2 Jahre vor dem Ereignis,

als Maggy voller Vorurteile

durch Berlin fuhr. Sie verachtete alles, was sie über dieses Volk gelesen hatte. Oder über die anderen Völker in Europa.

Oder Menschen.

Hier jedenfalls schien die Bevölkerung aus älteren Männern zu bestehen, die mit unterspritzter Kinnlinie in Elektro-SUV s saßen. Nachdem auch der letzte Kleinwagenfahrende zermalmt wurde, waren jene, die es sich leisten konnten, auf Panzerwagen umgestiegen, um gute Chancen im Überlebens-Roulette zu haben.

Überleben tat jetzt, wer sich die neuen Titanmodelle leisten konnte.

»Titan«, das Wort, das für Maggy deutsch klang, wie sonst nur noch das Wort: »Geheimdienst«. Bei der reinen Anzahl der deutschen Geheimdienste musste man davon ausgehen, dass fast alle achtzig Millionen hier in irgendeiner Art als Spitzel tätig waren, ihren Vorlieben geschuldet, die daraus zu bestehen schienen, sich und dem Rest das Leben möglichst unangenehm zu gestalten.

Allen Dulles, Gott des bösartigen Verstandes. Erfinder der CIA , Vernichter des Kommunismus, hatte den deutschen Geheimdienst mit aufgebaut. Zumindest den heutigen Auslandsnachrichtendienst, BND , vormals »Organisation Gehlen«,

die vom Nazigeheimchef, der zufälligerweise Gehlen hieß.

Der deutsche Geheimdienst, der über erfahrenes Personal aus der Zeit Hitlers verfügte, wurde von den USA finanziert, um weiter gegen den Kommunismus aktiv zu sein. Es wäre dumm, auf ihre Expertise zu verzichten.

Maggy liebte die Forschung der Geheimdienstprovenience, wie fast alle Nerds, die sie kannte, denn immerhin war ihm das Internet zu verdanken.

Die Deutschen hatten neunzehn Geheimdienste. Von den bekanntesten, BND , BfV und MAD , wusste Maggy, dass sie mit FinSpy -Programmen arbeiteten. Keine Ahnung, ob der neue Besitzer sie umbenannt hatte.

Die Dienste hatten sogar Duftdepots angelegt, in denen Geruchsproben von suspekten Menschen gelagert wurden, um die Nasen der Spürhunde damit zu trainieren. Heute gab es DNA -Archive und Vorratsdatenspeicher. Das war eleganter.

Maggy hatte eine Art negativen Respekt vor den Deutschen.

Aber hier, im Straßenbild, waren kaum welche zu besichtigen.

Bäume und breite Fahrbahnen, aber mit Fahrradspur. Hurra, das war die Zukunft. Verspannte Menschen radelten von biometrischen Kameras überwacht an Obdachlosen vorbei, zu ihren modernen Arbeitsstätten, in denen sie Computer überwachten, die irgendwas überwachen.

Und der

König der neuen Technologien,

Phobie: Nanorobotik

Sexuelle Vorlieben: Titanmaschinen

Gesundheitsstatus: leichte Hypertonie, zu erwartende Kränkung durch die Sterblichkeit

Umzugspläne: Mars

Suchtmittelkonsum: Marihuana

wie er sich leider nicht mal aus Spaß genannt hatte, war sich zur gleichen Zeit bei einer kleinen virtuellen Visite seines deutschen Werkes sicher, das einzig lebende Universalgenie zu sein.

Bevor er sich der Weiterentwicklung der Welt und den Reisen zum Mars und dessen Urbanmachung widmete, sah er sich gerne nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Überwachungsaufnahmen seiner Angestellten an. Weil er es konnte.

Jeder, der in seiner Firma arbeiten durfte, war verpflichtet, einer vollständigen Überwachung durch den Arbeitgeber zuzustimmen. Das diente der Sicherheit. Vom Standorttracking über eine Bodycam war das Instrumentarium zu einer lückenlosen Aufzeichnung der Lebens- und Arbeitsbedingungen des Einzelnen wichtig, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen aller zu verbessern.

Der König der neuen Technologien saß in seinem futuristischen Tiny House – zerlegbar, aus Stahl und Beton, Sinnbild der vollkommenen Zerstörung und des Neuaufbaus der Welt. An die er aber leider nicht mehr glaubte, also an den Teil mit dem Aufbau – in Boca Chica. Der König der Welt, der Inhaber von dreihundert Milliarden hart erarbeiteten Geldes, sah in seine Rechner.

