Sumpfkatzen

Ellisandrea entsandte die Ranken ihres Einflusses über das weitläufige Waldgebiet um ihr ehemaliges Zuhause herum. Sie spürte die Wärme der Lebewesen in ihrer Reichweite. Aber anstatt ihren Einfluss für Gehorsam einzusetzen, was in der Regel dazu führte, dass sie vom Bewusstsein der jeweiligen Kreatur zurückgestoßen wurde, flüsterte sie die sanfte Eingebung, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern.

Für die Elfenkönigin glich der Verstand einer Abfolge von Bildern, die zu einem Ganzen zusammengefügt eine Geschichte erzählten. Viele dieser Geister erwiesen sich als völlig nutzlos, und sie musste sich beherrschen, um nicht vor Abscheu wild um sich zu schlagen. Aber es war ihr gelungen, in die Erinnerungen der hässlichen kleinen Zwerge vorzudringen. Dafür waren nur Geduld und Verstohlenheit nötig.

Beides gehörte nicht zu ihren Stärken.

Problematisch war, dass sich keiner der Zwerge an irgendetwas Brauchbares erinnerte. Sie schienen alle nur Bier zu saufen und entweder in einer Schmiede zu arbeiten oder Erz abzubauen.

Bisher zumindest.

Sie erkannte die Bedeutung dieser Erinnerung auf Anhieb, als sie darauf stieß. Eine Höhle, schwer bewacht von Zwergenkriegern. Und in der Höhle ein Podest mit dem Körper eines uralten Mannes, umgeben von einer schillernden Aura in allen Regenbogenfarben.

Der Zwerg, in dessen Gedächtnis sie suchte, kniete in der Erinnerung ehrfürchtig am Fuß der Plattform. Die Aura über dem Körper flackerte, dann wurde sie fast durchsichtig. In jenem Sekundenbruchteil konnte sie das Gesicht des Mannes auf dem Podest erkennen.

Er war es. Zenethar, ihr ehemaliger Schüler. Der Mann, den Trimoria mittlerweile den ersten Protektor nannte.

»Gut«, ertönte Sammaels Stimme. »Jetzt gib das Wissen an Dominic weiter. Er wird diesen Retter finden und ihn vernichten. Dann fällt die Barriere.«

* * *

Aaron erstaunte, wie sehr die Drachen in nur neun Monaten gewachsen waren. Piet hatte inzwischen die Größe eines Pferds erreicht, Rubina war kaum merklich kleiner. Beide hatten ihr Geschick beim Fliegen perfektioniert und jagten ihr Futter längst selbst. Zuerst hatte sich Throll gesorgt, die Drachen würden unter den Nutztieren der benachbarten Bauernhöfe wildern, obwohl sie versprochen hatten, es nicht zu tun. Sloane hatte ihren Vater davon überzeugt, dass sie wirklich nur freies Wild jagen würden. Immerhin konnte sie geradewegs in die Köpfe der Drachen blicken und die Wahrheit sehen.

Aaron lächelte wie immer, wenn er an Sloane dachte. Sie war immer noch dasselbe unverblümte Mädchen, dem er vor fast drei Jahren zum ersten Mal begegnet war. Nur musste sie mittlerweile nicht mal die Lippen bewegen, um ihm mitzuteilen, was sie über ihn dachte. Sie konnte ihre Gedanken direkt in seinen Kopf übertragen, und er konnte ihnen nicht entkommen.

Prompt ertönte ihre Stimme in seinem Geist. »Das hab ich gehört. Aber egal, ich bin gleich da. Ich habe nur noch rasch Silver ein paar Anweisungen erteilt.«

»Rubina! Piet!«, rief Aaron laut. »Genug gespielt. Sloane wird gleich hier sein. Also macht euch bereit für den Aufbruch zur Höhle. Ich will die Zwerge nicht warten lassen.«

Piet legte den Kopf schief. »Das ist heute? Ich dachte, es wäre gestern.«

Rubina blies Piet einen Rauchring entgegen. »Du meinst morgen, nicht gestern, du Trottel.«

Sloane bog um die Ecke. Sie trug die trimorianische Version eines weiten Overalls. Aaron verspürte einen Anflug von Bedauern – die Aufmachung verbarg all die Dinge an ihrem Körper, die er so gern bewunderte.

