Kapitel 15

QBS Izanami, Außenposten der Föderation für
Weltraumforschung

W achsam drehte sich Addix um, als plötzlich etwas ihre Sinne kitzelte und sah Bethany Anne und Michael, die mit ein bisschen zu viel Schwung aus der aetherischen Dimension in den Transferbereich auf der Brücke stolperten. Sie nickte ihnen zu. »Gute Arbeit.«

Izanami steuerte das Schiff sofort in eine sichere Entfernung, während Bethany Anne und Michael sich zu Addix und den Kindern vor die Monitore setzten und den Todeskampf des Ooken-Schiffs beobachteten.

Heftige Explosionen erschütterten das Schiff und rissen es an mehreren Stellen auf. Als schließlich der Rumpf zerbrach, trieb die nach außen gerichtete Kraft das Schiff zurück in die Ringe und schleuderte riesige Fontänen von aus dem Weg gedrängten Gestein und Staub hoch.

Die größeren Asteroiden wurden von der Störung nicht betroffen. Das Ooken-Schiff schleuderte wie eine Flipperkugel herum, als ein riesiger Felsbrocken nach dem anderen gegen das Schiff krachte und es dadurch wieder aus den Ringen warf, während sie gleichzeitig den Hauptkörper von den tentakelartigen Armen am Heck abrissen.

Die beiden Hälften drifteten hilflos voneinander weg, da sie nicht die Fähigkeit zur Selbstreparatur besaßen, die Bethany Annes Schiffe hatten.

Bethany Anne verlagerte ihr Gewicht ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und wandte sich dann an den Avatar, der hinter ihrer linken Schulter schwebte. »Izanami , kannst du das nicht ein wenig beschleunigen?«

Über Izanamis ausdrucksloses Gesicht huschte für einen kurzen Augenblick ein Anflug der Vorfreude. »Dafür habe ich genau das Richtige, meine Königin.«

Sie sahen nicht, was die Izanami verließ. Doch einige Minuten später erhellten neue Explosionen die beiden Hälften des Ooken-Schiffs, als Izanamis Spielzeuge den Rumpf völlig zerrissen und die letzten unter Druck stehenden Bereiche zum Weltraum hin freilegten.

Ungerührt sah Bethany Anne einige Augenblicke lang dem makaberen Schauspiel zu, dann kehrte sie dem Bildschirm ihren Rücken zu. »Schön, das wäre erledigt. Izanami , schalte Lorelei auf die Brücke durch und bring uns dann zum Außenposten.«

Alexis riss ihren Blick von der Lichtshow los. »Lorelei ist nicht hier, Mama.«

Zur Bestätigung neigte Izanami leicht den Kopf. »Während ihr auf dem feindlichen Schiff wart, ist ein Leath-Schiff in das System eingedrungen und wurde von einer Reihe von Ooken-Jägern gekapert. Es wurde anschließend durch ein Sprungtor gebracht und Lorelei ist ihnen gefolgt.«

Bethany Anne seufzte. »Natürlich hat sie das getan. Aber sie hat doch sicherlich ihre Logbücher hochgeladen, nachdem sie aus den Ringen entkommen ist, oder?«

Die Luft um Izanami herum flackerte, und einer der bisher inaktiven Monitore leuchtete auf. »Was auch immer sie wert sind.«

»Das Leath-Schiff wird warten müssen, bis wir ADAM in Sicherheit haben.« Bethany Anne winkte mit einer Hand zum Bildschirm hinüber. »Das da ist wirklich nicht sehr hilfreich. Alles, was ich sehen kann, ist … nun ja, absolut gar nichts.«

»Ich habe wirklich mein Bestes getan, um die Aufzeichnungen anhand der Metadaten zu rekonstruieren«, erklärte Izanami , »aber da Lorelei bei ihren beiden Aufenthalten in den Ringen so gut wie keinen Dateninput erhielt, konnte ich mit diesen Daten nicht viel anfangen.«

Addix betrachtete stirnrunzelnd die sich nur leicht verändernde Schwärze und drehte ihren Kopf zu Izanami . »Das sind Aufnahmen innerhalb der Ringe? Also war die EI im Grunde blind?«

