisch, so anziehend, dass Lara gar
nicht widerstehen konnte. Sie nahm Marcs Hand, der sie verwirrt ansah. Offensichtlich bekam er von dem ganzen Geschehen nur die Hälfte mit.
Lara musste lachen, es war so typisch. »Du gehörst zu uns«, sagte sie lächelnd.
Der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Nein, Goldi. Ich habe keine Sieben. Schon gar kein Alien.«
Lara zog ihn einfach mit sich. Sie trat neben Tonka und nahm deren Hand. Überrascht öffnete Tonka die Augen. Von der anderen Seite kamen Cem und Ayse dazu. Zu fünft standen sie nun da, Susi bellend neben ihnen. Tonka war Mensch geworden. Sie gehörte zu ihnen.
Nun ergab alles einen Sinn. Die Reise ins Totenreich, die Reise in die anderen Welten, all das hatte passieren müssen, um Tonka zu ihnen zu holen. Um vollständig zu werden. Das Entdecken der Welten, es war tatsächlich ihre Aufgabe gewesen. Ihr gemeinsames Ziel in diesem Leben.
Tonka lachte glücklich. Auch Cem wirkte wieder lebendiger im Kreis seiner Sieben. Auch, wenn noch zwei fehlten und auch, wenn sie in dieser Runde nichts würden ausrichten können. Als Lara diesen Gedanken hatte, spielte Leo eine sechste Melodie. Und eine Siebte.
Sie sahen sich um. Von den Anwesenden gehörte niemand dazu. Aber ein weiteres Raunen verriet Lara, dass etwas geschah. Sie sah in die Richtung, in die nun alle starrten. Vom dämmernden Himmel gleitend kamen zwei Personen auf sie zu. Timo
!
Laras Augen weiteten sich vor Freude,und ihr Herz klopfte schneller. Die Melodie hatte Styxʼ
Barriere überwunden. Und nicht nur das. Die Reaktion der Anwesenden verriet, dass auch sie ihn sehen konnten. Lara strahlte über das ganze Gesicht, bis sie erkannte, wen Timo mitbrachte.
Die Person, mit der Lara am wenigsten gerechnet hatte.
Philipp Hauser.
Der Mann, der fünfzehn Menschen in den wahrscheinlichen Tod geführt hatte, der die Menschen auf die Zugänge aufmerksam gemacht und dadurch diese ganze, schreckliche Entwicklung ins Rollen gebracht hatte ... Dieser Mann sollte einer ihrer Sieben sein? Unmöglich!
Timo und Philipp landeten in ihrer Mitte.
»Timo!« Ein Schrei aus der Menge ließ alle herumfahren.
Theresa war aus der Menge getreten und ging mit zitternden Händen auf ihren Sohn zu. Auch sie konnte ihn sehen.
Timo lächelte und ging ihr entgegen. Seiner Mutter liefen die Tränen über das Gesicht. Sie versuchte, ihn zu berühren, aber ihre Hand glitt durch seine Erscheinung hindurch.
Während die beiden einen Moment Zeit füreinander hatten, sah Philipp die Anwesenden an.
Marc ging wütend auf ihn zu. »Was willst du hier?«
»Ich gehöre zu euch«, erklärte Philipp.
»Bullshit!«, schrie Marc.
»Bist du nicht der Typ mit der Website?«, wollte Ayse verwirrt wissen. »Der die
Fotos veröffentlicht hat?«
Tonka ging auf Philipp zu. »Und du bist auch der Typ, der gesprungen ist.«
Philipp zögerte, ehe sein Blick auf Lara fiel. »Ich bin vor allem der Typ, der fünfzehn Menschen in den Tod geführt hat.«
Also waren sie wirklich tot. Lara hatte das Gefühl, als würde ihr jemand gegen die Brust schlagen. Wie war es möglich, dass dieser Mensch ein Teil ihres Kreises war?
»Ich weiß, was ihr denkt«, erklärte Philipp nun.
»Nicht mal ansatzweise«, zischte Marc.
»Ich war davon überzeugt, dass es das Richtige ist. Und ich war davon überzeugt, dass niemandem etwas passiert. Schließlich seid ihr auch immer wieder zurückgekommen.«
Schweigen. Lara nahm wahr, dass Timo seine Mutter noch einmal anlächelte und dann langsam zu Philipp in den Kreis trat.
»Ich habe geglaubt, dass uns etwas Großartiges erwartet und dass ihr dieses Wissen für euch behalten wollt. Aus Egoismus. Ich habe nicht verstanden, dass ihr uns schützen wolltet. Alle Reisenden haben sich eine Weile verstecken können. In dieser Welt des Krieges. Aber diese Riesen kamen mit ihren Kämpfen immer näher. Nach und nach erwischte es einen von uns. Sie haben uns nicht bewusst umgebracht, wir wurden einfach ein Teil ihrer Welt. Ich konnte mich am längsten verstecken. Heute hat es mich auch erwischt. Es war fast eine Erlösung.«
Lara sah zu Timo und schüttelte den Kopf.
