Kapitel 17

Städtisches Zentrum an einem der Ooken-Standorte

A kio wehrte mehrere Tentakel sowie die Klingen ab, die der Ooken, gegen den er kämpfte, in seinen Händen hielt. Er bemerkte zwar, dass John in Schwierigkeiten steckte, aber es war noch nicht schlimm genug, um schon eingreifen zu müssen.

An alle Teams, ihr könnt euch entspannen. Bethany Anne hat ADAM geborgen, zusammen mit einer Reihe von Überlebenden.

John entspannte sich jedoch nicht, als die Benachrichtigung des Admirals über das Kommunikationsimplantat kam.

Sich zu entspannen wäre nämlich das Schlimmste, was er in diesem Augenblick tun konnte, denn ein Ooken-Wächter hatte einen Tentakel um seinen Hals geschlungen und drückte von Sekunde zu Sekunde fester zu. »Du«, grunzte er, »bist wirklich ein Riesenarsch

Jedoch hatte die Ankündigung den positiven Effekt, dass sie die letzten Reste des Griffs durchtrennte, den sein Gegner auf Johns Geist auszuüben versuchte, und ihm somit die Möglichkeit verschaffte, sich auf die physischen Aspekte des Kampfes zu konzentrieren.

Alles, was ihn davor bewahrte, sich in den mitternächtlichen Snack eines Ooken zu verwandeln, war in Johns Augen gut.

Es dauerte nur eine Sekunde, um festzustellen, wie tief er in die Scheiße geraten war. Seine Arme waren durch denselben Tentakel, der ihn würgte, an seine Seiten gefesselt, was ihn daran hinderte, das verdammte Ding abzureißen und es zu benutzen, um dem hinterhältigen Bastard eine Kostprobe seiner eigenen Medizin zu verpassen.

Dieses eher nutzlose Wunschdenken führte ihn jedoch zu einer Idee. Es war keine Idee, auf die er besonders stolz war, aber Akio hatte mit seinem eigenen Wächter im Augenblick selbst alle Hände voll zu tun.

»Ich bin der berüchtigte John Grimes, verdammt noch mal, du stinkender Schnabelsack vertrockneter Vorhaut!«

John beugte sich vor und rammte dem Ooken die Rückseite seines Helms in den Schnabel, um ihn zu betäuben, bevor er eine Chance bekam, seine Taktik zu ändern. »Wenn man in den Gedanken anderer herumpfuschen will, braucht man immer noch eine Erlaubnis, Arschloch!«

Als er den Aufprall spürte, wies er die Gesichtsplatte seiner Rüstung an, sich zu öffnen. Er dachte nicht darüber nach, was er als Nächstes zu tun hatte, sondern schlug seine Zähne wild entschlossen tief in den Tentakel und riss ein großes Stück des Fleisches heraus.

Akio erledigte seinen Wächter und schaute zufällig genau in dem Moment hinüber, als John das Stück Tentakel zusammen mit einem schleimigen Nebel Ooken-Blut ausspuckte. Im Ernst? Du hättest mir doch auch einfach Bescheid sagen können.

Der Ooken kreischte vor Wut und Schmerz, aber dann verstärkte er seine Bemühungen, John in seinen wartenden Schnabel zu zerren.

»Hey! Keine Zungenküsse in der Öffentlichkeit!«

John riss seinen Kopf zurück, als einer der Saugnäpfe des Ooken sein Gesicht erwischte. »Ich werde eher dich fressen, bevor du auch nur einen Happen von mir kosten kannst«, brüllte er, während die brennende Linie über seinem linken Auge wieder verheilte.

Mit einem weiteren Biss durchtrennte er den Tentakel und spannte seine Brustmuskulatur an, um sich so Platz zu schaffen, damit er seine Arme freibekam. Das schmeckt definitiv nicht nach Huhn , meckerte er und spuckte noch ein Stückchen Fleisch aus, während er ein paar Schritte zurücklegte, um sich genügend Spielraum zum Arbeiten zu verschaffen.

