Phantastisches Hören
Hör mal – die Audible-Kolumne
von Reinhard Prahl
Ich bin Sammler. Ich liebe es, in meinen Film-, Buch- und Hörspielregalen zu stöbern, eine Serie oder einen Roman auszuwählen, das Cover zu begutachten und anschließend mit dem Genuss des erwählten Werks loszulegen. Darüber hinaus bereiten mir die erstaunten Blicke meiner Besucher immer wieder Momente der Freude, ja sogar Genugtuung. Irgendein verrücktes Hobby muss man schließlich haben.
Die Sache hat aber leider auch mehrere Haken. Im Laufe der Jahre ist der Platzmangel erdrückend geworden und ich musste einen Teil meiner umfassenden Sammlung einmotten. Zudem beansprucht die Reinigung der Regale viel Zeit. Ein wichtiger Aspekt ist zudem der unvermeidliche Plastikwahn, den ich durch meine Sammlerwut unweigerlich mitfördere. Als Alternative haben sich da schon vor Jahren Streaming-Plattformen wie Deezer und Spotify erwiesen. Man zahlt einfach eine gewisse Summe im Monat und kann das gesamte Angebot unbeschränkt nutzen. Der Nachteil: Wenn man einmal nicht bezahlt, bleiben die Boxen daheim stumm. Für Sammler, die sich ihre Hörbücher und Hörspiele gern öfter anhören und auf den Sammeleffekt nicht gänzlich verzichten möchten, ist Audible damit eine Art Offenbarung. Man erwirbt die gewünschten Produkte einfach digital und kann sie sooft genießen, wie man möchte. Dabei ist es ganz egal, ob man gerade für ein Abo zahlt oder nicht. Beide Modelle sind so beliebt, dass sie den CD-Markt und damit eine ganze Branche arg in Bedrängnis gebracht haben. Selbst Produzenten wie David Holy, den Fans oft für einen gestandenen CD-Veteran und -Fan halten, ist inzwischen ein Digital-Sammler geworden. Sicherlich, auch Holy stellt seine Hörspiele noch immer auch als CD zur Verfügung. Mehr noch. Er bietet auf seiner Website sogar einen Sammler-Aboservice an und Werke wie Die letzten Helden verfügen über ein liebevoll gestaltetes, mehrseitiges Booklet. Dazu gibt es diverse Extras und Goodies wie Exklusivfolgen und mehr.
Dennoch ist und bleibt die CD, so findet auch Holy, ein Auslaufmodell und platzsparendes Streaming oder Digitalsammeln nimmt einen immer größeren Raum im Leben der modernen Gesellschaft ein. Doch wie genau begegnet man als unabhängiger Produzent dieser Tatsache? Wie passt man sich den modernen Gegebenheiten an? Das und vieles mehr erzählt uns David Holy auf meiner virtuellen Interview-Couch am besten selbst.
Reinhard Prahl: Hallo David, du hast einen eher ungewöhnlichen Karrierestart hinter dir. Du hast dein BWL- und Japanologiestudium abgebrochen, um eine Ausbildung als Mediengestalter Bild und Ton zu absolvieren. Wie kam es damals zu diesem Sinneswandel?
David Holy: Während meines Studiums verbrachte ich immer mehr Zeit mit 3D-Programmen und dem Computer und entdeckte dafür meine Leidenschaft. Die Entscheidung fiel mir also nicht besonders schwer. Schlussendlich habe ich in BWL auch Mathe gehasst. Und BWL war überwiegend Mathe. Als ich in einer Mathearbeit kein sehr gutes Ergebnis lieferte, war schnell für mich klar, dass es wohl vernünftiger wäre, meine Zeit auf das zu konzentrieren, was mir wirklich liegt. Ich erwartete dadurch viel mehr Lebensqualität, Spaß und Leidenschaft. Monetär hat sich das sehr lange nicht gerade positiv ausgewirkt, bis es schlussendlich doch zu einem traumhaften Ergebnis führte. Ich bin einfach glücklich und zufrieden mit dem, was ich mache.
David Holy
RP: Dein erster Versuch, eine kommerzielle Hörspielserie zu etablieren, hieß Chronik der Verdammten . Leider blieb es bei einer von sechs geplanten Episoden. Warum?
DH: Das ist eines der größten Missverständnisse meiner Hörspielgeschichte. Alle Hörer erwarteten, dass die erste Episode weitergeführt wird. Das war nie so geplant, sondern es war eine Anthologie-Serie, wie man das von TV-Serien wie Black Mirror kennt. Jede Folge war in sich abgeschlossen. Auch wenn ich mir kleine Referenzen auf andere Folgen erlaubte. Alle Episoden sind jetzt Bestandteil der Serie Holy Horror . Dennoch haben wir aufgrund des Erfolgs der Geschichte der ersten Chronik -Episode geplant, diese in unsere Lovecraft -Serie zu etablieren. Hier bin ich aber noch in der Planungsphase und in der nächsten großen Redaktionssitzung werden wir das Thema abarbeiten.
RP: Mit der fantastischen Serie Die letzten Helden bist du dann so richtig durchgestartet. Die hohe Anzahl an Sprechern, aber auch die Länge der insgesamt 24 Episoden und 3 Specials war damals etwas ganz Neues im Hörspielgeschäft. Benötigt so ein Mammutprojekt nicht einen enormen Vorlauf an Zeit und Geld?
DH: Die ersten Skripte habe ich 2005 geschrieben. Die damals als letzte Episode geplante Das Konzil der Elemente dürfte 2010 passiert sein. Der Vorlauf war weniger das Problem, die immensen Budgets, die das Ganze verschlungen hat, jedoch schon. Sobald die letzte Episode fertig ist, wird die Serie wohl weit über eine Million Euro gekostet haben.
RP: Das erscheint für eine Hörspielserie unglaublich hoch.