»Auf dem Weg nach draußen, ja. Auf dem Hinweg hat ADAM sie hineingeführt.«

Michael gab ein anerkennendes Geräusch von sich. »Wie ist es ihr denn gelungen, ohne fremde Hilfe wieder hinauszukommen?«

Izanamis Aura färbte sich rosa und sie räusperte sich. »Sie sagte, dass sie einfach ihre Nase seitlich zur Strömung gehalten und auf das Beste gehofft hat.«

Bethany Anne lachte unterdrückt und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das, was sie für die Umrisse von ADAMs Scoutschiff hielt. »Aha. Ich bin sicher, sie hat es etwas weniger höflich ausgedrückt. Aber spul einfach zu dem vor, was auf dem Außenposten passiert ist.«

Die KI tat, wie ihr geheißen, und das Bild wechselte zu einer ruckartigen Ansicht aus der Vogelperspektive, die sich in einer Kurve dem Boden näherte. ADAMs Scoutschiff schob sich in den Vordergrund und übernahm die Führung, als sich die Ansicht abflachte.

Bethany Anne wies mit einer weit ausholenden Geste auf die Monitore. »Erwarten uns da unten noch mehr hässliche Überraschungen?«

Izanami bestätigte, dass sie wenigstens für den Augenblick sicher waren. »Ihr habt euch um die Hauptbedrohung gekümmert, und soweit es mir meine Sensoren sagen, sind alle Jägerschiffe durch das Sprungtor verschwunden.«

Michael runzelte die Stirn und verfolgte aufmerksam weiter ADAM und Loreleis Weg in die größte Kuppel. »Wie zuverlässig sind diese Scans?«

Der Avatar der KI flackerte mehrfach und seine Aura blitzte in einem dunkelroten Ton auf. »So genau, wie man es erwarten kann. Während du und meine Königin auf dem feindlichen Schiff waren, hatte ich genügend Zeit, eine Übergangslösung für diese Störungen zu finden.«

Interessiert wandte Bethany Anne ihren Blick vom Bildschirm ab. »Ausgezeichnet. Dann wird es nicht allzu schwierig sein, die Rettung zu koordinieren und wieder zu unserem eigentlichen Ziel zurückzukehren.«

Alexis und Gabriel tauschten einen Blick mit K’aia, der Bethany Anne nicht entging. Sie schenkte den Kindern ein freundliches Lächeln. »Gibt es irgendetwas, das ihr drei noch hierzu beitragen wollt?«

Gabriel zuckte zusammen, als seine Schwester ihm heftig mit ihrem Ellbogen in die Seite stieß. Er warf ihr einen empörten Blick aus zusammengekniffenen Augen zu und wandte sich dann aber an seine Mutter. »Was ist mit dem Leath-Schiff? Wann werden wir sie retten?«

»Dazu wollte ich noch kommen.« Bethany Anne spürte einen erneuten heftigen Schmerzimpuls, der unerwartet ihren Schädel durchzuckte. »Ich bin zwar mehr als besorgt, dass die Ooken Geiseln genommen haben, die sie zur Föderation zurückführen könnten, aber ADAM zu finden, hat Vorrang vor allem anderen.«

Sie wandte sich wieder dem Bildschirm zu, um ihr Unbehagen vor den Kindern zu verbergen. »Ihr solltet gehen und euch ausrüsten. Da Izanami sagt, dass es sicher genug ist, sehe ich keinen Grund, die Hälfte unseres Teams an Bord des Schiffes zu lassen.«

Begeistert sprangen Alexis und Gabriel auf und rannten in Richtung der Waffenkammer los, hielten aber inne, als K’aia sich praktisch nicht bewegte.

