UNTERWEGS IN DEUTSCHLAND UND EUROPA

 

Viele Wohnmobilfahrer bleiben auf dem Heimatkontinent, obwohl zumindest Teile von Nordafrika auch mit vielen „normalen“ Reisemobilen ein lohnendes Ziel sein können. Aber selbst in Europa warten schon genug Überraschungen: Zu unterschiedlich sind die Maut- und Temporegelungen und bereits innerhalb der Europäischen Union warten die einzelnen Länder mit ortsspezifischen Besonderheiten wie plötzlich auf der Fahrbahn auftauchenden Elchen, Linksverkehr oder horrenden Strafen für kleinere Parkvergehen auf. Bevor Sie mit dem Reisemobil ins Ausland fahren, sollten Sie sich daher unbedingt über die dortigen Verkehrsvorschriften informieren.

Stressfrei durch die Mautstation

imageOrdnen Sie sich rechtzeitig auf der richtigen Fahrspur ein und vermeiden Sie hektische Spurwechsel.

imageFahren Sie seitlich dicht genug an den Schalter/Automaten heran.

imageDeponieren Sie das Mautticket sofort nach dem Erhalt an einer sicheren Stelle auf dem Armaturenbrett.

imageHalten Sie beim Verlassen der Autobahn Mautticket und Geld oder Kreditkarte bereit.

imageVor der Weiterfahrt die Quittung nicht vergessen.

imageSteuern Sie bei Unklarheiten lieber einen Schalter mit Personal an.

imageWenden oder Rückwärtsfahren ist an Mautstationen streng verboten und es drohen hohe Geldbußen. Im Notfall die Hilfe-Taste am Schalter drücken und den Anweisungen des Personals folgen.

Maut und Straßengebühren

In Europa ist die Zahlung von Mautgebühren für die Nutzung von Autobahnen oder Schnellstraßen so wie bestimmter Tunnel, Brücken und Passstraßen eher die Regel als die Ausnahme. Was bei der Fahrt in den Urlaub mit dem Pkw noch recht überschaubar bleibt, wird bei der Reise mit dem Wohnmobil zur echten Herausforderung und „Mautprellen“, ob nun mit Vorsatz oder nicht, kann teuer werden.

Von einer einheitlichen Mautberechnung und -erhebung ist Europa bislang noch weit entfernt. Jedes Land kocht sein eigenes Süppchen und wie hoch die Maut ausfällt und auf welchem Weg sie einkassiert wird, ist praktisch in jedem Land (etwas) anders. Mal berechnet sich die Höhe der Maut nach dem Fahrzeuggewicht, mal nach der Fahrzeuglänge, der Fahrzeughöhe oder einer Kombination aus allen drei Faktoren. In Italien führen Doppelachsen, in Spanien Zwillingsreifen zu einem Aufschlag.

Während die Maut in einigen Ländern, z. B. Polen, nur auf bestimmten Autobahnabschnitten fällig wird, werden Autofahrer in Frankreich und Italien beim Befahren von Autobahnen praktisch immer zur Kasse gebeten. In Dänemark wiederum sind lediglich Storebælt- und Øresundbrücke mautpflichtig.

In den meisten Ländern wird eine streckenbezogene Maut erhoben. Dazu gehören innerhalb der EU die Länder Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Polen, Portugal und Spanien sowie Großbritannien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Norwegen, Serbien, die Türkei und Weißrussland als Länder außerhalb der Europäischen Union.

An den Auf- und Abfahrten der kostenpflichtigen Streckenabschnitte sind Mautstationen errichtet, wobei sich der bemannte Ticketschalter, an dem man das Bargeld durchs Autofenster hinüberreicht, immer weiter auf dem Rückzug befindet. Selbst der Automat für die Zahlung per Kreditkarte (eine Zahlung per Girocard ist grundsätzlich nirgendwo möglich) ist nicht mehr überall anzutreffen.

So ist beispielsweise auf einigen Autobahnen in Portugal nur noch die elektronische Abrechnung möglich. Dazu wird entweder ein entsprechender Transponder benötigt oder das Kennzeichen des Fahrzeugs muss rechtzeitig vor Fahrtantritt freigeschaltet werden, damit es von den Mautstationen erfasst werden kann. Die anfallenden Gebühren werden dann automatisch von der Kreditkarte eingezogen.

Bei einer Reise durch mehrere Länder sind mit großer Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Mautboxen erforderlich, da die einzelnen Systeme oftmals nicht kompatibel zueinander sind. Einen Anfang, um den Mautdschungel zu lichten, macht der Bip&Go Transponder (www.bipandgo.com), der von den Mautsystemen in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal akzeptiert wird.

