Kapitel 27

Flame

Es sah noch ganz gleich aus.

Ganz. Gleich.

Das alte graue Holzhaus machte nach wie vor einen genauso beschissenen Eindruck wie damals. Immer noch zu hohes Gras und Unkraut darum. Alte ausgebrannte Autos lagen um die unbefestigte Einfahrt herum, und meilenweit keine Nachbarn.

Es hatte sich nichts verändert.

Ich brachte die Maschine zum Stehen. Und ich starrte nur. Meine Hände umklammerten den Lenker, und ich konnte mich nicht rühren. Ich war wie zur verdammten Salzsäule erstarrt. Ich schloss die Augen und erinnerte mich daran, wie ich aus dem Haus geschleift wurde, nachdem er uns zurückgelassen hatte. Doch dann gingen meine Augen ruckartig wieder auf, als in meinem Kopf das Gesicht der Person auftauchte, die uns gefunden hatte – Pastor Hughes. Es war Scheißpastor Hughes gewesen. Und er hatte Isaiah mitgenommen. Er hatte meinen kleinen Bruder weggebracht und mich vor irgendeinem Kinderheim abgeladen.

Hände um meine Taille brachten mich zurück zu dem Haus vor mir, und ich zuckte heftig zusammen. »Flame, sch, ich bin es nur.« Ich atmete aus und entspannte mich, als ich Maddies Stimme hinter mir hörte. Dann bewegten sich ihre Hände wieder, und ich sog tief die Luft ein.

Ich schaute nach links. AK saß mit verschränkten Armen auf seiner Maschine. »Es ist an dir, Bruder. Wir gehen rein, wenn du es tust.«

Ich nickte und schaute dann nach rechts. Viking musterte mich eindringlich. »Wie AK gesagt hat, Mann. Es ist dein Auftritt. Wir folgen dir. Egal was passiert, wir geben dir Rückendeckung.«

Ich ließ den Kopf hängen. Maddie rührte sich hinter mir und stieg dann von der Maschine. Sie kam zu mir und streckte die Hand aus. »Du bist nicht allein.«

Ich spürte mein verdammtes Herz brechen und stieg vom Motorrad. Ich fand Maddies Hand, zog sie an mich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann löste ich mich von ihr und ließ die verdammten Flammen, die inzwischen immer nur auf Sparflamme brannten, auflodern. Um diesen verdammten Mist aus der Welt zu schaffen.

Ich sah Maddie an und befahl: »Du bleibst hier draußen.«

Sie nickte. Daraufhin wandte ich mich an AK. »Und du bei der Tür. Du passt auf sie auf, ja? Lass nicht zu, dass sie verletzt wird.«

AK stieg von der Maschine und ging zu Maddie. »Geht klar, Bruder.« Er zog seine 9mm aus der Kutte und hielt sie in den Händen. »Der Kerl geht nirgendwohin, falls er da drin ist.« Das wusste ich. AK war ein Ex-Scharfschütze. Mit einer Knarre war der Bruder absolut einmalig.

Umgehend stand Viking an meiner Seite. Ich sah meinem Bruder in die Augen. »Du bleibst bei mir.« Viking zwinkerte, seine geliebten Berettas in den Händen, und hielt sich hinter mir.

Anschließend konzentrierte ich mich auf diese verdammte Holztür. Dieselbe Holztür, durch die ich als Kind am Kragen nach draußen gezerrt und schreiend, tagaus, tagein, zu dieser beschissenen Kirche geschleift worden war.

Instinktiv lief ich los und hielt das Messer, das zu diesem verdammten Höllenloch gehörte, fest in der Hand.

Und ich konnte es nicht zurückhalten. Die Flammen, die tagelang still geblieben waren, loderten heller und brannten sich durch meine Adern. Mein Kopf zuckte, und ich ballte die Hände zu Fäusten. Ich ließ jedes bisschen Wut in mir auf dieses Drecksloch frei – und auf den Scheißkerl, der vielleicht da drin war.

Und ich umarmte sie. Ich ließ das Scheißfeuer brennen.

Ich erreichte die alte Tür, hob den Fuß und trat den Höllenschlund auf. Ich stürmte hinein und registrierte, dass Viking direkt hinter mir war und mir Rückendeckung gab. Wie angewurzelt blieb ich stehen.

Nichts hatte sich verändert. Es war dreckiger und heruntergekommener. Ein echtes Drecksloch. Aber alles sah noch gleich aus – derselbe fleckige Boden, die verblichenen Vorhänge, sogar die alten Möbel. Mein Herz fing zu rasen an, als ich mich prüfend umsah. Ich zitterte am ganzen Körper vor Wut, so viel Wut, weil ich wieder hier war, dass ich kaum denken konnte.

Auf einmal hörte ich es: Im Badezimmer rührte sich etwas.

Ich roch Alkoholgestank.

Und dann kam er herausgetorkelt.

Mir trieb es die Luft aus den Lungen, als er ins Wohnzimmer kam, ein langes scharfes Messer in den Händen. Seine dunklen Augen landeten auf mir, und er knirschte mit den Zähnen.

