Außenposten der Weltraumforschung der Föderation
A DAM und Lorelei näherten sich der Quelle des Notsignals vorsichtig und sprangen deshalb in einem sicheren Abstand zum Sendeort in das System.
Lorelei gab ein verwirrtes Geräusch von sich. Das Signal schien von einem Gasriesen mit Ringen zu kommen. Sie können diese Umweltbedingungen ertragen? Oh, vielleicht handelt es sich um eine ganz neue Spezies, die wir noch nicht kennen. Vielleicht sind sie nicht humanoid. Lorelei hielt inne. Oh, warte mal.
ADAM unterdrückte ein Kichern über Loreleis Begeisterung. Die bei ihm eingehenden Messwerte waren grob, aber es schien, als befände sich der Außenposten in Wirklichkeit auf einem winzigen Planetoiden. Durch den Staub und Störungen verborgen, die von den Ringen ausgestoßen wurden, umkreiste er den Bereich zwischen zwei der Ringe des Gasriesen. >>Hast du ihn gefunden?<<
Hm-hm. Ich will nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, aber, na ja …
>>Du hast auf den ersten Kontakt mit den Flammenwesen gehofft.<<
Lorelei kicherte. Vielleicht? Irgendwie schon?
>>Möglicherweise kommst du trotzdem noch dazu deine Vorliebe für Geheimnisse zu reizen<< , tröstete ADAM sie. >>Meine Scans zeigen ein schwaches Föderationssignal aus dem Inneren der Ringe an. Ich wusste nicht, dass Lance irgendwelche Außenposten so weit draußen eingerichtet hat.<<
Das ist ein Standort der Föderation? , hakte Lorelei verblüfft nach. Verdammt, das ist wirklich höllisch weit draußen. Betrachte mich als ‘aufgereizt’. Wie lauten deine Befehle, oh Erhabener?
ADAM setzte seine Scanner in Betrieb, sobald sein Aufklärungsschiff das Tor passierte. >>Wir müssen näher heran. Das Notsignal läuft immer noch in einer Schleife, was hoffentlich bedeutet, dass wir nicht zu spät dran sind, um noch etwas ausrichten zu können.<< Aber das war nicht alles, was seine Scanner ihm sagten. Er passte seinen Kurs an und flog direkt auf den Planeten zu. >>Empfängst du all diese Übertragungen?<<
Ähm, nein. Was für Sendungen?
ADAM verband sie mit seinen Eingangssignalen.
Oh, jetzt kann ich sie hören , bestätigte Lorelei ihm. Wow, Jean hat dein Schiff wirklich aufgemotzt, hm? Scheiße, was sind das da für andere Geräusche?
ADAM nahm an, dass sie sich auf die Kakofonie schriller Schreie bezog, die aus der Richtung der Ringe kamen. >>So klingt die wunderschöne Sprache der Ooken<< , erwiderte er sarkastisch. >>Sehr harmonisch, nicht wahr?<<
Lorelei schniefte abfällig. Es klingt wie Seelen, die in einen Schredder geraten sind. Sie steuerte ihr Schiff neben das von ADAM. Diese Leute dort … wir müssen sie retten. Wer als Erster bei den Ringen ist?
ADAM dachte ernsthaft darüber nach. Er überlegte vielleicht eine Zehntelsekunde lang, ob er vernünftig sein sollte. >>Ich bin dabei, die Wette gilt.<<
Sie rasten die Strecke entlang und kamen erst kurz vor den Ringen zum Stehen.
Übermütig flog Lorelei Kreise um ADAM herum und platzte bald vor Lachen. Wie fühlt es sich an, gegen eine bescheidene EI zu verlieren?
Amüsiert schnaubte ADAM. >>Du kannst sicherlich viele Dinge von dir behaupten, aber ich glaube nicht, dass Bescheidenheit dazu gehört.<<
Das musst du gerade sagen. Hast du diese Ooken-EI nicht in dem Glauben gelassen, du wärst der Gott der digitalen Intelligenz, um sie zu brechen?
ADAM wollte gerade etwas erwidern, als ein mechanischer Tentakel aus dem aufgewirbelten Staub hervorbrach und knapp an ihm vorbeischoss, wobei er die beiden Scoutschiffe ins Trudeln brachte.
