Tom war gerade dabei, seinen Koffer zu packen, als Mimi durch die Decke des Zirkuswagens zu ihm hereingeflogen kam.
»Da bin ich«, sagte sie vergnügt. Ihre grünschimmernde Erscheinung bewegte sich in Toms Richtung und blieb schließlich über seinen Schultern in der Luft stehen. So konnte das Geistermädchen zusehen, wie Tom einige Sachen in den offenen Koffer legte. »Was wolltest du denn so Dringendes?«
Tom hüstelte seltsam und winkte dann linkisch ab. »Dringend? Naja, also dringend … klingt jetzt so … dringend, das war mehr … ich wollte nur …«
»›Mimi, du musst unbedingt nochmal zu mir kommen, bevor ich Oma meinen Überraschungsbesuch abstatte.‹ ist nicht dringend?«, lachte Mimi und Tom musste insgeheim zugeben, dass ihn das Geistermädchen gerade ziemlich gut nachgeahmt hatte.
»Doch schon, aber …«, stammelte Tom wieder los, »… nicht diese Art dringend, sondern …«
»… diese andere Art dringend?«, fragte Mimi grinsend.
»Genau!«, nickte Tom schnell und griff einen Stapel T-Shirts.
»Verstehe«, nickte Mimi und sah ihrem Freund dabei zu, wie er den Kleiderstapel vom Bett in den Koffer und dann vom Koffer auf den Tisch räumte. »Das ist schön. Sehr schön ist das. Hm.«, murmelte Tom, öffnete eine Schublade und holte ein paar Socken heraus. Diese legte er neben die Shirts auf dem Bett und sagte erst einmal: »Joah …«
Allerdings wurde ihm die Stille dann irgendwie zu, naja, zu laut und er begann, leise vor sich hin zu summen.
»Tom?«
Tom sah auf. »Äh, ja?«
»Was wolltest du denn nun?«
»Was ich …« Auf einmal war Toms Mund mindestens so trocken wie die schwarze Wüste. »Was ich … will! Jaaa … das. Ja.« Er räusperte sich, aber das Kratzen in seinem Hals wollte nicht weggehen.
»Vielleicht erstmal was trinken?«, schlug Mimi vor.
Tom lachte erleichtert auf, ließ die Socken, die er nun seltsamerweise abermals in den Händen hielt, einfach fallen, drückte sich an Mimi vorbei und eilte zum Kühlschrank. »Trinken! Ja! Super! Mach ich! Gute Idee!«
Tom öffnete die Kühlschranktür und holte umständlich die Wasserflasche heraus. Hastig drehte er den Deckel ab, der sich zischend öffnete, und nahm dann mehrere große Schlucke. »Ahhh …«, seufzte Tom lauter, als er eigentlich vorgehabt hatte.
Mimi schwebte neben ihn und betrachtete Tom aufmerksam. »Besser?«
»Ähm… fast. Moment.« Nur zur Sicherheit nahm er noch einen tiefen Zug. »Ahhh. So.«
»Jetzt alles gut?«, seufzte Mimi.
»Soweit … ja«
Tom stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank, schloss die Tür und räusperte sich.
Dann räusperte er sich noch einmal.
Dann schwieg er.
»Mimi.«
»Was. Wolltest. Du. Von. Mir!«
Tom zuckte förmlich zusammen: »Stimmt! Stimmtstimmtstimmt … ja. Ich wollte was. Ja, das wollt ich.«
Das Geistermädchen wartete noch einen Moment, seufzte dann enttäuscht und schwebte schließlich langsam in Richtung Decke davon. »Also … wenn’s jetzt doch nicht mehr so wichtig ist, dann würd ich dich jetzt einfach weiter packen lassen und wünsch dir ’ne gute Reise. Grüß Käthe von mir, okay?« Schon war Mimi halb durch das Dach des Zirkuswagens geglitten, als Tom endlich allen Mut zusammennahm: »WARTE!«
Sofort war Mimi wieder zu ihm herunter und so nah an ihn heran geschwebt, dass Tom einen Schritt zurück machen musste, um sie wieder scharf zu sehen. Er wusste: Nun gab es kein Zurück mehr. Er musste es sagen. Und das würde er nun auch! Es war doch nur ein einziger Satz! Warum verdammt noch mal fiel ihm das denn so schwer!?