»Seht zu, dass ihr rauskommt!«, knurrte er. Seine Kleidung war schweißgetränkt, seine Haut gelblich und fahl. »Seht zu, dass ihr verschwindet, bevor ich die Bullen rufe. Hier gibt es nichts für euch!«

»Fuck!«, hörte ich neben mir, aber ich stand wie auf der Stelle erstarrt. »Das ist der Wichser?«

Ich sah, wie Paps zwischen uns hin und her schaute. Er hob das Messer in den alten zitternden Händen. »Ich sagte, seht zu, dass ihr rauskommt!«

Doch wir rührten uns nicht, und irgendwie huschte sein Blick immer wieder zu mir. Und dann, mit einem Mal, blieb er auf mir ruhen. Er sah mich prüfend an, musterte kurz das Messer in meiner Hand und fixierte sich dann auf mein Gesicht.

Anschließend zog er den Mundwinkel hoch, als würde es ihm klar. »Na, da will ich doch verdammt sein. Habe mich schon gefragt, ob ich dich je wiedersehen würde, Josiah. Und da bist du. Und siehst so bösartig aus, wie du es meiner Überzeugung nach immer warst.«

Ich starrte meinen alten Herrn an und hörte diesen Scheißnamen wie Gift aus seiner dummen Scheißklappe. Und ich konnte spüren, dass ich zitterte. Ich konnte jede Faser meines Körpers zittern spüren. Ich konnte nichts sagen und mich nicht rühren.

Ich war gefangen.

»Für dich gibt es hier nichts, Josiah. Also kannst du mit deinem Sünderkumpan gleich wieder gehen. Ich will deine Dämonen nicht mehr hier im Haus haben.«

Etwas in mir rastete aus, und ich stieß hervor: »Du hast Antworten, alter Mann. Das gibt es hier!«

Unfähig, mich noch länger zurückzuhalten, stürmte ich los. Mit vorgehaltenen Klingen ging ich auf Paps los. Seine Augen loderten auf, als ich auf ihn zustürmte. Er zog sein Messer, aber durch die Sauferei zitterte seine Hand zu sehr, um es fest genug zu halten. Mühelos schlug ich ihm das Messer, das klappernd auf dem Holzboden landete, aus den alten Händen und drückte ihn mit der Schulter rücklings an die Wand.

Ich presste ihm den Unterarm auf den Hals, blickte ihm direkt in die Scheißaugen und fragte: »Was zur Hölle ist mit Isaiah passiert? Wieso zur Hölle hast du immer bis elf gezählt?« Ich lehnte mich näher zu ihm und zischte: »Und wieso zur Hölle hast du mich vergewaltigt? Wieso zur Hölle hast du mich vergewaltigt und mich total verkorkst?«

Paps hustete, sein Gesicht wurde knallrot und er bekam keine Luft. Aber einen so leichten Tod würde der Wichser nicht kriegen. Ich würde ihn bezahlen lassen. Für alles.

Ich wich ruckartig zurück, senkte den Arm und sah zu, wie er zu Boden sackte. Mein Kopf zuckte, und mir taten die Nackenmuskeln weh, so angespannt waren sie. Doch ich drehte die Klingen in meiner Hand und rief: »Viking! Halt den Scheißkerl auf dem Tisch fest.«

Viking legte los, packte den Bastard an den Haaren und zerrte ihn zum Tisch mitten im Zimmer. Der Tisch, an dem meine Mutter immer gekocht hatte. Ich tigerte hin und her und kämpfte gegen die Erinnerung an meine Mama an, wie sie in diesem Zimmer gestanden und mich gegen diesen kranken Wichser verteidigt hatte. Meine Hände umklammerten die Messergriffe, und ich schlug mir an den Kopf, als zu viele Scheißerinnerungen meinen Geist überfluteten.

»Erledigt, Bruder«, verkündete Viking. Als ich mich umdrehte, hielt er die Arme meines Paps auf den Tisch nieder, während der mit den Beinen zappelte, um sich zu befreien.

Viking grinste. »Der geht nirgendwohin, Bruder.«

»AK!«, rief ich. AK kam herein, seine 9mm im Anschlag. Er nickte mir zu. »Halt seine Beine fest«, befahl ich.

