sagte Ben in Corcapolo und veröffentlichte den letzten Datensatz.
Er verlinkte die Daten, die er für Laien attraktiv zubereitet hatte.
Und schrieb die Pressemitteilung, die er neben dem Link verschicken würde.
IST NOCH GELD AUF IHREN KONTEN ?
Weltweite Finanzkrise!
Die systemrelevanten Banken haben über zwei Jahre lang Kontobewegungen in Billiardenhöhe nicht bemerkt.
Ben hielt inne, okay, Billiarden waren vielleicht etwas hoch gegriffen, aber frag mal einen normalen Bankkunden, der an Scheine und Geld glaubt, was der Unterschied zwischen einer Milliarde und einer Trilliarde
ist. Frag ihn, wo die Bank all diese Billiarden liegen hat.
Ben schrieb in der Pressemitteilung weiter:
Wollen die Banken neben den russischen [immer gut] Hackerangriffen auf IHR GELD auch verheimlichen, dass ihnen das Geld ausgegangen ist?
Absender und IP von Reuters, DPA und so weiter.
Und versenkt.
Ben hatte den Versand der Mitteilungen so automatisiert, dass sie in den Redaktionen der wichtigsten weltweiten Medien pünktlich zur Frühschicht vorliegen würden.
Keiner würde erst größere Recherchen unternehmen, ehe die Mitteilung verwendet würde.
Man hatte heute kaum noch Mitarbeitende, die nicht komplett unterbezahlt, überstrapaziert und nachlässig waren. Weil sie gelernt hatten, dass Sorgfalt sich nicht lohnte. Die aufwendigen Recherchen zum Cum-ex-Betrug hatten zur Klage einer Schweizer Bank gegen den Chefredakteur der Zeitung geführt, die als Erstes darüber berichtet hatte. Und dann? – hatten sich vielleicht tausend Menschen durch den seitenlangen Bericht gequält und genickt.
Jaja, die da oben.
Die KonsumentInnen oder sagen wir: Ex-KonsumentInnen, denn alle Medien waren heute kostenlos auf den eigentlichen Medienplattformen Google und Facebook erhältlich, interessierten sich nicht mehr für Zusammenhänge.
Sie waren angsterstarrt und prüften jede Nachricht, die sie überforderte, im Angriff der Dauerhysterie-Nachrichten nur mehr nach den möglichen Auswirkungen auf ihr Leben, Explosionen im eigenen Land und ein Angriff auf ihr Geld,
was könnte außer der Entfernung der Genitalien ein stärkerer Antrieb für den Zorn der Massen sein?
Das gibt Krieg –
dachte
der reife Mann
Wahlverhalten: Trotzwähler
Gesundheitszustand: mehrfache Verletzung des Enddarms durch unsachgemäße Verwendung von Cola-Flaschen
Vermögen: okay, nächster Punkt
Konsumverhalten: Amazon-Prime-Kunde
Status: hoffnungslos
in Irland, als er in der vorletzten Nacht durch die Explosion der Börse aufgewacht war. Als er nicht wusste, dass die Börse explodiert war, sondern erst einmal gar nichts wusste und dachte, was man so denkt, wenn man durch Explosionskrach geweckt wird: Erdbeben, Krieg, Sondereinsatzkommando.
Meistens ist es das Letzte.
Der reife Mann war Arzt gewesen. An einem Krankenhaus, das nach der Privatisierung mit jüngerem, attraktiverem und billigerem Personal arbeitete. Fertig.
Von da an lebte er von illegalen Eingriffen für Minibeträge, ja, man könnte ihn Minijobber nennen. Er entnahm Nieren, um sie zu verkaufen, entfernte Blinddärme und Föten, vereiterte Zähne und verlor in einem Rechtsstreit seine Hypothek. Egal. Er hatte noch eine Lebensversicherung.
Die ihm ebenfalls gekündigt wurde,
wie auch seine private Krankenkasse, weil – egal, er verlor beide Prozesse nach drei Jahren.
Die minimale Geldsumme, die ihm danach übrig geblieben war, lag auf der HSBC Bank,
so.
Und nun war die Börse vom Staat oder den Geheimdiensten gesprengt worden.
Der reife Mann hatte in den letzten Monaten sehr viel über sein Land gelernt. Über die Gesetze, die die Queen erlassen hatte, um sich und ihr zusammengeerbtes und gestohlenes Vermögen nicht nachweisen zu müssen. Der reife Mann hatte die Königsfamilie immer für eine schrullige Tradition gehalten. So was wie den Poppy Day, aber in harmlos. Seit dem Video auf dem RCE -Kanal wusste er es besser.
Der Leak zeigte die Reste der Königsfamilie in verfilzten Pullovern, mit Hausschuhen und schlechten Frisuren, beim Portweintrinken.
Sie sprachen von Kakerlaken, während sie ihre perversen Gurkensandwiches aßen, und meinten die Menschen damit, die ihnen in ihren goldenen Kutschen zuwinkten, wenn sie durch die Straßen rollten.
Er hatte den Brexit verstanden und die Familie Mogg, die sich durch lange Gesichter ohne Lippen und eine Verbissenheit auszeichnete, die sie nicht ruhen ließ, bis auch das letzte Menschenrecht ausgelagert, privatisiert und den Massen unzugänglich gemacht wurde. Das Wissen um vieles gab dem reifen Mann ein wenig Ruhe zurück.
Es würde sich bald etwas ereignen. Er fühlte das.
Dieser ganze Mist konnte einfach nicht so weitergehen.
Eine neue Nachricht auf RCE . Sie betraf seine Bank.
Und