7. Kapitel
Austin
Er war wütend, das sah Austin schon von Weitem. Gabes wundervolle Lippen waren aufeinandergepresst und sein Blick so dunkel und finster wie die Nacht. Bestimmt steckte ihm das Telefonat mit diesem Andrew noch immer in den Knochen. Austin wusste es nicht sicher, doch er vermutete, dass Andrew Gabes Ex-Freund war.
»Bereit?«, fragte Austin. Er ging zur Beifahrerseite und stieg ein, gleich nachdem er Mac auf einen der Hintersitze verfrachtet hatte.
Gabe startete den Motor und fuhr los, wich dabei aber konsequent seinem Blick aus. Er fuhr die Main Street entlang und kurz darauf verließen sie Crystal Lake. Über ihnen hingen Wolken, dick und schwer, und es würde nicht mehr lange dauern, bis ein heftiger Regenschauer auf sie niederprasseln würde.
Austin war froh, dass er sich gerade nicht draußen aufhalten musste. Er lehnte sich vor, um das Radio einschalten, doch Gabe schüttelte den Kopf.
»Nicht«, sagte er.
»Okay«, erwiderte Austin gedehnt und lehnte sich wieder zurück. »Atmen ist erlaubt?«
Gabe sah ihn verärgert an, erwiderte aber nichts. Stattdessen steuerte er seinen Wagen durch dichte Wälder und verschlafene Städtchen, bis sie irgendwann die Interstate 89 erreichten. Gabe hatte noch immer kein Wort gesagt, und Austin rang mit sich, ob er das hinnehmen oder ihn zum Sprechen bringen sollte.
»Also, da du ja heute so gesprächig bist, kannst du dich zwischen zwei Themen entscheiden: Erzähl mir alles über deinen Ex-Freund oder klär mich über diese Truck-Geschichte auf. Ich weiß nicht, was ich spannender finde, deshalb lasse ich dich wählen.«
Gabe schnaubte. »Wie nett von dir. Ich möchte über keines der Themen sprechen, vielen Dank.«
Austin lachte. »Hat dein Ex uns beide in der Zeitung entdeckt? Ist er etwa eifersüchtig?« Erste dicke Tropfen fielen auf die Windschutzscheibe. Es schien, als würde der Himmel aus einer einzigen dicken Wolke bestehen, denn egal wie weit sie fuhren, sie schwebte einfach immer über ihnen. Wenn Austin nicht ein absoluter Regen-Fan gewesen wäre, würde ihm das Wetter jetzt bedrohlich vorkommen.
»Austin …«, knurrte Gabe. Er langte nach vorne in ein kleines Fach und holte eine Sonnenbrille hervor, die er sich richtiggehend ins Gesicht rammte. Austin runzelte die Stirn. »Er kennt sich nicht aus mit Football. Banause.«
»Austin!« Gabes Stimme wurde lauter und Mac winselte auf dem Rücksitz.
»Du machst Mac Angst«, erklärte Austin. Er streckte seine Hand nach hinten, und Mac schnüffelte daran, ehe er sie mit seiner weichen Zunge ableckte.
»Und du gehst mir auf die Nerven. Vielleicht sollten wir umkehren und …«
»Oh nein. Der Truck ruft nach dir, hörst du ihn nicht?«
Dieses Mal riskierte Gabe einen kurzen Seitenblick auf Austin. Er hatte die Lippen noch immer zusammengepresst, was wirklich ein Verbrechen an ihnen war. Austin überlegte einen Moment, wie Gabe reagieren würde, wenn er sich jetzt über die Mittelkonsole beugen und ihn küssen würde.
Wäre das schlimm, Gabe? Nur ein kleiner Kuss? So wie gestern? Der war nämlich absolut fantastisch und wiederholenswert.
Austin verwarf den Gedanken sofort wieder. Gabe war keiner dieser Männer, die einfach mit einem anderen Kerl rummachten, außer vielleicht, wenn Alkohol im Spiel war, wie gestern Abend. Und so, wie er gerade auf den Anruf seines Ex-Freundes reagierte, war wohl ganz klar, dass Gabe noch nicht über ihn hinweg war.