AK steckte die Knarre in seine Kutte und tat, was ich sagte. Ich ging neben dem Tisch hin und her, und als ich hinschaute, beobachtete mich das Gesicht meines Paps. Den Messergriff fest gepackt, stürmte ich mit einem Schrei auf ihn zu und schlug ihm das stumpfe Ende ins Gesicht. Blut strömte aus seinem Mund. Dann steckte ich das Messer in meinen Gürtel, packte ihn am Kragen seines dreckigen, stinkenden Hemdes, zog ihn hoch und fragte: »Was zur Hölle ist mit Isaiah passiert? Was zur Hölle hast du mit der Leiche meines Bruders gemacht?«

Mein Paps hustete und spuckte, gab aber keine Antwort. Ich hob sein Gesicht zu mir hoch und knurrte: »Wo hast du ihn hingebracht? Was zur Hölle ist mit seiner Leiche passiert?«

»An deiner Stelle würde ich ihm antworten. Antworte ihm, oder er schneidet dir die Zunge heraus. Dein Sohn ist ein total verrückter, eiskalter Killer, Daddio. Ich denke nicht, dass du dich noch mit ihm anlegen willst«, warnte Viking, und Paps’ Augen loderten auf. Und ich wusste … er hatte Angst. Normalerweise konnte ich niemandem etwas anmerken, aber sein Gesicht kannte ich. Jeden Ausdruck von ihm. Und ich wusste, dass ich ihn so noch nie gesehen hatte. Ich hatte ihn noch nie in Angst gesehen.

Ich liebte es, dass ich derjenige war, der ihm Angst machte.

»Pastor Hughes«, hustete er. »Pastor Hughes und der Älteste Paul kamen, um euch zwei zu holen. Sie kamen, um nach mir zu sehen, und fanden euch beide. Sie wussten von dem Keller und daher, wo sie suchen mussten. Sie haben deinen Bruder eingeäschert und seine Asche in den Fluss gestreut. Er war tot besser dran, als mit dir und deiner verdorbenen Seele zu leben.«

Die Flammen unter meiner Haut loderten wie Hölle und verbrannten mich regelrecht von innen. Ich legte den Kopf in den Nacken und gab ein lautes Brüllen von mir. Isaiah. Sie hatten ihn verbrannt. Der verdammte Pastor und der Älteste, die mich gefesselt und meinem Paps den ganzen Mist mit den Schlangen in den Kopf gesetzt hatten, hatten den Tod meines Bruders vertuscht.

Ich packte mein Messer, zog es über Paps’ Brustkorb und schlitzte damit oberflächlich seine Haut auf. Er schrie auf, doch bevor er dazu kam, noch mal zu schreien, fragte ich fordernd: »Wieso elf? Wieso elf Mal? Wieso war immer alles mit elf?«

Er knirschte vor Schmerz mit den Zähnen, und ich drückte die Messerspitze oben an den Schnitt, den ich ihm gerade verpasst hatte, und zog es langsam nach unten. »Ich sagte, wieso immer verdammt elf?«

Paps schnappte nach Luft und rief: »Es gibt zehn Gebote, und Elf ist eine Verhöhnung von allem, was rein ist. Sie steht für Unordnung und Sünder. Du hast das Böse in den Adern und Finsternis in deiner Seele. Elf passte zu dem Sünder, der du bist!«

Ich hielt inne und schlug mir an den Kopf, vor lauter Wut unfähig, Luft zu holen. »Ich war kein verdammter Sünder. Ich war einfach anders. Bin es nach wie vor. Mein Kopf funktioniert nicht so wie bei anderen. Doch das war keine verdammte Sünde, und ich war nicht böse, sondern anders. Aber deine Scheißkirche hat dir erzählt, dass ich böse wäre. Für dich war jeder böse: ich, Mama, Isaiah. In Wahrheit warst es allerdings du. Du warst der Verdorbene!«

Ich stieß hörbar die Luft aus. Der Atemzug wurde zu einem verdammten Aufschrei, und ich zog ihm die Klinge über den Bauch. Der Schnitt ging nicht tief, aber der Scheißkerl spürte es trotzdem. Er spürte den Schmerz durch meine Klinge.

»Du bist ein Sünder, Josiah. Schau, was aus dir geworden ist. Was immer aus dir geworden wäre«, würgte er hervor. »Ein bösartiger Idiot mit Flammen im Blut. Der Idiot mit dem Bösen in den Adern.«

»Halt die verdammte Klappe«, fauchte ich und hielt ihm die Klinge ins Gesicht. »Halt. Die. Verdammte. Klappe!«

Seine dunklen Augen musterten mich. Dann, mit der Klinge immer noch vor seinem Gesicht, knurrte ich: »Du hast mich in den verdammten Keller gesteckt.« Ich zeigte auf die Stelle, wo ich wusste, dass die Falltür war. »Du hast mich mit dem Messer aufgeschlitzt, jede Nacht, weiß der Teufel wie lange. Du hast mich hungern lassen. Du hast mich in der Scheißkälte liegen lassen.« Dann versteifte sich alles in mir, als ich mich zwang zu sagen: »Du hast mich vergewaltigt. Du hast mich vergewaltigt. Du kranker Scheißbastard.« Ich hielt inne, um Luft zu holen, und fuhr dann in nachdrücklichem Tonfall fort: »Mama, Isaiah … du hast sie zugrunde gerichtet. Sie sind gestorben, wegen dem, was du uns allen angetan hast. Du und diese Scheißkirche.«

Dieses Mal gab er keine Widerworte mehr. Er starrte nur. Starrte mich an mit diesen verdammten toten Augen. Es machte mich zornig. Mir wurde heiß, und die Messer in meinen Händen fühlten sich schwer an.