DH: Das ist es auch. Aber wenn man es auf die Einzelteile herunterbricht nicht verwunderlich. Wir haben eine Laufzeit von geschätzten 70 Stunden. Es ist einfach die Masse: 50 Cover, hunderte von Sprechern, tausende von Studiostunden, Bearbeiter, Musik, Regie und natürlich auch Nebenkosten wie Telefon, Hotel. Am einfachsten versteht man das am Beispiel des Bearbeiters. Dieser braucht mindestens einen Monat für eine qualitativ hochwertige Abmischung und Bearbeitung. Dafür muss ich einen Monatslohn bereitstellen. Multipliziert man das mit 70, erkennt man sehr schnell, wie das Budget in die Höhe schnellt. Es ist den Fans, die uns mit Abos unterstützen, zu verdanken, dass die Serie so ausgearbeitet werden konnte. Und vor allem auch, dass es jetzt neben der Hauptserie zwei weitere Handlungsstränge gibt, die jeweils über 60 Episoden verfügen.
RP: Für viele deiner Fans ist Die letzten Helden so etwas wie die »Mutter der Fantasy-Hörspielserie«. Nachdem du erst eine Spieldauer von insgesamt 30 Stunden angekündigt hattest, hast du dich schließlich für eine Ausweitung der Storyline entschieden. Am Ende kamen, wie du gerade erwähnt hast, rund 70 Stunden dabei heraus. Was führte zu der Entscheidung, die Geschichte fortzusetzen?
DH: Es ist eine Kombination aus vielen Dingen. Nachdem der erste Akt so gut ankam und die weiteren vollständig andere Charaktere boten, war natürlich die Angst gegeben, dass die neuen Akte auf Ablehnung stießen. Und vor allem gab es das Problem mit dem verschwendeten Potential. Die Grundidee vor allem im 3. Akt gab so viel mehr her. Ich stehe kurz vor Abschluss dieses Mammutprojektes und freue mich wahnsinnig darauf. Auch wenn ich gespannt bin, wie die Menschen das Ende empfinden werden.
RP: Nach Heff der Chef und deiner sechsteiligen Serie Videospielhelden hast du mit Die Chronik der Drachenlanze und Die Legenden der Drachenlanze eine der bekanntesten und beliebtesten Buchreihen überhaupt vertont. Hast du dir als offensichtlicher Fantasy-Fan damit einen Traum erfüllt?
DH: Die Drachenlanze-Bücher haben mich in meiner Jugend begleitet und waren ein wichtiger Bestandteil meiner Pubertät. Aus heutiger Sicht würde man mich wohl als Fanboy bezeichnen (lacht). Und natürlich habe ich mir nicht nur einen Traum damit erfüllt. Ich verbinde mit diesem Brand viele Erinnerungen. Das erste Buch hat mir damals meine Oma zu Weihnachten geschenkt und ich fand es stinklangweilig. So unfassbar langweilig. Da waren die Geschichten von R.A. Salvatore um Drizzt Do Urden schon spannender. Warum auch immer habe ich mir ein Buch nach dem anderen gekauft. Und irgendwann flippte der Fanschalter bei mir um. Eine der größten Enttäuschungen waren meine erworbenen englischen Audiobücher. Ich erwartete ein Hörspiel und erhielt ein Hörbuch.
RP: 2016 hast du dann Kai Meyers Merle -Trilogie von 2001/2002 vertont. Auch Arkadien und Die Sturmkönige sind inzwischen auf deiner Seite erhältlich. Erzähl uns ein wenig über die Zusammenarbeit mit Kai Meyer.
DH: Kai Meyer liebt seine Stoffe und legt sehr viel Wert auf eine gute Umsetzung. Daher freut es mich schon einmal, dass wir das machen durften, da es immer auch ein Zugeständnis an unsere Fähigkeiten ist, eine ordentliche Adaption abzuliefern.
RP: Unterhalten wir uns ein wenig über Audible. Von Die letzten Helden kann man nur 14 von 24 Folgen erhalten. Wie kommt das?
DH: Ganz einfach. Folge 15 ist noch nicht erschienen. Wir sind gerade in den letzten Zügen der Aufnahme. Zudem sind die Wanderer-Folgen zum Teil ABO Exklusiv. Eine Sache, die wir fortführen wollen. Die neue Planung sieht für jedes Jahr eine kleine Sonderfolge für Abonnenten vor. Zuerst wollen wir aber die Serie zu einem Abschluss bringen. Folge 15 wird in kleine Episoden unterteilt. Aktuell gehen wir von 17 Einzelepisoden aus, die Monat für Monat veröffentlicht werden. Es geht auf jeden Fall dieses Jahr endlich weiter. Und die Fans müssen nicht mehr lange warten.
RP: Könntest du dir vorstellen, ähnlich wie Ivar Leon Menger oder Tommy Krappweis in Zukunft exklusiv für Audible zu produzieren?
DH: Audible hat mich kontaktiert und ich war auch bereits vorstellig in Berlin. Es ist beeindruckend, was Audible auf die Beine gestellt hat. Amazon sei Dank kann man da aus dem Vollen schöpfen. Ich verfüge aber selbst über ausreichend finanzielle Mittel und möchte stets voller Rechteinhaber meiner eigenen Produkte sein. Wer weiß aber, was die Zukunft bringt? Über die eine oder andere Form der Zusammenarbeit wird gerade verhandelt und natürlich würde es mich freuen, wenn wir da einen gemeinsamen Weg finden.
RP: Du hältst in Zeiten von Streaming und digitalen Vertriebsplattformen noch sehr an schön gestalteten CD-Boxen mit aufwendigen Booklets fest. Bist du da nicht ein wenig altmodisch, oder siegt immer wieder der Sammler in dir?