Außerdem gab es da ja noch Austins ganz eigene Beziehungsunfähigkeit. Sich einen Typen wie Gabe an Land zu ziehen wäre eine ziemlich dumme Idee, auch wenn an Gabe selbst rein gar nichts auszusetzen war. Ganz im Gegenteil, Gabe war heiß wie die Hölle und er musste sich wirklich anstrengen, um ihn nicht die ganze Zeit glotzend anzusabbern.
»Ist er auch Lehrer?«
Gabe riss sich die Sonnenbrille von der Nase und starrte ihn an. »Woher weißt du das?«
»Nenn es Intuition. Vergiss nicht, dass ich mein Geld damit verdient habe, gegnerische Verteidigungstaktiken aufzudecken.«
»Hör auf damit. Du bist inzwischen nämlich arbeitslos.«
Austin grinste. »Ich mag deine Sensibilität. Sie ist Balsam auf meiner zerrütteten Seele.«
»Austin, wirklich, wenn du denkst, dass wir die nächsten Stunden damit verbringen werden, über meinen Ex zu sprechen, dann …«
In der Ferne zuckte ein Blitz über den schwarzen Himmel. Einige Autos vor ihnen bremsten ab, und auch Gabe reduzierte die Geschwindigkeit. Die Scheibenwischer arbeiteten bereits wie verrückt, um gegen den prasselnden Regen anzukämpfen. Sie wurden eingehüllt von einem Gewitter der Sonderklasse. Windböen peitschten über die nasse Straße und rissen kleine Wasserströme mit sich, um sie in der Luft zu verwirbeln.
Gabe schaltete den Warnblinker ein und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich einfach nicht. Es war eine dumme Idee, nach Burlington zu fahren.«
Austin hob abwehrend beide Hände. »Du wolltest …«
»Kannst du damit einmal aufhören? Ich meine … ach, vergiss es!«
»Du bist wütend. Also sprich doch einfach aus, was dir auf dem Herzen liegt.«
»Ich bin nicht …« Gabe schlug auf sein Lenkrad und hupte versehentlich. Mac winselte wieder, dann wurde es ruhig im Fahrerraum, nur der Regen trommelte gegen die Scheiben. Inzwischen fuhren sie nur noch im Schritttempo. Austin kuschelte sich in den Sitz und sah nach draußen.
»Warum willst du das alles wissen?« Gabe klang jetzt zwar nicht mehr wütend, aber immer noch verärgert.
»Weil ich neugierig bin?« Austin zuckte mit den Schultern. »Er macht dich traurig, also denke ich, dass er ein ziemliches Arschloch zu dir gewesen ist.«
Gabe ließ sich Zeit mit seiner Antwort, Austin erwartete nicht mal, dass er etwas dazu sagte. Er hatte sehr deutlich gemacht, dass er nicht darüber sprechen wollte, weshalb es ihn erstaunte, als Gabe dann doch redete. »Zehn Jahre. Wir waren zehn Jahre lang ein Paar.«
»Wow. Das ist eine kleine Ewigkeit.«
Gabe schnaubte und tippte mit den Fingerspitzen gegen das Lenkrad, dann beugte er sich vor und schaltete das Radio ein. Avril Lavigne sang irgendeinen Song, wurde aber immer wieder durch ein Rauschen unterbrochen. Das Unwetter schien große Teile des Bundesstaates zu betreffen.
»Andrew hat eine Ehefrau.« Gabe schüttelte wieder den Kopf, dann murmelte er etwas vor sich hin.
Austin setzte sich auf und kniff die Augen zusammen. Das … irgendetwas kam da noch. Das konnte nicht alles gewesen sein. »Er ist also bi?«, hakte er nach.
