50

Ted und ein Wachmann mit einer platten Nase standen in der Tür. Kritisch beäugten sie mich, wie ich da auf dem Bett saß.

»Du wirst dich mal für eine Weile im Tumbler erholen«, sagte Ted.

»Warum? Ich bin doch clean, seit ich hier bin.«

»So, wie du dich im Gemeinschaftsraum aufgeführt hast, ist das offenbar notwendig. Wo ist dein Handy?«

»Ich habe es verloren, als ich das Laub zugesammengeharkt habe.«

Teds Blick wanderte durch den Raum. Als er nichts entdecken konnte, begann er, in meiner Handtasche zu wühlen. Ich ließ ihn machen. Ich hatte vor, mich nicht zu wehren. Nichts war so erniedrigend, als wie Lisa aus der Klinik geschleift zu werden. Ted stellte meine Handtasche aufs Bett und brummte wütend vor sich hin. Dann sah er mich scharf an und versuchte, mir auf die Schliche zu kommen.

»Ich habe doch gesagt, dass ich es verloren habe«, sagte ich. »Du kannst schauen, wo du willst. Ich hatte schon vor, heute draußen danach zu suchen.«

Teds Freundlichkeit der ersten Tage war wie weggeblasen.

»Daraus wird nichts. Du wirst dich jetzt auf deine psychische Gesundheit konzentrieren. Ein paar Tage im Tumbler werden dir guttun«, sagte er.

Es war ein Ding der Unmöglichkeit, ihn davon abzubringen. Aber im Tumbler war auch Elena. Und ihretwegen war ich schließlich in die Klinik gekommen.

»Du hast recht«, sagte ich brav. »In letzter Zeit waren meine Nerven nicht die besten. Ich kann ein bisschen Ruhe gebrauchen.«

Wenn ich gefügig war, würde er mich vielleicht schonen, hoffte ich insgeheim.

»Gut, Alex. Das ist die richtige Einstellung«, erwiderte er. »Pack deine Sachen und komm mit.«

Ich holte meine Toilettenartikel aus dem Bad und ordnete sie mit ein paar Kleidern zusammen in den Trolley. Die Männer führten mich durch den Flur. Ted zog meinen Koffer hinter sich her. Als wir durch den Saal liefen, warf ich Finn kurz einen Blick zu. Er sah völlig fertig aus.

Denk nach , befahl ich mir selbst. Denk nach!

Ich nahm die Hand hoch und schob mir mit zwei Fingern die Haare aus der Stirn. Und nur für einen Moment, bevor ich den Arm wieder sinken ließ, hielt ich die zwei Finger für Finn hoch. Fast unmerklich nickte er. In seinen Augen blitzte etwas auf. Er hatte mich verstanden.

Zwei Tage. Wenn ich dann noch nicht zurück bin, rufst du die Handynummern an, die ich dir aufgeschrieben habe.

Ted hielt mir die Tür auf, und jetzt standen wir draußen. Ich ging schnell, die Hände zu Fäusten geballt.

»Das wird gar nicht so schlimm, wie du denkst«, sagte Ted.

Ein paar Patienten zupften Unkraut in einem Beet und sahen uns neugierig an. Einer der Hunde kam angesprungen und schnüffelte an meinem Trolley, doch der Wachmann schob ihn mit dem Fuß zur Seite. Nur ein paar Wolken zogen über den blassblauen Himmel, ansonsten war der Tag hell und klar. Doch der Tumbler sah so düster und unheimlich wie immer aus. Ich nahm den großen Holzklotz ins Visier, der mein neues Gefängnis werden würde. Die hohen Bäume schirmten das Haus von der Umgebung ab, die massiven Holzwände waren stumm. Eine verhängnisvolle Hölle, fernab vom Tageslicht. Doch im nächsten Augenblick fiel mir auf, dass es auch irgendwie übernatürlich und schön aussah, wie sich das Gebäude aus den dunklen Schatten zu den grünen Baumwipfeln reckte, ohne sie je zu erreichen.