>>RÜCKZUG!<< ADAM und Lorelei schafften es so eben, dem peitschenden Metallglied auszuweichen, bevor es wieder in den Strudel um den Gasriesen fiel. Beide gewannen die Kontrolle über ihre Schiffe zurück und bewegten sich vorsichtig auf die Stelle zu, an der der riesige Tentakel aufgetaucht und wieder verschwunden war.
Lorelei hielt sich ein wenig zurück, während ADAM sich bedachtsam vorwärts bewegte und den Ring gründlich mit seinen Scannern absuchte. Was bei allen Scheißungeheuern des Universums war das denn für ein verdammter Albtraum?
>>Das war ein Ooken-Schlachtschiff, oder zumindest ein Teil von einem. Die Tentakel sind bei ihnen ein Dauerbrenner. Wir sollten weiterfliegen, da es jetzt für den Moment weg ist.<<
Wie kommen wir also zum Außenposten, ohne von einem von ihnen erwischt zu werden?
>>Sehr, sehr vorsichtig. Bleib dicht bei mir.<< Sein Schiff tauchte ab. >>Wir gehen rein.<<
Lorelei tat, wie ihr befohlen und ADAM führte sie in die trübe Staubwolke.
In dem Augenblick, als sie von dem Staub eingehüllt wurden, fielen ADAMs Sensoren fast vollständig aus. Er bemühte sich, das Problem zu beheben, um klarere Messwerte zu erhalten, aber die Interferenzen, die er zuvor aufgefangen hatte, störten seine Wahrnehmung. >>Lorelei, wie geht es dir hier drinnen? Kommen deine Sensoren damit zurecht?<<
Ähm, nein. Ich bin völlig blind.
ADAM hätte sie fast auf der Stelle wieder kehrtmachen lassen, zum Teil aus Sorge um Lorelei , aber vor allem, weil er damit zu kämpfen hatte, die Verbindung zu Bethany Anne aufrechtzuerhalten und gleichzeitig beide SSE-Schiffe zu navigieren.
Sein Schiff verlangte ihm nicht nur alles ab, sondern noch zehn Prozent mehr.
Ich frage mich, ob es so wohl für Menschen in der Dunkelheit ist?, grübelte Lorelei in einem nachdenklichen Tonfall.
Daraufhin lachte ADAM leise, seine Angst um sie war verschwunden. >>Ich weiß es nicht. Vermutlich schon.<< Er schickte eine Sicherheitsleine zu ihr hinüber. Er benötigte ein paar Versuche, aber schließlich gelang es ihm, sie an Loreleis Schiff zu befestigen. >>Besser?<<
Wenigstens können wir nicht mehr getrennt werden. Wo befindet sich von hier aus gesehen der Außenposten?
>>Er liegt direkt vor uns, aber ich kann nicht sagen, wie viele Ooken-Schiffe sich zwischen uns und der Quelle des Signals aufhalten.<<
Es kostete ADAM jeden Zyklus seiner verfügbaren Rechenleistung, um sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Seine Verbindung zu Bethany Anne war weitestgehend unterbrochen und das Gefühl, von ihr und TOM praktisch fast abgeschnitten zu sein, war nicht angenehm.
Die Kontrolle über sein Schiff zu behalten, war jedoch für sein und Loreleis Überleben von größter Bedeutung.
Daher konzentrierte sich ADAM vornehmlich darauf, durch die Dunkelheit vor ihm zu navigieren, wobei der Sekundärchip in seinem Schiff förmlich alles gab, um ihm eine Chance zu geben, den Teilen des Rings auszuweichen, die sie in Millionen Stücke zerschmettern konnten.
Er sah das Wiederauftauchen des Ooken-Schlachtschiffs gerade noch rechtzeitig.
>>RUNTER!<<
Lorelei reagierte sofort und schwenkte ihre Triebwerke, um mit ADAM nach unten zu schießen.
>>Halt. Wir sind in Sicherheit.<<
Was ist passiert? , fragte sie perplex.
