Impressionen aus Slowenien

Stolze Alpengipfel und südliche Leichtigkeit

Mächtige Gebirge, mediterraner Küstenzauber und eine elegante Hauptstadt – Slowenien überrascht mit einer bunten Mischung

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Imposant erheben sich die Gipfel der Kamniker Alpen über dem Städtchen Kranj

»Freunde! Einen süßen Wein haben uns die Reben geschenkt, der unsere Adern belebt. «

France Prešeren (1800–1849)

In Slowenien verschmilzt ein bunter Kosmos an Landschaften miteinander: die grauweißen Berggipfel der Julischen Alpen, der von Tropfsteinhöhlen durchzogene Karst, die Adriaküste mit ihren venezianisch geprägten Städtchen und die pannonischen Weiten im Osten. Dazwischen wellen sich sonnige Weinberge und dichte Wälder. Malerische Altstädte, zahlreiche Burgen, Schlösser und Klöster versprechen einen Kultur-Kick, während es sich in den Thermalbädern im Osten herrlich entschleunigen lässt. Diese wunderbare Mischung trifft man auf einer Fläche, die gerade mal halb so groß wie die Schweiz ist!

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Die Küstenstadt Piran besticht mit einer traumhaften Lage (links) – Kajakausflug im Nationalpark Triglav (rechts)

Hippe Hauptstadt

Genauso vielfältig wie das Land gibt sich die Hauptstadt Ljubljana mit ihren 284.000 Einwohnern: Vom mächtigen Burghügel fällt der Blick auf reichlich Grün, in romantischen Gassen mit hübschen Boutiquen kann man stundenlang bummeln. Urbane Hipster düsen auf E-Rollern durch die weitgehend autofreie Innenstadt, und in angesagten Terrassencafés am Fluss Ljubljanica wird südliche Espresso-Kultur gepflegt – nur wenige Autostunden von München oder Wien entfernt. Noch mehr Lust auf Stadt? Maribor, die zweitgrößte, lockt mit dem ältesten Rebstock der Welt und einem lebhaftem Kneipenviertel am Fluss Drava, Kranj mit Alpencharme und Škofja Loka oder Ptuj mit mittelalterlichem Flair.

Durchquert man das Karawankenmassiv, das das Land von Österreich trennt, ist es nicht mehr weit bis nach Bled: Die »Grande Dame« des slowenischen Tourismus schmiegt sich an einen Gletschersee, mit der einzigen »richtigen« Insel Sloweniens. Auf dem Weg zum kristallklaren Bohinjer See säumen sattgrüne Wiesen mit Heuharpfen die Straßen. Eingerahmt wird das Alpenspektakel von gezackten Bergspitzen. Die höchste unter ihnen ist der Triglav (2864 m) mit seinen »drei Köpfen«. Nach dem Triglav ist Sloweniens einziger Nationalpark benannt, der eine schroffe Bergwelt mit malerischen Tälern und im Westen das Tal der Soča umfasst: Rafting-Fans steigen gerne in diesen tosenden, smaragdgrünen Gebirgsfluss. Wer lieber festen Boden unter den Füßen hat, findet im alpinen Slowenien viele gut markierte Wanderwege. Im Winter gleiten Skifahrer die schneereichen Pisten hinab.

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Gebirgssee im Nationalpark Triglav (oben) – Slowenien besitzt mehrere kleinere Skigebiete (unten links) – Wanderer in den Julischen Alpen (unten rechts)

Unterirdische Welten

Wo die Berge in Richtung Meer flacher werden, erstreckt sich der Karst mit seinem porösen Untergrund, den mehr als 10.000 Höhlen durchziehen. Knapp zwei Dutzend wurden für Besucher geöffnet. In die größte Schauhöhle Europas, Postojnska jama, rauscht sogar eine Höhlenbahn hinein. Genauso spektakulär sind die Škocjanske jame mit bis zu 150 m hohen Tropfsteinsälen, die vom Fluss Reka durchspült werden. Weiter südlich im Karst steht die Wiege der weltberühmten Lipizzaner, die hier elegante Figuren einüben.

Vom Karst ist man rasch an der Küste. Auf versteckte Badebuchten muss man bei gerade mal 46,6 km Küstenlänge allerdings nicht hoffen. Dafür wurde in Portorož großzügig Sand aufgeschüttet. In venezianischen Städtchen wie Koper, Izola und – dem schönsten unter ihnen – Piran lässt es sich wunderbar durch verwinkelte Gassen spazieren. Dazwischen überrascht die mediterrane Küstenlandschaft mit Steilklippen bei Strunjan oder den Salinen von Sečovlje, in denen bis heute Meersalz von Hand geschöpft wird.