Gänzlich unkompliziert und ohne weiteres Hilfsmittel erfolgt die Begleichung der Maut in Norwegen und Schweden: Hier wird bei der Fahrt auf mautpflichtigen Passagen ein Foto des Kennzeichens geschossen und nach dem Urlaub landet die Rechnung über alle mautpflichtigen Strecken ohne weiteres Zutun im heimischen Briefkasten.

Als Alternative zur streckenabhängigen Maut setzen die acht Länder Bulgarien, Österreich, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn auf eine Vignette, die erforderlich ist, um Autobahnen und z. T. auch Schnellstraßen befahren zu dürfen.

Die Vignetten sind mit unterschiedlichen Gültigkeitszeiträumen von einigen Tagen bis hin zu einem Jahr erhältlich. In der Schweiz gibt es ausschließlich eine Jahresvignette. Neben der klassischen Klebevignette für die Windschutzscheibe ist in vielen Länder die digitale Vignette auf dem Vormarsch. Letztlich wird dabei das Kennzeichen im Mautsystem erfasst und bei einer Kontrolle überprüft, ob das entsprechende Kennzeichen registriert wurde. Erstaunlich dabei: Während die österreichische Klebevignette, die man sowohl an der Grenze wie auch in grenznahen Tankstellen erwerben kann, sofort nach dem Kauf gültig ist, gilt für den Online-Kauf der E-Vignette eine 18-tägige Sperrfrist: Aufgrund des 14-tägigen Rückgaberechts bei Online-Käufen ist die digitale Vignette frühestens am 18. Tag nach dem Kauf gültig!

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Die Website www.go-maut.at bietet einen Mautrechner und informiert über die österreichische Maut für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen.

Wie in anderen Bereichen spielt auch beim Thema Maut die 3,5-Tonnen-Grenze eine wichtige Rolle. In Österreich beispielsweise reicht für Reisemobile bis zu einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 Tonnen eine einfache Vignette wie bei Pkws. Sie ist wahlweise mit einer Gültigkeit für zehn Tage (9,90 €), zwei Monate (29 €) oder ein Kalenderjahr (96,40 €) erhältlich (Preise 2023). Größere Wohnmobile oberhalb der 3,5-Tonnen-Grenze dagegen benötigen zwingend eine elektronische Mautbox, um die Zahlung der Mautgebühren abzurechnen. Die sogenannte GO-Box selbst erhält man als Leihgerät gegen eine Gebühr von 6 € nach Vorlage der Zulassungsbescheinigung an einer der insgesamt 180 GO-Vertriebsstellen. Die Abrechnung der Mautgebühren erfolgt dann streckenabhängig, wobei der Tarif neben der zurückgelegten Strecke von der Anzahl der Achsen und der Euro-Emissionsklasse des Fahrzeugs abhängt. Bei einem zweiachsigen Reisemobil mit Euro-6-Motor werden beispielsweise 0,24 € pro gefahrenem Kilometer fällig. Auf einigen Sonderstrecken wie den Alpentunneln oder der Autobahn über den Brennerpass gelten erhöhte Tarife. Detaillierte Informationen und eine Übersicht der GO-Box-Vertriebsstellen in Österreich und dem grenznahen Ausland finden Sie unter www.go-maut.at.

Reisemobil-Fahrtraining

Ein spezielles Fahrtraining hilft Anfängern, aber auch geübten Wohnmobilfahrern nach einem Fahrzeugwechsel, dabei, das ungewohnte Fahrzeug in Gefahrensituationen besser zu beherrschen. Dabei lernen sie z. B. mit Slalomfahrten und Bremsen auf unterschiedlichen Fahrbahnuntergründen und bei verschiedenen Geschwindigkeiten das Fahrverhalten des eigenen Fahrzeugs besser kennen, und bekommen hilfreiche Tipps, um die Fahrzeuggröße richtig einschätzen zu können, perfekt rückwärts zu rangieren sowie für das sichere Passieren von Engstellen.

Kosten und Dauer variieren je nach Angebot. Ein etwa fünfstündiges Training beim ADAC kostet um 170 €. Neben dem ADAC und anderen Automobilclubs bietet z. B. auch die Deutsche Verkehrswacht Fahrsicherheitstrainings für Reisemobile an, z. B.:

www.sicherheitstraining.net

www.sicherheitstraining24.de

Ohne Frage kann es für eine gemütliche Wohnmobilreise durchaus seinen Charme haben, die mautpflichtigen Strecken zu umfahren. Statt über die Autobahn zu düsen, kann man auf kleineren, ruhigen Straßen die oftmals reizvolle Landschaft erleben und letztendlich lässt sich praktisch jedes Ziel innerhalb Europas auch ohne Mautstraßen erreichen.

