Gabe
»Das Camp ist nicht wirklich sicher, oder?«, fragte Gabe, als sie mit den Kajaks zu Austins Steg gepaddelt und an Land gegangen waren.
»Die Klagen sind so gut wie durch und der Großteil der Reporter ist ohnehin von deinem geliebten Quentin verscheucht worden.«
Gabe grinste, denn auch wenn Austin scherzhaft über Quentin sprach, konnte er sehen, wie er die Zähne dabei zusammenbiss. Ohne etwas zu erwidern griff er nach Austins Hand und drückte sie. Austin sah kurz zurück zu ihm, dann ging er weiter, ließ Gabes Hand jedoch nicht los.
Sie durchquerten den unteren Bereich des Hauses. Alle Glasscherben waren inzwischen verschwunden und die offenen Fensterrahmen mit Brettern vernagelt worden. Austin ging den Flur hinunter und stieg eine Treppe nach oben. Gabe folgte ihm und sein Herz raste, als ihm klar wurde, dass Austin ihn irgendwo hinbrachte, wo sie ganz allein waren. Nur sie beide. Das waren absolut fantastische Aussichten.
Austin wandte sich nach rechts und betrat das schäbigste Zimmer, das Gabe jemals gesehen hatte. Von den Wänden hingen Tapetenreste herunter, der hölzerne Boden wies Wurmlöcher auf und das Fenster war klein und zeigte schon erste Spuren von Moos.
Mitten im Raum lag eine Isomatte und darauf ein Schlafsack. An der Wand daneben lehnte Austins Rucksack, auf einem Stuhl lagen ein paar seiner Klamotten.
»Home sweet home«, sagte Austin und verzog das Gesicht.
»Ganz schön gemütlich«, gluckste Gabe.
Von der Ungemütlichkeit abgesehen, schien Austin den Raum jedoch gereinigt zu haben. Es gab keinen Staub und auch keine Spinnweben.
Gabe deutete auf die Isomatte und den Schlafsack, die am Boden lagen. »Dein Bett?«
»Du glaubst nicht, wie gut man hier oben schläft. Absolute Stille. Ich habe es keine Minute länger mit Ethan und Jake in einem Haus ausgehalten. Die beiden sind doch jetzt schon ein paar Jahre zusammen, oder?«
Gabe zuckte mit den Schultern. »Ich glaube schon.«
»Auf jeden Fall benehmen sie sich wie frisch verliebte Teenager.«
»Igitt«, sagte Gabe und lachte über Austins Schaudern, dann trat er auf ihn zu, legte die Hände an seine Wangen und küsste ihn. Was sonst sollte man hier tun? Dieser Raum gehörte gerade nur ihnen und ihrer Lust, die noch immer wie Glut zwischen ihnen schwelte.
Sie vertieften ihren Kuss und sanken irgendwann auf Austins Schlafsack, dessen knisterndes Material sich um sie herum bauschte. Austin verwöhnte ihn mit langsamen, bedachten Küssen, die nahtlos in den nächsten und den übernächsten übergingen. Gabe wollte nicht, dass sie jemals endeten. Er hielt die Augen geschlossen, ließ die Finger in Austins Nacken
gleiten und spielte mit seinen seidigen Haarsträhnen. Er seufzte leise, als Austin seinen Hals liebkoste, an seinem Ohrläppchen knabberte und sein Atem auf Gabes Haut traf.
Jede Berührung von Austin war so verdammt intensiv, er konnte einfach nicht genug von ihm bekommen.
»Gott, das habe ich vermisst«, murmelte Austin leise, als er seine Nase an seinem Hals vergrub und tief einatmete. »Und du auch«, stellte Austin während zwei Küssen fest, als er Gabes T-Shirt nach oben geschoben hatte und seine harten Nippel nicht nur mit Lippen und Zunge, sondern auch mit seinen Zähnen liebkoste, und schmerzende Schauer durch Gabes gesamten Körper schickte, die ihn unter Strom setzten.
Gabe genoss Austins Berührungen, und erkundete seinerseits sanft seinen Körper, berührte seine Muskeln, die sich bei jeder seiner Bewegungen anspannten und unter seinen Handflächen arbeiteten, lauschte dem leisen Keuchen, als er die Hände bis zu seinem Hintern fahren ließ. Austin rutschte näher an ihn heran und murmelte unverständliche Worte, deren Klang Gabe erschaudern ließen.
Ein Kleidungsstück nach dem anderen verschwand, bis sie nackt auf Austins minimalistisches Bett sanken.
Gabe zitterte vor Verlangen, als Austin sich einen Pfad über seinen Bauch bis zu seiner Erektion küsste, wo er innehielt und ihn einfach nur betrachtete. So lange, dass Gabe unruhig wurde. Er hob seinen Kopf, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war, doch er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Austin sah ihn an. Er sah ihn einfach nur an, und als er jetzt Gabes Blick erwiderte, da tobten ganze Sommergewitter in seinen Augen, von denen er selbst vermutlich gar nichts wusste.