Gereizt schnaubte sie. »Ich kann nicht immer Rüschensachen tragen, Aaron.«

Aaron grinste. »Es müssen keine Rüschen dran sein. Sie sollten nur nicht so weit sein.«

Seine Verlobte verdrehte die Augen, nahm ihn an der Hand, und sie brachen zu viert auf.

»Worüber hast du mit Silver gesprochen?«, fragte Aaron.

»Ach, das. In letzter Zeit lasse ich ihn die Ränder der Sümpfe im Norden auskundschaften. Du weißt schon.«

Aaron zögerte. Er vermeinte, sich vage an ein Gespräch darüber zu erinnern. Vielleicht sollte er lernen, besser zuzuhören.

»Du solltest unbedingt lernen, besser zuhören«, sagte Sloane. »Jedenfalls hat er einige Sumpfkatzen entdeckt und konnte sich mit ihnen verständigen. Ich will sehen, ob wir ihre Hilfe bekommen können. Immerhin sind alle Lebewesen in Gefahr, wenn die Dämonen einfallen. Und Sumpfkatzen sind erbitterte Kämpfer.«

»Bist du sicher, dass Silver nichts passieren kann?«, fragte Aaron. »Mich beunruhigt der Gedanke, dass er sich bei wilden Tieren herumtreibt.«

»Keine Sorge, Liebster. Er ist ein kluger Kater. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er bei Gefahr sofort wegrennt.« Sie drückte Aarons Hand. »He, ich liebe das große Fellknäuel doch auch. Ich würde nicht zulassen, dass ihm etwas zustößt.«

* * *

Silver sprang auf den obersten Ast einer verkümmerten Eiche und stimmte Erkennungsgebrüll an, ein Zeichen für alle Katzen in der Umgebung. Lange musste er nicht auf eine Antwort warten. Ein schlanker schwarzer Kater kam aus den sumpfigen Feldern geschlichen und peitschte dabei angriffslustig mit dem Schwanz. Das schwarze Tier verlieh seinen Gedanken mit einer Reihe keckernder Laute Ausdruck.

»Ich bin auch hier«, sagte der Kater. »Mein Gebiet gehört immer noch mir. Bleib du im Reich der Zweibeiner.«

Silver sprang zu Boden. Dabei achtete er darauf, nicht die Duftmarke zu überqueren, die als Grenze zum Gebiet des anderen Katers diente. Nur als er abermals schnupperte, stellte er fest, dass die Markierung nicht von dem Tier vor ihm stammte.

»Ich möchte mit dem Alpha sprechen«, sagte Silver. »Ich vertrete die Zweibeiner. Sie wollen eine Vereinbarung aushandeln.«

Der schwarze Kater musterte Silver neugierig. »Das erklärt, warum du nach Zweibeinern riechst.« Er verengte die Augen. »Warte hier. Ich komme wieder.«

Damit wandte sich der Kater ab und verschmolz mit den Schatten.

Diesmal musste Silver deutlich länger warten. Aber nach einer Weile kehrte der Kater zurück. Und nicht nur mit dem Alpha – mindestens zwei Dutzend Katzen versammelten sich bei ihm. Silver spannte vorsorglich die Muskeln an.

Ein riesiger schwarzer Kater, wesentlich größer als Silver, trabte nach vorn. Unter seinem Fell zeichneten sich beim Gehen mächtige Muskelstränge ab. Das musste der Anführer sein, der Alpha, dessen Geruch die Grenzen des Gebiets kennzeichnete.

Unbekümmert überquerte der Kater die Linie ins Gebiet der Zweibeiner. Silver stand geduldig da, während das größere Tier ihn beschnupperte und die Gerüche überprüfte, die ihm anzeigten, wo er überall gewesen war. Schon nach einem Herzschlag sprang der große Kater zurück.

»Du riechst nach Zweibeinern und Echsenherren! Erklär mir, was dich hierherführt!«

Silver überbrachte geduldig die Botschaft, die Sloane ihm mitgegeben hatte. Die Zweibeiner wollten Frieden mit den Katzen und warnten vor dem nahenden Kampf gegen Dämonen.

»Mir ist noch nie ein Dämon begegnet, und ich rieche auch keinen an dir«, entgegnete der große Kater argwöhnisch. »Warum sollte ich an Dämonen glauben? Und warum riechst du nach Echsenherren? Ich dachte, von den Letzten ihrer Art wären nur noch Knochen übrig.«

»Bei den Zweibeinern, mit denen ich zusammenlebe, gibt es zwei Echsen«, erklärte Silver. »Und eine Zweibeinerin kann sich mit uns verständigen. Sie spricht mit Bildern in unseren Köpfen. Ich habe Bilder von diesen Dämonen und davon gesehen, was vor vielen Leben passiert ist.«

Der schwarze Kater ließ sich Silvers Worte einen ausgedehnten Moment lang durch den Kopf gehen.

