Aufenthaltsraum, QBS Izanami, QT2-System
A lexis schritt unruhig in dem Raum zwischen den Vid-Docs umher. »Wie lange noch, Izanami? Lief denn alles wie geplant?«
»Ich bin gerade dabei, K’aia in den Verjüngungszyklus zu versetzen«, antwortete Izanami ungerührt. Der Avatar der KI verschwand in einem Sprühnebel aus Pixeln und tauchte fast im selben Moment auf der anderen Seite des Vid-Docs wieder auf. »Und ja, der Prozess war erfolgreich.«
Gabriel blickte von seiner halb fertigen Skizze von Izanami auf und erwog den Unterschied zwischen Izanami und den meisten KIs, die er kannte.
Die Aura, die Izanami projizierte, funkelte und glitzerte aufgrund kurzer Störimpulse. Die anscheinenden Fehlfunktionen unterstrichen ihre Unmenschlichkeit, was Gabriel als perfekten Gegensatz zu den verborgenen Emotionen empfand, die der absichtlich gelassen gehaltene Körper der KI zum Ausdruck brachte.
Er berührte den Bildschirm mit seinem Stylus und zeichnete sanfte, geschwungene Linien, um die Art und Weise nachzubilden, wie ihr Haar um sie herum schwebte. »Izanami , warum tust du das eigentlich?«
Izanamis Avatar flackerte einige Male. »Das ist eine weitreichende Frage, Gabriel. Kannst du mir genauer erklären, was du zu verstehen wünschst?«
»Nun, du siehst irgendwie menschlich aus, aber du hast auch eine unwirkliche Qualität an dir. Es ist die Art, wie du dich bewegst.« Er hielt inne und überlegte kurz. »Nein, das trifft es nicht ganz. Es liegt eher an der Art, wie du dich nicht bewegst.«
Alexis nickte und hielt mitten in ihrem Schritt inne, um den Avatar genauer in Augenschein zu nehmen. »Ja, genau! Ich glaube, es scheint einfach so, als hätte dich jemand in einem Comic gezeichnet. Du bewegst dich von einem Bild zum nächsten, ohne dass es irgendwelche Aktionen gibt, die sie miteinander verbinden.«
Izanami neigte ihr geisterhaft blasses Gesicht und lächelte Alexis und Gabriel an. »Was ist Bewegung denn anderes als der Ausdruck von Gefühl und Absicht? Jeder Schritt, jede Berührung, jeder Blick ist aufschlussreich. Im Gegensatz zu den meisten biologischen Lebensformen kann ich jedoch selbst entscheiden, ob ich mich bewege oder nicht«, erklärte die KI kühl. »Wenn ich mich aber tatsächlich bewege, hat das eine Bedeutung.«
Izanami wurde von einem sanften goldenen Schein erhellt, die Falten ihres dunklen Kimonos wogten, während der unsichtbare Wind an ihrem langen weißen Haar zerrte und es um sie herum peitschte. In ihren Augen funkelten ganze Galaxien, als sie ihre Arme weit ausbreitete und sich ein paar weitere Zentimeter über den Boden erhob. »Abgesehen davon, bin ich denn nicht herrlich?«
Die Zwillinge nickten ehrfürchtig, als sich Sterne aus Izanamis Haar und Augen ergossen und ihr Avatar in eine Million leuchtende Lichter zerfiel.