Tom öffnete den Mund und Mimi war so gespannt, dass sie es ihm unwillkürlich gleichtat …
Doch da klappte Tom die Kiefer wieder zu und stieß stattdessen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was er die ganze Zeit hatte sagen wollen: »Gmmsinwirsammm?«
»Wie bitte?«
»S… Sinwirsamm?«, nuschelte Tom ein zweites Mal.
Mimi kicherte leise. »Ich hab zwar so eine leise Ahnung, was das heißen soll, aber kannst du es bitte trotzdem noch einmal ein bisschen langsamer sagen und das Ganze vielleicht weniger schlechtester-Bauchredner-der-Welt-mäßig?«
»Ich wollte wissen, ob wir … also … sind wir … sind wir …«, stotterte Tom erneut los, bis ihn Mimi endlich erlöste.
»Zusammen?«, fragte Mimi lächelnd. »Ob wir zusammen sind? Meinst du das?«
Tom schluckte schwer und nickte. »Ja. Das.«
»Hihi, ach soo!«, kicherte Mimi.
Tom lachte peinlich berührt. »Ja, hihi haha.«
»Also echt, Tom, und dafür dieses ewige Herumgedruckse. Hihi!«
»Jaja, hoho, haha, huii. Nur dafür. Hehehe«, versuchte Tom halbwegs authentisch mitzulachen, aber es gelang ihm nicht wirklich.
»Is dir auch so warm, ach nee, warum auch«, stieß er hervor und öffnete ein Fenster. Dann drehte er sich wieder zu Mimi herum und wartete.
Abermals herrschte Stille im Zirkuswagen und Tom ließ seinen Blick über die Einrichtung wandern, bis er es nicht mehr aushielt. »Ääh … und?«
»Hm?«, machte Mimi und versuchte, möglichst unbeteiligt zu wirken.
»Naja, was ist denn deine Antwort?«, fragte Tom noch einmal und erschrak, weil Mimi urplötzlich feststofflich geworden war und nun sein Gesicht mit einem doppelten, aber gerade noch liebevollen Patsch in beide Hände genommen hatte: »Die Antwort ist natürlich JA. Oder siehst du das anders!?«
»Natürlich!«, antwortete Tom wie aus der Pistole geschossen.
Irritiert zog Mimi ihre Hände zurück und schwebte ein Stück von Tom weg. »Was!?«
»Ich meine Nein!«, versuchte Tom zu korrigieren.
»Nein!?«, hakte Mimi nach.
»Doch, doch! Ich meine, natürlich is die Antwort JA – und NEIN, ich sehe das natürlich nicht anders! Wir sind … von mir aus … also ich … würde … ich bin gerne … also, wenn du auch.«
Lachend winkte Mimi ab. »Entschuldige, ich weiß das doch schon längst! Aber du bist sooooo süß, wenn du nicht weißt, was du sagen sollst!«
»Bin ich das …«, murmelte Tom und wollte gerade genauere Überlegungen darüber anstellen, ob er nun so etwas ähnliches wie beleidigt sein sollte. Doch da küsste ihn Mimi direkt auf den Mund und lächelte ihn so herzerwärmend an, dass Tom gar nicht anders konnte, als aufs allerbreiteste mitzulächeln.
»Du bist lustig, ich dachte, das wär schon längst klar«, lachte das Geistermädchen und sah Tom amüsiert an.
»Jajaja, schon, aber ich dachte, vielleicht reden wir nochmal …«, antwortete der und bemerkte gleichzeitig, dass das vielleicht die dämlichste Antwort war, die er jemals irgendwem gegeben hatte und vielleicht auch geben würde.
»Hä?«, machte Mimi und Tom hob erschrocken die Hände, um damit hektisch in der Luft herum zu wedeln: »Nein, nicht diese Art reden, ich meine, dass wir es – oder dass ich es – oder dass wir beide es mal so, also, dass irgendwer … igendwas!«
Mimi hob die Augenbrauen: »Irgendwer soll irgendwas? Okay, ich könnte Vlarad holen, dass der alles noch einmal zusammenfasst. Oder wollen wir den Herrn Feuerflieg anrufen, damit der uns einen Ehevertrag aufsetzt?«
»W… was!? Nein!«, rief Tom so entgeistert, dass Mimi laut auflachte. »Das war ein Spaß, Tom! Du liebe Zeit! Also, dann pass mal auf. Ich küsse keine Jungs einfach so und bezeichne sie auch nicht grundlos als meinen Freund. Wenn dir das aber als Beweis nicht genügt, sag ich’s gerne nochmal laut, damit du es auch gehört hast: Ich möchte gerne mit dir zusammen sein, Tom. Und wenn du das auch willst, dann sage JA …«
»JA!«, rief Tom zu schnell, zu laut und mit dem Gesichtsausdruck eines schockgefrosteten Ochsenfroschs.