Ich schaute zu Viking, der still wie ein verdammter Stein geworden war, und befahl: »Halt seine Arme fest.«

Viking zwang Paps’ Arme nach unten. Ich stand über ihm, drehte das Messer in den Händen und zog es von oben nach unten über seinen Arm. »Eins«, knurrte ich und sah das Blut aus der Wunde laufen, während er scharf Luft holte. Ich schnitt weiter: »Zwei«, und zischte, als er vor Schmerz die Zähne zusammenbiss. Ich schnitt, immer wieder, und mein Schwanz wurde immer härter, mit jedem Spritzer Blut, der mein Gesicht traf. »Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Acht. Neun. Zehn …« Ich zählte langsam. Die Arme des Scheißkerls waren total in Streifen geschnitten, und das Blut lief auf den Boden. Und dann, während der Puls an meinem Hals hämmerte, zog ich die Klinge über seinen Oberschenkel und brüllte: »Elf!«

Mit glasigen Augen sackte mein alter Herr auf dem Tisch zusammen.

Ich kämpfte gegen die Übelkeit an, als ich dann an den Tisch trat und fragte: »Wieso hast du mich vergewaltigt?«

Mein Paps erstarrte auf dem Tisch. Ich presste ihm die Klinge an die Wange und wiederholte: »Wieso zur Hölle hast du mich vergewaltigt?«

Meine Klinge presste sich tiefer in seine papierdünne Haut, je länger er schwieg. Dann sagte er plötzlich: »Um die Sünde vollständig aus dir auszutreiben. Um dich zu bestrafen, weil du mir deine Mutter genommen hast.«

Ich stand still da, das Messer an seine Wange gedrückt, und trat dann zurück. Er war ein kranker Scheißkerl, und seine Zeit war um.

Ich schaute nach hinten im Raum. Danach zeigte ich zur Falltür und befahl: »Vike, schaff ihn da rüber.«

Ich stürmte voran und kam schließlich abrupt zum Stillstand. Ich starrte auf diese verdammte Falltür und konnte mich keinen verdammten Zentimeter rühren. Das Holz war zerkratzt und abgenutzt durch jahrelangen Gebrauch. Das Schloss war rostig, aber immer noch fest.

»Fuck, Mann«, meinte Viking neben mir. »Was für eine verkorkste Scheiße hast du da unten durchgemacht? Ich würde dem Schwein am liebsten auf der Stelle den Hals umdrehen. Der Scheiß mit dem Keller gibt mir echt noch den Rest.«

Ich antwortete nicht, schloss die Augen und holte tief Luft, um mich zu beruhigen. Danach bückte ich mich, zwang mich, das Schloss zu öffnen, und warf knurrend die verdammte Tür auf. Das alte verrottende Holz brach widerstandslos aus den Scharnieren. Sofort stieg mir der vertraute abgestandene Gestank nach Blut und Sperma in die Nase. Mit aller Kraft schaffte ich es, mich nicht übergeben zu müssen, als ich es roch. Doch als ich Viking sagen wollte, dass er meinen Paps kopfüber da reinwerfen solle, fiel mir unten eine Bewegung auf.

Mir blieb erst das Herz stehen und dann raste es wie der Teufel los, als ich ein Paar eingesunkene dunkle Augen zu mir hochschauen sah. Ich blinzelte, überzeugt, dass ich mir das bloß einbildete, aber da kam langsam ein blasses Gesicht ins Licht. Ich stolperte rücklings an die Wand und keuchte geschockt auf.

AK eilte zu mir. »Was ist denn mit dir los?«, fragte er. Viking ließ die aufgeschlitzte, besoffene Figur meines Paps auf den Boden fallen und kam zu uns.

Ich schüttelte den Kopf und sagte dann: »Da ist jemand drin … Verdammt, da ist jemand drin!«

Viking und AK kamen zur Falltür und schauten nach unten. Mir rutschte das Herz in die Hose, als Viking rief: »Fuck! Fuck, Mann, da ist ja ein Kind drin!«

Ich sah zu, total erstarrt an der Wand, als Viking und AK sich bückten. AK drehte sich um. »Fuck. Sieh zu, dass du herkommst, Flame.«

Ich bewegte die Beine und zwang die finsteren Erinnerungen daran, wie ich in diesem Loch missbraucht worden war, nieder, doch dann schaute ich hinter uns … und mein Paps war nicht mehr da.

Ich stemmte mich auf die Füße und bellte: »Wo zum Teufel ist er hin?«

Da kam ein Schrei von draußen. »Flame!«

Maddie …

NEIN!

»Fuck!«, schimpfte Viking. Aber ich rannte schon zur Tür, und mein Blut rauschte wie verdammte Feuerströme. Ich stürmte zur Tür hinaus – und sah Paps, der wieder dieses verdammte Messer in der Hand hatte und Maddie an sich drückte. Und das Scheißmesser lag an ihrem Hals.

Ich sah nur noch roten Nebel, und ich schrie aus voller Kehle.