Ich lief vor den Männern auf dem Pfad hinüber zum Haus. Die knorrigen Äste griffen nach mir, einer ratschte mich am Kopf. Als wir auf den Eingang zugingen, konnte ich noch schnell einen Blick auf das Erdgeschoss werfen, wo ein großer Raum mit massiven Eichenmöbeln und schweren Vorhängen erkennbar war. Ein Wachmann saß am Fenster. Er fuhr herum und nickte uns zu.

Ted öffnete eine Tür, dahinter lag eine steile Kellertreppe. Feuchtkalte Luft schlug uns entgegen, als wir hinabstiegen. Unten gab es einen langen Flur und an einer Seite mehrere Türen. Ted fasste mich am Arm und stoppte mich vor der zweiten Tür. Er zog einen Schlüssel heraus und öffnete. Diesmal gab es kein Zahlenschloss.

Im Zimmer war es finster, aber Ted knipste das Licht an. Der grelle Schein der Leuchtstoffröhre stach mir in die Augen. Ich blieb in der Tür stehen und betrachtete den Raum. Schweigend stand Ted hinter mir. Ich spürte seinen Atem im Nacken.

Das Zimmer war höchstens fünfzehn Quadratmeter groß. Ein Bett und ein kleiner Nachttisch waren die einzigen Möbel. Auf dem Bett lag eine ausgeblichene, graue Decke. Am Bettgestell hingen zwei Lederriemen. In der Luft lag ein Geruch, der mich an einen Erdkeller erinnerte. Der Boden bestand aus rohem Beton, als hätte man vergessen, Dielen zu legen. In einer Ecke lagen Staubmäuse. Alles war grau: die Wände, die Decke und die wenigen Möbelstücke – spontan weckte das die Assoziation an eine Isolierzelle. Es gab nur ein Fenster, ganz oben an der Wand, auf Höhe des Erdbodens. Am Fensterrahmen krabbelte eine Kakerlake. Mir blieb fast das Herz stehen, und ich bekam solche Angst, dass ich mich kaum rühren konnte. Das hier würde ich nicht überstehen.

Ich sah Ted an, während ich versuchte, mich selbst zu beruhigen.

»Hier bleibe ich nicht«, sagte ich und machte einen Schritt zurück, wobei ich ihm auf den Fuß trat. »Der Raum ist dreckig und eklig. Außerdem dürft ihr mich nicht anbinden.«

»Das tun wir auch nur, wenn es nötig ist. Du musst dich richtig ausruhen, Alexandra. Isolierung kann sehr heilsam sein, wenn man psychisch nicht stabil ist. Das ist wissenschaftlich belegt.«

»Blödsinn. Isolierung macht die Menschen verrückt. Und ich leide unter Klaustrophobie.«

Ted legte mir den Arm auf die Schulter.

»Du vergisst offenbar gerade, dass ich der Arzt bin. Du leidest unter Entzug, nicht unter Klaustrophobie. Du bist überdreht und leicht reizbar, zwei ganz häufige Symptome. Wir machen das nur ein paar Tage, bis du dich beruhigt hast.«

»Und warum kann ich nicht in meinem Zimmer isoliert werden?«

»Es ist wichtig, Patienten, die einen schlechten Einfluss auf den Rest der Gruppe haben, abzusondern. Ich hoffe, beim nächsten Mal denkst du nach, bevor du meine Frau beleidigst.«

Ich versuchte rückwärtszugehen, raus aus dem Zimmer, aber Ted hielt mich an den Schultern fest. Als ich den Arm wegzog, schlug ich mit dem Ellenbogen an den Türrahmen, voll auf den Musikknochen. Ich bemühte mich mit aller Kraft, jetzt logisch zu denken. Vielleicht hätte ich Erfolg, wenn ich an sein Mitgefühl appellierte. Immerhin war Silvester. Aber wollte ich wirklich mit einem blöden Partyhut auf dem Kopf mit den anderen im Speisesaal ins neue Jahr feiern? Jetzt war ich wenigstens in Elenas Nähe. Das ergab doch Sinn.