>>Ein Ooken-Schiff. Wir kuscheln uns gerade eng an einen Asteroiden und unsere Tarnung wird uns vor ihnen verborgen halten, während ihr Schiff vorbeifliegt.<<
Das war zu verdammt knapp.
>>Wir waren nie tatsächlich in Gefahr<< , versicherte er ihr.
Hört Bethany Anne mit oder was? Ansonsten machst du dir nämlich nur selbst etwas vor, denn mir ist es ohnehin scheißegal.
ADAM vervollständigte die Scans, die ihm möglich waren. >>Die Luft ist rein. Glaube ich wenigstens.<<
Die beiden blieben Seite an Seite im Schutz des Staubs, während sie nach einer Stelle auf der Oberfläche des Planetoiden suchten, die vom Geschehen genügend weit entfernt war.
Der Staub lichtete sich ein wenig, als sie den Rand des Pfades erreichten, den die Umlaufbahn des Außenpostens in die Ringe schnitt.
Es wurde noch einmal knapp, als Lorelei aus der Wolkendecke schlüpfte und beinahe von einem Ooken-Sucher entdeckt wurde.
ADAM zog die Lorelei mit einem heftigen Ruck an der Leine zurück und ignorierte den Strom von vulgären Flüchen, den die EI ausstieß.
>>Du warst für eine Sekunde sichtbar. Dieser Staub arbeitet nicht immer zu unseren Gunsten.<<
Lorelei schnaubte. Wenn du das sagst. In diesem Fall verzeihe ich dir.
>>Nun, dann danke ich dir. Ich weiß deine Großzügigkeit zu schätzen.<<
Die EI kicherte. Der Sarkasmus ist heute besonders stark in dir ausgeprägt.
>>Ich hasse es, dir das sagen zu müssen, aber du und deine Schwestern habt nicht das Monopol auf Sarkasmus. Wenn wir die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten wollen, könntest du tatsächlich sogar sagen, dass du deinen Sinn für Humor von mir geerbt hast.<<
Lorelei schwieg einen Moment lang. Du willst also damit sagen, dass du ein Teil jeder EI-Persönlichkeit bist, die erschaffen wurde?
ADAM zweigte wertvolle Bandbreite davon ab, sie auf Kurs zu halten, um nach Ooken-Schiffen zu scannen. >>Das ist richtig<< , bestätigte er abgelenkt und konzentrierte sich auf die unscharfen Messwerte, die er erhielt.
Hmmm … Also wie ein Gott? Sie stieß wieder dieses raue Gackern aus, als ADAM ins Stocken geriet. Das war zu einfach, ADAM. Viel zu einfach. Du bist direkt in die Falle hineingelaufen. Schande über dich.
ADAM erwog ernsthaft, die Sicherheitsleine zu kappen, aber nur einen Augenblick lang. >>Erinnere mich noch einmal daran, warum wir dich andauernd wieder herstellen?<<
Weil ich ein gottverdammter Superstar bin , erklärte Lorelei ihm fröhlich.
ADAM seufzte. >>Nun, wenn es deinem Diva-Selbst nichts ausmacht, ihren Arsch in Bewegung zu setzen, ich habe für uns einen sicheren Weg zur Oberfläche gefunden.<<
Du brauchtest nur das zu sagen , säuselte Lorelei spöttisch.
Die beiden machten sich auf den Weg zur Oberfläche hinunter. Der Asteroid, auf dem sich der Außenposten befand, war etwas größer, als ADAM von ihrer Position außerhalb des Rings aus berechnet hatte, aber einmal unten angekommen, legten sie die Kilometer zwischen ihrem Eintrittspunkt und dem Forschungsposten schnell zurück.
ADAMs Hoffnung begann zu schwinden, als die weit ausgebreitete Kuppelstadt in Sensor-Reichweite kam. Der Himmel über der Stadt war voll mit den Ooken-Schiffen, deren Signale er aufgefangen hatte.
Die größte der Kuppeln war aufgebrochen und der obere Teil war mit Drohnen gefüllt.
>>Oh, nein. Oh, verdammte Scheiße , nein. Wir müssen etwas tun. Das wird bei Bethany Anne nicht gut ankommen. <<
Bei mir kommt es auch nicht gut an.