Maddies grüne Augen waren weit aufgerissen, und Tränen standen darin. Und sie starrte mich an; sie starrte mich an, dass ich ihr helfen solle.

»Lass mich auf der Stelle gehen, oder ich schlitze der Hure die Kehle auf«, drohte er. Und in Sekundenschnelle gefror mir das Blut in den Adern.

Ich stand reglos da und sagte ruhig: »Lass sie los.«

Viking blieb neben mir stehen, und Paps schaute zwischen uns hin und her. »Lass mich auf der Stelle gehen, dann kannst du deine Hure wiederhaben.«

»Flame«, flüsterte Maddie, und sie wurde kreideweiß im Gesicht.

Ich sah, wie sich die Klinge in ihren Hals drückte und schon ihre Haut berührte, und warf meine Messer auf den Boden. »Lass sie sofort gehen«, verlangte ich mit donnernder Stimme.

Darauf ging der Scheißkerl langsam zur Seite weg, in Richtung Schotterstraße. Als er sich umdrehen wollte, schob er Maddie kurz zur Seite und machte sich so angreifbar. Ich wollte gerade einen Satz machen und den Scheißkerl zu Boden werfen, als AK neben mir auftauchte, seine 9mm in Augenhöhe im Anschlag. »Mach dich bereit, den kranken Bastard so richtig aufzuschlitzen«, flüsterte er.

Und eine Sekunde später jagte er dem Mistkerl eine Kugel direkt hinten ins Bein. Mein alter Herr ging mit zerschmettertem Oberschenkelknochen zu Boden, und ihm fiel das Messer aus der Hand. Maddie sackte auf die Seite, ihren Hals immer noch unter seinem Arm. Aber sie befreite sich hastig und kroch davon in Sicherheit.

Und das war alles, was ich an grünem Licht brauchte.

Ich hob meine Messer vom Boden auf und stürmte los. Mein Paps rollte sich herum und versuchte aufzustehen, doch da hatte ich ihn schon erreicht. Ich blickte ihm direkt in die Augen, und noch während die Flammen in mir brüllten, setzte ich mich rittlings auf seine Taille und trieb ihm die Klingen in den Leib, einen Stoß nach dem anderen. Und ich sah ihm dabei zu. Ich beobachtete ihn wie ein Falke, als er schreien wollte. Ich trieb ihm den scharfen Stahl in die Brust, den Bauch, drehte die Klingen und hackte auf ihn ein. In meinem Kopf sah ich Mamas Gesicht, als ich ihm den Brustkorb aufschlitzte. Ich sah, wie er sie schlug und sie blutete und überall blaue Flecken hatte. Ich sah, wie er Isaiah anbrüllte. Sah, wie er ihn neben mir in diesem Drecksloch ablegte und uns dort zum Sterben zurückließ, während ich die Sehnen in seinen Armen zerfetzte.

Ich rutschte weiter nach unten, und sein Körper spritzte inzwischen Blut wie ein Geysir. Aber ich konnte nicht aufhören, auf ihn einzustechen und all die verdammten Jahre voll Schmerz aus mir herauszuschreien. Ich nahm beide Messer und jagte sie ihm durch den Schwanz. Mein Paps würgte an seinem Blut. Doch ich schloss die Augen und versuchte immer noch das Gefühl seines Atems in meinem Nacken als Kind zu verdrängen, sein schwitziger Oberkörper, der sich an meinen Rücken presste, als er mich an der Wand vögelte.

Und ich konnte nach wie vor nicht aufhören. Ich hackte auf seine Beine ein, zerfetzte Knochen und Muskeln. Ich machte mit seinem Bauch weiter, schlitzte die Haut auf, und danach kam sein Gesicht dran. Die verdammten dunklen Augen, die mich glasig anstarrten, und ich hob die Hände und rammte ihm eine Klinge in jedes Auge. Aber trotzdem konnte ich immer noch nicht aufhören. Ich machte weiter, zerfetzte seinen Kiefer, seine Wangen und seinen Scheißschädel.

Ich dachte, ich würde nie wieder aufhören können, bis …

»Flame! Hör auf … bitte!«, rief eine Stimme.

Doch ich hob mit zitternden Händen die Messer, jagte sie ihm in den Schädel und spürte den Knochen unter meinen Händen zersplittern.

»Flame! Hör auf! HÖR AUF!!!«

Plötzlich drang die Stimme, die meinen Namen rief, in meinen Geist durch, und ich ließ die Messer fallen und sackte erschöpft zusammen. Ich keuchte, atmete zu schwer und zu schnell, und endlich wurde mein Blick wieder klar.

Blut. Alles, was ich sehen konnte, war ein Haufen voll Blut. Blut unter mir, Blut über und über auf einer Scheißleiche vor mir … eine Scheißleiche, die derart verstümmelt war, dass man das Gesicht nicht mehr erkennen konnte. Man konnte ihn überhaupt nicht mehr erkennen.

