Kapitel 18

Büro des Raumstationsleiters, QBBS Guardian, Devon

T im, hörst du mir eigentlich überhaupt zu?«

Mühselig riss Tim sich aus seinem Tagtraum und konzentrierte sich auf den Holobildschirm. »Tut mir leid, Liebling, du hast mich nur einen Moment zum Nachdenken gebracht.« Sabine warf ihm diesen giftigen Blick zu, der ihn sich immer in seinem Sessel winden ließ. »Schatz, kannst du vielleicht bitte nicht so böse dreinschauen? Das ist nicht hilfreich.«

Sabine seufzte tief und ihr niedliches Stirnrunzeln verschwand. »Als ob ich lange wütend auf dich sein könnte. Hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?«

Selbstsicher ließ Tim ein Grinsen aufblitzen. »Natürlich habe ich zugehört …« Währenddessen zermarterte er sich das Hirn, um zu sehen, ob er sich nicht daran erinnern konnte, was Sabine ihm erzählt hatte, während er sich genüsslich ausmalte, wie sie sich mit ein paar Kabelbindern und einem großen Topf Yollin-Honig vergnügen konnten … und verlor sich fast erneut in dem verlockenden Tagtraum.

»Tim! « Sabine gestikulierte mit den Händen, um ihn aus seinen Träumen zurückzuholen. »Du hast nicht den blassesten Schimmer, oder?«

Er ließ den Kopf hängen und hob die Hände. »Du hast recht, ich habe nicht zugehört«, gab er zu. »Aber zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass du mich vollkommen abgelenkt hast.«

Sabine lachte leise und ihre blauen Augen funkelten. »Ich wollte dir nur Glück für dein Treffen mit Peter wünschen. Wir sehen uns doch morgen, oder?«

Ihre Augenbraue zuckte ein wenig und Tims Konzentration war fast wieder dahin. »Mit wehenden Fahnen.«

Sie kicherte. »Das würde ich nur zu gerne sehen.«

Der Bildschirm wurde dunkel und Tim saß ein paar Minuten da, um das benommene Gefühl abzuschütteln, das ein Gespräch mit Sabine bei ihm stets zurückließ. Diese Frau war eine Hexe, da war er sich ganz sicher.

CEREBRO piepte den Lautsprecher auf Tims Schreibtisch an und holte ihn damit widerwillig in die Realität zurück. »Was liegt an?«

Eine von CEREBROs eher geschäftsmäßig klingenden Stimmen ertönte aus dem Lautsprecher. »Die Achronyx wird in der nächsten halben Stunde an Dock Null-Null-Eins eintreffen. Commander Silvers hat uns gerade den Flugplan zugeschickt.«

Tim schob eilig seinen Stuhl zurück und stand auf. »Scheiße!« Er schnappte sich seine Jacke vom Haken neben der Tür und schob hastig seine Arme in die Ärmel. »Er kommt früher hier an?«

»Er hat uns gebeten, dir mitzuteilen, dass er vor eurem Treffen noch einen Spaziergang durch die Raumstation machen wird.«

»Danke, CEREBRO.« Tim stürmte zur Tür hinaus und öffnete eine Kommunikationsverbindung zu Rickie und Joel. Leute, Peter ist früher angekommen, und es sieht so aus, als ob er nicht nur hier ist, um die Rotation für diesen Monat zu besprechen. Bitte sagt mir, dass wir bereit für die Überraschungsinspektion sind, die er als einen ›Spaziergang‹ bezeichnet hat.

Oh, aber sicher doch , scherzte der unverbesserliche Rickie. Ich werde einfach überall herumrennen und sämtliche Drogenhöhlen und Bordelle schließen, die wir auf der ganzen Raumstation laufen haben, ehe Peter sie bemerkt. Scheiße, Tim. Entspann dich doch ein bisschen.