»Okay«, sagte ich also. »Versprichst du mir, dass du mich hier in ein paar Tagen rauslässt, wenn ich stabiler bin?«

»Das hängt von deiner Einstellung ab, aber im Grunde … ja.«

»Und so lange soll ich hier nur rumliegen und die Decke anglotzen?«

»Ja, genau das sollst du tun. Atemübungen machen. Verschiedene Entspannungsmethoden ausprobieren. Das üben, was du hier gelernt hast. Ich komme später wieder und bringe dir das Abendessen.«

Skeptisch blickte ich mich in dem Loch um. Es gab noch zwei andere große Türen neben der, durch die wir hineingekommen waren, nämlich in den Wänden rechts und links von mir. Das konnte kaum Zufall sein. Die Türen mussten zu den anderen Isolierzellen führen.

Da kam mir die zündende Idee.

»Darf ich noch um etwas bitten?«

»Kommt darauf an, was.«

»Wir haben Silvester. Ich hätte gern einen Notizblock und einen Stift, dann könnte ich ein paar Gedanken und gute Vorsätze fürs neue Jahr aufschreiben.«

Teds Gesichtszüge entspannten sich. Ein paar Sekunden später lächelte er sogar.

»Das klingt vernünftig. Das bekommst du, wenn es Abendessen gibt.«

Bevor ich reagieren konnte, streichelte er mir die Wange.

»Alles wird gut werden, Alexandra, glaub mir.«

Er schaltete die kleine Nachttischlampe an und löschte das Deckenlicht. Dann wandte er sich um und ging zur Tür. Der Wachmann folgte ihm und schloss ab. Ich konnte den Schlüssel im Schloss hören.

Nun kehrte eine bedrückende Stille ein. Ich setzte mich aufs Bett. Die Matratze war uneben und hart, und sie stank eklig nach Ausscheidungen fremder Körper. Mutterseelenallein in diesem beengten Raum, mitten in diesem finsteren Haus, fühlte ich mich so winzig klein, als würde ich niemals wieder herauskommen.

Und dann tauchte ein anderer Gedanke auf. Wir hatten schließlich Silvester. Ted und Louise würden den Abend wohl kaum in der Klinik verbringen. Sie gehörten eher zu den Leuten, die Silvester in einem Gourmet-Restaurant in der Stadt feierten. Warum waren sie hier? Warum waren sie immer hier? Zu viele Gedanken schossen mir auf einmal in den Kopf, deshalb stoppte ich das Karussell und konzentrierte mich ganz auf Elena.

Mein Blick glitt über die Decke. Keine Kameras. Ich stand auf und ging zu den Türen, die zu den anderen Räumen führten. Beide abgeschlossen. Es gab noch eine weitere, kleinere Tür, die offen stand. Dahinter war ein kleiner Raum mit Waschbecken und Toilette, die beide aussahen, als seien sie für Kleinwüchsige oder Kinder konstruiert.

Ich versuchte mir vorzustellen, wo im Haus ich mich befand. In der letzten Nacht, als ich hinausgeschlichen war und Elena entdeckt hatte, hatte ich draußen irgendwo mittig vor dem Gebäude gestanden. Wenn mich meine Orientierung jetzt nicht vollkommen täuschte, musste Elena sich in der Zelle links von mir befinden. Ich legte mein Ohr an die Tür, doch da war nichts zu hören. Kein Mucks. Zaghaft klopfte ich an. Keine Antwort. Die Wände sahen aus, als bestünden sie nur aus dünnen Pressspanplatten. Ich blickte mich in dem Raum um und bemerkte, dass einige Leisten fehlten. Offenbar hatten sie die Zimmer unter Zeitdruck gebaut.

Ich legte den Mund an die Wand und rief: »Elena! Bist du da?«

Jetzt klang es, als würde da drüben etwas über den Boden schlurfen. Ich rief noch einmal.

»Sch, die können dich hören!«, erklang eine Stimme hinter der Wand.

Ich musste an mich halten, um nicht in lauten Jubel auszubrechen.

»Wahnsinn, ich hab dich gefunden!«, rief ich.

»Wer bist du?«, fragte sie.

Die Wand schluckte die Laute, doch ich konnte sie gerade noch verstehen.

