7    Backup und Recovery

Immer wieder wird in den verschiedensten Veröffentlichungen darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, ein gutes Backup im System einzusetzen. Das Thema Recovery wird dann meist nur am Rande angeschnitten. In diesem Kapitel wollen wir Ihnen einige gute Tipps geben, wie Sie mit einfachen Mitteln ein effektives Backup erstellen können. Sie erfahren außerdem, was der Unterschied zwischen einem einfachen Backup und dem Recovery ist. Für das Thema Recovery werden wir Ihnen ein Open-Source-Tool vorstellen: »ReaR«. Mit seiner Hilfe können Sie auf einfache und effektive Weise Ihre Systeme für den Fall eines Totalausfalls sichern und in kurzer Zeit wieder genau rekonstruieren. Und für die ganz gehobenen Ansprüche führen wir Sie in die Lösung »Bacula/Bareos« als Enterprise-taugliches Backupsystem ein.

Inzwischen hat es sich glücklicherweise herumgesprochen, dass Backups nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig sind. Leider müssen wir aber immer wieder feststellen, dass die Backupstrategien unausgegoren sind oder nur halbherzig umgesetzt werden. Auch teure, kommerzielle Lösungen bewahren einen nicht zwangsläufig vor dem Daten-GAU. In diesem Kapitel zeigen wir Ihnen, worauf Sie achten sollten und wie Sie zu einer Lösung zur Disaster Recovery kommen, die Sie hoffentlich nie in Anspruch nehmen müssen. Dessen ungeachtet sollten Sie eine haben. Denn schließlich fährt auch niemand ohne Haftpflichtversicherung Auto.

7.1    Backup gleich Disaster Recovery?

Dass man Backup und Disaster Recovery nicht verwechseln sollte, merken viele Administratoren erst, wenn es zu spät ist: dann, wenn es wirklich darum geht, einen Server nach einem Disaster-Fall von null auf hundert wiederherzustellen:

Fragen über Fragen, die das Disaster erst wirklich zum Disaster machen – und die wertvolle Zeit kosten. Disaster Recovery scheitert in der Praxis oft an drei Problemen:

  1. Es gibt keine funktionierenden unzerkratzten Installationsmedien für die oft sehr betagten Betriebssysteme mehr; ohne Installationsmedium kann auch das Grundsystem nicht mehr installiert werden. Ohne funktionsfähiges Basissystem fehlt die Grundlage, um die in einem Backup gesicherten Daten zurückspielen zu können.

  2. Es gibt oft keine ausreichende Dokumentation über die verwendeten Partitionen und Dateisysteme, sodass die Konfiguration des Grundsystems durch zeitraubendes Trial and Error herausgefunden und gegebenenfalls mehrmals durchgeführt werden muss.

  3. Disaster Recovery ist damit zeitraubende Handarbeit. Das ist (je nach Wichtigkeit des ausgefallenen Servers) vielleicht akzeptabel im Einzelfall; sollte es jedoch zu einem gleichzeitigen Schaden an vielen Servern gekommen sein, ist ein einzelner Administrator nicht mehr in der Lage, Dutzende Server in vertretbarer Zeit manuell wiederherzustellen.

Eine Disaster-Recovery-Strategie beschreibt, wie man von einer gänzlich unbenutzbaren IT-Infrastruktur schnellstmöglich wieder zum Normalzustand kommt. Das würde im Extremfall auch das Wiederherstellen eines abgebrannten Rechenzentrums umfassen.

Im ersten Teil dieses Kapitels werden wir uns daher mit klassischen Backupstrategien beschäftigen und im zweiten Teil dann mit der Notfallwiederherstellung eines gesamten Systems.