Joel mischte sich ein. Halt die Klappe, Rickie. Es ist alles in Ordnung, Boss. Das ist der alte Tim, der da spricht. Du hast alles unter Kontrolle. Ich freue mich sogar darauf, meinen Bericht über die Teams abzugeben.

Tim wartete, bis CEREBRO die Fahrstuhltür öffnete und trat ein. Ich weiß. Zur Hölle, ich bin selbst beeindruckt, wie effektiv das System funktioniert.

Joels Begeisterung war wirklich ansteckend.

Dagegen benötigte Rickie sicher keinen zusätzlichen Ansporn. Es ergibt einfach zu viel Sinn, die Abenteurer in Richtung auf die Kämpfe zu lenken, die sie ja sowieso suchen.

Die Inspektion stellt kein Problem dar , fuhr Joel beschwichtigend fort, Peter ist fair. Es könnte viel schlimmer sein wir könnten ja auch Besuch von der Frau des Admirals bekommen.

Erschaudernd erinnerte sich Tim an Mrs. Foxton-Thomas’ letzten Besuch auf der Raumstation. Daher sollten wir uns wirklich glücklich schätzen. Sie ist beinahe so anspruchsvoll wie die Königin.

In Rickies Antwort schwang tiefe Bewunderung mit. Ja, aber sie ist verdammt gut darin, die ganzen widerspenstigen Arschlöcher, die hier ständig auftauchen, für die Flotte zu rekrutieren.

Der Fahrstuhl öffnete sich, und Tim sah, wie ein Paar besagter Arschlöcher sich in einer Sitzecke bei den Verkaufsautomaten prügelten.

Er knirschte mit den Zähnen, als er den Schaden sah, den sie mit ihrem kleinlichen Drama angerichtet hatten und stürmte hinüber. »Was ist hier los?«, fragte er, packte die beiden jungen Männer an den Haaren und zog sie auseinander.

Die beiden wehrten sich wild, bis sie sahen, wer sie da gerade erwischt hatte. Dann wurden sie blass, denn sie erkannten Tims Gesicht aus dem Orientierungsvideo.

Als er sicher war, dass sich die zwei Kindsköpfe einigermaßen beruhigt hatten, ließ Tim die beiden los.

Sie funkelten einander giftig an, und beide Werwölfe begannen gleichzeitig, den anderen zu beschuldigen.

Tim verschränkte die Arme vor der Brust. »Das reicht jetzt! «, brüllte er die jungen Werwölfe an. »Dies hier ist eine Kampfstation, nicht ein verfluchter Kindergarten und auch nicht der verdammte Wilde Westen. Es ist mir scheißegal, warum ihr beiden euch da streitet. Die Sache ist erledigt.«

Er deutete auf die weiträumig verstreuten Innereien der Automaten. »Ihr beide werdet jetzt diesen ganzen Dreck, den die von euch meiner Station entgegengebrachte, verdammte Respektlosigkeit verursacht hat, fein säuberlich aufräumen und euch dann anschließend zum Dienst bei der Wartung melden. Dort dürft ihr dann den Rest der Woche verbringen, als Wiedergutmachung für die Sauerei, die ihr hier angerichtet habt.«

Er deutete andeutungsweise an die Decke, als er die störrischen Mienen sah, die sie halbherzig zu verbergen versuchten. »CEREBRO wird mich informieren, wenn ihr es versäumen solltet euch umgehend bei eurem neuen Job zu melden und dann werde ich euch direkt zur Föderation zurückschicken lassen. Und jetzt fangt ihr besser gleich an, bevor ich es mir noch anders überlege und euch doch nicht die Chance einräume, eure verdammte Einstellung zu ändern.«

Sichtbar enttäuscht schüttelte er den Kopf und wandte sich ab, während die beiden jungen Männer sich beeilten, den verteilten Inhalt der kaputten Automaten aufzusammeln und sich dabei leise gegenseitig für die Drecksarbeit verfluchten, die ihnen aufgetragen worden war.