Dann sprang er mit mächtigem Gebrüll vorwärts.

* * *

Als Sloane mit Aaron am Fuß eines Felshangs stand, der Hunderte Metern hoch aufragte, spürte sie die gesamte Welt um sich herum. Sie hörte nicht nur, sie fühlte auch und verstand. Was sie früher nur als Zirpen einer Grille wahrgenommen hatte, erkannte sie nun als den Ruf eines Männchens nach Weibchen seiner Art. Die schlichten Botschaften, die aus dem Boden drangen, stammten von Ameisen, die ihre Aufgaben nachgingen. Ihre Gabe war wirklich bemerkenswert, und sie konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne sie zu sein.

Natürlich nahm sie auch Aaron wahr. Er hielt nach Gefahren Ausschau und verzeichnete in Gedanken alle möglichen Richtungen, aus denen ein Angriff erfolgen könnte. Und doch bemerkte er nicht die Zwerge, die keine fünfzig Schritte entfernt auf sie warteten. Sloane wusste haargenau, wo sich die Zwerge befanden, denn sie konnte ihre Gedanken empfangen.

Sie drückte Aarons Hand. »Die Zwerge sind schon da.«

Er schmunzelte. »Du bist unglaublich. Ich wette, du bist im Fährtenlesen besser als Castien.«

Sie sandte ihre Gedanken zu den Drachen und wies sie an, zurückzubleiben, um die Zwerge nicht zu erschrecken. Auf jemanden, der sie nicht kannte, wirkten sie furchterregend. Schon bald würden sie nicht mal mehr bei Ohaobbok in der Scheune bleiben können. Sie brauchten nicht nur mehr Platz, sondern auch einen feuerfesten Ort, wie Piet eines Nachts bewiesen hatte, als er während eines Albtraums Feuer gespien und um ein Haar die Scheune in Brand gesetzt hatte.

Genau deshalb waren sie heute hier.

Aaron und sie gingen weiter und schauten dieselbe Felswand hinauf, von der Ohaobbok vor zwei Jahren gefallen war. Oder besser gesagt, von der ihn seine anmaßende Mutter als Strafe dafür geworfen hatte, dass er nicht wie ein gewöhnlicher Oger war. Damals, während Aaron und Sloane ihn gesund gepflegt hatten, konnten sie die Gegend erkunden. Dabei hatten sie eine Reihe von Spalten, Klüften und Höhlen entdeckt. Eine dieser Höhlen hatten sich die Zwerge des Rotbart-Clans ausgesucht.

»Seid gegrüßt, Zwerge!«, rief Aaron. »Dürfen wir uns nähern?«

Ein Zwerg mit einem mächtigen Wanst kam durch den Höhleneingang heraus und blieb stehen, als er in der Ferne die Drachen sichtete.

Hinter ihm ertönte eine Stimme. »Oy, Bierbauch! Führst du die jungen Leute jetzt rein, oder willst du bloß rumstehen?« Ein zweiter Zwerg erschien neben Bierbauch. Sein großer, buschiger roter Bart war so lang, dass er fast über den Boden schleifte.

»E-E-Es gibt sie wirklich! «, stieß Bierbauch hervor. »Das sind Drachen!«

»Natürlich gibt es sie wirklich, du Trottel«, sagte der zweite Zwerg. »Sie sind der Grund, warum wir hier sind.«

Sloane trat vor. »Bierbauch, nicht wahr? Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Sloane Lancaster. Soll ich dir unsere Drachenfreunde vorstellen? Ich versichere dir, sie sind sehr freundlich.«

Bierbauch starrte Sloane einen Moment lang an, dann drehte er sich zu seinem Begleiter um und klopfte ihm auf die Schulter. »Granton, du hättest mir ruhig sagen können, dass ich heute eine Prinzessin treffe! Dann hätte ich eine anständige Hose und mein neues Wams angezogen.«

Er drehte sich wieder Sloane zu und kniete unbeholfen nieder. »Es tut mir leid, Hoheit. Ich bin ...«