Bethany Anne scheuchte sie hinter den Zwillingen her. »Du auch.«

Die junge Yollin zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Panzerung, die ich anziehen könnte. Falls irgendetwas passiert, bin ich mit meinem Stab und meinen Messern gut genug ausgerüstet.«

Aber Bethany Anne zwinkerte ihr verschmitzt zu. »Ich denke, du wirst in der Waffenkammer etwas finden, das deinem Geschmack entspricht.«

Gabriel johlte fröhlich. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir dir etwas besorgen.« Er grinste Bethany Anne an. »Mama ist bei diesen Sachen ziemlich fantastisch.«

Seine Schwester kam herüber und zog ungeduldig an K’aias Händen, um sie in Bewegung zu setzen. »Mama ist grundsätzlich einfach fantastisch, Punkt. Ende. Aus! Jetzt komm schon!«

Die Mandibeln der völlig überraschten K’aia bewegten sich stumm einen Augenblick lang, bis sie es endlich schaffte, ein Dankeschön zu stottern, bevor die Zwillinge sie von der Brücke zerrten.

Bethany Anne und Michael kicherten, als die junge Yollin mit Alexis und Gabriel begeistert in Richtung der Waffenkammer stürmte.

Offenkundig amüsiert hob Michael eine Augenbraue und wies mit dem Kopf auf die sich zurückziehenden Jugendlichen. Ich denke, K’aia wird sich mit der Zeit entspannen und sich schon bald gut einleben.

Nickend wandte sich Bethany Anne wieder dem Bildschirm zu und beobachtete ihren Flug durch die Ringe. Ich glaube sie verschränkte ihre Arme und tippte mit den Fingern gegen den Ellbogen ihres anderen Arms, während sie ihre Gedanken weiter fortführte, das Kind hat schon viel zu viel gesehen. Es hat mir nicht gefallen, dass sie Irey verlassen hat, ohne uns die Chance zu geben, ihr zu helfen.

Sie ist zu temperamentvoll, um jemandem anderen die Kontrolle über ihr Leben zu überlassen, selbst an dich , schränkte Michael sanft ein. Würdest du nicht auch so empfinden, wenn du die meiste Zeit deines Lebens nur bloßes Eigentum anderer Leute gewesen wärst? Was würdest du denn nicht alles tun, um diese Freiheit zu behalten, nachdem du sie dir einmal erkämpft hättest?

Bethany Anne nickte langsam. Ich habe gesehen, dass K aia eine starke unabhängige Ader besitzt. Das ist eines der Dinge, die ich von Anfang an besonders an ihr mochte. Sie ließ ihre Hände sinken. Die Frage ist, ob wir etwas für sie tun können, jetzt nachdem wir sie hier haben.

Michael ging die paar Schritte zu seiner Frau und streckte einen Arm aus. Ich weiß, wie gerne du einen Zauberstab zücken würdest, um K’aia mit einem Male zu helfen, aber ich bezweifle stark, dass sie Almosen akzeptieren würde.

Voller Belustigung zuckten Bethany Annes Mundwinkel. Ihr Mann kannte sie einfach zu verdammt gut. Das geht schon in Ordnung, denn ich hatte nicht vor, ihr alles in den Schoß fallen zu lassen.

Sie blickte ihren Mann einen Augenblick lang kritisch an, dann entspannte sie sich in seiner Umarmung. Ich glaube nicht, dass es notwendig sein wird, K’aias Bedürfnis, unabhängig zu sein, zu kompromittieren. Wenn sie sich ihren Weg im Leben verdienen will, müssen wir eben eine passende Nische für sie finden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Problem darstellen wird , stimmte Michael ihr zu. Ich nehme an, du hast dir schon etwas einfallen lassen?

Bethany Anne legte ihre Wange an Michaels Brust. In der Tat, allerdings. Deinen Plan nämlich. Mir gefällt die Idee, dass Gabriel und Alexis jemanden haben, der ihnen den Rücken freihält. Die drei scheinen sich auch als Gruppe gut genug zu verstehen. Sie streckte sich und ließ ihre Lippen über sein Kinn streichen. Ich hatte außerdem etwas Zeit, um zu überdenken, was ich von dieser ärgerlichen Angewohnheit halte, die du in letzter Zeit entwickelt hast, immer gottverdammt recht zu haben.

Michael war sich nicht ganz sicher, wohin das führen sollte. Sie hatte seine Umarmung bereitwillig akzeptiert und ihre innere Stimme klang sanft, aber … Und?

Nun, ich werde nicht so tun, als würde mich das nicht ankotzen. Aber , sie schmiegte sich enger an seine Brust, es ist auch gut zu wissen, dass ich mir nicht so viele Sorgen um dich machen muss, wie ich es früher getan habe.