Ich hätte ja gedacht, sie besäßen einen ausgeprägten Geschmack nach Sushi , erwiderte Akio mit einem verschmitzten Lächeln. Er joggte die Treppe zum Eingang hinauf. Vielleicht in Richtung Ika.

John kicherte, als er auf der Stelle herumwirbelte und dem Ooken ansatzlos eine Faust in den offenen Schnabel hämmerte. Diese Wichser verfügen über keine einzige gute Eigenschaft. Sie besitzen nicht einmal den Anstand, gut zu schmecken, wenn sie dich zwingen, sie zu beißen.

Sein Faustschlag durchbrach das empfindliche Gaumensegel des Ooken und landete direkt in seinem Gehirn.

Er versuchte, nicht zu würgen, als der Ooken zusammenbrach und seine Gehirnflüssigkeit seinen Unterarm hinunterlief. Nicht, dass Kannibalismus als eine gute Sache anzusehen sein sollte, aber wir sind verdammt lecker. Wenn ein Mensch gefressen wird, bekommt der Mistkerl, der ihn gefressen hat, wenigstens keine Verdauungsstörungen.

Akio dankte den Sternen, dass er an diesem Tag noch nicht gegessen hatte. Angesichts der Sauerei verzogen sich seine Lippen angeekelt. Wie hat er dich überhaupt zu fassen bekommen?

John zog seine Faust aus dem toten Ooken und zog eine Grimasse bei dem Anblick der Gehirnmasse, die seinen Panzerhandschuh bedeckte. Das verdammte Ding hat mich erwischt, als ich mich um den ersten Wichser gekümmert habe. Vielleicht war Scotts Witz mit dem Aluhut doch keine so dumme Idee. Er wischte seinen Panzerhandschuh ab und ging die letzten paar Stufen hinauf, Akio dicht hinter ihm.

Ein letztes Stück schleimigen Gewebes schleuderte er gegen die Wand, wo es ein platschendes Geräusch machte, und schnappte sich seine beiden Leichen. »Okay, das ist einfach nur eklig. Lasst uns die beiden verstecken und reingehen, bevor die restlichen Ooken hier eintreffen.«

Akio nickte und zerrte die Überreste seines Wächters ebenfalls in Deckung. »Ich kann sie hören, sie sind sich des Todes dieser drei bewusst.«

Abfällig grunzte John und riss die Tür auf. »Das ist keine große Überraschung.«

Genau wie sie es geplant hatten, befand sich niemand im Verwaltungsgebäude, das für die Nacht geschlossen war. Sie durchquerten die Vorhalle mit seiner hohen Decke und sprangen leichtfüßig über den Empfangstresen, um in den hinteren Teil des Gebäudes zu gelangen.

Im ersten Stock gab es nur Besprechungsräume. Sie stiegen zum zweiten Stock hoch und fanden dort dasselbe vor. Die Tür am Ende der nächsten Treppe öffnete sich zu einem langen Korridor, der sich nach beiden Seiten erstreckte.

Akio betrachtete den Korridor mit einem Blick der äußersten Verachtung. Wie wundervoll noch ein identischer Korridor.

John wies Akio zur linken Seite. Lass uns eine rasche Suche durchführen. Es muss sich auf dieser Etage befinden. Ruf mich, wenn du etwas entdeckst, das wie das Archiv aussieht. Ich werde das Gleiche tun.

Unverzüglich machte sich Akio auf den Weg zur nächstgelegenen Tür und der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen. Um wie viel würdest du wetten, dass er es tatsächlich getan hat?

John überlegte, während er stehenblieb, um eine Tür auszuprobieren, die irgendwie fehl am Platz aussah. Scotts Scherz mit dem Aluhut? Klar, die Wette nehme ich an. Vergiss nicht, mit wem er zusammen ist. Eve würde ihn in Stücke reißen und die Fotos mit allen teilen auch mit Cheryl Lynn.