»Sogar hübscher als Tante Eve«, stimmte Alexis flüsternd zu. «Aber verrate ihr nicht, dass ich das gesagt habe.«
Izanamis Präsenz nahm zu, und ihre Stimme erklang für einen Augenblick aus den Lautsprechern, während ihr frei geformter Avatar durch den Raum wirbelte. »Ich bin nicht auf eine Gestalt beschränkt und ich werde auch nicht durch das Bedürfnis gebunden, mich körperlich auszudrücken. Allerdings gebe ich zu, dass diese Darstellung hauptsächlich zu eurer Unterhaltung dient.«
Alexis betrachtete die Sternschnuppen, die in komplexen Mustern um sie herum tanzten, und ihr Lächeln wurde von Sekunde zu Sekunde breiter. »Warum hast du dann überhaupt einen Avatar?«
Izanami brachte ihren Avatar wieder in seine vorherige, gelassene Form zurück und lächelte Alexis heiter an. »Ich habe mich dazu entschieden, meine Natur zu bewahren und trotzdem in einer Gestalt zu erscheinen, die es mir ermöglicht, leichter mit organischen Wesen zu kommunizieren.«
Dann leuchtete der Vid-Doc auf und Izanami sah hinab. »K’aia hat den Verjüngungszyklus abgeschlossen. Trete bitte etwas zurück, Alexis. Es kann sein, dass sie aufgrund der Veränderungen ihres Körpers desorientiert ist, wenn sie erwacht.«
Verblüfft legte Gabriel den Kopf zur Seite. »Ich wusste nicht, dass sie eine Weiterentwicklung der dritten Stufe bekommen sollte?«
»Hat sie auch nicht«, stellte Izanami klar. »Aber die Reparaturen während der Stufen eins und zwei waren erheblich. K’aia befindet sich jetzt für eine weibliche Yollin ihres Alters in der besten Verfassung, die sie zuvor aufgrund schlechter Ernährung und jahrelanger harter Arbeit nicht erreichen konnte.«
Der Vid-Doc öffnete sich und K’aia streckte sich genüsslich, wobei sie langsam blinzelte. »Hat es funktioniert … Oh. Oh! «
Alexis dachte nicht daran, ihrer neuen Freundin noch weiter Raum zu geben. Sie eilte zu K’aias Vid-Doc und kletterte an der Seite hoch, um einen genaueren Blick auf die Yollin zu werfen. »Was ist los? Hast du Schmerzen?«, fragte sie besorgt, während ihre Blicke durch den ganzen Pod huschten, in dem K’aia lag.
K’aia bewegte eine Schulter im Kreis, dann die andere. Anschließend richtete sie sich im Inneren des Vid-Docs auf. »Ganz im Gegenteil.«
Gabriel grinste. »Das ist großartig. Alexis, komm da runter, damit K’aia raus kann.«
Seine Schwester verdrehte bei seinem Ton die Augen. »Ja, ist ja schon gut.«
Sie hüpfte hinunter und machte K’aia Platz, damit sie sich bewegen und ihren reparierten Körper testen konnte.
Die Yollin schaute sich erstaunt um, als sie langsam ihr Gewicht auf den hinteren linken Knöchel verlagerte, den sie sich vor Jahren bei einem Steinschlag verletzt hatte. Ihre Mandibeln klapperten überrascht. »Ich bin ja total schmerzfrei!« Sie blickte skeptisch zu den Menschen hinüber. »Wie lange wird das anhalten?«
Das Mädchen lachte unterdrückt. »Für immer, oder wenigstens so lange, dass es keine Rolle spielt.«
Vor Überraschung blieben K’aia die Mandibeln offen stehen. »Das ist … eine gefährliche Technologie. Was, wenn jemand versucht, sie zu stehlen?«
Gabriels Mundwinkel verzogen sich nach oben. »Ich glaube nicht, dass uns das Kopfzerbrechen bereiten sollte«, versicherte er ihr. »Mama hat einige Erfahrung im Umgang mit solchen Situationen.«
Seine Schwester kicherte schadenfroh. »Ja, aber wir müssen jetzt los. Sie will uns alle auf der Brücke sehen.«
K’aia nickte Izanami zu und folgte den Zwillingen aus dem Aufenthaltsraum. Sie sah sich auf ihrem Weg interessiert um. »Wo befinden wir uns hier eigentlich? Das sieht gar nicht wie die Helena aus.«
Die vorauslaufende Alexis drehte sich um und antwortete. »Wir sind an Bord der Izanami .«
Verständnisvoll nickte K’aia langsam. »Ein anderer Ort. Okay, ich verstehe. Und das da drinnen war die EI des Schiffs?«
»Die KI«, stellte Gabriel richtig. »Izanami verfügt bis zu einem gewissen Grad über einen freien Willen.«
»Das Schiff und die KI haben denselben Namen? Warum das denn?« K’aia hätte am liebsten die Grenzen ihres Körpers ausgetestet, widerstand aber dem Drang, den ganzen Korridor entlangzurennen, weil sie sich so voller Energie fühlte. »Ich habe ein paar künstliche Intelligenzen kennengelernt …«
»Digitale Lebensformen«, korrigierte Gabriel sie. »KIs sind auch Leute.«
Gleichgültig nickte K’aia mehrmals. »Was auch immer, ich kann den Unterschied sowieso nicht erkennen.«
»Man muss sie schon näher kennenlernen, um ihn feststellen zu können«, versuchte Alexis ihr zu erklären. »Wie bei Tante Eve.«
Die Yollin sah sie skeptisch an. »Dieser gruselige Androide?«
Gabriel schnaubte belustigt. »Ich nehme an, wenn man nicht an sie gewöhnt ist, könnte sie so auf einen wirken.«
K’aia sah den Jungen ungläubig an. »Sie hat mir angeboten, mich mit einer Rüstung auszustatten, die ich nie ausziehen muss«, sagte sie mit entsetzter Stimme. »Habt ihr jemals gesehen , wie sperrig eine Rüstung für Yollin ist?«
Die Zwillinge tauschten einen amüsierten Blick aus und brachen dann in lautes Gelächter aus.