»Sieht so aus. Sie hatten kupferne Hochzeit, kurz vor Schuljahresende.«
Austin lachte. »Denkst du wirklich, ich kenne mich mit Hochzeitsjubiläen aus?«
»Kupfer bedeutet sieben Jahre.«
Austin riss die Augen auf, als Gabes Worte endlich einen Sinn in seinem Kopf ergaben. »Moment mal, er hat seine Frau geheiratet, während er mit dir zusammen war? Aber … wie?«
»Er hat ihr einen verfickten Ring über den Finger geschoben, so wie man das halt heutzutage macht.«
»Aber … fuck, Gabe, das ist heftig.«
Ein schiefes Lächeln glitt über Gabes Gesicht. Er sah nicht vergnügt aus, sondern als würde er unter großen Schmerzen leiden. »Es ist beschissen. Es ist … ich habe nicht mal eine Bezeichnung dafür. Es ist unfair und …«
Austin drehte sich unwillkürlich in seinem Sitz. Ihr Auto und auch alle anderen, waren inzwischen zum Stillstand gekommen. Er streckte seine Hand aus und griff nach Gabes. »Gabe. Dieser Typ … er ist Abschaum. Er hat dich und seine Frau belogen …«
»Sie wusste davon.«
Austin verschluckte sich an der Luft, die er unwillkürlich und viel zu heftig einatmete. Sie entwich als ein entsetztes Lachen. »Gabe …«, röchelte er und wackelte mit der Hand. »Das …«
»Du musst nichts sagen, ich weiß das selbst. Er hat eine fünfjährige Tochter und einen dreijährigen Sohn und es irgendwie geschafft, mir eine beschissene Beziehung vorzugaukeln. Ich schwör dir, ich … ich könnte irgendwas kaputtmachen!«, stieß Gabe hervor und schlug wieder auf das Lenkrad.
»Sag bloß, das hast du noch nicht getan.«
Gabe seufzte wieder und schloss die Augen. Vermutlich zählte er bis zehn, nur um sich zu beruhigen, anstatt mal so richtig heftig auszurasten, wozu er auch allen Grund hatte. Wer, wenn nicht er?
»Natürlich bist du noch nicht ausgerastet. Oh Mann. Muss ich dir echt die Welt erklären?« Austin öffnete die Tür und stieg aus, dann drehte er sich um und sah zurück zu Gabe. »Komm mit.«
»Austin, du kannst nicht mitten auf der …«
Austin schlug die Tür hinter sich zu und bekam deshalb nicht mit, was er laut Gabe nicht konnte. Stattdessen ging er über die zwei Spuren zu seiner rechten, bis er am Straßenrand stand. Er hatte nicht mal zwei Schritte gemacht, da war er schon bis auf die Haut vom Regen durchweicht gewesen. Um ihn herum tobte das Unwetter in lautem Donner und hellen Blitzen und unbarmherzig prasselndem Regen. Es war warm und kalt und einfach perfekt. Austin grinste, als er Gabe auf sich zukommen sah. »Steig sofort wieder ein! Bist du eigentlich vollkommen verrückt geworden?«
Austin reckte sein Gesicht gen Himmel und schrie. Einmal ganz laut und lang, bis ihm die Luft ausging, dann sah er Gabe an. »Und jetzt du!«, rief er über den tosenden Lärm des Unwetters hinweg. Ein paar Autos um sie herum hupten, doch Austin schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit, stattdessen griff er nach Gabes Hand und zog ihn näher zu sich. »Los, mach mit.« Er schrie wieder, dieses Mal noch lauter, und zu seinem Erstaunen bemerkte er, wie ihm auf einmal Tränen in die Augen traten, die dort gar nicht sein sollten, denn immerhin ging es hier um Gabe und seinen Schmerz und …
Gabe schrie auch. Vollkommen unvermittelt verstummte Austin und sah Gabe an, der noch immer seine Hand hielt und in den stürmischen Himmel brüllte. Er war vollkommen erstarrt, nur seine Stimme schien noch zu funktionieren. Als sein Schrei verklang, sah er schweratmend zu Austin. Es war nicht leicht, durch den Regen etwas zu erkennen, doch seine Wangen waren gerötet und seine Augen auch, und Austin fragte sich unwillkürlich, ob er wohl genauso aussah.
Er legte den Kopf wieder in den Nacken und stieß den nächsten Schrei aus, während der Regen auf seine Haut trommelte, wie viele wütende, kleine Fäuste. Fäuste, die ihn daran erinnerten, dass er jetzt auf dem Feld sein, Pässe werfen und Sprints hinlegen sollte. Fäuste, die ihm vor Augen führten, wie einsam und verloren er war und es für immer bleiben würde, weil er nichts als ein feiger Lügner war.
