Rafe schlug seinen Laptop zu und schob den vermaledeiten Computer zur Seite. Drei Tage. Drei Tage, seit er sein neues Leben begonnen hatte, und er konnte einfach nicht denken. Selbst die Geräusche auf der belebten Straße in der Innenstadt und das endlose Geplapper der Leute, die um ihn herum auf der Terrasse des Cafés saßen, halfen ihm nicht, sich zu konzentrieren, anders als sonst. Und all das, weil er den Anblick von Dom auf seinen Knien nicht aus seinem Kopf verbannen konnte.
Rafe lehrte den Rest seines Kaffees, dann packte er seinen Laptop und stopfte ihn in seine Tasche. Er suchte in seiner Geldbörse nach angemessenem Trinkgeld und warf es auf den kleinen, runden Tisch. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, zurück nach L.A. zu kommen. Vielleicht bedeutete ein neuer Anfang, woanders ganz von vorn zu beginnen. Er hatte auf mehreren Konten im Ausland genug Geld gebunkert, dass er überall hingehen konnte, wo er wollte. Verdammt, er würde nicht einmal mehr arbeiten müssen. Und es war auch nicht so, als wäre Hacker eine besonders noble Profession. Er könnte ehrlich werden ‒ vielleicht seine Computerfähigkeiten anbieten, wo sie gebraucht wurden. Das Bild von Logans beschissener, kleiner Wohltätigkeitsorganisation kam ihm in den Sinn, dann war der Mann selbst da, wie er die Arme um seinen gebrochenen Liebhaber legte.
Himmel Herrgott noch mal! Rafe stand so schnell auf, dass er beinahe seinen Stuhl umstieß, und mehrere Leute schauten ihn neugierig an. Er packte den Stuhl und schob ihn unter den Tisch, dann verließ er die Terrasse und ging auf dem Gehweg entlang, der ihn zehn Blocks zu seinem miesen Hotel führen würde. Das würde sein zweiter Schritt werden, nachdem er herausgefunden hatte, welchen Ort er sein Zuhause nennen würde ‒, nachdem er tatsächlich ein Zuhause gefunden hatte. Es ging ihm auf die Nerven, jede Woche von einem schrecklichen Hotel zum anderen zu ziehen.
„Rafe, runter!“
Rafe zuckte zusammen, als er die vertraute Stimme hörte. Einen Sekundenbruchteil später zischte etwas an seinem Ohr vorbei und das Schaufenster hinter ihm zerbrach. Schreie durchschnitten die Luft, als er sich instinktiv zu Boden warf und einen stechenden Schmerz im Oberarm spürte. Kugeln flogen umher, während die Leute an ihm vorbeirannten, dann schloss sich eine große Hand um seinen rechten Bizeps und zog ihn hoch.
„Beweg dich!“, brüllte Cade und stieß Rafe um eine Ecke zwischen zwei Gebäude. Cades Griff um seinen Arm war brutal, als er Rafe gegen die Wand schubste und dann den Kopf um die Ecke streckte und sich umschaute, die Waffe schussbereit in der Hand.
„Gehen wir“, befahl Cade rau, als er Rafe erneut packte und ihn an das Ende des Blocks zerrte, wo er ihn in ein neueres Auto stieß. Cade setzte sich hinter das Steuer und fuhr seelenruhig los, als mehrere Polizeiautos vorbeirasten. Er würdigte Rafe keines Blickes, bis sie gute zehn Blocks hinter sich gebracht hatten.
„Wie schlimm ist es?“, fragte Cade und schielte zu der Wunde in Rafes Oberarm, auf die dieser Druck ausübte.
„Tut scheiß weh“, brachte Rafe hervor.
Cade fuhr auf einen leeren Parkplatz und nahm den Gang raus. Rafe zuckte zusammen, als Cade sein Hemd packte und den Ärmel aufriss, um die Wunde freizulegen.