»Ich heiße Alex. Ich kenne deinen Vater. Und ich bin hergekommen, um dich zu suchen.«

»Sch! Nicht so laut. Du hast meinen Vater getroffen?«

»Ja, er macht sich schreckliche Sorgen um dich.«

Es wurde totenstill, dann hörte ich leises Schluchzen.

»Wenn sie uns reden hören, werden wir bestraft«, sagte sie. »Hier kommen wir sowieso nicht raus.«

»Doch, ich werde mir was ausdenken. Versprochen.«

»Hör zu!«, sagte sie und sprach mit einem Mal lauter. »Sie kommen jede Nacht her und geben dir Medikamente.«

»Was soll ich tun?«

»Gleich können wir nicht mehr reden. Oben ist ein Wachmann.«

»Bitte, sag mir, was ich tun soll, wenn sie kommen?«

Sie sprach atemlos weiter, ihre Sätze waren abgehackt.

»Nicht schlucken. Wenn sie dich zwingen … Kotz die Tabletten in der Toilette wieder aus, sobald sie weg sind. Und jetzt leise.«

»Ich versuche, zu dir rüberzukommen. Dann hauen wir ab.«

Obwohl ich sie gar nicht sehen konnte, hatte ich das Gefühl, sie lache mich aus.

»Abhauen geht nicht. Jetzt lass mich einfach in Frieden. Du machst alles nur noch schlimmer.«

Ein paar Male rief ich noch ihren Namen, doch auf der anderen Seite blieb es still.

»Elena, bitte, sag was«, flehte ich sie an.

Dann erklangen Schritte auf dem Flur. Schnell setzte ich mich wieder aufs Bett. Das musste der Wachmann gewesen sein, denn die Schritte verklangen wieder.

Der Nachmittag verstrich in quälendem Schweigen. Mehrmals versuchte ich noch, Kontakt zu Elena aufzunehmen, doch sie reagierte nicht. Ich machte mir Sorgen, dass ihr jemand diese Medizin verpasst hatte und sie so unter Drogen stand, dass sie nicht ansprechbar war. Ich stellte mir vor, wie Lisa da hinter der Tür hockte, aber auf mein Klopfen kam keine Antwort.

Die Zeit verging schrecklich langsam. Und die Angst kam zurück. Ich dachte an das Leben außerhalb dieses Gefängnisses. Sah die Gesichter von den Menschen, die ich liebte, vor mir. Fragte mich, ob ich sie je wiedersehen würde, oder ob dieses Höllenloch mit den Kakerlaken mein Grab werden würde. Bei dem Gedanken wurde mir ganz elend, und ich begann in meiner Verzweiflung zu weinen. Die Dunkelheit kam immer näher. Ich hörte mich wimmern, doch der Laut schien nicht aus meinem Mund zu kommen. Am Ende lag ich nur da und wiegte mich selbst.

Draußen war es inzwischen dämmrig geworden. Ich lauschte den ungewohnten Geräuschen. Dem Knacken der Heizungsrohre an der Decke. Und dann dem unterschwelligen Rauschen von der Toilette. Irgendetwas kratzte auch hinter der Wand. Waren das Ratten?

Es rasselte im Schloss, die Tür sprang auf, und plötzlich stand Ted da. Er war allein und trug nun ein Sakko über dem T-Shirt. In einer Hand hielt er ein in Plastikfolie eingepacktes Sandwich, in der anderen eine Flasche Wasser. Mein Silvestermenü. Ich zwang meinen Körper, sich zu entspannen, und versuchte, wenigstens förmlich zu lächeln.

»Hallo Alex«, sagte er. »Wie fühlst du dich?«

»Wie eine Gefangene in einer Isolierzelle.«

Er verzog keine Miene.

»Bist du müde?«

»Ja.«

Und das war nicht gelogen. Komisch eigentlich, müde zu sein, wenn man Angst hatte.

»Das ist nur die Umstellung. Vielleicht ein kleiner Schock. Du brauchst jetzt deinen Schlaf.«

»Aber bitte, bind mich nicht an!«, bettelte ich.

Er grinste und legte den Kopf schief.

