war die Stimmung in Italien gut, also eigentlich nur bei dem Sprengmeister-Team, das seit Wochen in den Räumen der Mailänder Börse arbeitete. Die war bis 1997 noch staatlich gewesen. Nun gehörte sie im Rahmen der Privatisierung der englischen Börse. Warum auch nicht. Dem Handwerkerteam, das nachts im leeren Gebäude am Belüftungssystem arbeitete, war egal, wem das Gebäude gehörte.
Sie waren mit den gefälschten Auftragspapieren und dem Code für die Hintertür problemlos eingelassen worden. Jede Nacht tranken sie ein Bier mit dem Sicherheitsdienst, deren Rottweiler ließ sich von den Handwerkern kraulen und endlich ging es los.
Nun konnten sie bohren und arbeiten, die vormals arbeitslosen SprengmeisterInnen. Nachdem sie monatelang Berechnungen durchgeführt, die Fallrichtung, Staubentwicklung, die tragenden Wände, Eisenverbindungen, die Baupläne studiert und die Sprengstoffmenge festgelegt hatten.
Die schönen Bohrlöcher würden sie mithilfe von Ladegeräten und ANC -Sprengstoff füllen. In einigen Tagen wären sie fertig.
Wie die Sprengteams an der Börse am Hamburger – Achtung: Adolphsplatz, im Palais Brongniart, in dem die Börse Frankreichs untergebracht war, die Bourse de Paris im unattraktiven Bezirk La Defénse, an der Bourse de Luxembourg, der Euronext-Börse in Amsterdam, der Börse Stockholm, der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange in Zürich, der Bolsa de Barcelona, der London Stock Exchange, der Budapester Börse, der Börse Bratislava,
aber in
Barcelona hatte der Sprengmeister zur gleichen Zeit sich von der Gruppe der SprengmeisterInnen, die in der Börse die Lüftung reparierte, abgesetzt.
Denn er musste an seinem Vermächtnis arbeiten.
Glücklich wie seit Jahren nicht mehr, würde er etwas vernichten, das Generationen nach ihm den freien Blick in den Himmel versperrt hätte – das Gaudi-Geschwür, das seiner Nicht-Vollendung und seinem Status als Dauerbaustelle geschuldet nur einen gefälschten Handwerkerausweis benötigte. Der Sprengmeister arbeitete nachts und kicherte leise, wenn er wieder eine tragende Wand mit Sprengstoff befüllte. Hau weg den Scheiß, dachte der Sprengmeister euphorisch. Er liebte es, Dinge zu sprengen, Platz zu schaffen, etwas Neues entstehen zu sehen, und nicht tun zu können, was man wirklich liebte, hatte ihm zugesetzt. Der Sprengmeister dachte oft, dass die meisten Leute, die er kannte, irgendwas liebten. Sie bastelten Sachen oder sangen in Chören, sie reparierten wahnsinnig gerne Motoren, löteten, schnitzten, schrieben Gedichte, und keiner, keiner, den er kannte, tat mehr, was ihn zufrieden machte. Die Panik hatte alle bewegungsunfähig gemacht. Die dauernde Angst um irgendetwas hatte fast allen den Spaß genommen, die Talente geraubt, so waren sie zu kleinen ungenauen Waffen geworden. Doch nun, seit Monaten, redeten sie wieder miteinander.
Sie urinierten vor den Portalen der Banken und der Regierung, und zu keiner Zeit waren die Inhaftierungen wegen Majestätsbeleidigung so zahlreich gewesen. Die Stimmung hatte sich geändert. Die Hoffnungslosigkeit lag nicht mehr wie ein Nebel über den Straßen. Die Leute sahen sich wieder an, sie zwinkerten sich zu, sie waren KameradInnen geworden.
Der Sprengmeister legte die Sprengkabel.
Er sang leise,
und
es war