Aber Timo lächelte. »Als ich gesagt habe, dass wir noch nicht komplett sind, da war Philipp noch am
Leben. Auf der Welt der Krieger hätten wir keinen Zugriff auf ihn gehabt. Aber nun, da er tot ist, konnte ich ihn hierher mitbringen. Er gehört zu unserem Kreis der Sieben.«
»Nein«, rief Lara unkontrolliert. »Das akzeptiere ich nicht!«
»Es ist etwas, das wir vor langer Zeit gemeinsam beschlossen haben. Wir wollten die Sieben sein, die die anderen Welten zugänglich machen.«
»Was?«, rief Marc. »Also, ich bestimmt nicht.«
»Natürlich du. Warum glaubst du, hast du dir einen Großvater ausgesucht, der total auf das Universum abfährt? Warum glaubst du, waren die Sterne das Einzige, das dich als Kind trösten konnte? Du warst von Anfang an dazu bestimmt, uns auf der Reise zu begleiten. Und Lara auf ihrer zweiten Reise zu beschützen.«
Marc schwieg verdutzt.
»Es ergibt alles einen Sinn. Jetzt. Da wir zusammen sind.«
»Es ergibt überhaupt keinen Sinn! Er hat fünfzehn Menschen umgebracht«, rief Lara.
»Jeder ist freiwillig gesprungen«, betonte Timo. »Und hattest du nicht auch das Bedürfnis, deine Erlebnisse öffentlich zu machen? Du hast Karin alles über Mila erzählt. Im Prinzip hat Philipp nichts anderes getan.«
Lara schwieg verstockt.
»Unter den Sieben gibt es auch Gegner, weißt du nicht mehr?«, fragte Timo nach. »Denk an Konrad, der deinem Vater seine Frau ausspannen wollte. Oder an das komplizierte Verhältnis deiner Mutter zu ihrer Mutter. Es geht um das Gleichgewicht.
«
»Ich scheiße auf das Gleichgewicht!«, konterte Marc. »Der Typ ist ein Arsch! Er ist schuld an diesem ganzen Depressionsmist.«
»Mit uns hat die Reise angefangen. Also tragen wir genauso die Verantwortung. Gemeinsam können wir das Problem auflösen.«
Lara schwieg, als Ayse mit Cem an der Hand nach vorn trat. »Ich verstehe nur die Hälfte von dem, was ihr redet. Aber ... er hat ganz offensichtlich die Konsequenzen nicht abschätzen können.«
»Als ich begriffen habe, dass wir von der Welt der Krieger nicht wegkommen ... weil wir nicht mal zum Ausgang kamen ... Es war grauenvoll.« Philipp starrte ins Leere, als er sich daran erinnerte. »Nach und nach kamen die Leute hinter mir her. Alle mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Begeisterung! Vorfreude! Der Anblick von Laniakea ... Es war unfassbar schön. Aber dann waren wir in dieser Höhle und ... den Rest kennt ihr ja. Als ich schließlich auch gestorben bin, war ich in einem Raum mit einem weißen Auge. Ich wurde durch ein Fenster gezogen und war fortan in einem Land, in dem es nur diesen kleinen See gab, in den ich gesprungen bin. Ich bin untergegangen. Immer und immer wieder. Ich habe mich selbst sterben lassen. Weil ich mich so schuldig gefühlt habe. Bis Timo gekommen ist. Er hat mich aus dem Wasser gefischt und mir erklärt, dass ich es wieder gutmachen kann.«
Tonka musterte Philipp. »Du warst auch dabei, als wir im Mummelsee aufgetaucht sind, oder?«
Er nickte
.
»Also hast du mich gesehen. Du hast gesehen, dass Marc und Lara ein Alien mit auf diese Welt gebracht haben.«
»Ja, das habe ich«, bestätigte Philipp.
»Warum hast du mich nicht verraten?«
Er lächelte. »Ich dachte, es ist besser, wenn die Menschen die Welten erst kennenlernen. Und verstehen, dass du keine Gefahr bist. Ich ... wollte dich schützen.«
Zu Laras Erstaunen ging Tonka auf Philipp zu und umarmte ihn. Zumindest versuchte sie es. Ihre Hände griffen ins Leere. »Ich danke dir«, sagte sie deshalb nur und verneigte sich vor ihm.
Lara war hin und her gerissen. Sagte er wirklich die Wahrheit? Oder wollte er sich nur rehabilitieren.
»Verstehst du nicht, Lara?«, hakte Timo nun nach. »Wir haben alles genauso gewollt. Philipp war ein Teil des Puzzles. Dank ihm wissen die Menschen von den anderen Welten, und wenn wir erst einmal eine neue Welt über der alten erschaffen haben, dann wirst du begreifen, dass alles gut war.« Er ging auf sie zu und reichte ihr die Hand.
Zögernd griff sie danach. Auch sie berührte nur Luft, spürte aber deutlich die Verbindung zu Timo. Er reihte sich in den Kreis ein und nickte Philipp zu.
Philipp ging auf Marc zu, der ihn jedoch nur feindselig musterte. Tonka hingegen machte Platz und lud Philipp ein, sich neben sie zu stellen.
Erst jetzt wurde Lara sich der Musik bewusst. Leo spielte sieben Melodien gleichzeitig, die nun vereint von einer unendlichen Schönheit und unendlichem Leben erzählten.
Er war komplett.
Ihr Kreis der Sieben.