„Ein Streifschuss“, murmelte Cade. Er riss Rafes Ärmel vollkommen ab, rollte ihn zusammen und presste ihn auf die Wunde. „Drück weiter drauf.“ Cade legte den Gang wieder ein und fuhr zurück auf die Straße.
„Was zum Teufel geht hier vor?“
Cade funkelte ihn an. „Sag du es mir. Du bist derjenige, auf den geschossen wurde.“
Rafe spürte, wie ihm der Magen in die Kniekehlen rutschte. „Nein“, entgegnete er verwirrt. „Das war wahrscheinlich nur ein Zufall.“
„Ich hab den Typen gesehen, Rafe. Er hat auf dich gezielt, nur auf dich.“ Cade parkte das Auto und Rafe sah, dass sie vor seinem Hotel standen. „Den Schlüssel“, befahl Cade und streckte die Hand aus. Rafe zuckte zusammen, als er mit der Hand seines verletzten Arms in der Computertasche nach dem Schlüssel suchte. „Bleib hinter mir.“
Rafe folgte Cade zu seinem Zimmer und starrte ungläubig auf das Chaos vor ihm. Seine wenigen Habseligkeiten bestanden größtenteils aus Klamotten und die waren auf den Boden geworfen und durchwühlt worden. Doch der Rest des Zimmers war vollkommen zerstört. Die Matratze war vom Bett gezogen worden und auf beiden Seiten zerfetzt, als hätte sie jemand aufgeschnitten. Die Schubladen der Kommode lagen zerbrochen auf dem Boden, Tisch und Nachttisch waren beide umgeworfen.
„Wonach hat er gesucht, Rafe?“, fragte Cade kalt und sein harter Blick traf Rafe.
„Ich weiß es nicht“, antwortete er. Das war die Wahrheit ‒ er hatte keine Ahnung, wer das hier getan hatte und warum.
„Nimm, was du brauchst, dann lass uns gehen“, sagte Cade.
Rafe betrachtete seine kümmerlichen Habseligkeiten. Was war der Punkt? Alles, was er besaß, war leicht zu ersetzen. Er besaß keine sentimentalen Fotos oder lieb gewonnene Kleinigkeiten. Er drehte sich um und verließ den Raum, dann stieg er wieder in Cades Auto. Während die Verwirrung über das, was passiert war, einsetzte, spürte er, wie Panik in ihm aufstieg.
„Rafe, schau mich an“, befahl Cade, doch sein Tonfall war nicht so harsch wie noch vor einem Moment. Er zwang sich, Cade anzusehen, und ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung breitete sich in ihm aus, was keinen Sinn ergab, denn dieser Mann war der letzte Mensch, den er hatte wiedersehen wollen, abgesehen von seinen Brüdern.
Eine raue Hand legte sich in seinen Nacken. „Alles kommt wieder in Ordnung“, sagte Cade schlicht, während er mit dem Daumen über die Seite von Rafes Hals rieb, bevor er ihn auf seinem Puls ruhen ließ. Die Bewegung hätte Rafes Angst nicht lindern sollen, doch sie tat es. Zum ersten Mal in seinem Leben war er nicht allein, wenn er jemanden brauchte.
Rafe brachte ein Nicken zustande, dann ließ Cade ihn endlich los und startete den Wagen. Sie fuhren etwa dreißig Minuten lang, bevor Cade vor einem Hotel anhielt, das ebenso schäbig war wie das letzte. Rafe war zu müde, um sich Gedanken zu machen, als Cade ihm befahl, sitzen zu bleiben, und das Nächste, was er wahrnahm, war, wie Cade ihn sanft auf einen harten Stuhl setzte. Finger tasten seine Verletzung ab und er schrie auf, als Cade Alkohol darüber goss.
„Trinkt das hier“, sagte Cade und drückte Rafe eine Flasche in die Hand.
„Ich trinke nicht“, murmelte Rafe und versuchte, die Flasche zurückzugeben.
„Du wirst es brauchen“, erwiderte Cade. Er öffnete ein kleines Mäppchen und durchsuchte den Inhalt,
„Cade, nein“, sagte Rafe, als er sah, wie Cade eine Nadel auspackte.