Morgen würde in all seinen autoherstellenden Firmen mit der Montage der Gigapress begonnen. Eine Erfindung, die für die italienische Idra Group eine komplette Umstrukturierung des E-Mobil-Baus bedeutete. Die Karosserie, für deren Zusammensetzung bis zu zwanzig verschiedene Stationen nötig gewesen waren, wurde nun in einem Guss von einer Maschine erstellt. Ein massiver Racker, dessen Anschaffung einen gewaltigen Wettbewerbsvorsprung bedeutete. Eine Menge Angestellte konnten so – eingespart werden. Der König der neuen Technologie überlegte nicht lange.

In diesem Moment wurde Wald in Größe eines Fußballstadions abgeholzt. Dem viertgrößten Schwarzmarkt der Welt geschuldet. Für nachhaltige E-Motor-Automodelle aus Holz. Oder irgendeinen anderen Scheiß. In zehn Jahren würde der letzte Wald gerodet sein.

Traurig.

War die

verspannte Frau,

Sexualität: Wann denn?

Hobbys: Schlaftabletten, deutsche Vorabendserien

Kaufkraft: nächste Frage

Zukunftsaussichten: vermutlicher Infarkt in wenigen Jahren

Familienstand: Tinder

oder vielleicht nur müde. Sie hatte drei Stunden geschlafen, danach begann die nächste Schicht. Die Person, mit der sie sich das Bett in einem deutschen Work-Sleep-Place sharte, traf ein.

Die Frau hatte im Untergeschoss des Work-Sleep-Places, neues Wort für Obdachlosenheim, mit Gewichten trainiert und sich dabei fotografiert, um die Fotos auf eine Social-Media-Plattform hochzuladen, um ein Like zu bekommen, und das war die einzige Zuwendung, die sie am Tag erfahren würde.

Das Schönheitsideal, das im Moment herrschte, ließ sich mit: »Endkampf« am genausten beschreiben.

Als fickbar galten Frauen mit Muskelbergen, Sixpack, viel Selbstbräunungscreme, um sich einer unklaren Ursprungsfamilie zuzuordnen. Abgesehen von Nationalisten wollte kaum ein junger Mensch ein weißer Europäer sein, denn das beinhaltete: Kolonialverbrechen, Vergangenheit, Nazis, Unterlegenheit, Aussterben.

Nach der Trainingseinheit stieg die verspannte Frau in ihren Overall, sie legte Windeln an und begann den zweistündigen Arbeitsweg in die Elektromobilfabrik im Umland. Sagte man so? Und was war eigentlich das Kernland? Hier war es, Dummerchen – die

bezaubernde Innenstadt, durch die

die verspannte Frau radelte, an den Staus vorbei, die durch die Produkte des Königs der neuen Technologien erzeugt wurden. Leise surrende Automobile, mit riesengroßen Batterien, die nach ihrem Ableben ausgetauscht werden mussten.

Ab und zu empörten sich Leute, die sich diese Autos nicht leisten konnten, über die Vergeudung der Rohstoffe, die seltenen Erden, der arme Kongo, die Ökobilanz, die Ausbeutung, den neuen smarten Kolonialismus. All die Dinge, über die man sich eben so aufregte. Im Netz. Egal.

Die verspannte Frau stand fünfzehn Minuten vor Schichtbeginn in einer riesigen Fertigungsanlage bereit. Sie hatte sich mit ihrem Chip in die wunderbare Arbeitswelt eingecheckt. Hier, wo heute praktische Fertigungshallen standen, gab es mal ein Trinkwasserschutzgebiet, aber wer brauchte Wasser, wenn er ein Auto haben konnte. Die verspannte Frau hatte ihn, den König, einmal gesehen, na ja, oder nicht gesehen, denn die ArbeiterInnen hatten den Blick gesenkt zu halten, wenn das Genie der Neuzeit einmal im Jahr durch die Produktionsreihen schritt.

Ein Großteil der Pkw-Herstellung wurde von Robotern erledigt, nur die Arbeitsschritte, die zu schwer für die teuren Maschinen waren und sie verletzen könnten, wurden von Menschen erledigt. Die Sitze zu montieren zum Beispiel. Das war die Aufgabe der Frau. Sie hatte einen Bandscheibenschaden davongetragen, und die firmeneigene Gesundheitsabteilung hatte ihr eine Creme verschrieben.