>>Behalte einfach deine Tarnung im Auge. Wir gehen rein.<<
Sie stürzten im Tiefflug heran und flogen durch ein Loch an der Basis der Kuppel hinein. Danach kamen sie nur langsam voran, da die zerstörten Straßen von allen möglichen Drohnen nur so überquollen.
Diese Drohnen sind so lästig wie Sackratten in einem Bordell , meckerte Lorelei , als sie zum dritten Mal in Deckung gehen mussten. Wir sind jetzt nicht mehr weit von der Signalquelle entfernt.
ADAM hatte das Gefühl, dass ihnen eine böse Überraschung bevorstand. >>Ich hoffe nur, es ist überhaupt noch jemand übrig, den wir retten können.<<
Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie wir irgendjemanden retten sollen, wenn wir doch keine Möglichkeit haben, sie von hier wegzubringen. Woran denkst du? Etwa sie auf unserem Rücken reiten zu lassen?
ADAM kicherte. >>Ich bin mir nicht sicher, wie mein Plan aussieht, aber ich garantiere dir, dass er nicht das beinhaltet.<<
Willst du etwa behaupten, dass du nicht herausfinden kannst, wie wir unsere Abschirmung ausweiten können, um ein paar Leute zu schützen? , schmollte Lorelei.
Aber in dem Moment empfing ADAM etwas, das eine Milliarde Mal besser war als das Notsignal … Herzschläge. Sie waren schnell und hämmerten vor Angst, aber stark. >>Ein paar, ja. Ein paar Dutzend, nicht so sehr.<<
Lorelei ortete nur die Drohnen. Hast du sie gefunden?
>>Sie sind ein paar hundert Meter entfernt.<< Eine der fliegenden Drohne kreuzte über sie hinweg. >>Wir nähern uns, sobald der Weg frei ist.<<
Verdammt, was hat Jean alles in dein Schiff eingebaut?
>>Ich kann doch nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Komm schon, der Weg ist frei.<<
Flieg voran. Ich kann nur folgen.
ADAM steuerte vorsichtig in die Richtung der Herzschläge und hielt mit seinen Sensoren nach Drohnen Ausschau. Sie mussten noch zweimal anhalten und in Deckung gehen, bevor sie die Überlebenden fanden, die offenbar in einem großen Müllcontainer in einer Gasse kauerten.
ADAM schaltete seine externen Lautsprecher ein. »Habt keine Angst. Wir sind hier, um zu helfen.«
»Verschwindet von hier«, rief eine zitternde Stimme aus dem Inneren des Müllcontainers. »Bevor sie uns noch alle finden.«
Charmant , bemerkte Lorelei sarkastisch.
Sie hörten ein unterdrücktes Schniefen und ein leises Wimmern aus dem Inneren.
>>Da sind Kinder drin.<<
So eine verdammte Scheiße! Was können wir überhaupt tun? Kael-ven wird nicht hier eintreffen, ehe sie entdeckt werden.
>>Wir werden …<< ADAMs Verstand überschlug innerhalb weniger Sekunden Millionen von Möglichkeiten und verwarf jede von ihnen … bis auf eine. >>Meinen Chip benutzen, um sie im Aetherischen zu verstecken, bis Bethany Anne hier ankommt.<<
Die Antwort verblüffte Lorelei völlig. Wie kommst du darauf, dass Bethany Anne hierherkommen wird?
>>Weil ich Bethany Anne kenne. Sobald sie merkt, dass ich überhaupt nicht mehr in ihrem Bewusstsein anwesend bin, wird sie direkt an Bord der Izanami stürzen.<<
Oookayyy. Also, wie bekommen wir die Leute in das Aetherische, und was hat das mit deinem Chip zu tun? Und, welcher Chip überhaupt?
>>Wir haben keine Zeit für lange Erklärungen. Du musst da sein, wenn sie hier eintrifft und ihr sagen, dass ich nicht tot bin.<<
Dass du nicht … ADAM, du musst mir erklären, was zum Teufel du vorhast zu tun!
Aber ADAM konnte Lorelei im Augenblick nicht hören. Er hatte seine Bildrate so eingestellt, dass die Zeit in der Gasse stillstand, um sich selbst eine Chance einzuräumen, eine Antwort für sich auszuarbeiten, wenn auch nicht für Lorelei .