„Das muss genäht werden und ein Krankenhaus ist im Moment nicht unbedingt eine Option. Trink“, befahl er erneut, während er den Faden vorbereitete.
„Hast du das schon einmal gemacht?“, fragte Rafe, bevor er einen tiefen Schluck von der Flasche Scotch nahm. Der Alkohol brannte und der Geschmack brachte ihn sofort zum Würgen.
„Meistens bei mir selbst. Das wird wahnsinnig wehtun“, sagte er milde und begann, eine dunkle Substanz um Rafes Wunde zu verteilen. Rafe würgte einen weiteren Schluck hinunter und beim dritten spürte er, wie Hitze sich von seinem Magen her ausbreitete. Doch er hätte genauso gut Wasser trinken können, denn als die Nadel durch seine Haut stach, spürte er es überall.
* * *
Cade schaltete das Licht im Badezimmer aus und ging zur anderen Seite des Bettes, um Rafe zuzudecken, der innerhalb von Minuten eingeschlafen war, nachdem Cade ihm auf die billige Matratze geholfen hatte. Draußen war es immer noch hell, aber nach den Ereignissen der letzten Tage und dem Vorfall am Nachmittag war Cade erschöpft. Er zog sich vorsichtig aus und kroch neben Rafe unter die Decken, dann nahm er sich einen Moment, um den Mann zu betrachten. Er staunte, wie jung und friedlich Rafe aussah, und er konnte sich nicht davon abhalten, die Hand auszustrecken und mit den Fingern über Rafes Wange zu streichen. Rafe zuckte zusammen und Cade zog die Hand automatisch zurück, aber zu seiner Überraschung rutschte Rafe näher, bis sein Kopf an Cades ausgestreckten Arm gedrückt war. Die Berührung war minimal, aber trotzdem durchzuckten Stromstöße ihn. Oh Gott, wie sehr er diesen Mann wollte.
Cade widerstand dem Drang, Rafe dichter an sich zu ziehen, und lehnte sich zurück. Er starrte an die Decke und versuchte, den Anblick der ersten Kugel, die Rafe nur um Millimeter verfehlt hatte, aus dem Kopf zu bekommen. Wenn Rafe sich nicht in genau dem Moment umgedreht hätte, als Cade seinen Namen gerufen hatte, wäre alles vorbei gewesen und er hätte den sowieso schon am Boden zerstörten Barretti-Brüdern sagen müssen, dass ihr kleiner Bruder für immer gegangen war.
Die Nachwehen der Konfrontation im Barretti’s hatten für Dom, Vin und die Menschen, die sie liebten, alles geändert. Die beiden waren zwei der stärksten Männer, die Cade je getroffen hatte, aber Rafes Geständnis, was er durchgemacht hatte, hatte sie zerstört und Cade wusste, dass Dom und Vin sich niemals würden vergeben können, egal, was auch passierte.
Er vermutete, dass sie beide die Hoffnung gehegt hatten, dass Rafe mit seinem leiblichen Vater ein gutes Leben gehabt hatte, denn alles andere hätte die Zeit, nachdem sie ihn verloren hatten, unerträglich gemacht. Aber zu erfahren, dass die Unschuld ihres kleinen Bruders nur Stunden, nachdem er ihnen entrissen worden war, geraubt worden war, war einfach zu viel. Und zu hören, wie Rafe auf sie gewartet hatte, dass sie ihn retteten, war der letzte Schlag gewesen.