Verärgert schüttelte Tim den Kopf. »Was für dämliche Scheiß-Witzfiguren. Bin ich etwa ein verdammter Türsteher in einer Offiziersuniform?« Er ging weiter zum Landedeck und meckerte fast unhörbar vor sich hin, dass solche von testosterongesteuerten Nervensägen verursachten Albernheiten eigentlich schon längst der Vergangenheit angehören sollten.

So einschüchternd er die Frau des Admirals auch fand, die Aussicht auf ihren Besuch wurde irgendwie immer etwas attraktiver, wenn die Ordnung, für deren Aufrechterhaltung er hart arbeitete, durch ein Übermaß an Arschlöchern an Bord der Raumstation gestört wurde.

Peter ging gerade von Bord, als Tim am VIP-Dock ankam. Die beiden Männer begrüßten sich herzlich mit einer Umarmung und klopften einander auf die Schulter. »Lange her, Kumpel. Wirklich verdammt lange her.«

Lächelnd nickte Tim. »Das stimmt, nicht wahr? Es ist wirklich schön, dich endlich einmal wiederzusehen. Es hat mir aufrichtig leid getan, dass ich dich verpasst habe, als du Sabine hier auf dem Weg in die Stadt unten abgeholt hast.«

Aber Peter winkte seine Entschuldigung ab. »Nein, wir haben uns wirklich nur ein paar Minuten hier aufgehalten. Es war auch so schon ein überaus aufregender Tag für Todd.«

»Sabine hat mir so viel über ihn erzählt, dass ich das Gefühl habe, den Jungen bereits zu kennen.« Tims Stimme wurde weicher. »Es ist großartig, dass du Todd auf diese Weise geehrt hast. Ich weiß, wie sehr dich sein Tod geschmerzt hat.«

Peter nickte düster. »Er hat uns alle geschmerzt. Aber ich habe unserem Sohn nicht seinen Namen gegeben, das war allein Tabithas Entscheidung.«

Beeindruckt stieß Tim einen leisen Pfiff aus. »Wow, das muss dir sehr viel bedeutet haben. Ihr wart immer die engsten Freunde.«

Peter grinste. »Deshalb ist es auch der perfekte Name für unseren Sohn.« Mit einer knappen Handbewegung bat er Tim, ihm den Weg zu zeigen. »Bringen wir die offizielle Tour hinter uns, dann können wir in Ruhe ein wenig plaudern.«

Penthousewohnung, das Hexagon, Erste Stadt, Devon

Peter schlich sich leise und vorsichtig durch die Tür, um Tabitha und Todd nicht zu wecken.

Nach der Besprechung hatte er ein paar Stunden länger als erwartet mit Tim, Rickie und Joel zusammengesessen. Es war schön, wieder mit den Jungs zusammenzuarbeiten, und er war zufrieden, dass sie ihren Teil der Sperrzone gut im Griff hatten.

Ihre unleugbare Kompetenz, die ihn in die Lage versetzen würde, den überwiegenden Teil seiner Zeit mit Tabitha und Todd zu Hause zu verbringen, war das, was er wirklich am meisten zu schätzen wusste.

Peter stellte das Frühstück, das er auf dem Heimweg gekauft hatte, auf dem Küchentisch ab und ging auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer. Er nahm sich einen Moment Zeit, um zu bewundern, wie niedlich Tabitha im Schlaf mit den um ihren zusammengerollten Körper gerafften Laken aussah, ehe er zu seinem in der Pod-Krippe friedlich schlummernden Sohn hineinspähte.