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Hoch auf einem steil aufragenden Felssporn thront Blejski grad, die Burg von Bled

Ein grünes Land

Slowenien ist grün: Mehr als die Hälfte des Landes ist bewaldet, ein Drittel des Territoriums steht unter Naturschutz. In den dichten Wäldern im Südosten, rund um Kočevje, sind Bären, Wölfe und Luchse zu Hause. Wer nahezu unberührte Natur mitten in Europa sucht, findet UNESCO-geschützte Urwälder. Überhaupt hat sich das Land einer grünen, nachhaltigen Tourismusstrategie verschrieben: Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten und Co. werden mit dem Label »Green Slovenia« ausgezeichnet. Neuester Trend: Statt auf den Neubau von Hotels setzt man, etwa in den sonnigen Weinbergen im Osten, auf die Vermietung alter Winzerhäuschen.

Kelten, Illyrer und Römer waren da, viel später kamen die Habsburger und an der Küste die Venezianer: Die Slowenen hatten in der Vergangenheit viele Herrscher. Das sieht man heute noch überall im Land, vor allem jedoch im Osten: Kaum ein Hügel, der nicht von Burgen oder Schlossern bewacht wäre. Mehr als 500 werden gezählt, manche mit stuckverzierten Sälen, andere mit grasüberwucherten, vergessenen Mauern. Am eindrucksvollsten duckt sich die Höhlenburg Predjamski grad bei Postojna unter eine Felswand. Mächtig zeigt sich auch die Burg von Celje mit beeindruckendem Weitblick. Hübsch restauriert beherbergen viele Burgen, etwa in Ptuj oder Škofja Loka, sehenswerte Regionalmuseen.

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Die Hauptstädter genießen es, ihren Abend am Ufer der Ljubljanica zu verbringen

Ein Land für Genießer

Die Slowenen sind sehr gastfreundlich: In rustikalen Wirtshäusern wird bodenständige Küche aufgetischt – mit vielen fremden Einflüssen. Im Ausland kaum bekannt sind die slowenischen Weine, rot oder weiß, die vorzüglich schmecken, darunter viele heimische Sorten. Wer Genuss mag, kann sich ganz entschleunigt auf Weinstraßen fortbewegen: etwa rund um das Weindorf Jeruzalem im Osten oder durch Goriška Brda, die hügelige »slowenische Toskana« an der Grenze zu Italien. Dazwischen locken Slow-Food-Restaurants längst viele Anhänger aus den Nachbarländern an. Eine Genussreise lässt sich auch hervorragend mit einem Besuch im Thermalbad kombinieren: Vor allem im Osten Sloweniens sprudeln viele heiße Quellen, die nicht nur bestimmte Zipperlein mildern, sondern wunderbar entspannen.

Slowenien lässt sich gut auf eigene Faust entdecken: Auf der modernen, gut ausgebauten Autobahn geht es am schnellsten durchs Land. Schöner sind die Nebenstraßen und Bergrouten, etwa der Vršič-Pass mit seinen 49 Spitzkehren. Das Busnetz ist sehr gut ausgebaut. Wer den Zug nimmt, ist ab München oder Wien zwar schnell da – im Land selbst führt die Strecke jedoch meist über Ljubljana. Nachhaltige Shuttlebusse bringen Urlauber von Ferienorten wie Bled in die sehenswerten Ecken der Alpen, etwa zur spektakulären Vintgar-Klamm – ohne Parkplatzsuche und zu eher symbolischen Preisen. Unterkünfte gibt es selbst in den kleinsten Dörfern, in der Hauptstadt ist die Auswahl sehr groß.

Überhaupt ist Ljubljana – das als Kurzreiseziel immer mehr internationale Gäste empfängt – ein hervorragender Standort. Von hier aus sind die Skigebiete, Badestrände oder Schlösser und Thermen im Osten in ein, zwei Stunden erreichbar. Bergwandern am Morgen und am Abend baden? Und dazwischen noch eine Höhlentour? Genau das ist in Slowenien möglich. Wer sich mehr Zeit nimmt, wird die ganze, überaus beeindruckende Vielfalt Sloweniens, die das Land als Urlaubsziel so reizvoll macht, entdecken.