Obwohl Cade kurz nach Rafe gegangen war, um dem Mann nach L.A. zu folgen, hatte er Kontakt mit Logan gehalten, der sich mit Dom in ihr Haus auf den San Juan Islands zurückgezogen hatte. Die Verzweiflung in Logans Stimme sagte ihm, dass es schlimm war … wirklich schlimm. Ein Anruf bei Mia hatte gezeigt, dass es Vin nicht besser erging. Und nachdem er Rafe in den letzten drei Tagen beobachtet hatte, war klar, dass auch er es nicht hinter sich gelassen hatte, so sehr er es wahrscheinlich auch glauben wollte. Wenn der junge Mann nicht ziellos durch die Stadt wanderte, war er nervös und unkonzentriert. Er begann, an seinem geliebten Computer zu arbeiten, nur um Minuten später wieder aufzuhören und ihn zuzuschlagen. Dann starrte er eine Weile ins Leere, schüttelte sich aus seinen Gedanken, welche auch immer diesen schmerzverzerrten Blick in seine Augen gebracht hatten, dann öffnete er den Computer erneut und begann zu tippen. Und so begann das Ganze von vorn.
Cade hatte keine Ahnung, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Aber von dem Moment an, als Rafe das Restaurant verlassen hatte, hatte er gewusst, dass er ihn nicht gehen lassen konnte. Und das hatte nicht nur mit seinem Beschützerinstinkt zu tun. Nein, Rafe hatte etwas an sich, dass ihn anzog. Dass ihn dazu brachte, mehr zu wollen. Mehr wovon, wusste er nicht. Einfach mehr.
Cade sog scharf die Luft ein, als Rafe sich erneut bewegte und sich an ihn drückte. Ein Arm wanderte über seine Brust und schlang sich um seine Seite und er senkte den Blick, denn er glaubte, dass Rafe wach war. Aber er schlief immer noch tief und fest. Verlangen wallte bei dem Gefühl des harten Körpers, der so dicht an seinen gepresst war, in Cade auf. Das hier ‒ genau das war es, wovon er mehr wollte. Nicht nur von dem umwerfenden Sex, sondern von dem danach. Das Gefühl, sich jemandem verbunden zu fühlen.
Cade legte den Arm um Rafes Schultern. Was auch immer ‚das‘ war, es war nur von kurzer Dauer, denn er wusste, sobald Rafe wach wurde, würde es zum Streit kommen. Denn so wenig Rafe seine Brüder auch wollte, es war offensichtlich, dass er sie brauchte. Rafe Barretti würde nach Hause zurückkehren, ob es ihm gefiel oder nicht.
* * *
Noch bevor er die Augen öffnete, bemerkte Rafe zwei Dinge. Erstens ‒ sein Arm schmerzte höllisch. Und zweitens ‒ die überwältigende Hitze unter ihm. Aber da er keine Schwierigkeiten hatte zu atmen, wusste er, dass die Hitze nicht von einer Panikattacke herrührte.
Als sein gesamter Oberkörper leicht angehoben wurde und sich dann wieder senkte, zwang Rafe sich, die Augen zu öffnen, und es bestätigte sich, was er bereits vermutet hatte ‒ er lag ausgestreckt auf Cades Brust, die Hand an Cades Achselhöhle und ein hartes Kissen aus Muskeln unter seinem Kopf. Ein muskulöser Arm war wie Stahl um ihn geschlungen und der andere war an seinem Rücken ausgestreckt, die Handfläche über seinem Hintern ausgebreitet. Gott sei Dank trug er immer noch seine Unterwäsche. Aber leider half der dünne Stoff nicht zu verhindern, dass er spürte, wie ein Finger an die Spitze seiner Arschritze drückte.
Ein weiteres Heben und Senken von Cades Brust sagte Rafe, dass der Mann immer noch schlief, aber die Art, wie Cade ihn festhielt, ließ ihm praktisch keine Chance, sich von ihm zu lösen, ohne ihn zu wecken. Somit gab es keine Möglichkeit, sich davonzuschleichen. Was bedeutete, dass er sich auf einen Streit vorbereiten musste, denn nie im Leben würde er einen weiteren Tag mit diesem Mann verbringen, Möchtegern-Schütze hin oder her. Falls es zutraf, was Cade gesagt und der Mann wirklich auf ihn gezielt hatte ‒ was sehr wahrscheinlich schien, wenn man die Zerstörung in seinem Hotelzimmer in Betracht zog ‒ dann würde er mit dem ersten Flug aus diesem Land verschwinden. Hacken und sich verstecken ‒ in diesen beiden Disziplinen war er am besten.