Die unscheinbare Tür war verschlossen. Er hätte sie als eine weitere Abstellkammer abgetan, wäre da nicht das Kästchen in Brusthöhe an der Wand daneben gewesen.

Er blickte über seine Schulter zu Akio zurück. Schau dir das an. Sieht aus, als hätte ich gerade unser Ziel gefunden. Diese Tür hat ein biometrisches Schloss.

Dann untersuchte er es genauer und seine Augenbrauen zogen sich zusammen … Achhhh Scheiße. Er wandte sich an Akio. Ist irgendeiner dieser pelzigen Fleischsäcke da draußen vielleicht noch intakt genug, dass wir ihn zum Öffnen benutzen können?

Der Japaner war einen Moment später an seiner Seite. Er beugte sich vor, um das leere Display zu überprüfen. Ich glaube, sie sind auf jeden Fall nicht mehr in der Lage, es zu öffnen. Wenn das Schloss biometrisch ist, wo ist dann der Scanner?

Johns Grinsen verschwand. Schöne Scheiße. Es wird mit Telepathie oder so einen Scheiß funktionieren, oder? Kannst du es irgendwie austricksen, damit es dich anerkennt?

Sein Kollege runzelte für ein paar Augenblicke konzentriert die Stirn. Nein, und wir haben nicht viel Zeit. Unser Countdown begann mit dem ersten Ooken, den du getötet hast.

Der riesige Mann grunzte und zuckte ungerührt mit den Schultern. Na ja, wir haben wenigstens keine Spur hinterlassen, der sie folgen könnten. Es sind nur die drei da vorn . Also sollten wir zumindest eine Weile Zeit haben, bis sie herausfinden, wo wir sind. Er trat einen Schritt zurück und untersuchte die Tür, als etwas in seinem Unterbewusstsein ein kitzelndes Gefühl auslöste.

Kannst du das an der Tür auch spüren?

Akio legte den Kopf zur Seite und überprüfte die Tür gründlich. Er fühlte die Störung in dem elektrischen Feld, die John mitbekommen hatte. Sie ist mit einem Alarm gesichert , bestätigte er, und seine Augen wanderten um die Tür herum. Der Auslöser verläuft in einer ununterbrochenen Linie um den Eingang herum Wie kommen wir also hinein, ohne dass die Ooken unseren genauen Standort bemerken?

Nachdenklich starrte John einen Augenblick lang auf die Tür, dann grinste er plötzlich und trat noch zwei Schritte zurück, um anschließend noch ein paar nach rechts zu machen. Was meinst du? Er wies auf ein Paneel an der Wand vor ihm.

Kopfschüttelnd verzog Akio das Gesicht. Ich denke, noch einen halben Schritt weiter, um ganz sicherzugehen, und halte dich nicht zurück.

Verwundert hob John eine Augenbraue. Warum sollte ich so etwas tun? Er neigte den Kopf zur Seite und schlurfte weiter zurück, sodass er nun fast die Wand hinter sich berührte.

Der japanische Vampir nickte und verschränkte die Arme. Ich werde deinen Stil beurteilen.

Amüsiert lachte John leise vor sich hin. Herausforderung angenommen.

Er nahm zwei Schritte Anlauf und wirbelte auf einem Fuß exakt herum, drehte die Hüfte, während er den anderen Fuß hochhob und seinen gepanzerten Stiefel in die Platte stieß. Der Verbundstoff, aus dem die Platte bestand, verbog sich unter der Wucht von Johns Tritt und ließ die ganze Wand erzittern.

Kritisch gab Akio ein eher unverbindliches Geräusch von sich.

Mahnend hielt John einen Finger hoch. Nur ein wenig Geduld … Im nächsten Augenblick fiel das Panel nach vorn und hinterließ nur einen Haufen zerbröselter Isolierung auf dem Boden des Korridors. Er gestikulierte einladend mit einer Hand über das Loch, das er gemacht hatte. Und da haben wir … einen alternativen Eingang.