Ich bemerkte eine Bewegung neben mir, drehte mich um – und schnappte nach Luft. Maddie … Maddie …

»Flame, oh Gott!« Maddie setzte sich mit bleichem Gesicht auf den Grasrand hinter mir und hielt sich die Hand vor den Mund. Die Wut stieg in mir auf, Wut und ein verdammter Ansturm von Gefühlen, die ich nicht begriff, und ich schrie.

Ich schrie und schrie. Dann rappelte ich mich von der zerfetzten Leiche meines Paps auf und sackte auf der Straße zusammen, die Knie gebeugt und die Nackenmuskeln angespannt. Schließlich ballte ich die Hände zu Fäusten, warf den Kopf in den Nacken und schrie wieder. Ich schrie, bis mir die verdammte Stimme versagte und meine Kehle rau und wund war.

Mit einem Mal war ich richtig müde, erschöpft und ließ den Kopf hängen. Ich zitterte am ganzen Körper, und mir liefen Tränen aus den Augen. Und ich konnte nicht aufhören.

Ich konnte einfach nicht aufhören.

Ich war zu verloren in den Nachwirkungen des Tötens, aber plötzlich fühlte ich eine sanfte Hand an meinem Gesicht. Ich zuckte zusammen, als ich die Berührung spürte, doch als ich die Hand wegschlagen wollte, tauchte Maddies Gesicht vor mir auf. Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihr Gesicht und ihre Lippen waren totenbleich.

»Maddie«, krächzte ich und konnte mich nicht rühren.

Auf Knien rutschte sie vorsichtig näher, und mein Kopf sank an ihre Brust. Mit einem Aufschrei schlang sie die Arme um meinen Kopf und drückte mich an sich. Ich schob meine schwachen Arme um ihre Taille und sagte mit heiserer Stimme: »Er ist weg. Er ist wirklich weg.« Es war, als wäre eine tonnenschwere Last von mir gefallen.

Maddie schluchzte über mir. »Ja«, flüsterte sie und drückte mich noch fester an sich.

So blieben wir minutenlang, bis ich hinter mir Geräusche hörte. Ich hörte Maddie nach Luft schnappen, löste mich von ihr und hob den Kopf. Und dann blieb mir das verdammte Herz stehen.

Vike und AK kamen aus dem Haus … sie kamen aus diesem verdammten Haus und hatten das Kind aus dem Keller dabei. Ein Junge, der aussah wie etwa sechzehn oder siebzehn.

Er war dünn.

Er war groß.

Er war blass.

Aber er … er …

»Er sieht genauso aus wie du«, sagte Maddie neben mir. Sie sprach aus, was ich dachte. »Mein Gott, Flame, er hat deine Augen und deine Haarfarbe … er sieht aus, als wäre er … Gott! Ist er dein Bruder?« Sie griff nach meiner Hand und fragte: »Hast du noch einen Bruder?«

Ich starrte den Jungen an, der zwischen AK und Vike stand. Ich starrte auf seine zerlumpten Kleider. Seine Augen waren allerdings auf mich fixiert. Er wandte sie nicht einen Moment von mir ab. Viking legte dem Jungen die Hand auf die Schulter, aber der zuckte zurück.

Ich sprang umgehend auf die Füße. »Fass ihn nicht an, verdammt«, stieß ich hervor.

Viking hob die Hände und wich zurück. »Fuck, Mann, ich will ihm doch nichts tun. Ich habe ihn bloß herausgebracht, damit er euch trifft, Bruder. Das ist Asher Cade. Hat sich rausgestellt, dass Daddio noch eine Frau nebenbei hatte, und nachdem du weg warst, hat er sie und seinen Bastard in seinen Palast geholt. Asher hier ist besagter Bastard.« Viking zeigte auf den Jungen. »Du hast einen kleinen Bruder, Flame. Asher fucking Cade. Dein alter Herr hat seine Mutter geheiratet und alles hübsch offiziell gemacht, sobald er konnte.«

Mir war, als hätte mir jemand ein Eisenrohr in den Bauch gedonnert, als ich vorwärtsging. Der Junge musterte mich und schaute dann über meine Schulter. Ich versteifte mich, denn ich wusste, was er sah, aber dann kam ein langer Seufzer aus seinem Mund, und er ließ die Schultern hängen.

»Alles gut, Junge?«, fragte AK, und er nickte langsam.

Seine dunklen Augen fixierten mich wieder, und er fragte schüchtern: »Du bist Josiah?«

Ich blieb abrupt stehen. Maddie drückte meine Hand. Ich schüttelte den Kopf und zischte: »Ich bin Flame. Josiah war ich mal. Jetzt bin ich Flame.«

Der Junge schaute zu der Leiche auf dem Boden hinter uns. »Er sagte, dass ich … wie du bin. Er sagte, ich bin zu sehr wie … Josiah. Und dann hat er mir wehgetan … er …«

Seine Stimme erstickte, und er schaute zu Boden. Er schloss die Augen, und er atmete keuchend durch die Nase.

»Wie alt bist du?«, fragte AK links neben mir.

»Sechzehn«, antwortete der Junge. Ich schloss die Augen.