Rafe hielt den Atem an, als Cade sich leicht unter ihm bewegte, und er unterdrückte ein Stöhnen, als die Hand an seinem Hintern tiefer rutschte und ihn packte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, dass der Hurensohn, der um ihn geschlungen war wie eine Weinranke, wach war, aber Cades Atmung hatte sich nicht verändert. Sein Schwanz wurde schmerzhaft hart, als sein Unterkörper bei einer weiteren Bewegung an Cades Hüfte gepresst wurde, und er konnte sich nicht davon abhalten, sich auf der Suche nach Erleichterung an Cade zu reiben. Aber als der Griff der Hand auf seinem Hintern noch fester wurde, wusste er, dass er zum Narren gehalten worden war.
„Arschloch“, murmelte er und versuchte, sich von Cade zurückzuziehen.
Cade lachte auf, dann lag Rafe flach auf dem Rücken, während Cades Gewicht auf ihm ruhte. „Dir auch einen guten Morgen“, sagte Cade sanft und bevor Rafe protestieren konnte, lagen diese festen Lippen auf seinen. Er versuchte, Cade mit seinem unverletzten Arm wegzuschieben, aber stattdessen schlang er ihn um Cades Schultern und zog ihn dichter an sich. Sein Mund hinterging ihn ebenfalls, denn er öffnete sich auf der Stelle für Cades suchende Zunge, und als Cade es war, der sich zurückzog, folgten seine verräterischen Lippen ihm und weigerten sich, den anderen Mann freizugeben. Nur noch ein Kuss, sagte er sich selbst. Nur noch einer, dann würde er Cade zum Teufel jagen.
* * *
Cade saugte Rafes Zunge in seinen Mund und fing das Stöhnen des anderen Mannes auf, während er mehr von seinem Gewicht auf ihn drückte. Er hatte nur kurz von ihm kosten wollen, doch er war hocherfreut, als Rafe den Kuss erwidert hatte. Er war von Rafes ständigen Bewegungen die ganze Nacht über hart gewesen, und aufzuwachen, während der Mann sich praktisch an seiner Hüfte rieb, war zu viel gewesen. Und dieser Arsch. Er wusste, dass es ihm keine Pluspunkte einbringen würde, wenn er ihn begrapschte, aber er tat es dennoch. Der Hintern war knackig und voll. Alles, was er wollte, war, mit dem Finger zwischen diese perfekten Backen zu dringen und ihn zu erkunden. Aber das Gefühl der erhabenen Haut war eine Erinnerung an den Schmerz, den Rafe hatte erdulden müssen, deshalb würde er den Mann zu nichts drängen, dass dieser offensichtlich nicht wollte.
Doch dann hatte Rafe den Kuss erwidert. Hatte sich sogar geweigert, ihn loszulassen.
Cade griff zwischen ihre Körper und schob Rafes Unterwäsche weit genug nach unten, um seinen geschwollenen Schwanz zu befreien. Als er die Hand darum schloss, stöhnte Rafe auf und stieß nach oben gegen ihn. Er brauchte nur Sekunden, um seinen eigenen Schwanz zu befreien, dann hielt er sie beide in seiner Faust und begann, sie mit langen gleichmäßigen Bewegungen zu streicheln, bei denen sich Rafe verzweifelt unter ihm wand.
„Cade“, hauchte Rafe an seinen Lippen, bevor er ihn erneut küsste.
Cade erhöhte Druck und Geschwindigkeit, dann schrie er vor Lust auf, als Rafe in seine Schulter biss, weil sein Orgasmus ihn traf. Diese Bewegung löste Cades eigenen Höhepunkt aus und er stöhnte auf, als Sperma zwischen ihre Körper spritzte.