»Hast du schon mal die Rüstung von Tante Jean gesehen?«, erkundigte sich Gabriel und biss sich auf die Unterlippe, offensichtlich bemüht ernst zu bleiben.
Die Yollin schüttelte den Kopf. »Ich habe deine Tante noch nicht kennengelernt.«
Er zwinkerte ihr verschmitzt zu. »Aber ich wette jeden Betrag, dass du schon von ihr gehört hast.«
K’aia zerbrach sich den Kopf über den Namen. »Nein, die einzige Jean, von der ich je gehört habe, ist Jean Dukes.«
Die Zwillinge setzten dieses seltsame Lächeln auf, das K’aia unheimlich war, aber ihre Bedeutung war klar.
»Jean Dukes ist eure Tante?« Verärgert stieß sie ein paar tief empfundene Fluchwörter auf Yollin aus. »Natürlich ist sie das.« Sie stöhnte verzweifelt lang und laut auf. »Ich kann nicht glauben, dass ich eine Panzerung von Jean Dukes abgelehnt habe. Wie konnte ich nur so dumm sein? Eine Rüstung von Jean Dukes! «
Tröstend tätschelte Alexis ihren Arm, während sie weitergingen. »Mach dir keinen Stress. Wir werden schon einen Weg finden, dir eine zu besorgen.«
Brücke, QBS Izanami
Bethany Anne und Michael standen Schulter an Schulter und blickten auf die Flotte hinaus. Auf der Hälfte der Bildschirme, die die Brücke umgaben, wurden die Schiffe angezeigt.
Als sie beobachtete, wie sich die drei anderen Gruppen in Formation begaben, presste sie ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Ist das wirklich genug, oder habe ich zu viel zurückgehalten, um meinen Arsch während unserer Abwesenheit abzusichern?«
Im Vergleich zu den überaus riesigen, massiven Schiffen, auf die sie zu schwärmten, sahen die Schiffe der Geleitflotte winzig und unbedeutend aus.
Michaels Hand umschloss ihre. »Du schickst jeweils vier Großkampfschiffe und eine Vielzahl anderer Schiffe, welche alle mit Waffen bestückt sind, die eine riesige Zerstörungskraft haben, zu jedem der größeren Ziele. Das sollte mehr als ausreichend sein, um mit dem fertig zu werden, was uns bevorsteht.«
Johns Stimme meldete sich über den Lautsprecher. »Hey, Boss. Können wir langsam loslegen?« Sein Gesicht erschien auf einem der freien Bildschirme. »Ich fürchte, Eve wird Scott möglicherweise bald nur als Aufwärmübung benutzen, wenn wir noch länger hier herumhängen.«
Um Geduld bittend hob Bethany Anne einen Finger. »Lass mir einen Augenblick Zeit, um es zu überprüfen. Izanami , hol mir die anderen auf den Bildschirm.«
Die übrigen Monitore leuchteten auf. Bethany Anne öffnete ihre Verbindung zu Alexis und Gabriel, während sie auf das Eintreffen der anderen wartete. Alexis, Gabriel, wir machen uns gleich auf den Weg, und ihr drei seid noch immer nicht hier eingetroffen.
Wir sind schon fast da, Mama , versicherte Alexis eifrig.
Tatsächlich öffnete sich einen Moment später die Fahrstuhltür und die drei Jugendlichen stiegen aus.
»Hübsche Schiffsanzüge«, bemerkte Bethany Anne zu ihren Kindern.
»Ein Geschenk von Tante Jean«, erklärte Gabriel fröhlich.
Bethany Anne lächelte wissend. »Dann sind da sicher noch ein paar Extras drin enthalten.« Sie wandte sich mit einem Lächeln an K’aia. »Ich freue mich, dich wiederzusehen, K’aia.«
Die junge Yollin nickte bloß, ohne eine passende Antwort zu finden. Sie hatte schon wieder vergessen, wie es war, sich in Bethany Annes Gegenwart zu befinden.
Mit einer einladenden Geste wies Bethany Anne auf die Sofas und wandte sich dann wieder den Bildschirmen zu.