Ich habe sie gesehen, Austin. Deine Tränen. Sie waren da
, dachte Gabe, und eine plötzliche Zärtlichkeit für ihn durchfuhr seinen Körper. Er umfasste Austins Schultern, der sich gerade hinunterbeugen wollte, um über Gabes Eichel zu lecken. Jetzt
runzelte er unwillig die Stirn. »Was tust du da?«, fragte er. Warum er dabei flüsterte, wusste nur er selbst. Vielleicht war alles in ihm zur Ruhe gekommen, wie in Gabe auch.
Gabe zog ihn zu sich und küsste ihn. »Schlaf mit mir«, wisperte er in Austins Ohr. Liebe mich.
Seine Gedanken straften jede Abmachung zwischen ihnen Lügen, doch das war gleichgültig. Was er jetzt, in diesem Moment, für Austin empfand, war ein Produkt der Umstände, und niemals würde Austin auch nur einen Bruchteil davon erahnen.
»Ich will dich in mir haben«, murmelte Gabe an Austins Hals. Er lag bereits zwischen Gabes Beinen und ihre Schwänze rieben sich aneinander, sodass Austin sie beide umfasste und sie zu wichsen begann. Sie stöhnten laut und Austins Bewegungen wurden unkoordiniert und hastig, bis Gabe eine Hand auf seine legte.
»Dreh dich um«, murmelte Austin heiser und zog sich etwas zurück. »Ich muss dich ficken.«
Gabe schüttelte den Kopf. Er würde ihm nicht geben, was er von allen anderen bekommen hatte, weil er nicht wie all die anderen war. »Ich will, dass du mit mir schläfst«, wiederholte er. »Das ist ein Unterschied.«
Austin sah mit unergründlichem Blick auf ihn hinunter, bis er schließlich nickte und aufstand. Nackt und wunderschön trat er an seinen Rucksack und holte aus einer Seitentasche ein kleines Päckchen hervor. Er drehte sich herum und schwenkte es hin und her. »Ganz viel Liebe für Gabe«, witzelte er und hatte keine Ahnung, was seine Worte in ihm auslösten.
Gabe versuchte nicht zu viel in die dahergesagten Worte hineinzuinterpretieren, stattdessen schmunzelte er, als er die Kondomverpackung sah.
»Erdbeere, Banane und Orange«, las er vor. »Klingt nach Obstsalat.«
»Klingt nach süßem Sex mit einem süßen Mann«, korrigierte Austin und ließ sich neben ihn sinken.
»Willst du mich mit diesen Worten verführen?« Gabe liebte es, auf diese Weise mit Austin zu flirten.
»Nicht verführen. Vernaschen.«
Austin nahm eines der Kondome grinsend in die Hand. »Hast du was gegen Erdbeere einzuwenden? Seit wir darüber gesprochen haben, kann ich nicht aufhören, daran zu denken.«
»Dann soll es Erdbeere sein«, erwiderte Gabe kichernd. Er nahm Austin das Kondom aus der Hand und riss es auf. Mit zitternden Fingern zog er es über Austins harten, pulsierenden Schwanz, der unter seinen Fingern hungrig zuckte. Er umfasste seinen Schaft und fuhr mehrmals der Länge nach auf und ab, wichste ihn, bis Austin ihn keuchend stoppte. »Nicht so«, sagte er.
Seine Hände gruben sich in Gabes Seiten, als er ihn verlangend auf seinen Schoß zog. Gabe wusste genau, was Austin wollte, und er würde es bekommen. Mit Erdbeergeruch und allem, was dazugehörte.
Ohne Umschweife setzte Gabe sich auf Austins Schwanz und nahm ihn in sich auf. Er fluchte und hielt dann inne, sodass sein Körper die Dehnung verkraften konnte.
»Gabe, was zur Hölle«, murmelte Austin. Seine Stimme war belegt und er starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Du kannst doch nicht einfach …«
»Kann ich wohl.« Gabe begann sich auf Austin zu bewegen, hob seinen Arsch an, ließ seinen Schwanz langsam aus sich herausgleiten, ehe er ihn wieder einfing. Er liebte es, Austin zu reiten, er liebte den kräftigen Druck seiner Finger, sein harter Griff, der mit jedem Mal härter wurde. Er liebte den Geruch seiner Haut, nach Schweiß und Verlangen. Nach Selbstbeherrschung und Kontrollverlust. Sein tiefes Stöhnen
brannte sich in sein Trommelfell, wo es für immer nachklingen würde.