Gabe schrie mit ihm, zusammen gaben sie dem Himmel all den Lärm und Krach zurück, den er gerade über ihnen ausbreitete, in die Wolken, die sich über ihnen auftürmten und einfach nicht weniger wurden. Sie hielten sich aneinander fest und schrien und schrien, bis sie vollkommen erschöpft waren. Schweratmend sahen sie einander in die Augen, entdeckten nicht nur unzählige Regentropfen auf ihrer Haut, sondern mindestens genauso viele Tränen, was auf eine traurige Art schön war, denn wann wäre Weinen erträglicher als in diesem Moment?
Um sie herum begann ein immer lauter werdendes Hupkonzert, das Gabe und Austin aus ihrer kleinen Blase riss. Langsam setzten sich die Autos wieder in Bewegung. Austin und Gabe rannten zum Van zurück und flüchteten sich ins Trockene. Sie blieben sitzen und starrten für einen Moment einfach nur geradeaus durch die Windschutzscheibe. Irgendwann drehte sich Gabe zu ihm um und lächelte ihn an. »Das war verrückt.«
»Ich glaube, es war nötig.«
»Geht es dir jetzt besser?«, fragte Gabe, obwohl doch eigentlich Austin derjenige sein sollte, der Gabe das fragte. Seine Brust zog sich zusammen, wurde ganz eng und klein, so wie seine Welt sich gerade für ihn anfühlte.
»Und dir?«
Gabe startete den Motor und fuhr an.
Gabe
Sie hatten nur die Hälfte der Strecke in einem endlosen Stop-and-Go geschafft, ehe sie ihre Mission für gescheitert erklärten und an einem Diner direkt an der Interstate hielten, um etwas zu essen.
Draußen tobte noch immer dieses Unwetter, das für viele Unfälle und Verspätungen gesorgt hatte und vermutlich noch eine Weile andauern würde.
Austin schob sich ein paar Pommes in den Mund und Gabe konnte nicht aufhören, ihn anzustarren. Er sah hinreißend aus. Gabe hatte das schon vorher bemerkt, doch seit sie zusammen im strömenden Regen gestanden hatten, um den wütenden Himmel mindestens genauso wütend anzuschreien, da war irgendetwas passiert. Austin war dort gewesen, und Gabe fast sicher, dass er genauso geweint hatte wie er selbst, und er fragte sich, woher Austins Tränen kamen. Er war immer so fröhlich und unbeschwert. Austin sah nicht aus wie jemand, der mit etwas zu kämpfen hatte, aber vielleicht waren die vermeintlich glücklichsten Menschen manchmal die, die ihre Trauer am besten verborgen hielten.
»Bist du traurig, dass es mit dem Truck heute nicht geklappt hat?«, fragte Austin, nachdem er heruntergeschluckt hatte. Er schnappte sich seinen Erdbeermilchshake und trank einen Schluck.
Gabe fuhr mit den Fingerspitzen über den Rand seines Tellers, und dachte über Austins Frage nach. Irgendwann schüttelte er den Kopf. »Vielleicht muss ich nochmal darüber nachdenken.«
»Wann immer du dich entschieden hast, ich komme mit«, sagte Austin leicht und lächelte. Seine Traurigkeit schien vergangen, doch Gabe konnte seinen Anblick nicht vergessen, wie er dort im Regen gestanden und sich an seine Hand geklammert hatte, als wäre er sein letzter verbliebener Anker. Was ist deine Geschichte, Austin?
»Kommst du morgen früh wieder mit mir schwimmen?«, fragte Gabe. Sein Herz pochte nervös, doch er wollte sich nicht anmerken lassen, wie wichtig ihm Austins Antwort war.
»Du fragst mich, ob ich mich um vier Uhr morgens aus meinem warmen Bett quälen möchte, damit ich mit dir im eiskalten See schwimmen gehen kann? Wie könnte ich zu so einer Verlockung Nein sagen?«
Gabe lächelte, weil das einfach so typisch Austin war. »Wir sind vorhin an einem Sportbekleidungsgeschäft vorbeigefahren, vielleicht finden wir dort einen Neoprenanzug für dich.«
»Das ist bei Weitem die beste Idee, die du jemals hattest.« Austin biss herzhaft in seinen Burger, als Gabes Handy klingelte. Er starrte eine Weile unbewegt auf den Bildschirm, und versuchte zu entscheiden, was er jetzt tun sollte.
Austin nahm ihm die Entscheidung ab. Er schnappte sich sein Telefon und nahm den Anruf entgegen. Gabe schüttelte wild den Kopf.