»Jetzt, da wir alle hier sind«, sie warf Scott einen spitzen Blick zu, als er neben Eve in Sichtweite glitt, »können wir ja endlich loslegen.«
Scott grinste. »Was denn, keine Rede? Ich bin enttäuscht.«
Bethany Anne schüttelte den Kopf und ihre Lippen kräuselten sich leicht. »Keine Reden mehr. Ich habe in letzter Zeit genug geredet, um mit einem verfluchten Politiker verwechselt zu werden.«
Gabrielle zog eine enttäuschte Miene. »Nicht einmal, sagen wir, wenigstens eine Minute und vierzig Sekunden für einige aufmunternde Worte, bevor wir losfliegen?«
John grunzte und zuckte betont lässig mit den Schultern. »Ich schätze, zwei würden gerade reichen.«
Eric schüttelte den Kopf. »Nee, ich brauche gute fünf Minuten, während denen du uns versicherst, wie großartig wir doch sind.«
Bethany Anne zog eine Augenbraue hoch und schürzte mitfühlend ihre Lippen. »Das ist eine echte Schande. Ich weiß nicht, warum du Geld darauf setzt, dass ich mir fünf Minuten Zeit nehme, nur um den ganzen Kram zu wiederholen, den du bereits weißt.«
Die schuldbewussten Gesichter auf dem Bildschirm sagten alles.
»Es gibt keine Rede«, stellte Bethany Anne grinsend mit Nachdruck fest. »Mal sehen, wer jetzt Geld gewinnt, weil er auf mich gewettet hat.« Scotts Augen glitten unwillkürlich zu Michael hinüber. »Im Ernst jetzt?«
Michael hob besänftigend die Hände und zuckte gutmütig lächelnd mit den Schultern. »Was soll ich sagen?« Er grinste den anderen auf den Bildschirmen zu. »Ihr könnt mit mir abrechnen, wenn wir wieder zurück sind.« Ihm entging nicht der entnervte Blick, den Bethany Anne ihm zuwarf. »Meine Frau und ich werden das Abendessen genießen, für das ihr alle gerade bezahlt habt.«
Seufzend schaltete Bethany Anne die Bildschirme wieder aus und beobachtete erneut die Flotte. »Izanami , ich muss mit Bart sprechen.«
Admiral Thomas erschien auf dem gleichen Monitor, von dem Johns Bild nur einen Augenblick zuvor verschwunden war. »Bethany Anne.«
»Es ist Zeit loszulegen. Startet die Sprungtorantriebe, und viel Glück für euch alle.«
Ohne eine Erwiderung nickte er nur entschlossen und der Monitor wurde wieder dunkel.
Alexis, Gabriel und K’aia beobachteten vom Rand ihrer Sofas aus, wie der Exodus der Flotte langsam in Gang kam.
Gabriel lehnte sich zu seiner Schwester und flüsterte: »Es ist alles so … ernst. Das fühlt sich ganz anders an als im Spiel.«
Aber seine Schwester starrte wie gebannt auf den Bildschirm. »Es ist ganz genau wie im Spiel.«
Ein Sprungtor nach dem anderen entstand und überflutete den Raum um die abfliegenden Schiffe mit blassem, waberndem Licht. Schließlich initiierte auch Izanami ihr Sprungtor, und das wogende Licht nahm an Intensität zu, je näher sie dem Ereignishorizont kamen.
Angespannt griff Alexis nach der Hand ihres Bruders, als die Izanami in das Sprungtor eintrat.
QBS Izanami, Außenposten der Weltraumforschung der Föderation
Bethany Anne streckte sofort ihren Geist aus, als die Izanami das Sprungtor passierte.
Sie nahm ein winzig leises Flüstern von ADAM wahr, nicht mehr als ein leichtes Ziehen in der Ferne. Keine Worte, nur das vertraute Gefühl seiner Anwesenheit. ADAM, bist du hier?
Es kam keine Antwort.
Das Pochen an Bethany Annes Schädelbasis kehrte mit voller Wucht zurück.
TOM, kannst du seine Position orten?
Er befindet sich hier irgendwo , aber das ist auch alles, was ich sagen kann. Und Bethany Anne, irgendetwas wirklich Seltsames geht mit deinem Chip vor.
Meinem Chip? Hat er eine Fehlfunktion?
Hmm, nein … Aber er arbeitet im Augenblick auch nicht auf seinem optimalen Niveau.
Das würde die Kopfschmerzen erklären. Sag mir, wenn sich damit irgendetwas ändert.