Du weißt doch, dass ich mich sehr lange am Leben und in einem Stück gehalten habe, ehe du mit deinen roten Absätzen wieder in mein Leben getreten bist?

Einhundertfünfzig Jahre, Michael. Du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich nun eine zu beschützende Haltung einnehme. Wie dem auch sei, ich sehe aber auch, dass ich mich zu fest an dich geklammert habe.

Michael verstärkte seine Umarmung und presste seine Lippen auf ihr Haar. Heißt das, dass mir endlich verziehen wird?

Dafür, dass du dich von einer Atomexplosion in die Luft hast sprengen lassen? Sie schnaubte abfällig in seine Brust. Verdammt, im Leben nicht, nein. Aber ich habe viel darüber nachgedacht, wie wir diesen Krieg gewinnen werden, und ich weigere mich, der Grund dafür zu sein, dass er sich unnötig in die Länge zieht.

Wie … hm, fortschrittlich von dir. Ich dachte schon, du würdest deinen Griff um uns alle niemals lockern. Michael hob den Blick zur Decke und betete stumm zu allen existierenden Göttern im Universum, die dafür zuständig waren Männer und die wertvollsten Teile ihrer Anatomie zusammenzuhalten, dass sie niemals die ganze Wahrheit über seine Jagd herausfand.

Bethany Anne ließ Michael los und entfernte sich vom Bildschirm. Entweder das oder einer Meuterei gegenüberstehen. Offenbar habe ich wirklich alle in den Wahnsinn getrieben.

Er beabsichtigte definitiv nicht in diese Falle zu tappen. Wir haben alle verstanden, warum du uns so strenge Edikte auferlegen musstest.

Sie presste sich empört die Hand auf die Brust. Wow, willst du vielleicht auch, dass ich mich umdrehe, damit du dieses Messer noch ein bisschen weiter hineintreiben kannst? Sie lachte über Michaels hochgezogene Augenbrauen. Schon gut. Ich weiß, dass ich es übertrieben habe, wenn mein hochnäsiger Ehemann meinen Beschützerinstinkt, wenn es um unsere Familie geht, mit der blutigen Schreckensherrschaft vergleicht, die er jahrhundertelang über die Unbekannte Welt verhängt hat.

Eine Herrschaft, die absolut gerechtfertigt war , betonte Michael spitz.

Aber natürlich, Schatz. Ihr Mundwinkel zuckte, als sie ihn neckte. Das hat ja auch überhaupt nichts damit zu tun, dass du dich weigerst, irgendetwas anderes zu akzeptieren, als die buchstabengetreue Befolgung deines Willens, nicht wahr?

Belustigt schnaubte Michael. Das sagt ausgerechnet die Richtige, mein Liebling!

Abwehrend schüttelte Bethany Anne den Kopf. Ich bin bereit zuzugeben, dass ich ein gewisses Maß an Erwartungen hege, wenn es darum geht, irgendeinen Scheiß zu erledigen. Aber solange es erledigt wird , ist es mir völlig egal , wie es erreicht wird. Ich vertraue darauf, dass meine Leute verantwortungsvolle Methoden einsetzen, um die vorgegebenen Aufgaben zu verwirklichen.

Damit meinst du, dass du keine Lust hast mit all den dämlichen Details belästigt zu werden. Richtig?

Gutmütig versetzte Bethany Anne ihrem Mann einen Klaps auf den Hintern, als sie an ihm vorbeiging, um in den Transferbereich zu gelangen. Ganz genau. Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, nachdem Izanami endlich das Problem mit der Störung gelöst hat, aber dann bin ich startklar.

Michael drehte sich um und schloss sie in seine Arme ein, bevor sie einen weiteren Schritt machen konnte. Ich werde den Kindern Feuer unter dem Hinter machen. Sie sollten schon längst fertig sein.

Bethany Anne zog ihn fest an sich und küsste ihn flüchtig auf den Mundwinkel. Aber kein richtiges Feuer, mein Schatz. Ich muss sagen, das wäre keine gute Erziehungsmethode. So etwas hat es seit dem finsteren Mittelalter nicht mehr gegeben.