Sloane gab dem Zwerg einen Klaps auf den erkahlenden Kopf. »Glennock Bierbauch. Sehe ich aus, als müsste irgendjemanden vor mir knien? Habe ich mich etwa als Prinzessin vorgestellt?«

Der Zwerg erhob sich. »Tut mir leid, ich ... Moment, woher wisst Ihr meinen Namen?«

Aaron trat vor. »Hallo, Glennock. Ich bin Aaron Riverton. Und mit dieser jungen Dame verlobt. Ich sollte dich vielleicht warnen, dass sie Gedanken so mühelos lesen kann wie ein Buch. Ich nehme an, sie hat sich deinen Namen aus deinem Kopf geholt.«

Sloane spürte, wie sie errötete. »Entschuldige, dass ich dir einen Klaps verpasst habe. Manchmal bin ich ein bisschen aufbrausend, vor allem, wenn ich wie eine Prinzessin behandelt werde. Wie Aaron werde ich lieber so behandelt, wie du jeden anderen behandeln würdest. Weißt du was? Wir fangen von vorn an. Ich bin Sloane. Und du bist?«

Glennock richtete sich zu seiner vollen Größe von dreieinhalb Fuß auf. »Mein Name ist Glennock Bierbauch. Silas Rotbart hat mich gebeten, mich um eine Höhlenerweiterung zu kümmern. Ich bin Vermesser und Fachmann für die Stabilität von Höhlen.«

Der andere Zwerg verneigte sich. »Ich bin Granton Rotbart. Auch mich hat Silas ersucht, beim Schaffen eines angemessenen Zuhauses für Eure prächtigen Tiere zu helfen. Mein Fachgebiet ist Felsabbau.«

»Freut mich, euch beide kennenzulernen. Jetzt möchte ich euch die Drachen vorstellen.«

Sie übermittelte ihnen einen stummen Ruf, und die beiden Echsen näherten sich.

»Die Drachen sind bei Aaron und seinem Bruder Ryan geschlüpft«, erklärte Sloane. »Deshalb haben sie eine familiäre Bindung zu Menschen. Der Größere ist Piet. Er ist ein Männchen. Der andere ist Rubina. Sie ist eine Dame und daher die Schlauere der beiden.«

Aaron zog eine Augenbraue hoch.

Die Drachen bewegten sich neben sie und setzten sich hin, die langen Hälse stolz erhoben.

Glennocks Augen wurden groß. »Bei Seders langem weißem Bart! Ich kann nicht glauben, was ich da sehe. Zwei wunderschöne Drachen, die brav vor mir sitzen. Unglaublich!«

Piet legte den Kopf schief. »Du siehst lecker aus, Zwerg.«

Panisch wich Glennock zurück.

Rubina kniff Piet in den Schwanz und sagte zu den Zwergen: »Verzeiht meinem Bruder. Er wollte sagen: Du siehst nett aus. Manchmal stellt er sich ungeschickt mit der menschlichen Sprache an.«

Glennock wirkte noch ein wenig verunsichert, Granton hingegen lachte.

»Ich hab dir doch gesagt, es gibt keinen Grund zur Sorge, du fetter Felsbeschauer.«

»Ich bin nicht fett. Dieser Bauch besteht nur aus Muskeln.«

»Nun denn«, wandte sich Granton an Sloane, »erweist Muskelbauch und mir die Ehre, Euch durch die Höhle zu führen. Alles in allem denke ich, dass sie eine ausgezeichnete Wahl ist. Sie weist ein paar Risse auf, die aber nicht tief reichen und die Gesamtsicherheit nicht beeinträchtigen. Wir werden den Eingang für das künftige Wachstum der Drachen verbreitern müssen, aber das wird nicht lange dauern. Ich würde gern erfahren, was die Drachen davon halten und ob sie eine Vorliebe für bestimmte Nistplätze in der Höhle haben. Also bitte.« Er winkte sie hinein. »Folgt mir.«

* * *

Während die Zwerge den Drachen die Höhle zeigten, empfing Sloane von irgendwo in der Ferne Silvers Ruf. Sie hatte dem Kater beigebracht, auf eine Weise zu brüllen, die ihre Sinne leicht aufschnappen konnten. Sie wies die Zwerge und die Drachen an, die Höhle nicht zu verlassen, und entschuldigte sich dann.

Aaron folgte ihr nach draußen. »Was ist denn los?«

»Silver kommt zurück.«

»Na, das ist doch gut, oder?«

»Er ist in Begleitung.«

Sie spürte die Gedankenmuster anderer Katzen bei Silver. Einer Menge anderer Katzen.