Dann öffnete ich sie wieder und fragte: »Wo ist deine Mama?« Der Junge blickte zu mir auf, und ich sah, dass sich sein Gesicht veränderte. Seine Augen gingen nach unten, und er schluckte.

Viking deutete auf mich. »Flame ist nicht wütend. Das ist nur seine Art zu reden.«

Ich schaute Viking stirnrunzelnd an. »Wie habe ich denn geredet?«

Viking zuckte mit den Schultern und rieb über seine Oberlippe. »Wie du, Bruder. Mach dir nichts draus.« Maddie legte ihren Kopf an meinen Arm. Ich atmete weiter und hasste es, dass ich nie richtig mit neuen Leuten reden konnte.

Asher wippte auf den Füßen und sah total traurig aus, und dann antwortete er: »Ist vor ein paar Monaten gestorben. Sie … sie hat sich umgebracht.« Er schaute zu mir auf und deutete hinter sich. »Hat sich an dem Baum dahinten aufgehängt.« Er holte scharf Luft. »Ich habe sie gefunden. Und Paps … er hat mir die Schuld gegeben. Sagte, es wäre alles meine Schuld.« Er schüttelte den Kopf. »Aber er hat sie geschlagen. Hat uns gezwungen, in diese Kirche zu gehen, die er so geliebt hat und die wir hassten. Sie hat sich seinetwegen umgebracht, doch er hat mir die Schuld gegeben. Mama war noch so jung, erst achtzehn, als sie ihm begegnet ist. Sie konnte einfach nicht mehr.«

»Gott …«, flüsterte Maddie, deutlich geschockt. Ich schloss die Augen und dachte: genau wie meine Mama. Es war alles ganz genau wie mein Scheißleben.

Als ich die Augen wieder aufmachte, stand AK vor mir. »Deine Entscheidung, Mann. Der Junge ist dein eigen Fleisch und Blut.« Ich starrte meinen … Bruder … an, und mein Herz hämmerte. Ich hatte einen Bruder. Ich hatte einen kleinen Bruder … wieder.

Der Junge erwiderte meinen Blick. Dann kam er näher und fragte: »Was passiert jetzt mit mir? Ich kann nicht …« Ihm stockte der Atem, und er zitterte. »Bring mich nicht in diese Kirche. Bitte … Josiah, bitte … ich habe sonst keine Familie, und diese Kirche hasse ich mehr als alles andere.«

»Es heißt Flame«, korrigierte ich ihn, zu beschäftigt mit Gedanken an diese verfluchte Kirche. Die Augen des Jungen wurden groß.

»Flame«, flehte er, »zwing mich nicht, da hinzugehen.«

Maddie drückte meine Hand. Als ich sie ansah, starrte sie mich mit riesigen Augen an. Ich holte tief Luft, schaute Asher an und befahl: »Du kommst mit mir nach Hause.«

Der Junge zögerte und gab schließlich ein ersticktes schmerzvolles Schluchzen von sich. Viking ging hin und legte Asher den Arm um die Schulter. Der Junge versteifte sich, doch dann entspannte er sich direkt an Vikings riesiger Brust und drückte sich in seine Umarmung. Und genau da war mir klar, dass Asher ganz und gar nicht war wie ich. Er hatte nicht mein Leiden. Man konnte ihn berühren … Er …

»… lässt sich anfassen«, flüsterte ich. Maddies Hand lag an meiner Brust. Sie hatte mich gehört. Ich hob den Arm um ihre Schulter und zog sie an mich, den einzigen Menschen, den ich berühren konnte. Ich führte meinen Mund nah an ihr Ohr und flüsterte: »Man kann ihn berühren, Maddie. Er ist nicht wie ich.«

»Ich weiß«, antwortete sie und umarmte mich fester. »Das ist gut, Flame.«

Viking ging an mir vorbei zu den Motorrädern, weg von der Leiche. Mit Asher im Arm fragte er: »Also, Little Ash. Warst du schon mal in Texas?« Dann blieb er abrupt stehen und schaute nach hinten. »Verdammt, Ash, Bruder. Flame und Little Ash.« Er schüttelte den Kopf und lächelte. Anschließend drehte er sich wieder zu Asher um und fragte: »Schon mal auf einem Motorrad gesessen?«

»Nein«, antwortete Asher zaghaft. »Aber ich habe mal eins gesehen. Und sie haben mir immer gefallen.«

»Gute Sache, Bruder. Denn da, wo wir hingehen, wirst du sie lieben lernen.«

AK folgte den beiden ohne ein Wort. Ich stand nur da, konzentrierte mich aufs Atmen und starrte auf das alte Drecksloch von Haus. Maddie blieb vor mir stehen. »Was jetzt?«

Ich schob ihr eine lose schwarze Haarsträhne hinters Ohr und sagte: »Du musst hier draußen warten.«

Maddie versteifte sich, doch kurz darauf ließ sie meine Hand los und ging zu den Motorrädern. Ich ging zurück zu dem, was von meinem Paps noch übrig war. Dann bückte ich mich, hob seinen verstümmelten Scheißleichnam auf und trug ihn ins Haus, zurück zum Keller. Ohne ihm auch bloß ins Gesicht zu schauen, warf ich die Leiche in das Höllenloch und das verdammte Messer gleich mit.