Sie drehte sich um, trat in das Aetherische ein und öffnete eine Verbindung zu Admiral Thomas, als sie ein oder zwei Augenblicke später in ihrer persönlichen Waffenkammer wieder herauskam.

Was kann ich für dich tun, Bethany Anne? Habt ihr ADAM und Lorelei schon gefunden?

Wir haben Lorelei, oder besser gesagt, wir hatten sie. ADAM ist immer noch verschwunden. Mittlerweile haben wir den Außenposten fast erreicht.

Was ist mit Lorelei passiert?

Sie verfolgt gerade ein gekapertes Leath-Schiff, das von den Ooken aus dem System gebracht wurde. Deshalb melde ich mich bei dir. Sobald wir ADAM gefunden haben, werden auch wir dem entführten Schiff hinterherfliegen.

Admiral Thomas klang mehr als nur ein wenig verwirrt. Du ziehst inmitten unserer Operation los, um ein paar Leath zu retten?

Ja, und glaub bloß nicht, dass ich darüber sehr erfreut bin. Bethany Anne blickte finster drein, als sie ihre Katanas wieder in ihre Halterung an der Wand einsteckte. Aber es ist nur ein kurzer Sprung von den Leath zu sämtlichen anderen Teilen der Föderation. Das Letzte, was wir brauchen, ist, dass die Ooken etwas über sie erfahren.

Nickend schnaubte Admiral Thomas verständnisvoll. Schön, das ergibt jetzt mehr Sinn. Soll ich mich euch anschließen?

Nein. Ich möchte, dass du die Dinge von deinem Standort aus weiter koordinierst. Ich melde mich, wenn ich dich brauche, sobald wir dort eingetroffen sind, wohin auch immer Lorelei ihnen gefolgt ist. Bethany Anne beendete die Verbindung und blickte auf die Zerstörung, die sich unter ihnen erstreckte.

Die Kuppeln des Außenpostens glichen einer grausigen Reihe gekochter Eiern, die geköpft worden waren. Die Kuppeln waren aufgebrochen worden und die Spitze jeder Kuppel bestand nur noch aus zerklüfteten Scherbenresten.

Bethany Anne musterte die Schäden an den kleineren Forschungsmodulen. Sämtliche Geräte waren herausgerissen worden und hatten helle Flecken in den ansonsten verbrannten Gebäuden hinterlassen. Sie sah keine Leichen und spürte auch nicht, dass sich jemand versteckte.

Als sich das Schiff der größten Kuppel näherte, verstärkte sich Bethany Annes Gefühl für ADAM leicht.

TOM, kannst du das auch spüren?

Ähm, nein. Ich bin gerade ziemlich damit beschäftigt, herauszufinden, was zum Teufel mit deinem Chip los ist. Was soll ich denn fühlen?

Bethany Anne hätte am liebsten vor Frustration geknurrt. ADAM, natürlich. Ich kann ihn fast ausfindig machen, aber die Energiemuster verschieben sich zu sehr, als dass ich ihn genau lokalisieren könnte. Im nächsten Moment verlor sie nahezu das Gleichgewicht, als sich ihr Schädel kurz anfühlte, als hätte jemand einen Eispickel hineingetrieben. Was zum Teufel war das ?

Es tut mir leid. Ich habe meinen Griff um dein Nervensystem kurzzeitig etwas gelockert, um zu sehen, ob ich ihn auch spüren kann.

Und hast du das?

Nein, aber ich habe mich auch nicht getraut, deinen Chip lange genug unbeaufsichtigt zu lassen, um es wirklich zu versuchen.

Bethany Anne rieb sich die heftig schmerzende Stelle an der Basis ihres Schädels. Ja, tu das besser nicht wieder, bis du das Thema behoben hast. Ist das Problem so viel schlimmer geworden? Bin ich in Gefahr?

Ich bin mir immer noch nicht sicher, was das Problem genau ist , aber ich habe es unter Kontrolle. Was die Ursache angeht, so würde ich vermuten, dass es etwas damit zu tun hat, dass ADAM schon so lange abwesend ist.

Dann holen wir ihn besser schnell zurück. Sie öffnete eine große Schublade und begann, den Inhalt am Ausrüstungsgürtel ihrer Rüstung zu befestigen.