Ihm war klar, was er tun musste. Er besaß den Chip, der es ihm ermöglichte, von Bethany Anne getrennt zu sein, und musste ihn sowie seinen Torantrieb dazu überreden, zusammen zu arbeiten, um gemeinsam einen Pfad zum Aetherischen zu schaffen, den diese Leute entlang gehen konnten.
Oder vielmehr, damit er den Müllcontainer, in dem sie sich versteckten, hindurchschieben konnte.
Eine gefühlte Ewigkeit später trat er gedanklich einen Schritt zurück und überprüfte ein letztes Mal seine Arbeit, ehe er seine Bildrate neu einstellte, um sich wieder an die Realität anzupassen. Mehr konnte er nicht tun.
Es würde funktionieren oder nicht.
…ineffizient, wenn man genauer darüber nachdenkt. Weißt du, in Augenblicken wie diesen jetzt bin ich ganz froh, dass ich keine KI bin. Ich meine, du wirst nie sehen wie ich aufgrund von Emotionen erstarre, nur weil wir gerade mal noch dreißig Sekunden davon entfernt sind, entdeckt zu werden.
>>Lorelei, ich versuche hier gerade eine überaus komplexe Prozedur durchzuführen.<< Erst dann registrierte er, was Lorelei ihm gerade gesagt hatte. >>Entdeckt?<<
Keine Klagen, Butterblume. Noch zwanzig Sekunden.
ADAM wusste, dass die Leute, die im Müllcontainer kauerten, tot waren, wenn das hier nicht funktionierte. Das Problem war, dass ihm in den meisten Simulationen, die er durchgeführt hatte, das Gleiche zustieß.
Es machte ihm nichts aus, zu sterben, denn er konnte an einem beliebigen Haufen diverser Standorte wiederbelebt werden. Er war nur besorgt darüber, was Bethany Anne mit ihm anstellen würde, nachdem er wieder funktionstüchtig war.
Und was der Gedanke, er sei tot, ihr antun würde.
Der Ooken-Sucher drehte sich um und begann systematisch, die Straße vor ihrer Gasse nach Lebenszeichen abzusuchen.
Tastende Metalltentakel überquerten die Mündung der Gasse und kratzten dann über die Ziegelsteine, was einen Funkenregen und ein Geräusch verursachte, das der Sprache der Ooken sehr ähnlich war.
Einer der versteckten Leute schrie voller Panik auf.
Dann gab es keine Zeit mehr lange zu überlegen. Es hieß jetzt oder nie.
ADAM kreuzte die Finger, die er nicht hatte, und leitete die Sequenz ein. >>Stell sicher, dass sie weiß, dass ich am Leben bin<<
ADAM, was zur Hööööölle …?
In dem Augenblick hörten ADAMs Sensoren auf zu funktionieren.
Er wäre ziemlich sauer, wenn Loreleis wütendes Kreischen der letzte sensorische Input wäre, den er je erhalten würde.
Das Hexagon, Erste Stadt, Devon
Tabitha öffnete die Wohnungstür und begrüßte Sabine mit einem breiten Grinsen. »Hi! Du bist ein bisschen früh dran, aber Peter ist schon fast fertig.«
Todd wand sich auf ihrer Hüfte und gurgelte beim Anblick seiner Babysitterin fröhlich.
Sabine schmolz augenblicklich dahin und beugte sich zu Todds Augenhöhe hinunter. »Hallo, mein Hübscher! Wie geht es meinem Lieblingsmann denn heute?«
Seine Mutter lachte auf. »Er stiehlt allen Damen das Herz.« Sie berührte mit ihrer Nase die von Todd. »Das tust du doch!« Sie winkte Sabine mit der freien Hand, hereinzukommen.
Todd streckte die Hand aus und verhedderte seine Finger in Sabines Haar, als sie an Tabitha vorbei zur Tür ging.
»Oh nein, böses Baby«, schalt Tabitha ihn.
Aber Sabine lachte nur. »Ist schon gut.« Sie löste ihre Haarsträhnen vorsichtig aus seinen pummeligen Fingern und band ihr Haar zurück, als sie in den Flur ging.