»… und nun hüpfe auf einem Bein durch den Wagen«, sprach Mimi ungerührt weiter. »Schlag dir gleichzeitig mit der flachen Hand auf den Kopf und beschreibe mit der anderen eine kreisrunde Bewegung auf dem Bauch.«
»Äh… was? Warum?«, fragte Tom verwirrt.
»Hihi, weil es so wahnsinnig lustig ist, wenn du total überfordert bist und ich dich dann vielleicht sogar noch ein bisschen mehr lieb hab.«
Tom atmete erleichtert aus und grinste. »Ach so, deswegen. Okay, ich kanns ja mal versuchen. Wie war das? Ein Bein und …«
»Neinein, schon gut«, winkte Mimi lachend ab. »Pack jetzt lieber mal fertig, wenn du den Zug noch erwischen willst. Oder würdest du lieber mit dem Ektoplasma-Express …«
»Örks, nein!«, rief Tom und verzog das Gesicht. »Bloß nicht! Ich glaub, ich hab eh schon alles.«
»Waschbeutel?«, fragte Mimi.
»Socken?«
Tom packte die Socken auf dem Bett und drückte sie in den Koffer. »Socken: Check!«
»Ladekabel fürs Smartphone?«
Tom winkte ab. »Na klar, das hab ich ja immer in meinem … Moment, wo hab ich … Verdammt … wo ist das Ding!?«
»Ich helf dir suchen«, bot Mimi lachend an. »Den Zug kriegst du auf jeden Fall locker. Du solltest dir nur vielleicht noch eine Hose anziehen.«
Tom lief sofort knallrot an und traute sich zunächst gar nicht, nach unten zu schauen! Als er es doch tat, schnaufte er erleichtert durch. Die Beine steckten definitiv in seiner Lieblingsjeans, Reißverschluss und Knopf waren geschlossen und Mimi hatte ihn ein weiteres Mal reingelegt.
»Boah, Mimi!«, rief Tom und warf lachend ein ganzes Bündel Socken nach ihr. Diese flogen natürlich einfach durch das Geistermädchen hindurch und durch das geöffnete Fenster hinaus auf den Platz.
»Wenn du so weitermachst, könnte es allerdings sein, dass du den Zug doch noch verpasst«, erklärte Mimi grinsend. »Soll ich Vlarad vielleicht doch fragen, ob er noch einen Eimer Ektoplasma …«
»Neiiin!«, rief Tom und gab sich nun alle Mühe, so schnell fertig zu packen, dass ihm eine erneute Reise mit dem Würgereiz-Express erspart blieb.
Käthe Röschenberg hatte sich wie jeden Abend einen kräftigen Kräutertee aufgegossen und dann die Zeit, während der das Gebräu ziehen musste, genutzt, um im Garten ein paar Kerzen anzuzünden. Bald erhellten flackernde Lichter die Pflanzen und Blumen, während die Grillen zirpend die aufkommende Dämmerung begrüßten.
Gerade wollte sie es sich mit ihrem Tee auf der Terrasse gemütlich machen, als sie die Klingel an der Vordertür vernahm. »Nanu? Um diese Uhrzeit?«
Käthe Röschenberg streifte sich die Schürze glatt, ging hinein und durchquerte das Wohnzimmer auf dem Weg zum Flur. »Ist die Katze von Cösters wieder entlaufen? Oder ein Klingelstreich von diesem Lümmel gegenüber«, murmelte sie und öffnete dann die Tür.