Die meisten ihrer MitarbeiterInnen kannte sie nicht, da war keine Zeit, Gesichter zu studieren oder miteinander zu reden, wie auch. Fast alle hier kamen aus arbeitsplatzschwachen Gegenden Europas. Fern jeder Absicht, Gewerkschaften zu gründen oder sich gemeinsam ihres Unmutes zu versichern. Die verdammte Sprachbarriere. Am Anfang hatten die wenigen deutschsprachigen ArbeiterInnen leise von der Gründung einer Gewerkschaft geredet, in den Umkleideräumen. Die KollegInnen waren dann nicht mehr zum Dienst erschienen.

Die Pressemitteilung über die firmeneigene Gesundheitsabteilung wurde vom PR -Stab der Firma an die Presse gegeben. Und war, ohne ein Wort zu ändern, gesendet und gedruckt worden. Die Elektroautofirma sorgte sich umfassend um das Wohl ihrer Angestellten.

Die verspannte Frau hatte ständig Angst. Vor allem.

Die Angst war ihr zum Lebensinhalt geworden. Das Gefühl einer monumentalen Bedrohung ihres Lebens

war ihr Dauerzustand.

Sie hatte sich daran gewöhnt.

Dass es nichts gab, worauf sie sich freute.

Als sie an jenem Tag ihre geliebte Arbeitsstätte verließ, fand sie die Kündigung in der Mailpost.

Es war Frühling oder Herbst

und

Maggy

rollte inzwischen auf der Autobahn.

Hier war der letzte Weltkrieg noch aktuell. Und endlich gewannen die Deutschen. Sie hatten die besten Waffen, sie hießen BMW und Audi und Mercedes und Volkswagen, in denen das Volk sich zu Tode fahren konnte. Ein Angebot, das es dankend annahm.

Nirgends zuvor hatte Maggy bei den kurzen Blicken in die Pkws so viel Hass der Menschen auf sich selber gesehen. Einen so starken Willen, für das Vaterland und die Automobilindustrie zu sterben.

Maggy sagte zu ihrem Auto mit den sieben Kameras und zig Mikrofonen, mit den Sensoren, die ihre Stimmung auswerteten und bei Aggression das Tempo drosselten: »Geht mit Gott.«

Siri oder Alexa oder welche Abhöranlage auch immer für diesen Wagen zuständig war, erledigte diesen Auftrag nicht.

Das Land war zu reich, um zu verschwinden. Es war die EU , es war die NATO , es war Waffen und Geld und Fabriken, und die Landschaft sah aus wie fast alle Landschaften im Zeitalter des Aussterbens der Säugetiere. Über die Schienen des privatisierten Eisenbahnnetzes glitt ein Transporter mit Atommüll. Er war seit Jahren unermüdlich unterwegs, um ein Zuhause zu finden. Das würde wohl nichts werden. Seit über siebzig Jahren gab es noch kein fertiges Atommüll-Endlager. Es langte halt nicht, die Brennstäbe mit einer Schicht lehmhaltigen Boden zu bedecken, denn drei Lager mussten Erdbeben überstehen, eventuelle Eiszeiten mit ihren Eisschilden, dem schwankenden Meeresspiegel und Dürren überstehen. Die Forschung zu den Endlagern wurden durch Steuern bezahlt. Nur fair.

Diese Idee, dass irgendjemand sicher den Scheiß aufräumen würde, die Folgen aller fantastischen Experimente zur Gewinnoptimierung – In einer nahen Zukunft wird die Technologie in der Lage sein –

Vermutlich aber auch nicht.

Eine halbe Stunde Wartezeit an der Grenze, ehe Maggy ihr mobiles Endgerät mit dem gefälschten elektronischen Pass zeigen durfte. Das war vom europäischen Traum geblieben. Kleine Nationalstaaten unter einer hässlichen europäischen Flagge vereint, mit einer Währung, die bald verschwinden würde.

»Hallo Schweiz«, sagte Maggy,

die Schweiz grüßte leise zurück.

Obwohl auch hier moderne Häuser an asphaltierten Straßenrändern standen, kaum Bäume, kaum Grünflächen, keine ballspielenden Kinder und so weiter – war sofort klar, dass Maggy Deutschland verlassen hatte.

Keiner kauerte an den Straßenrändern. Niemand schob einen alten Einkaufswagen vor sich her, in dem sein Kapital lag. Vermutlich wurden Obdachlose hier in den Bunkern neben Datenservern und Bankgeheimnissen aufbewahrt, die das gesamte Land unterkellerten. Und lebten bereits glücklich im Metaverse.

