Eine fest installierte Toilette gehört zur Standardausstattung eines jeden Wohnmobils ab der Kastenwagenklasse. So bequem das eigene „stille Örtchen“ an Bord auch ist, die Campingtoilette bringt das unangenehme Übel mit sich, dass die anfallenden Fäkalien regelmäßig entsorgt werden müssen.
Bei den im Wohnmobil installierten WCs handelt es sich um Kassettentoiletten, die in der überwiegenden Zahl der Fälle von einer der beiden Firmen Dometic oder Thetford stammen. Andere Hersteller sind kaum verbreitet. Kassettentoiletten unterscheiden sich in der Optik kaum von einem gewöhnlichen WC und bestehen aus einer Kloschüssel (in den meisten Fällen im Gegensatz zum gewohnten WC von zu Hause aus Kunststoff und nicht aus Keramik) mit Deckel, darunter liegt, getrennt durch einen Schieber, der Fäkalientank. Das Spülwasser kommt meist aus dem Frischwassertank (wobei ein Magnetventil den Rücklauf des Wassers aus der Leitung in den Frischwassertank verhindert), seltener aus einem separaten Spülwassertank. Die Urform der Campingtoilette ist die tragbare, vom Fahrzeug unabhängige Ausführung („Porta Potti“) mit integriertem Fäkalien- und Frischwassertank. Sie ist bei Campingbussen ohne separate Nasszelle noch oft zu finden.
Der Fäkalientank einer fest installierten Kassettentoilette umfasst meist knapp 20 Liter und kann über eine Serviceklappe von außen entnommen werden. Mittlerweile sind fast alle Tanks mit einem Ausziehgriff und Rollen ausgestattet, um den Transport zu erleichtern.
Wie oft der Tank geleert werden muss, hängt natürlich davon ab, von wie vielen Personen die Toilette genutzt wird, aber auch von der Jahreszeit, denn bei höheren Temperaturen im Sommer nimmt auch die Geruchsentwicklung zu. Erfahrungsgemäß ist mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern im Sommer spätestens alle zwei Tage die Entleerung des Kassettentanks fällig. Grundsätzlich ist es nicht empfehlenswert, die unliebsame Aufgabe zu vertagen, bis die Anzeige in den roten Bereich springt. Bei einer Entleerung im 3- bis 4-Tage-Rhythmus wird der Tank nicht zu schwer und kann leichter entsorgt werden. Außerdem verringert das regelmäßige Durchspülen eine gerade bei höheren Temperaturen im Sommer drohende unangenehme Geruchsentwicklung.
Der Fäkalientank wird mit einem Chemikalienzusatz versehen, der die Geruchsbildung verhindern und die Zersetzung der Hinterlassenschaften beschleunigen soll, damit sich der Tank unkompliziert entleeren lässt.
Die Sanitärzusätze werden in unterschiedlichen Formen und Zusammensetzung angeboten. Besonders einfach zu handhaben sind Tabs, die einfach in den Tank geworfen werden können. Flüssige Zusätze müssen dagegen genau abgemessen werden. Hierbei sollte man sich aus Umweltschutzgründen exakt an die Dosiervorgaben des Herstellers halten, denn entgegen dem Prinzip „Viel hilft viel“ bringt eine zu großzügige Verwendung der Chemiezusätze keine zusätzliche Wirkung.
An der Frage, ob man für die Toilette im Wohnmobil teures Spezialtoilettenpapier benötigt, welches sich besonders schnell zersetzt oder nicht, scheiden sich die Geister. Handelsübliches Klopapier tut es auch, zumindest, solange man nicht zur besonders dicken 4-Lagen-Variante greift. Grundsätzlich gilt: Je weniger Papier im Tank, desto besser. Wer sich nicht daran stört, kann das benutzte Toilettenpapier alternativ auch im Mülleimer entsorgen.
Die Entsorgung der Chemietoilette ist an den meisten Ver- und Entsorgungsstationen möglich, die schon im Zusammenhang mit der Möglichkeit zum Frischwasserzapfen erwähnt wurden. Im Prinzip eignet sich zwar jede Toilette, die an eine Kläranlage angeschlossen ist, was nicht immer der Fall sein muss. Gerade auf naturnahen Campingplätzen trifft man häufig auf Pflanzenkläranlagen, die durch die Sanitärzusätze geschädigt werden können. Auch im Ausland ist längst nicht jede Toilette an die Kanalisation angeschlossen und die Toilettenchemie würde ungeklärt in Flüssen, Seen oder Sickergruben und später dann auf landwirtschaftlich genutzten Feldern landen. Daher sollte diese Entsorgungsvariante die Ausnahme bleiben und nur im absoluten Notfall zum Einsatz kommen. Ist bereits vorab klar, dass keine offizielle Entsorgungsstelle zur Verfügung stehen wird, sollte besser auf die Zugabe der Sanitärchemie verzichtet werden.