Die Fahrtzeit verlängert sich dann allerdings deutlich und gerade, wenn es darum geht, ein weiter entferntes Reiseland schnell zu erreichen, führt kein Weg an der Maut vorbei. Die Mautgebühren sind dann gut investiert, denn auf den in der Regel gut ausgebauten Autobahnen geht es zügig und ohne Umwege entspannt voran.

Der Mautflickenteppich in Europa macht es allerdings erforderlich, sich rechtzeitig vor Urlaubsbeginn intensiv mit den jeweiligen Bestimmungen und Regelungen der zu durchfahrenen Reiseländer zu befassen. Zum einen, um bereits vorab einen besseren Überblick über die zu erwartenden Mautkosten zu bekommen, zum anderen, um ausreichend Zeit zu haben, um alle benötigten Voraussetzungen zu erfüllen, wie beispielsweise Vignetten oder Transponder zu besorgen oder das Kennzeichen zu registrieren.

Sicherheit und Verkehrsregeln

Es ist zwar eine Binse, kann aber gar nicht oft genug gesagt werden: Ein Wohnmobil ist kein Auto. Oft über 7 m in der Länge, eine Breite von um die 2,30 m und eine Höhe um die 3 m sowie das höhere Gewicht, das gilt insbesondere im beladenen Zustand, haben ein deutlich anderes Fahrverhalten zur Folge. Der Bremsweg wird länger und der Wendekreis größer. Es empfiehlt sich daher, bereits vor dem Urlaub mit dem Fahrzeug vertraut zu werden und die besonderen Fahreigenschaften in einer bekannten, ruhigen Umgebung besser kennenzulernen.

Besondere Beachtung verdienen schmale Straßen ohne Fahrbahnmarkierung in der Mitte. Hier ist die Gefahr besonders groß, dass die weit herausragenden Seitenspiegel zweier sich entgegenkommender Fahrzeuge aneinanderstoßen. Das gilt umso mehr, als dass das weitverbreitete Basisfahrzeug Fiat Ducato auch von vielen Handwerkern gefahren wird. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Fahrzeuge begegnen, deren Außenspiegel sich auf gleicher Höhe befinden. Wenn Ihnen ein größeres Fahrzeug entgegenkommt, ist es daher dringend angeraten, die Geschwindigkeit zu reduzieren und möglichst weit rechts zu fahren, um eine Kollision zu vermeiden.

Eine grundsätzliche Grenze zwischen zwei verschiedenen Verkehrswelten markiert die bereits mehrfach erwähnte 3,5-Tonnen-Grenze.

Während die Mehrzahl der Wohnmobile Pkw gleichgestellt sind, gelten für große Wohnmobile mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen abweichende Regelungen, allen voran eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h außerorts und 100 km/h auf Autobahnen.

„Wo darf ich wie schnell fahren?“ ist aber nur eine der Fragen, die Sie beachten müssen, um sicher unterwegs zu sein und nicht mit der Straßenverkehrsordnung in Konflikt zu geraten. Angaben zu den Tempolimits im Ausland finden Sie in der Tabelle ab Seite 274. Im Anhang finden Sie auch eine Übersicht der wichtigsten Verkehrszeichen, denen Sie als Wohnmobilfahrer auf einer Reise begegnen können.

Zwar sehen Verkehrszeichen weder weltnoch europaweit exakt gleich aus, aber immerhin fällt die Ähnlichkeit in der Regel so hoch aus, dass man sich auch im Ausland gut zurechtfindet. Unterschiede gibt es in der grafischen Gestaltung der Symbole und bei der Farbwahl, so tragen beispielsweise Verbotszeichen in Finnland, Island und Schweden einen gelben Hintergrund. Einen übersichtlichen Vergleich der wichtigsten Verkehrszeichen in Europa erhalten sie z. B. durch die Eingabe der Suchbegriffe „Verkehrszeichen Europa“ bei de.wikipedia.org.

Wenn die Reise ins Ausland führt, ist es zusätzlich erforderlich, sich mit den abweichenden Regelungen und Verkehrsvorschriften für Wohnmobile im Urlaubsland auseinanderzusetzen, denn nicht immer sind die Unterschiede so augenscheinlich wie im Falle des Linksverkehrs in Großbritannien oder Australien.

Zu den wichtigsten Eckpunkten, über die Sie sich informieren sollten, zählen:

imageTempolimit

imageParken und Übernachten

imageAbblendlicht am Tag

imageKennzeichnung der Ladung auf Heckträger

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Mit dem Wohnmobil sind einige spezielle Verkehrsregeln zu beachten.