DH: Wir richten uns nach der Marktgegebenheit. Fakt ist, dass durch die Streaming- und Downloadplattformen die CDs nur noch für Sammler interessant sind und in Zukunft dieses Medium sicher nur noch eine sehr kleine Rolle spielen wird. Damit wir aber CD-Begeisterte unterstützen können, ist eine gewisse kritische Menge an Direktbestellungen auf unserer Website nötig. In diesem Fall liefern wir gerne eine CD an die Fans aus. Das hat nichts mit altmodisch zu tun, sondern eher mit dem Faktor Nachfrage. Wir setzen voll auf digitale Vermarktung und sehen die CD eher als Auslaufmodell, das nur noch für Sammler interessant sein wird. Jahrelang haben wir an der Holy Hörspiel-APP gearbeitet, die mittlerweile auch schon in einem frühen Stadium erhältlich ist. Das Ganze kann man als Netflix für Hörspiele verstehen. Ich selbst sammle durchaus, aber mittlerweile eben digital.
RP: Du hattest vor einiger Zeit viele deiner Werke zu Werbezwecken auf YouTube kostenlos bereitgestellt und damit viele neue Fans erreicht. Die wundern sich nun darüber, dass sie deinen Kanal derzeit nicht mehr finden. Was ist passiert?
DH: Der Kanal wurde wegen einer angeblichen Urheberrechtsverletzung eines Mitbewerbers gelöscht. Meine eingereichte Klage hat dazu geführt, dass dieser Mann diese Behauptung zu unterlassen hat. Sprich wir haben gewonnen. Er ist in Berufung gegangen, daher müssen wir abwarten, wie das ausgeht. Aber natürlich ist so etwas schade, lässt sich aber nicht ändern. Das Verhalten des Marktteilnehmers hat dazu geführt, dass nicht nur wir, sondern auch andere Mitbewerber rechtliche Schritte gegen seine Person unternehmen. Aus meiner Sicht kein gutes Zeichen für sein Verhalten und Geschäftsgebaren.
RP: Du produzierst immer sehr viel hinter den Kulissen. Kannst du etwas zu deinen neuen Serien sagen? Und warum wird überhaupt so viel produziert, ohne dass du die Fans im Vorfeld darüber informierst?
DH: Aktuell sitzen wir an folgenden neuen Serien: Sherlock Holmes Legends , Karl May , Professor van Dusen , Die Fußballbande , Die Abenteuer der Letzten Helden , Die Letzten Helden: Die neue Welt und Holy Science Fiction . Neben diesen Serien haben wir noch zwei sehr große und überraschende Projekte in der Pipeline. Eine davon wird mit der Veröffentlichung der ersten Folgen noch dieses Jahr vorgestellt. Die andere wird wohl erst spät 2021/2022 veröffentlicht. Aktuell befinden sich über 200 Hörspiele in unserer Produktionspipeline. Da wir mit unserer APP auf ein Abo-Modell setzen, möchten wir den Hörern auch monatlich immer Neuheiten bieten können. Dies erfordert einfach eine lange Planungs- und Produktionsphase.
RP: Lieber David, vielen Dank, dass du dir die Zeit zur Beantwortung meiner Fragen genommen hast.
DH: Gerne. Viel Spaß beim Hören unserer Werke.
Regisseur des Tons: Musikkomponisten des phantastischen Genres: Ramin Djawadi
von Pia Feuerbach
Nach seinem Studium arbeitete Ramin Djawadi 2003 zunächst als Assistent für Klaus Badelt und wirkte unter anderem an Fluch der Karibik – Der Fluch der Black Pearl und Die Zeitmaschine mit.
Durch diese Zusammenarbeit traf er 2004 auf Hans Zimmer, arrangierte gemeinsam mit ihm Teile der Filmmusik zu Thunderbirds und produzierte zusammen mit Robert »RZA« Diggs den Soundtrack zu Blade: Trinity.
2005 baute er die Zusammenarbeit mit Zimmer weiter aus, u. a. arbeiteten sie gemeinsam an Batman Begins und The Island . In diesem Jahr gelang es Ramin, aus dem Schatten Zimmers zu treten und komponierte die Serienmusik zu Prison Break . Für die Titelmusik wurde er mit einer Emmy-Nominierung geehrt.
Für seinen Soundtrack zu Marvels Iron Man im Jahr 2008 wurde er 2009 für den Grammy nominiert, musste sich jedoch seinem ehemaligen Lehrer Hans Zimmer zusammen mit James Newton Howard mit dem Soundtrack zu The Dark Knight geschlagen geben.
Produzent David Goyer, mit welchem er bereits bei Blade: Trinity zusammenarbeitete, engagierte ihn 2009 für die Musik zur Serie Flash Forward . Diese Komposition wurde ebenfalls mit einer Emmy-Nominierung belohnt.
2010 sprang Djawadi als kurzfristiger Ersatz für Matthew Bellamy ein, der ein Projekt inmitten der Arbeit abbrach, um mit seiner Band auf Tour zugehen. Innerhalb von nur zwei Wochen komponierte er den Soundtrack zu Kampf der Titanen . Dabei griff er auch auf bereits fertigkomponierte Stücke seiner Kollegen Geoff Zanell , Bobby Tahouri und Dominic Lewis zurück. Das Computerspiel Medal of Honor wurde 2010 ebenfalls von Djawadi vertont.
Dem gebürtigen Duisburger gelang 2011 nun final der große Durchbruch und er wurde einem noch breiteren Publikum durch seine musikalische Untermalung der HBO-Serie Game of Thrones bekannt, für die er von 2011 – 2019 verantwortlich zeichnete.
2014 wurde er das erste Mal für die Vertonung der Serie mit einer weiteren Emmy-Nominierung für die Folge Der Berg und die Viper geehrt, 2017 gewann er schließlich den Emmy für den Soundtrack zur Folge Der Drache und der Wolf.
Für die Komposition der 7. Staffel der Serie erhielt er 2018 erneut eine Grammy-Nominierung, zog aber gegen Justin Hurwitz und den Soundtrack zu La La Land den Kürzeren.
Neben seiner Arbeit an Game of Thrones komponierte er ab 2013 weiterhin die Musik für Guillermo del Torros Serie The Strain und arbeite mit del Torro im gleichen Jahr auch bei Pacific Rim zusammen.