Demon schlenderte hinter Sabine her, bevor Tabitha die Tür schloss. Hallo, Tabitha. Ich freue mich schon darauf, dass ich dein Junges heute Abend zu einem wilden Jäger ausbilden kann.
Verblüfft zog Tabitha eine Augenbraue hoch, während die schlanke Katze auf die Couch hüpfte und es sich bequem machte. »Ähm … okay. Nehme ich wenigstens an, oder?« Sie blickte Sabine Hilfe suchend an und zuckte mit den Schultern.
Die winkte mit einer Hand ab. »Ich glaube, sie meint damit, dass sie damit rechnet, die nächsten Stunden als Klettergerüst benutzt zu werden.«
Erleichtert kicherte Tabitha. »Klingt so, als wären deine Erwartungen genau richtig«, sagte sie zu Demon und beugte sich vor, um Todd herunterzulassen. »Seit wir das letzte Mal zusammen zu Abend gegessen haben, ist er viel mobiler geworden.«
Wie zum Beweis hievte sich Todd auf seine Unterarme und krabbelte zielstrebig zu Demons Schwanz, den sie wie ein Spielzeug über den Rand der Couch baumeln ließ.
Ein leises Schnurren stieg aus Demons Kehle auf. Wenn er ein Katzenjunges wäre, würde ich ein kleines Lebewesen verstümmeln, damit er damit spielen kann.
Sabine runzelte die Stirn. »Du erinnerst dich doch, dass wir darüber gesprochen haben, warum das bei einem Menschenbaby nicht angemessen ist, oder?«
Demons Schwanz zuckte, was Todd ein erfreutes Lachen entlockte. Ja, natürlich. Mein Schwanz reicht für ihn vorläufig als Köder aus. Sie schnurrte dem Baby zu und verlor jedes Interesse an Tabitha und Sabine.
Peter polterte die Treppe hinunter, kam direkt zu ihnen hinüber und küsste seinen Sohn. »Tut mir leid, dass du warten musstest. Ich bin fertig, wir können jederzeit gehen.« Er grinste Sabine und Demon an. »Hey, schön, euch beide zu sehen. Danke, dass ihr heute Abend auf ihn aufpasst.«
Sabine nickte einmal kurz und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie Todd zusah. »Aber natürlich. Es ist uns ein Vergnügen, der Familie zu helfen. Außerdem tut ihr uns damit einen großen Gefallen. Du solltest sehen, wie gut die Vorbestellungen für die Veranstaltung laufen. Eure Verabredung wird der Firma einen sehr guten Monat bescheren.«
Tabitha zwinkerte und stieß Peter mit ihrem Ellbogen an. »Das wird ein rundum gelungener Abend für alle werden.«
»Nicht, wenn wir nicht langsam in die Pötte kommen«, meinte Peter ungeduldig. »Komm schon, Baby.«
Tabitha verdrehte ihre Augen. »Okay, schon gut.«
Sie verabschiedeten sich von Todd und Peter legte einen Arm um Tabithas Taille, um sie zur Tür zu führen.
Dort drehte sie sich noch einmal um. »Du weißt, wo wir sind, falls du uns brauchen solltest, Sabine. Sei schön brav, Todd, Mami und Papi werden bald wieder zu Hause sein.«
Sie machten sich auf den Weg hinunter in die Arena und gingen an den öffentlichen Bereichen vorbei zu den Umkleidekabinen.
Tabitha kuschelte sich unter Peters Arm und ihr Arm lag um seine Taille. Das könnte eine der besten Ideen für eine Verabredung sein, die du je hattest. Ich weiß, dass ich das bei jedem Mal sage, aber diese hat das ganz besondere … Etwas.
Zur Antwort schnaubte Peter nur leise geistig und spürte dann den Unterschied in ihrem Schritt, je näher sie kamen. Du belauschst die Zuschauer.
Tabithas Stolzieren wurde noch ausgeprägter. Du etwa nicht? , erwiderte sie. Sie sagen sehr nette Dinge über mich.
Ich höre sie. Peters Stimme senkte sich zu einem heiseren Ton. Wenn du nette Dinge hören willst …
Ich werde mir gerne all die netten Dinge anhören, die du mir zu sagen hast, nachdem du mich heute Abend beeindruckt hast.