Erwartest du allen Ernstes, dass du Granaten brauchen wirst?

Ungerührt zuckte Bethany Anne mit den Schultern. Besser, man hat sie und braucht sie nicht, als dass man sie braucht und nicht hat. Sie fügte noch ein paar andere Kleinigkeiten hinzu, bevor sie eine Abkürzung durch das Aetherische zurück zur Brücke nahm.

Michael und die Kinder trafen ein paar Minuten ein, nachdem Bethany Anne aus ihrem Transferbereich herausgetreten war.

»Ich kann ADAM spüren«, informierte Bethany Anne sie. »Er befindet sich irgendwo in der Hauptkuppel.«

Sie wandte ihre Aufmerksamkeit den Kindern zu, während Izanami das Schiff geschickt in die größte Kuppel steuerte und dort landete. »Passt gut auf. Wir erlauben euch, das Schiff zu verlassen. Dies ist kein Spielszenario. Denkt daran: Ihr seid Teil eines Arbeitsteams, und eure Handlungen werden reale Auswirkungen haben. Ich möchte sehen, dass ihr gute Entscheidungen trefft, so wie wir es euch beigebracht haben. Okay?«

Alexis und Gabriel nickten und versicherten im Chor: »Ja, Mama.«

Bethany Annes Gesicht war sanft, obwohl ihr Ton hart klang. »K’aia, willst du dir deinen Platz hier unter uns verdienen?«

Die junge Yollin nickte heftig. »Ich bin hierhergekommen, um dir zu dienen, ob du nun Kaiserin, Königin oder einfach nur Bethany Anne sein willst. Aber ich will nicht bleiben, wenn du keine Verwendung für mich hast. Ich lasse mich nicht aus Mitleid aushalten.«

Michael schnaubte spöttisch. »Was habe ich dir gesagt?«

Bethany Anne starrte ihren Mann an und wölbte eine Augenbraue, ehe sie sich erneut an K’aia wandte und sie mit ihrem Millionen-Watt Lächeln anstrahlte. »Das passt mir sehr gut. Du bist jetzt Alexis’ und Gabriels Schatten. Schwöre, meine Kinder zu beschützen, und du wirst so lange ein Zuhause bei uns haben, wie du es behalten willst.«

Verblüfft weiteten sich K’aias Augen. »Im Ernst? Das ist alles? Das würde ich ohnehin tun.« Sie verlagerte ihr Gewicht von einem zum anderen Hinterbein und sah die Zwillinge schüchtern an. »Das heißt, wenn ihr mich haben wollt?«

Alexis unterbrach ihren Freudentanz auf der Brücke und stemmte die Hände in die Hüften. »Aber natürlich wollen wir dich bei uns haben! Spricht mein Siegestanz nicht für sich selbst?«

Verlegen zuckte K’aia mit den Schultern. »Ich war mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, was du da treibst.«

»Genau! Ich dachte auch, du hättest einen epileptischen Anfall, Schwesterherz«, stimmt Gabriel ihr wenig hilfreich zu. Dann ging er zu K’aia hinüber und versetzte ihr einen brüderlichen Schlag auf den Arm. »Willkommen in der Familie.«

Die Augen ihrer Mutter funkelten ein wenig, denn sie sah eine mögliche Zukunft für die drei als eine Kraft, mit der man rechnen musste.

Heutzutage werden sie so schnell erwachsen , meinte Michael scherzhaft.

Bethany Anne stellte sicher, dass er ihr Stöhnen hörte. Was bist du jetzt, die Quelle aller dämlichen Vaterwitze?

Michael grinste breit. Sicher, solange es dich ärgert, meine Liebe. Ich fange an zu lernen.

Nicht, wenn ich dich vorher im Schlaf umbringe , erwiderte sie vorgetäuscht zornig.

Sie ließ den Kindern noch einen Moment Zeit, bevor sie sie zum Aufzug trieb. Auf der Fahrt nach unten war Michaels Kichern sporadisch zu hören.

Aber Bethany Anne schüttelte nur den Kopf und weigerte sich, ihm eine Gelegenheit zu geben, sie mit weiteren schlechten Wortspielen zu bombardieren.