2014 und 2015 blieben für die sonst so produktiven Verhältnisse im phantastischen Genre ruhig, 2014 entstand ausschließlich der Soundtrack zu Dracula: Untold.
2016 legte er dann mit den Musikproduktionen noch weiter zu und schrieb die Soundtracks zu The Great Wall, Warcraft und zur neuen HBO-Serie Westworld.
Für die Musik der 8. Staffel Game of Thrones erhielt er seine 3. Grammy-Nominierung. Erneut konnte sich Ramin Djawadi in dem starken Wettbewerb nicht durchsetzen, der Grammy ging an Hildur Guðnadóttir und ihre Musik zur Mini-Serie Chernobyl.
Zurzeit lebt Djawadi, Jahrgang 1974, mit Frau und Kindern in den Vereinigten Staaten und arbeitet an dem Soundtrack zu The Eternals aus dem Hause Marvel , der voraussichtlich 2021 in die Kinos kommen wird. Insgesamt hat er bereits mehr als 100 Filme und Serien in seiner bisherigen Laufbahn vertont.
Er ist zudem der weltweit erste Komponist für TV-Produktionen, der mit einem großen Live-Orchester auf US-Tour gegangen ist, u. a. mit seinen Soundtracks zu Game of Thrones .
Weiterführende Links:
Offizielle Webseite: https://www.ramindjawadi.com
Instagram: https://www.instagram.com/ramindjawadi_official/
Facebook: https://www.facebook.com/RaminDjawadiOfficial/
Twitter: https://twitter.com/Djawadi_Ramin
Hörspiel-Perlentaucher: Ring Raiders – Das kurze Leben des Victor Vector
von Reinhard Prahl
Lang ist’s her
In einer Zeit, als Streamingdienste noch ferne Zukunftsmusik waren, legten Kinder und Jugendliche noch eine Kassette oder ab den 1980er-Jahren eine CD in den Player ein, um das allabendliche Hörspiel zum Einschlafen zu genießen. Seit den 1970er-Jahren gab es Krimi- und Abenteuerreihen wie Die drei ??? oder Die fünf Freunde , die in Deutschland durch die gleichnamigen britischen Fernsehserien Beliebtheit erlangt hatten. Science-Fiction für Mädchen und Jungen kam hingegen erst ab Anfang der 1980er-Jahre richtig in Mode, als Serien wie Jan TennerHe-Man and the Masters of the Universe oder eben kurzlebigere Projekte wie Brave Starr  oder die Ring Raiders  auf den Markt kamen.
Victor Vector vs. Scorch
Die Raiders sollten, wie viele andere Hörspielserien auch, eigentlich als Werbung für ein neues Spielzeug herhalten. In diesem Fall handelte es sich um Flugzeuge, die echten Kampffliegern nachempfunden waren und zur besseren Handhabe mit einem Ring am Ende versehen waren.
Hergestellt wurden die Spielzeuge von Matchbox . Zeitgleich mit dem Anlaufen des Verkaufs gab der Spielzeughersteller sowohl einen Cartoon als auch die hier vorgestellte Hörspielserie bei Ariola in Auftrag.
Leider war das Gesamtkonzept nicht gut durchdacht, so bauten die Hörspiele und die Comics beispielsweise nicht aufeinander auf und zeigten daher auch nicht viele gemeinsame Orientierungspunkte. Rückblickend verwundert es also kaum, dass das Franchise für den Konzern ein Flop wurde und schnell wieder vom Markt verschwand. Das ist auch der Grund, warum leider nur sechs Ausgaben der kindgerechten und tontechnisch aufwendig produzierten  Ring Raiders -Kassetten erschienen sind. Das ist eigentlich schade, denn die Abenteuer um Victor Vector, Yuri Kirkov, Max Miles, den väterlichen Freund Duffy und die anderen Ring Raiders hatte durchaus Potenzial. Die Piloten kämpften in den Geschichten gegen eine skrupellose Fliegerstaffel namens Skull Squadron, angeführt vom unehrenhaft aus der Airforce entlassenen Scorch alias Stanley Smith, der nun auf Rache sann.
Die Trägerschiffe
Die sechs existierenden Episoden spielten aus Sicht des Produktionsjahres zehn Jahre in der Zukunft, also 1997, und bauten mehr oder weniger aufeinander auf. Nach und nach wurden neue Figuren und Flieger eingeführt, die oft über besondere Fähigkeiten wie ungewöhnliche Tarn- und Nachtsichteigenschaften verfügten. Beide Parteien nannten darüber hinaus ein Trägerschiff ihr eigen, die sogar im All und in der Zeit operieren konnten, nämlich die Skull Squadron Mobile Base auf Seiten der Bösewichte und die Air Carrier Justice der Ring Raiders.
Das Hauptmerkmal der Raumbasen, Zeitreisen zu unternehmen, diente natürlich dazu, alle möglichen bekannten und geschichtsträchtigen Flugzeuge und bekannten Piloten einzuführen und gewinnbringend an das Kind zu bringen. Zusätzlich sorgte der weitere Science-Fiction-Aspekt für einen gewissen Coolnessfaktor. So ziehen beide Staffeln in den Hörspielen immer wieder los, um in der Vergangenheit und Zukunft die fähigsten Piloten für ihren Kampf zu rekrutieren. Es versteht sich von selbst, dass die Guten dabei stets bei Victor Vector und seinen Kameraden landeten.
