lag Ben
Ethnie: irisch
Hobbys: Geheimdienste, Geofencing
Gefährderstufe: unbedeutend
Sexualität: asexuell
Familienzusammenhang: Eltern mit Alkoholschäden. vermutlich tot
mit dem Gesicht auf der Tastatur seines Rechners. Seine Wut war so groß, dass sie in einem paradoxen Systemkollaps einen Ausweg aus seinem Hirn gesucht hatte. Ben war dabei, eine große Sache aufzudecken. Also wie immer. Seit Jahren war Ben mit der Erforschung der smarten Kriege gegen die Bevölkerungen beschäftigt. Stets war eingetreten, was er irgendwann befürchtet hatte. Dinge, die er kaum jemandem erzählen konnte, seit es die Freunde nicht mehr gab. Sie hätten ihn als raunenden Spinner abgetan, die Leute, wenn er von elektronischen Identitätskarten berichtet hätte, von Massenüberwachung und Manipulation, von einer Renaissance des Feudalismus.
Die Technik, die im Moment fast jeden Bereich des Einzelnen ausspähte, sortierte, für den Fall katalogisierte, dass es irgendwann notwendig sein könnte, den Menschen aus dem Verkehr zu ziehen, war aus reiner Profitfreude entstanden. Die Übernahme des Verstandes und der Debatten durch die sozialen Medien, die biometrischen Kameras, die Spionagesoftware, die in fast allen Geräten aktiv war – eine Mischung aus Absicht und Zufall, aus Kapitalvermehrung und Sehnsucht, die Menschheit zu beherrschen, Ordnungssysteme zu schaffen, um das Chaos zu verunmöglichen, das eventuell ausbrechen würde, wenn große Teile der digitalisierten Welt ausfallen würden, es mehr Überschwemmungen, Hunger, Zuwanderung, Abwanderung, Inflation und Elend gäbe.
Gerade war das Internet of Bodies, der große Leuchtturm am Himmel der Monetarisierungsmöglichkeiten, aufgetaucht. In den USA wurde seit einiger Zeit die Beaconisierung schwacher Verkehrsteilnehmer durchgeführt, um sie vor den Gefahren webverbundener Fahrzeuge zu schützen.
Es hatte mit Versuchen begonnen, Fahrräder mit
Transponderbeacons zu sichern, die von den Sensoren smarter Autos automatisch erkannt wurden, um die Fahrradfahrenden nicht zu überrollen. Das funktionierte einigermaßen, aber würde Passanten nicht vor den fast autonomen Automobilen schützen, die, einem Hack oder Fehler geschuldet, immer wieder in weiche Ziele rasten. Inzwischen liefen Versuche, Passanten zu ihrer eigenen Sicherheit RFID -Technologie in Chipform zuzuführen.
Eine grobe Technik, die vor ihrem Einsatz schon veraltet war, denn Ben war überzeugt, dass der Milliarden-Markt der Nanotechnologie bald einsatzfähig wäre.
Er hatte eine Reihe von eingetragenen Patenten gefunden, die seine These belegten, dass es bald ein »Internet of Bodies« geben würde.
Die Verbindung von Netz und Körper, um Menschen auszulesen, zu schützen, zu heilen und so weiter, stand kurz vor ihrer Masseneinsatzmöglichkeit.
Ben suchte, wie alle die Erregung für Lebendigkeit hielten, ausschließlich Belege, die seine Annahme unterstützten. Zum Beispiel im Patentregister.
Es gab Dutzende, die sich als Basis für den Einsatz von Nanobots in Organismen lesen ließen – das Patent US 9382579B2 zu elektromagnetisch funktionalisierten DNA /Nanopartikel-Komplexen, zum Beispiel, oder US 3816709A zu technischen Grundlagen der Authentifizierung und der biologischen Diagnostik.
Das Patent US 20020188470A1 sicherte sich die Rechte an der Möglichkeit, Lebewesen durch zuvor zugeführte Nanopartikel zu identifizieren.
Wenn die Nanotechnologie Ingenieure wie Elon Musk in Aufregung versetzte, war die Chance, dass an ihrem kommerziellen Einsatz gearbeitet wurde, sehr groß. Wenn es möglich ist, kleine, von außen gesteuerte Roboter, einen Milliardstel Meter groß, mit Wasser oder Nahrung aufzunehmen, sie gezielt im Körper zu bewegen, dann –
Ben wurde durch etwas abgelenkt, wie so oft, wenn er etwas Großem auf der Spur war.
Es war eine
Erinnerung.