Izanamis Avatar wartete an der Rampe auf sie. Ihre Aura flackerte zwischen grün und blau. »Es gibt keine Lebenszeichen in diesem Gebiet, weder menschliche noch sonstige. Ich kann auch keine Spur von ADAM finden, obwohl ich in einer nahe gelegenen Gasse seltsame Messwerte erfasst habe.«

Erwartungsvoll weitete Bethany Anne ihr Bewusstsein aus. ADAMs Präsenz war so stark wie nie zuvor, seit er verschwunden war. »Ich kann ADAM finden. Gib uns Deckung.«

Michael überholte Bethany Anne, noch bevor sie das Schiff als Erste verlassen konnte. »Ich werde mich vergewissern, dass es für dich und die Kinder sicher ist.«

»Ist das wirklich nötig?«, fragte Bethany Anne ungeduldig. »Izanami hat doch bereits bestätigt, dass die Umgebung sicher ist.«

Ihr Mann schüttelte störrisch den Kopf. »Das ist mir egal. Ich will mich mit eigenen Augen davon überzeugen.«

Erst nach Michaels Überprüfung, dass es keine verborgenen Bedrohungen gab, konnten Bethany Anne und die Kinder das Schiff verlassen.

Bethany Anne schritt die Rampe hinunter und schaute sich um. »Wenn das die Stelle ist, an der ADAM verschwunden ist, wo steckt dann sein verdammtes Scoutschiff?« Sie ging weiter in die Gasse hinein und schaute sich um, als würde sie erwarten, dass es hinter einem der Müllcontainer auftauchte.

In der Lücke zwischen zwei der Müllcontainer fiel Bethany Anne ein etwas sauberer Fleck an der Wand auf. Sie trat zurück, um einen besseren Überblick zu bekommen, und sah die Brandspuren um die saubere Stelle herum.

Grübelnd schaute sie über ihre Schulter zum Eingang der Gasse. Izanami , was hast du eigentlich genau gemeint, als du das Auftreten seltsamer Messwerten aus dieser Gasse erwähnt hast?

Izanami antwortete sofort. Die Signatur stammte von einer Sprungtorenergie. Ich habe es nur erwähnt, weil es unerwartet war. Ich habe daraus geschlossen, dass es sich um falsche Messwerte handelt, da dieser Teil von Loreleis Logbüchern nicht entzifferbar war.

Bethany Anne winkte Michael und die Kinder herbei. Überprüfe es noch einmal. Vielleicht hattest du beim ersten Mal recht.

Die KI schwieg kurz. Es gibt hier tatsächlich noch Restenergie eines Sprungtors, aber sie ist mit aetherischer Energie vermischt.

Er hat ein Tor zum Aetherischen geschaffen? Warum das denn?

Der Grund ist unklar, aber die Beweise deuten darauf hin, ja.

Bethany Anne hatte die Beweise vor ihren Augen, aber sie konnte es immer noch nicht ganz glauben. Ist es überhaupt möglich , ein Tor auf einem Planeten zu errichten, ohne ein Erdbeben oder etwas ähnlich Katastrophales auszulösen?

Es scheint so , erwiderte Izanami trocken. Mir fehlt jedoch die Fähigkeit, zwischen den Dimensionen zu reisen. Daher muss ich hier auf eure Rückkehr warten, meine Königin.

Michael kam neben Bethany Anne zu stehen und erspähte die Anomalie sofort. Alexis bemerkte die Brandspuren ebenfalls und fuhr mit einem Finger verwirrt über das geschwärzte Mauerwerk. »Was ist denn hier passiert , Mama?«

Bethany Anne erklärte es kurz und bündig. »Es sieht so aus, als hätte ADAM ein Tor zum Aetherischen geschaffen und wäre hindurchgegangen.«

Michael betrachtete die Stelle, an der ADAM das Sprungtor betreten hatte und seine Haltung verriet seine Besorgnis nicht. »Ausgezeichnet. Dann können wir auch gleich herausfinden, warum er in Dreiteufelsnamen die zusätzliche Energie aufgewendet hat, um den fehlenden Müllcontainer mitzunehmen.«