Sekunden später stand ich an der Haustür, griff in meine Tasche, holte mein Feuerzeug heraus und machte es an. Ich starrte auf die orangefarbene Flamme und fühlte, wie sich darauf die Flammen in meinem Blut regten. Dann ging ich zum allerletzten Mal durch die alte Haustür hinaus und schnippte die offene Flamme auf den unordentlichen trockenen Fußboden. Ich schloss die Tür hinter mir und grinste. Als ich den Kopf hob, sah ich Asher hinten auf Vikings Maschine sitzen. Er hatte Ledersachen an, die viel zu groß für seinen spindeldürren Körper waren. Anschließend stieg ich auf meine Maschine. Maddie wartete schon auf mich und legte die Arme um meine Taille, sobald ich im Sattel saß.

AK rollte seine Maschine neben mich und fragte: »Was jetzt, Bruder?«

Ich schaute stur geradeaus und sagte: »An einen Ort muss ich noch.«

AK jagte den Motor hoch und sagte: »Dann fahr voran.«

Wir bogen auf die unbefestigte Straße ein. Ich roch den Rauch von brennendem Holz. Und ich grinste wieder. Ich grinste, weil ich wusste, dass der Wichser zu Asche verbrennen würde.

Wir fuhren auf die Hauptstraße, und ich verbrannte Asphalt auf dem Weg zu einem letzten Ort. AK und Viking fuhren direkt hinter mir, und auf der Straße war nicht ein einziges verdammtes Auto zu sehen.

Mir wurde ganz beklommen, als wir uns dem Gebäude näherten, das ich am meisten hasste. Als die alte Kirche an der verlassenen Landstraße in Sicht kam, brachte ich meine Maschine davor zum Stehen.

Ich stieg ab und wandte mich an Maddie. »Du bleibst hier draußen mit dem Jungen. Es wird nicht lange dauern.«

Maddie schluckte, stieg aber ab und ging zu Asher, der auf Vikings Motorrad saß. Viking und AK kamen zu mir.

»Was zum Henker ist das denn?«, fragte AK und musterte den alten weißen Schuppen prüfend.

Ich ballte die Hände zu Fäusten und antwortete: »Eine Kirche.«

AK runzelte die Stirn, und Vike schüttelte den Kopf. »Und was machen wir vor einer heruntergekommenen Kirche? Weil ich bestimmt in Flammen aufgehe, wenn ich da reinmarschiere«, meinte Viking und zeigte zum Eingang.

»Ihr geht rein und bringt jeden da drin hier raus«, befahl ich, ging zu meiner Maschine, ohne auf eine Antwort zu warten, und holte zwei neue Messer aus der Satteltasche. Die Griffe fest in der Hand, ging ich hinten herum und wartete.

Keine zwei Minuten später kamen AK und Viking wieder heraus, jeder einen Mann am Kragen. Und die Wut kam zurück, als ich Pastor Hughes und den Ältesten Paul sah.

Meine Brüder hielten sie fest, und die beiden Männer aus meiner Vergangenheit waren leichenblass vor Angst. Vike nickte mit dem Kopf und sagte: »Das waren die einzigen zwei da drin. Sind das die, die du willst?«

»Ja«, knurrte ich. Ich hob meine Messer und befahl: »Drückt sie an die Wand.«

AK und Vike gehorchten, ohne Fragen zu stellen, und rammten den Pastor und den Ältesten an die Holzwand der Kirche. Die Typen fingen an, mich mit Fragen zu bombardieren, doch ich verlor keine Zeit. Ich stürmte vorwärts und rammte das erste Messer dem Ältesten Paul in den Leib, sodass er an die Wand gepfählt dahing und an seinem eigenen Blut würgte. Dann das zweite Pastor Hughes durch den Bauch, und ich kam ihm dabei nahe genug, um zu sagen: »Das ist für Isaiah, du Scheißwichser. Für Isaiah und dafür, dass du diesem Scheißbastard von einem Vater dabei geholfen hast, mit Mord und Vergewaltigung davonzukommen.«

Damit ging ich weg und schaute nur noch einmal über die Schulter, um Vike zu befehlen: »Fackel das verdammte Ding ab, und lass die beiden Scheißkerle dabei an der Wand hängen. Sie sollen brennen.«

Ich ging zu meiner Maschine und nickte Maddie zu. Sie kam langsam zu mir. »Geht es dir gut?«, frage sie wachsam.

Ich nickte und stieg in den Sattel. Maddie stieg hinter mir auf, ohne Fragen zu stellen, genau als AK und Vike wieder zu uns kamen. AK nickte und sagte mir damit, dass die Kirche in Flammen stand.

Meine Brüder stiegen hinter mir auf die Motorräder, und ich hob die Hand und zeigte nach vorn.

Höchste Zeit, wieder nach Hause zu fahren.