Zum Ausgießen und Spülen des Fäkalientanks empfiehlt es sich, Handschuhe anzuziehen. Die grundlegenden Schritte bei der Entsorgung haben wir links aufgelistet.
1Zunächst den Schieber schließen und die Kassette am Tragegriff (1) aus dem Fach nehmen (bzw. bei mobilen Modellen vom Oberteil trennen).
2Den Fäkalientank zur Entsorgungsstation tragen. Neuere Modelle verfügen oft über integrierte Rollen (2), sodass man diese auch ganz bequem mit dem ausziehbaren Griff (3) hinter sich herziehen kann.
3Das Ausgussrohr (4) ausklappen, die Kassette leicht schräg nach oben halten und den Schraubverschluss (5) öffnen.
4Nun das Rohr langsam in Richtung Ausgussschacht neigen und den Inhalt langsam ausgießen.
5Zusätzlich den Entlüftungsknopf (6) vorsichtig (ansonsten wird’s wirklich unangenehm) drücken. So geht die Entleerung schneller und ohne Spritzer vonstatten.
6Ist der Tank komplett entleert, Spülwasser aus dem Schlauch der Entsorgungsstation (niemals Kassettentoiletten am normalen Wasch- oder Spülbecken oder der Frischwasserzapfstation reinigen!) nachfüllen.
7Die Kassette etwas hin- und herschwenken, um weitere Feststoffe von den Tankwänden zu lösen, und wieder ausgießen.
8Die vorangegangenen Schritte wiederholen, bis das Wasser beim Ausgießen klar ist.
9Abschließend mit dem Drehknopf (7) den Schiebedeckel (8) öffnen, die Sanitärflüssigkeit einfüllen und entsprechend der Anleitung 1 bis 2i Liter Wasser dazugeben.
10 Den Schraubverschluss (5) säubern, fest zuschrauben und das Ausgussrohr (4) wieder einklappen.
Die Ver- und Entsorgung unterscheidet sich von Platz zu Platz. Neben mehreren verschiedenen Serienmodellen wie der Holiday Clean Anlage oder der unten abgebildeten Sanistation gibt es zahlreiche mehr oder weniger praktische Eigenbaulösungen des jeweiligen Betreibers. Ob Edelstahlbecken, Gitterrost im Boden oder Ausguss hinter Rollladentor, das sich erst nach Münzeinwurf öffnet – letztendlich ist das Prozedere beim Entleeren des Fäkalientanks in den meisten Fällen ähnlich. Wie so oft, steckt der Teufel allerdings im Detail, und vor der ersten Nutzung ist daher eine genaue Lektüre der ausgehängten Anleitung vor Ort sehr zu empfehlen.
Relativ neu und besonders komfortabel sind die Automaten der Firma CamperClean, die die Entleerung der Kassettentoilette auf Knopfdruck vollautomatisch erledigen: Nach dem Einsetzen des Tanks (und Einwerfen der Münzen, in der Regel kostet dieser Service um die 2 €) werden die Fäkalien abgesaugt, der Tank gespült und abschließend mit der richtigen Menge Sanitärzusatz befüllt. Eine feine Sache, die leider noch nicht sehr verbreitet ist.
Vor der Sitzung Schieber öffnen und etwas Wasser aus der Spülung laufen lassen. So bleiben Mechanik und Dichtungen von den Auswirkungen der Stoffwechselprodukte verschont und die Reinigung fällt leichter.
Regelmäßig Pflege mit Silikonspray oder -fett hält die Schieberdichtungen fit.
Scheuermittel oder Essigreiniger haben in der Campingtoilette nichts zu suchen. Wer nicht auf die teuren Spezialreiniger aus dem Campingfachhandel zurückgreifen möchte, beschränkt sich auf Neutralreiniger.
Mobilen Klos, die in die Jahre gekommen sind, lässt sich mit den vergleichsweise günstigen Renovierungskits der Hersteller, die aus einem neuen Fäkalientank und einem WC-Sitz bestehen, eine Verjüngungskur spendieren.
Der Umwelt zuliebe werden inzwischen eine ganze Reihe biologisch abbaubarer Sanitärzusätze angeboten. Gänzlich ungiftig sind aber auch diese Substanzen nicht, und wer gänzlich auf Chemie verzichten will, kann entweder die standardmäßig verbaute Kassettentoilette aufrüsten oder sich für eine alternative Toilettentechnologie entscheiden. Im Folgenden stellen wir verschiedene, interessante Alternativen kurz vor.