Etwas für Sammler
Alles in allem ergaben sich so sechs recht unterhaltsame Abenteuer, die mit hochwertigen Soundeffekten und routinierten Sprechern ausgestattet waren. Klar, es gab coolere Hörspiele wie Commander Perkins oder Jan Tenner , und die Ring Raiders stellen nur eine in einer langen Liste gescheiterter Serien dar. Doch irgendwie wuchsen einem Victor, Duffy und die anderen doch ans Herz. Der Hauptgrund für das vorzeitige Aus dürfte daher wohl der Tatsache geschuldet sein, dass die Serie nicht vernünftig mit den Cartoons und den Spielzeugen koordiniert wurde. Schade eigentlich, denn allein schon aus nostalgischen Erwägungen macht das Zuhören Spaß. Ein Ohr zu riskieren, dürfte nach über 30 Jahren allerdings nicht mehr so einfach sein. Die Kassetten sind heute nur noch auf diversen Versteigerungsplattformen zu bekommen. Die Preise pro Hörspiel bewegen sich mit rund 9 Euro in einem erschwinglichen Rahmen und dürften für Sammler vielleicht ganz interessant sein. Ob Ariola jemals, ähnlich wie der Maritim-Verlag , seine alten Hörspiele digitalisiert und auf dem Streaming- und Downloadmarkt anbietet, darf ernsthaft bezweifelt werden. Einem großen Publikum bleiben die Ring Raiders damit bis auf Weiteres wohl leider vorenthalten.
Die Hörspiele zu Masters of the Universe : Jetzt gibt es was auf die Ohren
von Marco Golüke
Das Label Europa ist für Menschen, die in den 1980ern aufgewachsen sind, immer ein Begriff, wenn es um Hörspiele geht. Diese erfreuten sich in diesem Jahrzehnt einer immens großen Popularität.
Reihen wie Die drei ??? oder TKKG muss man den wenigsten Menschen vorstellen. Aber auch bei Hanni und Nanni, Fünf Freunde und Hui Buh, das Schlossgespenst klingeln bei vielen die Ohren. Während bei Konkurrenten häufig die Tonspuren der Serien verwendet und mit einem Erzähler zu einem Hörspiel geschnitten wurden, ging Europa einen anderen Weg. Die meisten ihrer Produktionen waren eigenständige Geschichten, die dem Hörer eine neue Handlung präsentierten. Das hatte zwar höhere Sprecherkosten zur Folge, aber auch eine gewisse kreative Freiheit.
Man entschied sich bei Europa also dafür, eine Lizenz für Masters of the Universe zu erwerben und produzierte zunächst fünf Folgen. Sie basierten inhaltlich noch auf den alten Minicomics, hatten also eine andere Hintergrundgeschichte als die heute bekannte mit dem Alter Ego von He-Man namens Prinz Adam. Ironischerweise wurde die erste Folge Sternenstaub später geschrieben und hatte bereits ebendiesen Hintergrund. Insgesamt gab es gerade zu Beginn etliche Abweichungen zur Geschichte in den Comics und der Trickserie, aber nach und nach wurden diese immer ähnlicher.
Ähnlich wie die Trickserie dienten auch die Hörspiele der Promotion der Spielzeugreihe. So wurden auch mal Charaktere ohne Sprechrolle einfach erwähnt, ebenso wie diverse Fahrzeuge. Eine kleine Eigenart der Hörspiele waren die unterschiedlichen Herkunftsgeschichten diverser Charaktere. Teilweise wurden einfach nur bestimmte Aspekte weggelassen, an anderer Stelle aber kräftig umgeschrieben. Dies betrifft sogar Fähigkeiten der Figuren und Fahrzeuge. So kann das Straßenfahrzeug Road Ripper , entgegen dem sogar recht eindeutigen Namen, fliegen. Als erwachsener Fan bemerkt man selbstverständliche solche Kontinuitätsfehler, sowohl innerhalb der Hörspielreihe an sich als auch in Bezug zu den anderen Medien, dem kindlichen Fan war dies damals aber egal.
Ein Problem waren die spärlichen Informationen, die Autor H.G. Francis, bürgerlich Hans Gerhard Franciskowsky, von Mattel bekam. Der Autor schrieb sämtliche Episoden der Reihe teilweise ohne zu wissen, wie die Figuren überhaupt aussahen. Auch dies beflügelte natürlich die Kreativität des Schreibers, denn so konnte er He-Man sogar einen Vetter namens Goras verpassen oder eine Spiegelwelt namens Anti-Eternia erschaffen.
Ganze 37 Folgen schaffte die Reihe, bevor sie eingestellt wurde. In einem Gespräch erzählte die Regisseurin der Reihe, Heikedine Körting, dass die Reihe aufgrund schlechter werdender Verkaufszahlen eingestellt wurde, sie heute aber nur noch von solchen Zahlen träumen könnten. Zusätzlich zu den 37 Folgen der Hauptreihe gab es noch das Promo-Hörspiel Die Giganten des Universums , das allgemein als Folge 0 bezeichnet wird, und die Einführung in den ersten Reboot He-Man – Die neue Dimension.
Ein Hörspiel steigt und fällt mit seinen Sprechern und hier ließ es sich Europa nicht nehmen, bekannte Stimmen zu verpflichten. Norbert Langer war zu der Zeit vor allem für seine Arbeit als deutscher Sprecher von Tom Selleck und Burt Reynolds bekannt und später auch als Erzähler in der Serie Wunderbare Jahre . Bei den Hörspielen lieh er in allen Ausgaben Prinz Adam und He-Man seine Stimme. Seinen Gegenspieler Skeletor vertonte überwiegend Peter Pasetti, der Hörfans auch als Erzähler bei den Drei ??? bekannt sein dürfte. Er musste krankheitsbedingt die Folge Höhle des Schreckens aussetzen. Vertreten wurde er von Franz-Josef Steffens, der später zum festen Sprecher von Mantenna und Grizzlor wurde. Auch in Die neue Dimension wurde Skeletor von einem anderen gesprochen, nämlich Jürgen Thormann, hier sind die Gründe aber unbekannt.
Auch die restlichen Sprecher waren keine Unbekannten. Horst Naumann machte in allen Episoden den Erzähler, Monika Gabriel sprach Teela, Karl Walter Diess lieh bei allen Auftritten ihrem Stiefvater Man-at-Arms die Stimme. In weiteren Rollen sprachen Christian Rode, Michael Grimm, Lutz Mackensy, Eric Vaessen und Andreas von der Meden Rollen, manchmal auch mehrere.