Nicht wirklich überzeugt schwenkte Akio seine Hand hin und her. Fast. Es gibt aber immer noch das Paneel auf der anderen Seite, das man durchbrechen muss wenn man in den Raum will. Aber ich gebe dir neuneinhalb Punkte, denn das war hervorragende Arbeit auf engstem Raum.

Enttäuscht runzelte John die Stirn. Nur neuneinhalb?

Akio zuckte lässig mit den Schultern. Deine Bewegung der Hüfte betrug ein halbes Grad weniger als sie während des Ausholens hätte sein sollen. Dadurch hast du an Schwungenergie verloren.

Ärgerlich den Kopf schüttelnd hielt John einen Augenblick inne. Verdammt, das ist pingelig. Hast du von BA gelernt, wie man Kritik übt? Willst du vielleicht auch, dass ich ein paar Liegestütze für dich mache? Allerdings merkte sich John den Tipp für später und schaute durch das Loch, das er geschaffen hatte. Er drehte sich wieder zu Akio um. Das war nur ein Scherz. Ich kann mich immer noch verbessern. Trotzdem würde ich gerne sehen, ob du den Tritt besser hinkriegst …

Ohne zu zögern vollführte Akio eine perfekte Drehung auf der Stelle und sein Fuß traf genau die Mitte des verbleibenden Hindernisses, das ihnen den Zugang zum Raum verwehrte. Das Verbundmaterial löste sich in einem Stück von der Wand und flog im hohen Bogen in den dahinter liegenden Raum, wo es an irgendetwas abprallte. Krankhaft erscheinendes, künstliches Licht schimmerte von der anderen Seite durch.

John nickte anerkennend, als das Paneel kreisend zum Stillstand kam. Er gab Akio ein Zeichen, dass er zuerst durchgehen sollte. Es ist nicht anmaßend, wenn man es tatsächlich hinbekommt .

Akio duckte sich durch das Loch und ging ein paar Schritte hinein, bevor er sich wieder zu John umdrehte. Es ist alles eine Frage der Hüftbewegung. Er lachte leise. Man muss nur flexibel sein.

Sein Kollege grinste. Frag doch meine Frau. Sie wird dir gerne bestätigen, dass ich seeeehr beweglich bin. Er hob anzüglich eine Augenbraue und ließ sein Becken ein paar mal kreisen, um seine Aussage zu unterstreichen.

Der Japaner schnaubte nur abfällig und drehte sich um, um einen näheren Blick in den Raum zu werfen, in den sie eingedrungen waren. Natürlich, darum werde ich mich sofort kümmern, sobald ich alle meine Angelegenheiten geordnet und meine letzten Wünsche geäußert habe. Er ging zu einer Tür und schaute in den Raum dahinter. Server .

John zog nachlässig eine Schulter hoch. Ich würde mal behaupten, das ist eine weise Entscheidung von dir.

Ehrlich gesagt, hörte er Akio nur halb zu, denn seine Aufmerksamkeit galt dem Computer auf dem einsamen Schreibtisch in dem leeren Zimmer.

Er setzte sich an den Schreibtisch und strich mit den Händen über den Computer, in der äußerst geringen Hoffnung, dass er hochfahren würde, aber nichts geschah. Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster , sendete er Akio, während er nochmals mit der Hand über den Schreibtisch wischte. Aber das sieht nach weiterer Technik aus, für die man psychische Kräfte haben und ein Ooken sein muss. Kannst du dir vorstellen, der Ooken zu sein, der jeden Tag hier sitzen muss, um das alles zu warten?

Akio trat an den Schreibtisch heran und schaute John über die Schulter. Das ist genau das, was wir für Bethany Anne finden sollten. Sollen wir den technischen Support anrufen und loslegen?

John nickte und öffnete seine interne Kommunikationsverbindung. Admiral?

Admiral Thomas’ vertraute Stimme antwortete sofort. Schön, von euch zu hören.

Gleichfalls, Admiral , erwiderte Akio fröhlich.