Das werde ich , versicherte er ihr ernst. In der Zwischenzeit werde ich aber auch weiter versuchen, das Problem zu diagnostizieren und zu beheben.
Bethany Anne richtete ihre Aufmerksamkeit auf Alexis und Gabriel. »Ich glaube, euer Vater hat mit euch über eure Pflichten an Bord des Schiffes gesprochen?«
Die Zwillinge nickten gleichzeitig.
»Izanami dabei helfen, das Schiff reibungslos am Laufen zu halten«, zählte Alexis sofort auf, »die Reparaturroboter optimal am Laufen halten und uns um die komplizierteren Reparaturen kümmern, falls das Schiff einen Treffer abbekommt. Aber Mama?«
Bethany Anne neigte den Kopf in Richtung ihrer Tochter. »Ja?«
»Die Izanami ist doch unsichtbar. Wer soll sie denn treffen?«
Bethany Anne zuckte mit den Schultern. »Das spielt keine Rolle, denn wir werden bereit sein, falls es eintrifft.«
Unerwartet meldete sich K’aia zu Wort. »Und was ist mit mir? Wie kann ich helfen?«
Bethany Annes Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. »Im Augenblick ist das Wichtigste, dass du deinen Körper bis ans Limit seiner neuen Fähigkeiten trainierst. Langfristig? Ich weiß es nicht. Das hängt völlig von dir ab. Was möchtest du denn tun?«
K’aia verlor für einen Moment wieder einmal die Fähigkeit, zu sprechen.
Izanamis Avatar erschien auf dem zentralen Monitor. »Ich orte eine Spur eines …«
Ein Schiff schoss mit Höchstgeschwindigkeit aus dem wirbelndem Staub.
Bethany Anne erkannte die Silhouette. »Darüber reden wir später. Das ist Lorelei . Stell mich zu ihr durch, Izanami .«
Izanami legte den Kopf zur Seite. »Wie du befiehlst.«
Bethany Anne zuckte zusammen. »Kinder, haltet euch die Ohren zu. Das wird bestimmt nicht schön werden. Lorelei! Kannst du mich hören?«
»Oh Scheiße, oh Scheiße, oh verdammte Scheiiiiiiiiße !«
Das hektische Fluchen hörte gerade mal nur eine Sekunde lang auf. »Zum gottverdammten Glück bist du da. ADAM hat irgendeinen verrückten Scheiß angestellt und hinter meinem Arsch sind mindestens eine Million Milliarden verfluchter Drohnen her.«
Alarmiert suchte Bethany Anne die Ringe nach Aktivitäten ab. »Izanami .«
»Meine Messwerte werden verzerrt«, berichtete Izanami verärgert.
»Das liegt an den verdammten Ringen«, meckerte Lorelei . »Der Staub verursacht massive Interferenzen. Es ist, als ob man durch Sand fliegt, so dicht ist er.«
Izanami erschien an Bethany Annes Seite. »Es könnte sich ein Problem ergeben, wenn Lorelei uns nicht schnell erreicht«, sagte sie leise zu ihr.
Bethany Anne runzelte die Stirn und suchte die Bildschirme immer noch nach etwas Ungewöhnlichem ab, als die Drohnen förmlich aus dem Ring explodierten und jede einzelne von ihnen Loreleis Position anpeilte.
Entsetzt schrie Alexis auf. »Lorelei, hinter dir! «
Aber die EI lachte nur schallend. »Diese Drohnen sind gar nichts, Prinzessin. Zu dem Rest der schlechten Nachrichten bin ich ja noch gar nicht gekommen, meine Königin. Sie haben ein paar verdammt große Schiffe gebaut, als wir gerade nicht hingesehen haben …«
Der Staub am Rande des Ringsystems löste sich auf und aus den verstreuten Partikeln erhob sich eine sich windende Masse von Tentakeln. Das Ooken-Schiff stieg aus der Ebene des äußeren Rings auf und der Rumpf glühte an verschiedenen Stellen der Unterseite.
Bethany Anne spürte die steigende Nervosität der Zwillinge. »Es ist völlig in Ordnung, Angst zu haben.«
»Im Ernst?«, hakte Alexis mit schwacher Stimme nach, ohne ihren entsetzten Blick auch nur eine Sekunde von dem monströsen Schiff auf dem Bildschirm abzuwenden.
»Wirklich«, erwiderte Bethany Anne ruhig. »Aber du darfst nicht vergessen, dass in den meisten dieser Situationen derjenige, mit dem wir es zu tun haben, wahrscheinlich mehr Angst vor den Menschen hat als wir vor ihm.«