In der Reihe erschienen neben den regulären 37 und den zwei Promofolgen auch noch einige Sondereditionen. So gab es von zwei Folgen auch eine Version mit einem Einleitungstext, die bestimmten Figuren beilagen. Und bei Remus erschienen einige Folgen mit einem neuen Cover und einem begleitenden Ausmalbuch, das die Geschichte des Hörspiels umfasste.
Der Erfolg der Masters of the Universe als Spielzeug zog bekanntlich die Reihe She-RaPrincess of Power nach sich, die Mädchen im Fokus hatte. Dies zog nicht nur eine eigene Trickserie mit sich, sondern auch eigene Hörspiele. Die Reihe schaffte leider nur zehn Ausgaben und wurde nicht so gut aufgenommen, wie die eigentliche Reihe. Auch hier sprachen wieder bekannte Namen mit, unter anderem Horst Naumann, der auch hier als Erzähler fungierte. Lutz Mackensy und Monika Gabriel waren ebenfalls bereits von den Masters of the Universe -Hörspielen bekannt. Auch hier gab es mit Das Geheimnis des Kristallpalastes eine Promofolge, die einigen Figuren beilag.
Während die Cover von She-Ra – Princess of Power aus kleinen Dioramen der Figuren bestanden, waren die Cover der Masters of the Universe gezeichnet. Dies war natürlich nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden Reihen. Während die She-Ra -Reihe häufig für ihren Kaffeeklatsch-trifft-Dallas-Charakter kritisiert wird, dominierten bei He-Man eben typischen Jungenthemen: Magier, Kämpfe, Monster.
Die Geschichten in Masters of the Universe griffen lose ineinander. In manchen Folgen wurde die Handlung aus dem Vorgänger aufgenommen, in anderen vergaß man, was man zwei Folgen vorher noch erzählt hatte. Es gab einen Zweiteiler und sogar einen Fünfteiler, mit dem die Reihe damals beendet wurde. Die Entscheidung dafür fiel aber erst nach der Veröffentlichung.
Es brauchte einige Jahre, bis neue Hörspiele erschienen. Im Zuge des sogenannten 200X-Reboots erschienen beim Label Hearoic zwei Hörspiele, die zwar Fanproduktionen darstellen, aber auf einem hohen Niveau spielen. Etliche Synchronsprecher der Trickserie zum Reboot konnten ihre Rollen auch in den Hörspielen sprechen. Die erste Folge Eine Falle für He-Man war ursprünglich sogar als Promofolge für die neuen Figuren gedacht, das klappte aber leider nicht. Hearoic bemühte sich sogar um eine Lizenz für neue Hörspiele, bekommen hätten sie aber nur die Tonspur des Cartoons, was nicht interessant genug war.
Eine Neuauflage der alten Masters of the Universe -Hörspiele scheitert schon daran, dass Europa eine neue Lizenz kaufen müsste und viele der alten Dateien gar nicht mehr vorhanden sind.
Schwarze Sonne Nemesis – Ein Science-Fiction-Hörspiel von Andreas Götz
von Michael Kleu
Das Hörspiel beginnt mit dem mit klassischer Musik unterlegten Start einer Rakete, die erfolgreich in den Weltraum geschossen wird. Danach ist die müde klingende Stimme eines Mannes zu hören, der Gregorius heißt und mehr als 2200 Jahre im Kälteschlaf verbracht hat. Die Menschheit ist zwischenzeitlich ausgestorben und Gregorius reist als letzter Überlebender in der Melancholia 2 durch den Weltraum. Er ist auf der Suche nach Nemesis, einem schwarzen Zwilling der Erdensonne. Denn Gregorius macht Nemesis für die Vernichtung der Menschheit verantwortlich. Er bezeichnet die schwarze Sonne als ein »Asteroidenkatapult«, eine »Planetenschleuder«, die erst das Aussterben der Dinosaurier ausgelöst habe, bevor sie schließlich den Untergang der menschlichen Zivilisation bewirkt habe.
Gregorius ist ein Wissenschaftler, der auf der Erde für seine Theorien von dem schwarzen Zwilling der Sonne ausgelacht worden ist. Dass er offensichtlich recht gehabt hat, ist ein schwacher Trost in der finsteren Einsamkeit des Weltalls. Angetrieben durch den Drang nach Vergeltung beginnt Gregorius, Nemesis als eine reale Person wahrzunehmen, die ihn wiederholt von seiner unerwünschten Annäherung abzuhalten versucht. Für ihn ist die Sonne ein »Biest«, später »eine finstere Geliebte mit dem Todeskuss auf den Lippen«, eine »alte Hexe« oder ein gar ein »schwarze[s] Miststück«.
Ab Minute 4 wird Gregorius von seiner Suche nach Nemesis abgelenkt. Denn plötzlich hört er ein Summen, das von einer Fliege zu stammen scheint. Schnell ist die Urheberin gefangen: eine gemeine Stubenfliege. In einer spontanen Reaktion will Gregorius die Fliege töten, bevor ihm bewusst wird, dass das Tier wie er selbst das letzte Exemplar seiner Art darstellt. Und wie konnte es überhaupt in die Raumkapsel gelangen und über 2200 Jahre lang überleben? Es gibt keine wissenschaftlich haltbare Erklärung für die Anwesenheit der Fliege. Zunächst erfreut sich Gregorius daran, ein lebendiges Wesen bei sich zu wissen, doch dann kommt es bald schon zu einem tödlichen Konflikt.