Neben dem Umweltaspekt spielt dabei auch der Wohnkomfort eine Rolle: Die Toilettenchemie stinkt für empfindliche Nasen doch sehr wahrnehmbar.
Die Nachrüstung einer Absaugeinrichtung für die serienmäßige Kassettentoilette stellt eine vergleichsweise preisgünstige Möglichkeit zum Chemieverzicht dar. Am weitesten verbreitet sind die Lösungen der Firma Sog. Dabei springt ein Ventilator an, sobald der Schieber an der Toilette geöffnet wird. Es entsteht ein Unterdruck, die Gerüche werden abgesaugt und nach draußen transportiert. Ein Aktivkohlefilter verhindert, dass es vor dem Wohnmobil nach Toilette stinkt und sich die Stellplatznachbarn gestört fühlen. Nicht nur die Geruchsentwicklung wird beseitigt, sondern die erhöhte Sauerstoffzufuhr beschleunigt die Zersetzung der Fäkalien und es kann auf Sanitärzusätze verzichtet werden. Praktischer Hinweis: Vor dem Herausnehmen der Kassette den Absaugschlauch entfernen und das Loch mit dem dafür vorgesehenen Stopfen verschließen.
Bei der Zerhackertoilette tritt nach der Nutzung ein Elektromotor mit Häckseleinrichtung in Aktion, um Fäkalien und Toilettenpapier in Verbindung mit reichlich Spülwasser (mindestens 1 Liter pro Toilettengang) zu einem dickflüssigen Brei zu zerkleinern, der sich ohne weitere Chemie entsorgen lässt. Der Wasserbedarf ist erhöht, und es wird ein recht großer Fäkalientank benötigt. Auch das Gewicht ist höher als bei einer klassischen Kassettentoilette.
Unter dem Namen iNDUS hat Thetford ein neues Toilettensystem auf den Markt gebracht, das ab 2021 serienmäßig verbaut werden kann. Eine Nachrüstung für bestehende Reisemobile ist nicht vorgesehen. Im Zentrum steht eine Zerhackertoilette, gespült wird mit Grauwasser und eine Smartphoneapp informiert, wann es Zeit zum Entsorgen ist. Dabei braucht weder der Fäkalientank zur Entsorgungsstation geschleppt noch das Mobil über den Bodeneinlass der Grauwasser-Entsorgung rangiert zu werden. Nachdem die glockenförmige Entsorgevorrichtung am Ende des Schlauchs auf dem Entsorgungsschacht platziert ist, werden Grau- und Schwarzwasser auf Knopfdruck in einem Schritt entsorgt. Allerdings verzichtet das System nicht auf Chemiezusätze, die per automatischer Dosiereinheit dem Spül, Grau- und Schwarzwasser zugesetzt werden.
Trockentoiletten kommen völlig ohne Wasser aus und im einfachsten Fall handelt es sich um einen Eimer mit einem Plastikbeutel, in dem ein Streugut wie z. B. Sägespäne oder Rindenmulch – ähnlich wie bei einem Katzenklo – die Gerüche bindet. Der Beutel kann hinterher in jeder Mülltonne entsorgt werden. Eine Weiterentwicklung der Trockentoilette stellt die Trenntoilette dar, bei der Urin und Kot separat gesammelt werden. Bei der Schilderung des Funktionsprinzips rümpft vielleicht manch einer die Nase, in der Praxis funktionieren solche Systeme aber gut und praktisch geruchsfrei.
Wenn Geld keine Rolle spielt, ist die Verbrennertoilette eine sehr clevere und hygienische Alternative. Die Ausscheidungen werden in einem wasserdichten Papierbeutel gesammelt, der anschließend in der darunterliegenden Brennkammer verglüht. Zurück bleibt nur ein Häufchen Asche, das überall problemlos entsorgt werden kann. Allerdings schmälern die hohen Kosten (Anschaffungspreis samt Einbau ab ca. 4 000 €, 500 Papierinlets kosten ca. 50 €) sowie der hohe Strom- und Gasbedarf für die Verbrennung der Exkremente die Einsatztauglichkeit.
Die einfachste und wohl am häufigsten gewählte Variante, um beim Klo im Wohnmobil ohne Chemie auszukommen, stellt sicherlich die Nachrüstung einer Entlüftung für die Standard-Kassettentoilette dar. Trockentoiletten erfreuen sich bei Selbstausbauern einer gewissen Beliebtheit, sind aber in Serienmodellen nicht zu finden. Die weiteren Alternativen in Form von Trenn-, Zerhacker- und Verbrennertoilette sind praktisch nur bei möglichst autarken Expeditionsmobilen für Langzeitreisende von Interesse.