Beeindruckend schlanke Menschen joggten durch ihr Zukunftsversprechen. Sie konnten sich Obst und Gemüse leisten und mussten nicht den Nestlé-Kram verzehren, der hier hergestellt wurde. Die 60 Prozent ungesunde Nahrung des Konzerns wurden schwungvoll in Schwellenländern verfüttert, die restlichen 40 Prozent waren Essen für Tiere und in Plastik abgefülltes Wasser, das man irgendwo auf der Welt privatisiert – also, sich angeeignet hatte.

In der Schweiz verputzte man keine Chips und Riegel, die Menschen wollten unsterblich sein.

Aber warum nur.

Sahen sie alle aus wie Anlageberater. Hier, inmitten der gelben Industriebauten, auf Aluminiumstühlen vor Veggieburger-Imbissbuden.

Kein Gold am Boden, kein Marmor, erzeugten den Eindruck, sich hier in exterritorialem Gebiet aufzuhalten.

Maggy hatte sich von einem Schweizer Industriequartier mehr erhofft als Achtzigerjahre-Funktionsbauten.

Sie fuhr vor das Pförtnerhaus eines der Logistikzentren des Deutsche-Bahn-Transportunternehmens.

Eine Aktiengesellschaft. – Der Staat zahlt den Unterhalt der Hardware, die Planung der Gewinne wurde in die Hände erregter Greise oder auch: Aktionäre, gelegt. Alles wie überall.

Apropos Greise – der Pförtner schien Maggy nicht richtig zu verstehen, vielleicht dem hochgeschlagenen Kragen und dem Hut geschuldet, den Maggy trug. Die Kopfbedeckungsfrage hatte Maggy bei der Zusammenstellung ihrer Kleidung lange beschäftigt, denn sie hasste Menschen, die Hüte trugen. Hüte schrien nach Aufmerksamkeit, aber – sie halfen gegen Überwachungskameras. Wenn die hoch genug befestigt waren.

Maggy wiederholte den Namen des Sicherheitschefs, mit dem sie einen Termin hatte, mit deutlicher Aggression,

und

der Pförtner

Hobbys: Joggen

Sexualität: nicht vorhanden nach Prostatakrebs

Krankenkasse: keine

Ausbildung: Jurist

Berufsaussichten: Papiere holen am nächsten Ersten

bekam Angst. Ein teuer gekleideter aggressiver Mann mit rahmengenähten Schuhen und einem ausufernden Pkw, alles in dieser Kombination atmete Vermögen und die Zugehörigkeit zu einer Klasse, die der Pförtner nie wieder erreichen würde. Von der aber sein Überleben abhing.

Der Pförtner vermutete bei dem Hutmann ein Jahreseinkommen von vierhunderttausend, plus Boni. Kein großes Licht.

Der Pförtner kannte die A-Ware. Er hatte bis vor drei Jahren Gesetzesvorlagen für sie geschrieben, damals, als er noch Wirtschaftsanwalt gewesen war. Nicht als Topmann, sondern nur einer von vielen in einer Kanzlei, die im Auftrag von anderen Anwälten aus einer höheren Kaste den Papierkram machte. Die Kunden aus Wirtschaft und Politik verlangten nach ständigen Anpassungen des Rechts. Das Hauptziel war es, Eigentum und Vermögen zu schützen. Beziehungsweise immer neues Eigentum und Vermögen zu kreieren. Ohne Recht keine Aktien, oder Patente, um mal nur so einen Halbsatz einzuwerfen.

Ein Heer von kleinen Anwälten prüfte unermüdlich die existierenden Gesetze und Regulierungen weltweit auf Lücken, auf Möglichkeiten, sie für die Klienten zu optimieren. Die Ideen waren immer: Mehr.

Eigentlich war seine frühere Tätigkeit mit »Verbrechen« gut beschrieben. Gewesen.

Aber besser klang der Satz:

»Finanzinnovationen sind fast immer Rechtsinnovationen.«

Gesetzesanpassungen ermöglichten es Banken (Schattenbanken mitgemeint), Vermögenswerte zu kreieren, oder Regulierungen – zum Beispiel nach Finanzkrisen – zu schaffen und das globale Agieren von Pleitebanken (Lehman Brothers) unter anderen Namen, in anderen Ländern, unter besserem Recht zu ermöglichen. Gesetze machten, dass Briefkastenfirmen und echte Unternehmen finanziell und rechtlich gleichgestellt waren.