»Hallo, Oma«, rief Tom und Käthe Röschenberg stieß einen begeisterten Quietscher hervor, der sofort von einer beidseitigen Umarmung unterdrückt wurde. »Tom! TOM! Was für eine schöne Überraschung! Hach … Mein Junge!«
»Grffmmmfff wfff hff dff ff Krfft ffn Fmmm?«, nuschelte Tom in den flauschigen Pulli seiner Oma und die lockerte ihren Griff. »Was hast du gesagt?«
»Ich sagte: Du brichst mir das Genick, woher hast du so viel Kraft in den Armen?«
»Das kommt von der Gartenarbeit, mein Junge«, antwortete Oma. »Seit du weg bist, habe ich mich schon sechsmal vorwärts und rückwärts durch die Beete gegraben.«
»Klingt gut«, lachte Tom. Doch dann hielt er inne, zog prüfend die Nase hoch und schüttelte dann grinsend den Kopf. »Wer hätte gedacht, dass ich den irrwitzigen Gestank von deinem Kräutertee jemals genießen würde.«
»Der Geschmack verändert sich mit dem Alter, Tom«, sagte seine Oma. »Möchtest du auch eine Tasse?«
»Eine Tasse, ja«, stimmte Tom zu. »Aber vielleicht können wir da einfach Wasser reintun?«
Oma winkte lachend ab. »Was du willst, mein Junge, was du willst. Komm, wir gehen raus in den Garten.«
»Ich freu mich so, dich zu sehen«, sagte Käthe Röschenberg und nippte an ihrem Tee.
Tom schmunzelte. »Aber du siehst mich doch alle paar Tage bei unserem Videocall.«
»Ja, auf diesem Tablett, das du mir geschickt hast.«
»Tablet«, korrigierte Tom freundlich.
Oma runzelte die Stirn. »Hab ich das nicht gesagt?«
»Naja, so wie du es aussprichst, klingt es, als würdest du damit deinen Tee durch die Wohnung tragen«, antwortete Tom gutmütig.
»Das würde ich nie tun!«, antwortete Oma entrüstet. »Aber ich gebe zu, es eignet sich hervorragend, um Zwiebeln darauf zu schneiden.«
»Was!?«
»Ein Scherz, du liebe Zeit, was denkst du denn von mir?«
Erleichtert atmete Tom aus. »Puh… ich hätt’s dir zugetraut.«
»Ich mir auch, aber dann würde ich es dir natürlich niemals erzählen.«
»Stimmt«, grinste Tom nickend. »Aber ich würde dir gern was erzählen, wenn ich darf.«
Oma lächelte gespannt. »Oh, du darfst mir alles erzählen und noch mehr. Das weißt du doch.«
Tom stellte vorsichtig sein Glas auf dem wackeligen Tisch ab. »Ja, das weiß ich. Also, ich … möchte dir jemanden vorstellen. Naja, ich geh davon aus, dass du die Person bereits kennst, aber vielleicht noch nicht … ähm … in dieser Funktion.«
Oma zog fragend die Augenbrauen hoch. »Rufus T. Feuerflieg liefert jetzt Pizza aus?«
»Haha, Nein!«, lachte Tom, »Um den geht’s nicht. Es geht um … sie.«
»Hallo, Frau Röschenberg«, sagte Mimi freundlich, um Oma nicht zu erschrecken. Dann erst schwebte sie aus einer der hohen Hecken, die den Garten umgaben.
Überrascht stand Käthe Röschenberg von ihrem Stuhl auf. »Mimi? Wie schön! Aber wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich duzen sollst? Immerhin bist du ein paar hundert Jahre älter als ich.«
Das Geistermädchen kicherte vergnügt. »Du hast recht, entschuldige … Käthe.«
»Aber Tom, ich kenne Mimi in der Tat schon länger, als du sie kennst, warum …?« begann Oma, doch dann erhellte sich ihr Blick: »Ach, du liebe Güte! Neue Funktion! In einer neuen Funktion! Ich Tatterchen, haha! Ist es das, was ich denke?«
Tom grinste und deutete mit einer großen Geste auf das Geistermädchen: »Oma, darf ich vorstellen? Meine Freundin Mimi.«
Begeistert klatschte Toms Oma in die Hände: »Ohhhhh! Wie schön! Hach, wie gern würd ich euch jetzt beide umarmen, ihr zwei Süßen.«
Mimi lächelte warmherzig. »Warum tust du’s dann nicht?«
»Na, weil … weil du doch …«, stammelte Oma und quietschte direkt darauf ein zweites Mal an diesem Abend, als Mimi sie einfach umarmte.
»Ahhh! Duliebergottduliebergott! Aber wie … wie kannst du … warum …«, stammelte Oma verwirrt.