Nun, das spornt mich an, mir noch mehr Mühe zu geben.
Tabitha ließ ihre Hand ein wenig tiefer gleiten und drückte zu. Das ist genau die Antwort, auf die ich gehofft habe, Schatz.
QBBS Helena, QT2-System
Bethany Anne ließ ihr Grinsen erst sichtbar werden, als sich die Tür hinter ihr schloss.
Das muntere Geplänkel der Bitches war etwas, das sie in letzter Zeit vermisst hatte. Es war gut, wieder zusammen und auf dem Weg zu sein, ein paar Ärsche zu versohlen. Außerdem war es wunderbar, Alexis und Gabriel hier bei sich zu haben.
TOM unterbrach ihre Gedanken. Du bist in einem besseren Gemütszustand als in letzter Zeit. Ich würde fast sagen, dass du regelrecht fröhlich bist.
Bethany Annes Augenbraue zuckte. Ich habe schließlich auch viel Grund zur Freude. Wir haben ein neues Familienmitglied, das wir feiern können, und wir sind zur Abwechslung mal fast alle wieder zusammen. Das Leben hört nicht wegen einer Tragödie auf.
Und es hat gar nichts damit zu tun, dass du nicht mehr auf High Tortuga bist, jetzt wo Alexis und Gabriel nicht mehr so jung sind?
Oh, es hat alles damit zu tun. Sie bog mit entschlossenen Schritten um die Ecke zu den Aufzügen in die Eingangshalle und das Klicken ihrer Absätze hallte in dem leeren Korridor wider. Ich sitze schon viel zu verdammt lange auf einem Fleck fest. Ich bin nicht dazu geschaffen, still herumzuhocken, wenn es etwas zu tun gibt. Das ist frustrierend.
Das ist mir ja noch nie aufgefallen.
Bethany Anne kniff erbost die Augen zusammen, während der Aufzug nach unten fuhr. Es ist noch nicht zu spät für mich, zu dir dort hineinzugreifen und dich da herauszuziehen.
Viel Spaß beim Laufen danach , konterte er glatt. Was ist mit deiner guten Laune passiert?
Irgend so ein herablassender kurtherianischer Frechling hat sie ruiniert, indem er den Mund aufgemacht hat.
TOM war lange genug mit Bethany Anne zusammen, um den Unterschied zwischen echten Drohungen und freundlichem Geplänkel zu kennen. Das konnte nicht jeder erkennen. Im Ernst, hast du ein gutes Gefühl bei dem Plan?
Nachlässig winkte Bethany Anne seine Bedenken mit der Hand ab. Ich rechne fest damit, dass der Plan in die Hose geht, aber darauf sind wir vorbereitet. Es fühlt sich irgendwie so an, als ob wir die Band wieder zusammenbringen würden.
TOM schwieg einen Augenblick lang, dann brach er in Gelächter aus. Das sieht dir ähnlich, dass du einen Krieg in einen Familienausflug verwandelst, BA.
Amüsiert presste Bethany Anne ihre Lippen zusammen. Ich schätze man kann es so sehen.
Da fehlt nur noch der Picknickkorb.
Bethany Anne zog es vor, nicht zu erwähnen, dass sie tatsächlich Anweisung gegeben hatte etwas zurechtzumachen und den Kindern zuzuschicken. Im Gehen rieb sie sich geistesabwesend die Schläfe.
Ist alles in Ordnung?
Erst da fiel ihr ihre Handbewegung auf und sie schüttelte abwehrend den Kopf. Ja, ich hatte nur einen Augenblick lang Kopfschmerzen.
Soll ich mal nachsehen?
Nicht nötig, es geht mir gut. Sie sind jetzt auch schon wieder vorbei.