Gregorius verliert auf der Reise zunächst seine Geschmacksnerven und später auch seine Erinnerung. Hatte er Frau und Kinder? Er weiß es nicht mehr und eigentlich ist es ihm mittlerweile auch egal. Allmählich scheint er dem Wahnsinn zu verfallen, als er endlich die schwarze Sonne Nemesis erreicht …
Dem Autoren Andreas Götz ist mit diesem 32-minütigen Hörspiel ein großartiges Stück Science-Fiction-Unterhaltung gelungen, das hauptsächlich von seiner dichten Atmosphäre und der tollen Stimme von Schauspieler Sebastian Zimmler lebt, der den Gregorius spricht. Die Hintergrundgeräusche setzen sich aus Streichmusik, synthetischen Klängen, Herzschlag und metallischem Pulsieren zusammen und wirken zwar gelegentlich hoffungsvoll, erzeugen meist aber eine äußerst starke düster-paranoide Stimmung. Durch diese Geräuschkulisse fällt gar nicht so sehr auf, dass das Hörspiel fast ausschließlich aus von Gregorius bzw. Sebastian Zimmler gesprochenen Monologen besteht. Nur kurz hören wir die Stimme von der Schauspielerin und Synchronsprecherin Caroline Ebner, die im Hintergrund die biblische Genesis rezitiert.
Inhaltlich konzentriert sich das Stück auf die jeweiligen Beziehungen zwischen Gregorius und der Stubenfliege bzw. Gregorius und der schwarzen Sonne Nemesis. Gerade die Personifizierung des geheimnisvollen Himmelskörpers erweist sich als ein sehr spannendes Story-Element. Bekanntlich werden Planeten, Sonnen, Asteroiden usw. traditionell gern nach Figuren der griechisch-römischen Mythologie benannt, was letztlich damit zusammenhängt, dass man bereits in Mesopotamien und im Alten Ägypten die Planeten mit Göttinnen und Göttern gleichgesetzt hat. Genau dies tut nun Andreas Götz, wenn er seinen Gregorius die schwarze Sonne als weiblichen Charakter wahrnehmen lässt. Dabei kommt der Namenswahl eine große Bedeutung zu.
Denn die Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin der gerechten Rache und des gerechten Zorns. In der modernen Popkultur wird sie jedoch nicht mehr in ihrer eigentlichen Bedeutung betrachtet, sondern als finstere Gegenspielerin oder gar als Todesengel angesehen. Somit übernimmt die schwarze Sonne im Hörspiel den Gegenpart zu unserer Sonne. Wie diese Leben schenkt, bringt jene Vernichtung. Es ist nicht weiter schlimm, dass auf eine genauere wissenschaftliche Erklärung hinsichtlich der schwarzen Sonne verzichtet wird. Denn die Geschichte lebt von der Anspielung auf die Mythologie. Überhaupt lässt Andreas Götz manche Frage offen. Doch beantwortet unsere Phantasie solche offenen Fragen ja oft wesentlich ergiebiger, als es der Autor oder die Autorin einer Geschichte hätte tun können.
Das Hörspiel wurde am 6. September 2016 bei SWR2 Tandem ausgestrahlt. Regie führte Iris Drögekamp.
Interview mit Pamela: Fire Dance r – phantastischer Song mit phantastischer Stimme
von Reiner Krauss
Susanne Ertl, eine wunderbare Phantastik-Autorin aus Österreich (siehe Interview-Beitrag im Corona Magazine 03/2017) sprach mich dieser Tage an, ob wir auch über Musik berichten wollen und können, denn sie hat dazu das Musik-Video gestaltet. Natürlich wollen wir und der Song behandelt nicht nur ein phantastisches Thema, sondern ist zudem noch phantastisch gut.
Fire Dancer heißt der Song. Doch wer ist die Künstlerin? – Pamela Hofbauer
Ihre Freizeit nutzt Pamela am liebsten, um Freunde einzuladen und sie dabei kulinarisch und sehr gern mit asiatischen Gerichten zu verwöhnen. Neben ihrer Leidenschaft für das Kochen begeistert die Österreicherin sich aber auch für sportliche Aktivitäten und Urlaubsreisen. Im Winter zieht es Pamela vor allem zum Snowboarden auf die Pisten, den Rest des Jahres über verbringt die Sängerin ihre Urlaube gern in fernen Ländern wie Kuba oder Bali – doch auch in Italien fühlt sie sich vor allem wegen der vielfältigen Kulinarik wohl.
Die Entwicklung einer jungen Künstlerin aus Österreich.
Pamelas Talent zeichnete sich schon in ihrer Kindheit ab – immerhin stammt die Sängerin aus einer musikalischen Familie. Mit ihren Klassenkameraden bildete sie mehrere Schülerband-Formationen, mit denen sie vor allem im Rock-Genre erste Bühnenerfahrungen sammelte. Auch für Hochzeiten wird die Österreicherin oft als Sängerin engagiert. Auf diesem Weg stieß sie letztendlich auf neue Kontakte, die ihr die nächsten Schritte in die Musikbranche ebneten. Pamela veröffentlichte Songs in der Vergangenheit in Kooperationen mit anderen Künstlern, jedoch ist die Zeit nun reif für ihre Solokarriere.
© Michael Parak / Pamela Hofbauer
Lassen wir Pamela jetzt selbst von sich erzählen.
Reiner Krauss: Hallo Pamela vielen Dank für deine Zeit und für die Gelegenheit. Fragen wir doch mal gleich selbst: Wo genau kommst du her und wie kamst du zur Musik?
Pamela: Ich komme aus einem kleinen Nest namens Gföhl im Waldviertel in Niederösterreich (so wie auch Susanne) unweit der schönen Wachau.
Aufgewachsen als zweites Kind in einer musikalischen Familie kam ich dadurch sehr früh zur Musik. Allerdings erstmal nur als passiver Part.
Meine Mutter unterrichtete Musik, mein Vater spielte und sang in einer kleinen Band, der man auf etlichen Festen in der Umgebung lauschen konnte, und meine Schwester singt seitdem ich denken kann auf Hochzeiten, Bällen und Veranstaltungen.
RK: Wie kamst du dann selbst zum Singen?