»Begleitung?«, fragte Aaron. »Begleitung von Menschen? «

»Nein, von Katzen. Sie werden bald hier sein. Ich glaube, sie rennen gerade.«

Sie entsandte die Gedanken zu Silver und erkundigte sich, ob alles in Ordnung war. Aber er war bereits angekommen. Er trabte gerade am Fuß des Felshangs entlang, dicht gefolgt von einem Rudel pechschwarzer Sumpfkatzen. Als sie sich näherten, wurden die anderen Katzen langsamer und blieben stehen. Silver hingegen kam geradewegs auf sie zu.

»Der Anführer dieses Rudels möchte mit der Bildrednerin sprechen«, verkündete Silver. »Er versteht die Gefahr der Dämonen nicht und möchte sie mit eigenen Augen sehen.«

Sloane legte Aaron die Hand auf die Schulter. »Alles gut. Der Rudelführer will mit mir sprechen.«

Ein wahrhaft riesiger schwarzer Kater trat vor, und Silver übernahm die Vorstellung. »Das ist der Anführer dieses Rudels«, sagte er. »Man kennt ihn als Mitternacht.« Silver drehte sich dem Kater zu. »Die Zweibeinerin mit dem hellen Fell auf dem Kopf ist die Bildrednerin. Der andere Zweibeiner ist ihr Gefährte.«

Der schwarze Vierbeiner trat vor und beschnupperte die beiden.

Sloane übermittelte Aaron eine gedankliche Nachricht. »Er riecht an uns, um zu sehen, wer wir sind und wo wir waren. So erfahren Sumpfkatzen etwas über jemanden, dem sie begegnen.«

Mitternacht wich zurück und setzte sich auf die Hinterbeine. Er schnupperte erneut. Sein Fell sträubte sich ein wenig, und er knurrte. »Ich rieche Echsenherren und andere Zweibeiner in der Nähe.«

»Ich habe ihnen gesagt, sie sollen in der Höhle bleiben, damit wir zuerst reden können« , antwortete Sloane.

Die Katzen reagierten überrascht, obwohl sie äußerlich stoisch blieben.

»Wie kannst du auf diese Weise sprechen?«, fragte Mitternacht. »Können das alle Zweibeiner? Bist du ihre Anführerin?«

»Ich bin nicht die Anführerin, aber die Tochter des Anführers der Menschen. Und leider bin ich die Einzige, die so mit euch sprechen kann. Mein Name ist Sloane Lancaster.«

»Na schön, zweibeinige Anführertochter. Dein Rudelmitglied Silver hat Gefahren erwähnt, die ich nicht riechen konnte. Ich würde gern von dir etwas darüber erfahren.«

Sloane übermittelte Bilder zur Erklärung der Prophezeiungen. Als die Katzen in ihren Köpfen den Kampf des ersten Protektors gegen die Dämonen sahen, sträubte sich bei allen das Fell, und Mitternacht lief hin und her.

Nach den Visionen der Prophezeiung schilderte Sloane den Tieren die Pläne zur Vorbereitung auf die bevorstehende Schlacht. Sie zeigte ihnen die entstehende Armee, die Ausbildung, die Schule für Zauberer und die Kräfte der Schüler. Schließlich sandte sie Bilder davon, was sie sich erhoffte. Sie zeigte ihnen Gruppen von Wölfen, Katzen und Drachen, die sich dem Rest der Armee anschlossen, alle mit einem gemeinsamen Ziel: Trimoria zu retten.

Mitternacht knurrte. »Zweibeinige Anführertochter Sloane, ich halte nichts davon, mit Wölfen zusammenzuarbeiten ... Aber du und dein Rudel könnt uns als Verbündete betrachten. Meine Familie wird sich deiner in diesem Kampf anschließen.«

Sloane wiederholte die Worte für Aaron. Dann ließen sich alle Katzen auf die Seiten plumpsen und entblößten die Bäuche.

»Sie beweisen damit Vertrauen«, erklärte Silver. »Ich schlage vor, ihr zeigt ihnen, dass ihr es annehmt.«

Sloane unterdrückte ein inneres Kichern, als sie Mitternachts Bauch streichelte. Sie spürte ein Schnurren von ihm.

Dann schaute sie zu Aaron auf. »Anscheinend müssen wir jetzt alle Katzen streicheln. Kannst du mir helfen? Sonst dauert das ewig.«