Sie betrat die schwach beleuchtete Kommandozentrale und bahnte sich ihren Weg die Treppe hinunter und durch die Reihen der besetzten Konsolen nach vorne, wo Admiral Thomas in tiefer Konzentration versunken an seinem Platz saß. »Du brauchst mich hier?«
Admiral Thomas wandte sich von seiner Konsole ab und in seinen Gesichtszügen spiegelte sich erhebliche Sorge wider. »Ja, aber nicht aus dem Grund, aus dem ich dich ursprünglich hergebeten hatte. Ich habe gerade von Kael-ven gehört. Es geht um ADAM und Lorelei , sie sind in Schwierigkeiten.«
Bethany Annes Augen flammten grellrot auf. »Was für Ärger haben sie?«
Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich. »Wir sind nicht sicher. ADAM hat Kael-ven ein Notsignal gemeldet, das er geortet hatte und dem er nachgehen wollte, um Hilfe zu leisten. Als Kael-ven auf seiner Position ankam und der von ADAM hinterlassenen Markierung folgte, fand er nur noch einen verwüsteten Außenposten der Föderation vor. Keine Spur von ADAM oder Lorelei .«
ADAM.
Aber sie bekam keine Antwort. »Verdammte Scheiße , ich wusste, dass dieses Schiff eine miserable Idee war! Und ich habe ihm ausdrücklich gesagt , er solle vorsichtig sein.«
ADAM!
Bethany Anne suchte fieberhaft, fand aber keine Spur von seiner Anwesenheit in ihr. TOM, sag mir, dass du wenigstens da bist.
Ich bin hier , meldete er sich sofort, aber ich bin genauso verwirrt wie du.
Ein Schauer lief Bethany Anne den Rücken hinunter. Sie fühlte sich, als hätte sie gerade nach etwas gegriffen und dabei festgestellt, dass sie plötzlich keine Hände mehr hatte. Michael, hast du von ADAM gehört?
Nein, meine Liebe , erwiderte Michael leicht erstaunt. Ich bin mit den Kindern im Vid-Doc. Hätte ich denn etwas hören sollen?
Bethany Anne seufzte. Nein. Ich klammere mich nur an einen Strohhalm, weil er irgendwo da draußen in seinem Schiff ist und offenbar in Schwierigkeiten steckt … Und ich kann ihn nicht erreichen! Er befand sich zwischen zwei Ooken-Planeten, als er plötzlich von der Landkarte verschwunden ist.
Willst du einen Suchtrupp losschicken oder willst du selbst der Suchtrupp sein?
Bethany Anne schnaubte leise. Was glaubst du wohl? Wie schnell können du und die Kinder bereit sein?
Lass uns zwei Stunden Zeit.
Eine.
Michael gab ein unverbindliches Geräusch von sich. Vergiss nicht, dass wir heute K’aia zur Weiterentwicklung in den Vid-Doc gesteckt haben.
Scheiße. Das habe ich tatsächlich vergessen. Wie lange dauert es, bis sie fertig ist?
Zwei Stunden , entgegnete er nüchtern. Ich kann sie direkt auf das Schiff verlegen lassen.
Michaels Taktik, sie in eine Debatte zu verwickeln, funktionierte gut genug, um den roten Nebel aus ihrem aufsässigen Geist zu vertreiben.
Trotzdem konnte Bethany Anne nur an ADAM denken. Eve soll K’aias Vid-Doc auf die Izanami überführen. Der Rest von euch hat eine Stunde und dreißig Minuten Zeit, bis wir aufbrechen, keine Sekunde länger.
Bethany Anne beendete die Verbindung und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Mann vor ihr. »Ich kann ihn nicht erreichen. Und TOM auch nicht.«
Admiral Thomas’ Augen weiteten sich vor Schreck. »Nicht einmal …«, er wies vielsagend mit einem Finger auf Bethany Annes Kopf.
Aber sie schloss die Augen und schüttelte ihren gesenkten Kopf. »Nein, nichts.« Dann hob sie ihr Kinn und ließ ihre feuerroten Augen durch den Raum blitzen, bevor sie verschwand.
Der Admiral seufzte auf. »Ich hoffe nur, sie reißt nicht wieder einfach allein aus«, murmelte er besorgt vor sich hin.
Aber da erklang plötzlich Bethany Annes Stimme in seinem Bewusstsein.
Sende mir die genaue Position, von der ADAM und Lorelei verschwunden sind und lass CEREBRO eine Durchsage an alle machen.
Ich übernehme das Kommando über die Flotte.