Gabes Schenkel begannen zu brennen, weshalb er aus ihrem Rhythmus fiel und kurz innehielt. Aber nur solange, bis Austin ihn, weitaus sanfter als erwartet, nach hinten schob, ihn auf den Rücken legte und das Kommando übernahm.
Mit schnellen, harten Stößen, rammte er sich in ihn. Der Geruch von Erdbeeren hing zwischen ihnen, und ließ Gabe seufzen, als er seinen Schwanz umfasste. Austin wurde immer schneller, er befand sich auf dem Weg zur Spitze, sein Blick verhangen, die Wangen gerötet, er war voll konzentriert. Gabe wichste sich schnell und hastig, weil er Austin einholen wollte.
»Oh Gott, Gabe, ich … fuck!«, stieß Austin plötzlich hervor, rammte sich ein letztes Mal in ihn und kam.
Gabe folgte ihm nur eine Sekunde später, spritzte ab und blieb dann einfach keuchend liegen. Er war nicht mal in der Lage, seinen Schwanz loszulassen.
Er starrte Austin an, der noch immer über ihm gebeugt war, er ließ den Kopf hängen, schien seine ganze Energie fürs Atmen zu brauchen. Mit seiner freien Hand streichelte Gabe durch seine schweißnassen Haare, was ihn aufsehen ließ. Sein Blick ließ ihm den Atem stocken. Wie konnte es sein, dass er mit drei anderen Männern teilweise jahrelange Beziehungen gehabt hatte, aber erst mit Austin wahre Nähe kennenlernte, obwohl der genau die unter allen Umständen vermeiden wollte?
»Atmen, Austin«, murmelte Gabe.
Sie beide atmeten. Über lange Minuten hinweg atmeten sie nur, spiegelten sich in den Augen des anderen, bis Austin irgendwann wegsah. Er zog sich aus ihm zurück und verließ den Raum.
Gabe hörte Wasser, dann war alles still. Als Austin zurückkehrte, pochte sein Herz unaufhaltbar. Austin lehnte sich an die Wand direkt neben der Tür und sah zu Boden. Das
tat er eine ganze Weile und Gabe glaubte nicht, dass er damit aufgehört hätte.
»Hey«, sagte er irgendwann. »Sieh mich an«
»Ich glaube nicht«, murmelte Austin.
»Doch, sicher. Du magst es, mich anzusehen.« Gabe lächelte und stützte sich auf seinen Ellbogen ab. »Warum stehst du dort hinten?«
»Weil du auf meinem Bett liegst.«
»Und das willst du nicht?«
Austin zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
Gabe winkte Austin zu sich her und wartete geduldig ab, bis der sich in Bewegung setzte und sich irgendwann neben ihm niederließ. Er betrachtete seinen feuchten Bauch und die Spermaspuren, dann sah er ihm in die Augen. »Jetzt wäre der richtige Moment, um zu verschwinden«, murmelte er.
»Ist das ein Anfall von Nähe-Vermeideritis? Nur fürs Protokoll, du hast deinen Schwanz gerade ziemlich tief in mir gehabt. Näher geht es fast nicht mehr.«
Austin lächelte. »Das mochte ich.«
»Ich auch.« Gabe lehnte sich vor und küsste Austins nackte Schulter, dann ließ er seine Fingerspitzen über seinen Nacken gleiten und massierte ihn sanft. »Entspann dich. Wir hatten tollen Sex, du hast das Recht, ein bisschen schläfrig zu sein.«
Austin überraschte ihn, indem er sich plötzlich vorlehnte und ihn in den Arm nahm. Er zog ihn fest an sich, als hätte er Angst, dass Gabe sich in Luft auflösen würde. Sein Gesicht vergrub er an Gabes Hals und so blieb er für lange Momente. »Du hast dich unglaublich gut angefühlt.« Austin gab ihm einen Kuss auf die Schläfe.
Austin im Schlaf im Arm zu halten gehörte auf seine persönliche Highlight-Liste, dachte Gabe. Mit den Fingerspitzen streichelte er seine Schulter. Sie waren auf Austins kargem Lager eingeschlafen. Es war eng und immer wieder rutschte einer von ihnen auf den harten Boden, aber das war ihm vollkommen egal.
Ganz vorsichtig, damit Austin ja nicht aufwachte und sich Sorgen darum machen konnte, wann nahe wohl zu nahe
war. Gabe beugte sich vor und küsste ihn sanft auf den Nacken, dann seufzte er leise.
Das hier war gefährlich, denn Austin hatte Recht gehabt. Gabe war ein Gefühlsmensch. Alles, was ihn ausmachte, hatte mit vielen, tiefen Emotionen zu tun. Er kam klar damit, doch was war mit Austin? Er hatte ganz klar gesagt, dass Gefühle für ihn nicht in Frage kamen. Und genau hier begannen die Probleme.