Die Anpassung der Gesetze hieß, dass mit der Freiheit der einen Seite die der anderen verschwand.

Das Ziel des Pförtners war es immer gewesen, in der Abteilung Patentrecht zu arbeiten. Also die ganz große Nummer. Grundlagenforschung über Jahre vom Staat finanzieren, die Resultate patentieren und die Gewinne an Aktionäre ausschütten.

Apropos Arschlöcher –

Der Pförtner sah, wie eine Ader an der Stirn des jungen, unattraktiven Mannes hervortrat, und ahnte einen kommenden Wutausbruch. Er konnte sich nicht mehr an ein Selbst erinnern, das mutig war. Das diesem schwitzenden Typen gesagt hätte: »Verschwinden Sie. Hauen Sie einfach ab. Mit Ihrer geleasten Karre. Ihrem teuren Anzug!«

Alles, was der Pförtner hier sah, ja, ließ ihn sicher sein, einen IT -Fuzzi vor sich zu haben. Und denen hatte der Pförtner seinen Untergang zu verdanken. Die Algorithmen hatten ihn als Anwalt ersetzt. Sie analysierten Vergleichsfälle in Bruchteilen von Sekunden, erstellten Fallanalysen, Strategien, lieferten fertige Gesetzentwürfe. Unterdessen stritten die AI gegnerischer Parteien unter Ausschluss von Menschen miteinander.

Schwamm drüber, dachte der Pförtner, der in den nächsten Tagen entlassen werden würde und dessen Körper einige Wochen später in einem Wehr der Aare hängen sollte.

In diesem Moment wurden die Messungen zur Klimaerwärmung veröffentlicht. Es war das Modell RCP 85 eingetreten. In acht Jahren wären diverse Kipppunkte erreicht, was bedeutete – die Klimaerwärmung und das Ansteigen des Meeresspiegels, als eine Folge, wären irreversibel. Alle in Meeresnähe liegenden Städte überschwemmt. Ob sich mit der sofortigen Einstellung von CO 2 -Absonderungen in die Atmosphäre irgendetwas retten ließ, war – unklar.

Aber erst einmal

wartete

Maggy kurze Zeit später mit ihrem Besucherausweis in der Schweiz am Haupteingang auf einen Angestellten. Dem sie zuvorkommend die Tür aufhalten könnte, nachdem er oder sie mit einem Code oder einem Chip die Tür geöffnet hatte.

Fünf Minuten später

schritt Maggy energisch durch das Gebäude, denn keiner hält einen Menschen auf, der mit festen Schritten und selbstbewusstem Augenkontakt Macht demonstriert. Maggy öffnete Türen, entschuldigte sich, ging weiter in den zweiten, den dritten Stock, sie konnte keine Überwachungskameras erkennen. Der Verwaltungsrat hatte sich wohl dagegen entschieden.

Nach zehn Minuten fand Maggy –

ein leeres Büro mit einem Rechner. Sie schloss die Tür hinter sich, setzte sich und schaltete das Gerät an.

Das Passwort »Logistik1234« beleidigte ihren Verstand, die veraltete Oracle-Datenbank, mit der das Unternehmen arbeitete – dito. Stichwort: Unternehmenslösung.

Stichwort – MfG an die CIA . Entwickler und nun Milliardär Larry Ellison hatte außer passablen Spionagetools nicht viel auf die Reihe bekommen, aber es reichte heute wenig, um sich einen Platz in der Forbes-Liste der Superreichen zu sichern.

Nach ein paar Minuten hatte Maggy ihren Job erledigt und sah sich den Raum an.

Diese seltsamen gelöcherten gelblichen Platten an der Decke, unter denen sich, neben Rattenkot und Spinnweben, Kabel und die Anschlüsse der Neonröhren befanden, die den gesamten Raum zu verdunkeln schienen. In einem Metallregal ein paar alte Lexika.

Der Drehstuhl ergonomisch, der Schreibtisch mit Blick aus einem Fenster auf einen Fuhrpark. Oder ein Gefängnis. Oder eine Abdeckerei. Egal. Wie verstört muss ein Mensch sein, der Angst hat, diesen Arbeitsplatz zu verlieren, wie geschädigt sein Nervensystem, das sich in einem Körper befindet, der durch so einen Arbeitsplatz am Leben gehalten wird. Maggy schaltete den Rechner aus, desinfizierte sich die Hände, um das Elend abzutöten,

und saß Minuten später wieder in ihrem unter dem Namen Hans-Peter Rudi – gemieteten Elektro-Boliden.

»So« –