Genervt grunzte John. Das Gleiche gilt für mich. Wenn damit der Begrüßungsteil des Gesprächs beendet ist wir haben unser Zielobjekt mit minimaler Störung erreicht. Seid ihr bereit, die Daten zu empfangen?

Ist es das Ergebnis, das wir uns erhofft haben? , erkundigte sich der Admiral, ohne zu erwähnen, dass Johns Weise ein Gespräch zu beginnen dieser Tage praktisch genauso abrupt ausfiel wie die von Bethany Anne.

John grinste, obwohl Admiral Thomas es nicht sehen konnte. Wie klingt ein Raum voller Server, die reif für das Kopieren sind?

Ich werde euch nicht anlügen. Das klingt verdammt gut, John , antwortete Admiral Thomas begeistert und vergaß dabei sofort seine schlechte Laune. Habt ihr eine Ahnung, was ihr da vor euch habt?

Gar keine , verkündete Akio unverblümt und reichte John eine offene Kiste mit einem Werkzeugkasten und einer Reihe kleiner schwarzer Disketten, jede nicht größer als ein halber Fingernagel.

Aber John ignorierte den Werkzeugkasten und brach das Computergehäuse mit bloßen Händen auf. Allerdings behandelte er die winzige Diskette mit sehr viel mehr Sorgfalt und führte sie vorsichtig in das Innere des Computers ein, bevor er wieder sprach. ADAMs Gerät befindet sich im Inneren des Computers. Seid ihr zum Empfang der Daten bereit?

Admiral Thomas klang so begierig wie ein Kind an Weihnachten. Schieß los.

Büro des Admirals, SD Atalanta,
ehemaliges Ooken-Territorium

Admiral Thomas stand vor der Kriegskarte und seine Blicke schweiften von einer Videoübertragung zur nächsten. Es war so viel los, dass es ihm schwerfiel, mit allem Schritt zu halten, was auf den Planeten der Ooken geschah.

Sie hatten das gesamte Gebiet zwischen QT2 und Standort Nummer Drei erobert, aber es hatte sich herumgesprochen, und die Ooken begannen, sich zu wehren.

Natürlich kam ihre Gegenwehr zu spät und war in keinster Weise ausreichend. Die Ooken hatten ihr Todesurteil schon beim ersten Mal unterschrieben, als sie im Namen ihres Fortschritts eine abscheuliche Tat begingen.

Es hatte halt nur so lange gedauert, bis jemand auftauchte, der stark genug war, um sich ihnen gegenüber durchzusetzen und Bethany Anne war sicherlich die Letzte, die mit sich spaßen ließ.

Um die beiden kleineren Standorte hatten sie sich bereits gekümmert. John und Akio hatten bei ihrem zweiten Ziel direkt den Jackpot geknackt. Jetzt befanden sie sich auf dem Weg zu Gabrielle und Eric, um sie zu unterstützen und sobald die beiden sich in ausreichender Entfernung des Planeten befanden, waren die Großkampfschiffe ins System gesprungen, um mit der Bombardierung der Kolonie zu beginnen.

Ihre ersten Erfolge sahen gut aus, trotz des Rückschlags, den Bethany Anne und Michael mit den Leath erlitten hatten. Er freute sich über die Fortschritte, denn mit jedem neuen Bericht, den er erhielt, wurde das Gesamtbild immer komplexer.

Die Informationen, die von den Teams eintrafen, waren aufschlussreich und erschreckend zugleich. Die Ooken hatten nicht nur Technologie gestohlen. Der dritte Standort und der umliegende Raum gehörten ursprünglich einer anderen Spezies, den Moen.

Diese Spezies war so verdammt unterwürfig, dass sich die Moen praktisch widerstandslos auf den Rücken gedreht hatten, um ihren neuen Herren für das Privileg zu danken, als die Ooken eines Tages vor ihrer Haustür auftauchten und verlangten, bedient zu werden.

Definitiv keine typische menschliche Reaktion.