»Alex, verheimlichst du mir etwas?«

»Nein, wieso?«

»Nichts Besonderes, ich hab nur so ein Gefühl.«

»Das täuscht.«

Ich zwang mich, ihm in die dunklen Augen zu schauen. Seine Pupillen waren wie kleine Stecknadeln. In seinem Gesicht zuckte es an einer Stelle, als führten seine Nerven ein Eigenleben. Er sah mich eine ganze Weile an.

»Das hatte ich sowieso nicht vor.«

Er setzte sich neben mich auf die Bettkante.

»Hast du den Block dabei?«, fragte ich.

Er schüttelte genervt den Kopf.

»Shit, man kann sich hier wirklich nicht alles merken!«

»Der wäre mir aber wichtig.«

Meinen bittenden, zuckersüßen Tonfall durchschaute er nicht, stattdessen schien er besänftigt. Er zog seinen eigenen Notizblock aus der Tasche, riss ein paar Seiten ab und reichte ihn mir. An der Brusttasche seines Hemdes klemmte ein Kuli. Den bekam ich auch.

»Ich hoffe, bei deinen Notizen geht es um ein Leben ohne Drogen«, sagte er. »Und um ein Leben ohne diesen despotischen Chef, den du hattest.«

Er holte eine kleine Dose heraus und stellte sie auf den Tisch.

»Das ist ein mittelstarkes Schlafmittel, falls du nicht einschlafen kannst.«

Ich starrte auf das Etikett. Actanova Medical . Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Firma wichtig sein könnte. Aber andere Medikamente gab Ted mir nicht. Meine Hoffnung wurde größer. Vielleicht bekäme ich ja dieselbe Strafe wie Finn – ein paar Tage in diesem Gefängnisloch, um mir Angst einzujagen, und dann konnte ich zurück in die Klinik. Aber ich fragte mich, ob ich nicht vorher den Verstand verlieren würde.

»Jetzt iss was, ich schaue später noch einmal nach dir«, sagte er und stand auf.

»Warum bist du sogar zu Silvester hier?«, fragte ich ihn, als er schon im Begriff war zu gehen. Er drehte sich noch einmal um.

»Meine guten Vorsätze bestehen darin, mich ausschließlich um meine Patienten zu kümmern«, sagte er und schloss hinter sich die Tür.

Als ich fünfzehn war, hatte ich eine Freundin, die mir beigebracht hat, wie man mit Haarnadeln und anderen scharfen Gegenständen Türschlösser öffnen kann. Genau deshalb wollte ich von Ted einen Stift mit Haken haben. Aber meine Müdigkeit überrumpelte mich, und ich war plötzlich entsetzlich lahm. So viel Anspannung in so kurzer Zeit hatte mir alle Energie geraubt, mein Körper schrie nach Erholung. Ich war so platt, dass ich beschloss, eine Stunde zu schlafen und dann die Tür zu Elenas Zimmer aufzubrechen. Ich kroch unter die schmuddelige Decke. Ich konnte mich nicht entscheiden, wie ich mich besser fühlte, mit dem Gesicht zur Wand oder zur Tür, also legte ich mich am Ende auf den Rücken. Meine Augen fühlten sich wie mit Kies gefüllt an. Krampfhaft versuchte ich, die Lider offen zu halten, doch die Dunkelheit schloss sich um mich.

Im Traum schwebte Danis Gesicht vor mir. Ich erwachte davon, dass ich mit mir selbst sprach, dass ich Sätze formulierte, die ich sagen wollte, sobald wir uns wiedersahen.

Da klopfte es an der Tür, und mit einem Mal beschlich mich das Gefühl, nicht allein zu sein. Schlagartig war ich hellwach. Ein Flüstern, leise Trippelschritte, die näher kamen. Instinktiv wusste ich, dass ich jetzt ganz still liegen bleiben musste. Eine kühle Hand legte sich auf meine Stirn.

»Schläft sie?«, erklang eine Frauenstimme.

Louise.

»Jepp«, antwortete ein Mann. »Wahrscheinlich hat sie die Schlaftabletten genommen.«

Ted.

Jetzt habe ich verloren, dachte ich. Jetzt werden sie mich unter Drogen setzen. Gott, was kann ich tun?

Doch es geschah nichts. Sie gingen wieder hinaus und schlossen leise die Tür.