»Hi, hier ist Austin.« Austin kaute seelenruhig auf einer Pommes und lauschte in den Hörer, dann verzog er den Mund zu einem Grinsen. »Ich freue mich wirklich, Sie kennenzulernen, Mrs. Foster. Oh, gerne, ich bin Austin. Ja, Gabe ist hier, aber seine Hände sind voller Mayonnaise, deshalb kann er gerade nicht ans Telefon kommen. Gabe, sag hallo zu deiner Mom.«
»Hey, Mom«, sagte Gabe mit schwacher Stimme. Er versuchte, Austin das Telefon zu entreißen, doch der hielt es außerhalb seiner Reichweite.
»Oh, ja, Gabe und ich sind ziemlich gute Freunde. Eigentlich waren wir gerade auf dem Weg, ihm einen Truck zu kaufen, aber …«
»Austin!« Gabe langte wieder über den Tisch, um ihm sein Handy abzuluchsen, doch wieder war er schneller.
»Wir haben die Entscheidung vertagt.« Austin lauschte wieder in den Hörer, dann schmunzelte er. »Nein, ich glaube, die Arbeit im Diner tut ihm ganz gut. Ist doch so, oder Liebling?«
»Austin …« Gabe schüttelte den Kopf. Was auch immer er vorhatte, er machte alles nur noch schlimmer.
»Er wird Sie zurückrufen, sobald das Unwetter vorüber ist.« Austin lauschte wieder in den Hörer, dann lachte er. »Ich werde es ihm ausrichten. Bis später.«
Austin beendete das Gespräch, legte das Telefon in die Mitte des Tisches und aß weiter als wäre nichts geschehen. Es dauerte einen Moment, bis er bemerkte, dass Gabe ihn noch immer anstarrte.
»Was ist?« Er hatte wirklich auch noch den Nerv, erstaunt zu klingen.
»Ich hasse es, wenn du dich in meine Angelegenheiten mischst.«
»Es war deine Mom. Sie hat sich Sorgen gemacht wegen der Bilder in der Zeitung. Sie lässt dir ausrichten, dass du nicht nochmal so viel Alkohol trinken sollst. Vor allem nicht, wenn die Presse in der Nähe ist.«
»Ich wusste nicht mal, dass die Presse dort war!«, zischte Gabe.
Austin hielt beim Essen inne und seufzte. »Ich auch nicht. Sag mal … es gibt da eine Sache, über die wir noch nicht gesprochen haben.«
Gabe schob seinen Teller von sich. Der Hunger war ihm vergangen. »Was für eine Sache?«
»Isst du das noch?« Austins Blick richtete sich auf seine Pommes.
»Bedien‘ dich.« Gabe starrte Austin an, der mit großem Appetit seine restlichen Pommes verdrückte, ehe auch er gesättigt schien. Er saugte am Strohhalm seines Milchshakes und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Irgendwann beugte er sich vor und legte seine Hand auf Gabes. »Ich wollte dich das heute schon auf dem Boot fragen, aber da warst du irgendwie in keiner guten Stimmung. Erinnerst du dich an unseren Kuss?«
Gabe erstarrte, während er Austin in die Augen blickte und einfach nicht wegsehen konnte. Und dann brach die Erinnerung über ihn herein. Wie Austin ihn gehalten hatte, wie nahe sie plötzlich beieinander gestanden hatten, das Gefühl seiner Bartstoppeln unter seinen Lippen, einfach alles.
»Du hast mich geküsst?«, fragte Gabe. Aus irgendeinem Grund errötete er, und er konnte nichts dagegen tun. Unter Austins prüfendem Blick wurde es noch schlimmer, sodass er sich räusperte und wegsah.
»Daran erinnerst du dich?« Austins Stimme klang belegt, sein Blick veränderte sich. Er wurde … hungrig?
»Es stimmt also?«
»Nicht ganz. Du hast mich geküsst.«
Gabe blinzelte. An dieses Detail erinnerte er sich tatsächlich nicht, aber machte es wirklich einen Unterschied? »Und du hast mich zurückgeküsst?«
»Scheiße, ja, wie könnte ich dir widerstehen?«
»Es hatte nichts zu bedeuten«, sagte Gabe nun mit rauer Stimme. Die einzig akzeptable Antwort.
»Natürlich nicht.«