»Geht leider nur kurz«, erklärte Mimi grinsend. »Aber ich bleib dran, und Vlarad hat gesagt, bald bin ich bereit für die nächste Trainingsstufe. Mehr als ein paar Minuten sind aber wohl nicht drin.«
»Na, immerhin!«, antwortete Oma begeistert, als Mimi sich von ihr löste und wieder zum Geist wurde. »Das genügt für eine lange Umarmung, einen sehr langen Kuss und es reicht auch, um einen Ring an einen Finger zu stecken, also …«
»Hey, das geht mir gerade ein bisschen zu schnell!«, mischte sich Tom lachend ein.
Mimi sah ihn unschuldig an. »Was denn?«
»Hä!?«
»Spaß!«
In gespielter Verzweiflung breitete Tom die Arme aus und richtete den Blick gen Himmel. »Du liebe Zeit, ihr macht mich fertig.«
»Keine Sorge, Tom. Um zu heiraten, musst du erst einmal volljährig werden.« Oma hatte sich wieder gesetzt und lugte nun über den Rand ihrer Teetasse, um ihr verschmitztes Grinsen wenigstens ein bisschen zu verbergen.
»Das stimmt!«, rief Mimi fröhlich. »Und die vier Jahre können wir damit verbringen, einen Pfarrer zu suchen, der bereit ist, ein Gespenstermädchen zu trauen. Hihi!«
»Ach, da kenne ich jemanden«, kicherte Oma und tippte sich mit dem Finger gegen die Nase. »Pfarrer Holl von der Gemeinde, dem graust’s vor gar nix.«
»Was macht dich so sicher?«, fragte Tom.
»Er leitet seit über zwanzig Jahren den Amateur-Kirchenchor«, flüsterte Oma dramatisch und riss dabei die Augen auf, als hätte sie gerade davon berichtet, dass sich in ihrem Küchenschrank das Tor zur siebten Hölle befand.
»Huiii«, hauchte Mimi und Tom nickte theatralisch: »Das ist allerdings krass.«
»Ja«, fuhr Oma in verschwörerischem Tonfall fort. »Seit Neuestem proben sie drüben in der Kirche, aber ich habe mir schon einen Katalog für Schallschutzfenster bestellt.«
Tom und seine Geisterfreundin lachten laut und Tom konnte wieder einmal kaum fassen, was für eine coole Oma er hatte. »Frau Käthe Röschenberg, Sie sind einfach die beste Oma auf der Welt.«
Käthe Röschenberg nickte. »Nachdem ich in den letzten Jahren einige andere Omas kennenlernen durfte, kann ich dir hier ganz objektiv zustimmen. Aber jetzt müsst ihr mir von der Schreckensfahrt erzählen! Ich hoffe, bislang lief alles glatt?«
»Öhh … joahh …«, schnaufte Tom und sah hilfesuchend zu Mimi hinüber. Oma grinste verständnisvoll. »Ich verstehe und frage noch einmal anders: Gingen all eure Abenteuer, Katastrophen und Irrsinnigkeiten bislang gut aus?«
Tom atmete erleichtert auf. »Ach so! Ja … ja, alles ging gut aus.«
»Manches sogar mehr als gut«, fügte Mimi hinzu.
Oma wirkte tatsächlich für einen Moment überrascht. »Tatsächlich? Das ist … bemerkenswert.«
»Wieso, was hast du denn erwartet?«, fragte Tom verwundert und Oma musterte ihn amüsiert über den Rand ihrer Brille. »Nun, wie soll ich sagen …«, begann sie, lehnte sich schließlich zurück und lächelte. »Als dein Großonkel Heinrich noch für die Schreckensfahrt zuständig war, konnte man manchmal nur froh sein, wenn alle Beteiligten die Ereignisse halbwegs intakt überstanden hatten und sich der Rummelplatz nicht in einen rauchenden Krater verwandelt hatte.«
»Jetzt übertreibst du aber!«, rief Mimi und Oma lachte: »Ja, das stimmt. Aber nur ein wenig.«
Tom hob die Hand. »So. Das ist jetzt der Moment, wo ich mir ein Malzbier hole und weißt du, was dann passiert, Oma?«
»Du wirst das Malzbier trinken?«
»Nicht nur das«, erklärte Tom feierlich. »Dann werdet ihr mir beide alles erzählen, was euch gerade an Abenteuern in den Kopf kommt und ich werde einfach nur zuhören und mich daran freuen, dass das alles nicht mir passiert ist. Einverstanden?«
»Einverstanden!«, antworteten Oma und Mimi fast gleichzeitig und Tom wusste schon jetzt, dass er sich an diesen Abend den Rest seines Lebens gerne erinnern würde.