„Fuck“, keuchte Cade, als er ihre Schwänze losließ und sich weit genug zurücklehnte, damit er sehen konnte, wie er Rafes und sein eigenes Sperma auf Rafes muskulösem Bauch verrieb. Rafe beobachtete die Bewegungen seiner Hand eindringlich, dann zog er Cades Finger an seinen Mund und leckte sie sauber.
Cade hätte alles darum gegeben, den Tag damit zu verbringen, ihren Körpern so viel Lust zu bereiten, wie er konnte, aber er wusste, dass er damit das Unvermeidliche bloß aufschieben würde. Er beugte sich vor und gab Rafe einen schnellen, harten Kuss, dabei ignorierte er den köstlichen Geschmack von ihnen beiden auf der Zunge des anderen Mannes, dann setzte er sich auf. „Geh duschen“, sagte er sanft und zog Rafe in eine sitzende Position. „Danach reden wir. Pass auf, dass dein Pflaster trocken bleibt.“
Rafe sah aus, als wollte er mit ihm diskutieren, doch Cade war froh, dass er es nicht tat, denn er war einfach noch nicht bereit für den Streit, von dem er wusste, dass er kommen würde.
* * *
Rafe saß auf dem Rand der Badewanne und schlang die Arme um sich selbst. Seine Kleidung lag zusammen mit einem sauberen Hemd, von dem er vermutete, dass es Cades war, denn das einzige das Rafe noch hatte, war zerrissen und blutig, ordentlich gefaltet auf der Toilette. Er hatte nicht einmal gemerkt, wie Cade hereingekommen und die Sachen dort abgelegt hatte. Und diese einfache, aufmerksame Geste verwirrte ihn mehr als die wundervollen Dinge, die Cade vor weniger als zehn Minuten im Bett mit ihm gemacht hatte. Höflichkeit ‒ mehr hatte es nicht zu bedeuten. Ein Mann, der nett zu ihm war.
Er hatte keine Ahnung, wie zum Teufel er mit ‚nett‘ umgehen sollte. Respektlos behandelt, terrorisiert und geschlagen zu werden ‒ das waren Dinge, die ihm vertraut waren. Aber er hatte keine Ahnung, wie er mit einem Mann umgehen sollte, der ihn daran erinnerte, dass sein Pflaster nicht nass werden durfte, und der ihm seine verdammte Kleidung gebracht hatte, damit er nicht nach ihr suchen musste.
Alles, was er wusste, war, dass er mehr davon wollte, und das machte ihm eine Heidenangst.
* * *
Cade hatte in Erwägung gezogen, Rafes Sachen ins Auto zu bringen, während dieser in der Dusche war, in der erbärmlichen Hoffnung, dass es den Streit beschleunigen würde, der ihnen bevorstand, aber nicht nur, dass der Kerl nicht genug Sachen hatte, um sie tatsächlich zu packen, Cade wollte nicht wie ein manipulativer Bastard wirken. Er würde es tun, wenn es die einzige Möglichkeit war, Rafe zurück nach Seattle und damit in den sicheren Schoß seiner Familie zu bringen, aber er hasste den Gedanken, ein weiterer Mann zu sein, der Rafe die Möglichkeit nahm, eine eigene Entscheidung zu treffen.
Er erstarrte, als Rafe aus dem Badezimmer kam, und ignorierte das Ziehen in seiner Brust, als er Rafes misstrauischen Gesichtsausdruck sah. Rafe schloss den Abstand zwischen ihnen und griff nach seiner Tasche. Er behielt den Blick gesenkt, als er sprach.
„Ich will sie nicht sehen“, war alles, was er sagte.
Cade wusste ganz genau, wer mit ‚sie‘ gemeint war. „Okay.“
Rafe nickte, trat an ihm vorbei und machte sich auf den Weg zum Auto. Der junge Mann wirkte so erschöpft, dass Cade tatsächlich zögerte, bevor er selbst zum Auto ging. Was, wenn er die Dinge für alle nur noch schlimmer machte, besonders für Rafe?