Scott und Eve hatten diese Informationen von der ersten Stelle aus geschickt, an der sie im Standort Nummer Drei angekommen waren. Die Probleme, auf welche die EI des Scoutschiffs früher gestoßen war, stellten für Eve natürlich kein Hindernis dar. Sie hatten bisher Informationen von zwei Stellen aus hochgeladen.

Admiral Thomas wartete darauf, zu hören, dass sie den anderen Informationsspeicher erreicht hatten, den die größte Kolonie besaß.

Er brauchte nicht mit Bethany Anne zu sprechen, um zu wissen, wie sie auf das reagieren würde, was sie bisher erfahren hatten, sobald sie davon hörte.

Er seufzte laut. »Ihr seid echt tote Bastarde. Daran solltet ihr euch langsam gewöhnen.«

QBS Izanami, Standort Sieben

Bethany Anne wartete auf der Brücke, während Izanami das Schiff relativ nahe an Loreleis Peilsender heranflog und eine Nachricht an die EI schickte. Sie hatte ihre Liege in eine aufrechte Position gebracht und hielt ihren Blick auf den Bildschirm mit der Live-Übertragung des Schiffslandedecks gerichtet, auf das die Lorelei zusteuerte.

Das Aufklärungsschiff glitt lautlos durch die durchsichtige Barriere. »Gib mir Audio zum Landedeck, Izanami .« Sie hielt einen Moment inne, damit Izanami es erledigen konnte. »Gute Arbeit, Lorelei . Wo haben sie unsere entführten Leath hingebracht?«

Loreleis Schiff kam sanft zum Stehen. »Ich habe meine Aufzeichnungen bereits an Izanami übermittelt, meine Königin. Sie hat mich nachdrücklich daran erinnert, dass es – und ich zitiere – ›Kinder an Bord gibt, die dein dreckiges Mundwerk nicht hören müssen‹.«

Bethany Anne schmunzelte. »Meine Kinder sind im Moment nicht hier, Lorelei . Fahr daher unbesorgt einfach fort, aber mach es kurz und bündig.«

»Also gut.« Die EI drückte es mit einfachen Worten aus. »Izanami befahl mir, das Leath-Schiff nicht aus den Augen zu lassen, also bin ich ihnen durch das Tor gefolgt. Die Ooken haben mich nicht erwischt, deswegen bin ich problemlos weiter hinter ihnen her. Sie brachten das Leath-Schiff zu den Koordinaten, die ich an Izanami weitergegeben habe. Das ist alles, was ich weiß, denn drei dieser verdammten Riesenschiffe bewachen die Kolonie, also habe ich meinen süßen Arsch gut versteckt und darauf gewartet, dass ihr mir jemanden hinterherschickt.«

Die Neuigkeiten beunruhigten Bethany Anne nicht besonders. Izanami konnte jederzeit in das System rein- und rausfliegen, ohne bemerkt zu werden. Die Frage war nur, ob sie und Michael das auch schaffen würden. Diesmal würde sie die Kinder auf jeden Fall an Bord behalten.

Ihre Finger begannen auf ihre Armlehne zu trommeln, während sie über ihre Alternativen nachdachte. »Nun, verdammt. Das ist eine Komplikation, mit der ich nicht gerechnet habe.«

Als sie das halblaut vor sich hin brummte, trat Michael gerade aus dem Aufzug. »Was für ein Problem?«

Bethany Anne drehte sich in ihrem Sessel um. »Es befinden sich drei Ooken-Schlachtschiffe zwischen den Leath, die wir befreien wollen, und uns. Aber das ist kein Problem, nur eine Komplikation.«

»Aber natürlich.« Michael lächelte warm, als er sich auf seine Couch setzte. »Unsere Schlachtschiffe sind viel größer als ihre Schlachtschiffe.«

»Hier handelt es sich um keinen Größenvergleich«, entgegnete Izanami knapp. »Man kann auch in einem kleinen Schiff ein schweres Kaliber haben.«

Daraufhin schnaubte Michael lachend. »Überprüfe deine Datenbanken lieber noch einmal. Es geht IMMER um die Größe.«