sagte der Boyband-Boy, der nach seinem Auftritt und der Flucht zu der Aktionsgruppe nach Konstanza in Rumänien
versendet worden war. Die Boyband machte ohne ihn weiter, aber er war berühmter als vorher. Mithilfe der auf GPT -3 programmierten Social-Bots , die ihm glichen, erreichte er Winkel im Netz, die vorher kein menschlicher Fuß betreten hatte.
Der Boyband-Boy, nun, da er nicht mehr in einer Boyband war, konnte man ihn auch wieder Carlo nennen, war zum Nikolaus der Kinderkreuzzüge geworden. Er hatte seine AnhängerInnen, vielleicht waren es fünfhundert Millionen, radikalisiert.
Nun sprach er zu ihnen, zu den kleinen Mädchen, Jungen, zu den Nichtbinären und Transkindern,
wie
Tyron
Charakter: Aufrührer
Leistung: ungenügend
Zukunftsaussichten: nicht vorhanden
Gesundheitsstatus: Rachitis, Pocken
Familienzusammenhang: Waise, gefühlt
in Salford, der war vor ein paar Tagen neun Jahre alt geworden. Ein denkwürdiger Tag mit einer großartigen Party, die er mit seinen FreundInnen auf dem Spielplatz (Sand mit Spritzen, eine kaputte Bank, leere Flaschen und so weiter)
verbracht hatte.
Sie hatten ein wenig Klebstoffdampf inhaliert und dann das aktuelle TikTok ihres Helden gesehen.
Die Rede war synchronisiert, denn der Boyband-Typ kam aus Spanien oder Italien, er hatte einen absolut definierten Körper, er sah wirklich unglaublich aus, fit für den Endkampf, und er war so wütend wie Tyron und alle, die er kannte, und all die Kinder und jungen Menschen, die lange nach der Jahrtausendwende geboren worden waren, und – nichts fanden, was Kindern irgendwie Spaß machen könnte. Kein Wetter außer Hitze und absurder Kälte und Nässe, nichts außer Einschränkungen, Verboten, Inhaftierungen, nichts zum Drauf-Hoffen, nichts zum Freuen, und da sagte der Boyband-Typ:
»Wir werden kein gutes Leben führen, denn sie haben uns betrogen. Wir werden
nicht reisen, weil das nur noch Reiche tun.
Wir werden nichts sehen außer den Dreck um uns, und da werden wir sitzen und darauf warten, dass wir endlich sterben dürfen.
Wir sind nicht gewollt, wir nützen keinem, wir werden keine Berufe finden, keine Wohnung, keine Liebe, kein Abenteuer.
Nichts außer Unterdrückung, Drogen und Elend ist für uns vorgesehen.
Wir werden keine KünstlerInnen mehr werden, keine Rapper, keine Grime-Stars, außer Spotify erlaubt es uns, vielleicht werden wir im Dienstgewerbe arbeiten, in Küchen und Kellern, auf dem Bau oder an dreckigen Orten, an denen es billiger ist, Menschen anstatt von Robotern einzusetzen.
Diese Welt wird unser Tod!
Wir werden jetzt aufräumen. Wir werden sie beseitigen und wir werden es tun, ohne Blut zu vergießen.
Packt eure Sachen und geht in die Städte. Jetzt.
Und bleibt mit diesem Kanal connectet.«
Amen, man. Starke Rede. Die Jungen auf dem Spielplatz waren aufgeregt, ihre Stimmbruchstimmen überschlugen sich. Das Video ging sofort viral, fast eine Milliarde Klicks.
Oder so ähnlich.
Rechnen war nicht Tyrons Stärke.
Er packte in einen Rucksack, was man zu einer Revolution benötigte. Eine dicke Jacke, dem immer schwächer werdenden Jetstream geschuldet, ein Springermesser, mit dem schon sein Vater, der leider tot war, viele Verletzte in Pubs hinterlassen hatte, eine Warnweste, ein bisschen Toastbrot.
Dann verließ er die Bruchbude, in der er wohnte.
Und traf die Nachbarskinder, die Kinder aus dem nächsten Block,
ein Strom von Kindern machte sich auf den Weg nach Manchester, und
zur gleichen Zeit liefen Kinder in großen Gruppen nach Bukarest, nach Rom, Mailand, nach Helsinki, Stockholm, Frankfurt und Berlin, Tausende der Generation, die es zu nichts mehr brauchte.
Außer für den Krieg.
Sieh nur, da –