Pamela: Ich selbst begann erst in meiner Schulzeit in der Hotelfachschule in Krems ein bisschen zu singen. Erst mal in der Klasse, weil alle was von mir hören wollten, und infolge dessen in unserer ersten Schülerband (der Klassiker) . Ich bin aber trotzdem meiner Ausbildung treu geblieben und arbeite in der Abendgastronomie, mixe Cocktails und schenke ein bisschen Bier ein. Das Singen war für mich immer ein riesengroßes Hobby.
RK: Wie ging es dann weiter und was magst du am liebsten für Musik?
Pamela: Ich lernte viele Leute in dieser Branche kennen und stand dann ab und zu im Studio, um Songs für DJs einzusingen. Erstmal nur im Dance-Bereich.
Prinzipiell hör ich viele verschiedene Musikrichtungen (Schlager muss jetzt nicht so unbedingt sein).
Mir ist eine gute Stimme in einem Song sehr wichtig. Die muss mich berühren und im besten Fall Gänsehaut verursachen.
Aufgewachsen bin ich mit der Rock-Musik der 1990er. Und das ist ein Genre, das mich mein Leben lang begleiten wird. Vor allem Alanis Morissette hat mich sehr geprägt. Frei nach dem Motto: Powerfrauen vor den Vorhang.
Ich hör auch sehr gerne ältere Songs von Dean Martin, Shirley Bassey, Nancy Sinatra und und und.
Meine letzten Konzerte waren Rammstein, AC/DC, aber auch Christina Aguilera oder Muse. Und ich liebe Musicals. Ich bin da flexibel.
RK: Was ist das Besondere an Musik für dich und deine Freude daran?
Pamela: Mir hat es immer gefallen, Emotionen mit Musik – und speziell Gesang – zu vermitteln. Das Schönste daran ist, wenn man mit seiner eigenen Stimme mal ein Tränchen aus den Augen seiner Zuhörer kitzeln kann. Das waren meine wundervollsten Momente, wenn das passiert ist.
RK: Wie kam es jüngst nun zum neuen Song Fire Dancer ?
Pamela: Im Herbst 2019 lernte ich dann Patrick Düpree kennen, aus dessen Feder auch der Song zum Buch von Vanessa Heintz entstanden ist.
Die Chemie hat von Anfang an gestimmt. Somit kam es dann, dass wir ein tolles Wochenende im schönen Saarland verbracht und uns im Studio mit dem Fire Dancer ausgetobt haben.
© Michael Parak / Fire Dancer von Pamela
RK: Worum geht es in dem Song?
Pamela: Der Song erzählt vom Leben der Protagonistin Liliana. Aufgewachsen auf einer Farm in Australien musste sie mit ansehen, wie beide Eltern ermordet wurden, sie selbst missbraucht vom Pflegevater, ihrem Arzt und verschleppt und gequält vom Mörder ihrer Eltern. Doch sie hat nie aufgegeben und sich trotz der Qualen immer gedacht: »Giving up is not an option!« Alle drei Bücher dieser Reihe haben mich sehr gefesselt.
Ich glaube, jeder Mensch hat in seinem Leben Momente, an denen er denkt, dass es nicht weitergeht und dass alles keinen Sinn mehr macht. Deswegen spricht mir der Song auch aus der Seele.
RK: Wie kam es danach zu dem spektakulär gemachten Musikvideo?
Pamela: Als Fire Dancer dann veröffentlicht wurde, meinte Susanne (Ertl) zu mir, dass wir da noch ein kleines Video dazu bräuchten.
Da die Ausgangsbeschränkungen bei uns in Österreich ja schon aufrecht waren, stellte ich mir das etwas schwierig vor.
Völlig perplex und ahnungslos machte ich mich ans Werk und probierte mit den einfachsten Mitteln, wie einem zehn Jahre alten Laptop und einem Handy von vor drei Jahren, mal ein paar Videosequenzen zu drehen. Der Keller in meiner Wohnhausanlage und die Bar in der ich arbeite, kamen mir da sehr gelegen. Es sollte die Emotionen Lilianas in der Isolation ihrer »Gefängniszelle« und die daraus gewordene starke Frau widerspiegeln. Ich war nur sehr froh, dass mich kein Nachbar dabei gesehen hat.
Susanne hat dann großartige Arbeit geleistet und die fünfzig kleinen Videos zusammengestoppelt … und »TATAAAA« … da war’s dann fertig.
RK: Eine phantastische Aufnahme mit phantastischem Song und phantastischer Künstlerin, danke dir!
Pamela: War eine tolle Erfahrung für mich. Und ich freu mich natürlich schon auf mehr … Ich hoffe, ich konnte dir erstmal einen kleinen Einblick vermitteln.
Ganz liebe Grüße,
Pamela
Ein Nachwort zum Songinhalt und dessen Bedeutung vom Komponisten Patrick Düpree:
»Fire Dancer ist bereits der dritte Trailer-Song zu der Thriller-Trilogie von Vanessa Heintz. Zu ihrem ersten Werk der Reihe Im Regen verbrannt , schrieb ich Burned in the Rain . Darauf folgte FROZEN IN THE DUST zum zweiten Buch Im Staub erfroren.
Den aktuellen Song, Fire Dancer schrieb ich aus der Perspektive der Protagonistin im Buch. Er beschreibt den Charakter einer Kämpferin und Powerfrau, für die Aufgeben keine Option ist und entsprechend musste eine starke und aussagekräftige Stimme her. Pamela beweist dabei nicht bloß ihr Können als Sängerin, sondern gleichermaßen auch ihr schauspielerisches Vermögen. Die Songs habe ich den Büchern gewidmet, stehen natürlich am Ende auch für sich selbst.
So ist die Message im weiten Rahmen natürlich auch die gleiche wie in den Büchern: Niemals aufgeben im Leben!«
Jetzt heißt es sofort … reinhören und genießen!
Original Rock-Version: https://bit.ly/FireDancerOriginal
Club-Version: https://bit.ly/FireDancerTrap
Interpretin: Pamela Hofbauer / Komponist: Patrick Düpree / Musik-Video: Susanne Ertl / Fotos: Michael Parak