Dann schlüpfte er neben Tabitha ins Bett und küsste ihren Hals. »Guten Morgen, meine Schöne.«

»Morgen«, murmelte Tabitha verschlafen, »oder ist es noch Nacht? Ich hoffe bei Gott, dass es noch Nacht ist.« Sie drehte sich um und zog die Laken noch fester um sich herum. »Ich muss dich warnen, Todd hat insgesamt etwa eine Stunde geschlafen, seit du zur Raumstation geflogen bist, daher wird alles, was mich jetzt in den Rücken stoßen sollte, wahrscheinlich umgehend abgerissen werden.«

Peter zog ein gequältes Gesicht und wich sofort zurück. »Dann schlaf jetzt erst mal. Ich kümmere mich um das Frühstück für Todd, anschließend gehen wir runter in die Wohnung der Kinder. Sabine freut sich immer, wenn sie etwas Zeit mit unserem winzigen Satansbraten verbringen kann.«

Tabitha drehte sich halb um und öffnete mühevoll ein Auge, um Peter dankbar anzusehen. »Du bist echt mein Engel.« Sie hauchte ihm einen Kuss zu und ließ sich wieder in die vorherige Position fallen.

Peter trug die Pod-Krippe in die Küche und summte vor sich hin, während er Todds Essen in die Mikrowelle stellte, oder wie zum Teufel auch immer das Gerät eigentlich heißen mochte. Eigentlich sollte er sich die Zeit nehmen, den richtigen Namen herauszufinden, aber es war irgendwie lustig, alle dazu zu bringen, das magische Gerät zum Aufwärmen von Lebensmitteln schlicht als Mikrowelle zu bezeichnen, anstatt den richtigen Namen zu verwenden.

Bei dem Gedanken schnaubte er leise vor sich hin und machte sich daran, das Frühstück für das Baby vorzubereiten.

Todd wachte auf, als sich der Duft seines Frühstücks in der Küche ausbreitete. Die Seite seiner Pod-Krippe wurde durchsichtig, als er sich in eine sitzende Position stemmte und Peter fröhlich angurrte.

Sein Vater ging lächelnd hinüber, um ihn aus dem Bett zu heben. Er war heilfroh, dass er daran gedacht hatte sich bei Tabitha lieb Kind zu machen, indem er eine Großlieferung von Windeln bestellt hatte, die ähnlich wie das Entsorgungssystem in den alten Raumanzügen funktionierten. »Hallo, Kumpel! Mami hat mir erzählt, dass du sie die ganze Nacht wachgehalten hast.« Er drückte Todd einen sanften Kuss auf den Kopf und setzte ihn in seinen Hochstuhl. »Irgendetwas sagt mir, dass du essen und gleich wieder schlafen wirst.«

Todd schlug mit beiden Händen auf das Tablett des Hochstuhls, während er eine entrüstete Antwort brabbelte.

Peter grinste breit, als er sich wie so oft Todds Seite des Gesprächs ausdachte. »Wirklich? Für mich siehst du ziemlich müde aus.« Er stellte Todds Schüsselchen auf den Tisch und nahm mit seinem eigenen Frühstück neben dem Hochstuhl Platz.

Todds Aufregung wuchs, als er den Inhalt in seiner Schale roch.

Sein Vater kicherte leise und hielt ihm einen Löffel mit der Babynahrung hin, die aus einer Wurst-Tomaten-Mischung bestand. »Wir werden deiner Mami aber nicht verraten, dass ich das anstelle deiner Haferflocken gemacht habe, in Ordnung?«

Tabitha schlenderte die Treppe hinunter, blinzelte Peter verschlafen an und rieb sich die Augen. »Mami weiß es schon.«

Reumütig grinsend ließ er den Kopf hängen. »Ertappt. Aber warum bist du denn schon auf? Du solltest dich ausschlafen.«

Sie strich sich über ihr zerzaustes Haar. »Nee, ich bin jetzt nun mal wach. Außerdem haben wir heute Besichtigungstermine.«

Peter stöhnte auf. »Was soll das denn bringen? Dir hat bisher kein einziges der ganzen Objekte gefallen, die wir uns angesehen haben.« Bei dem nächsten Löffel Babynahrung tat er so als sei er ein anfliegendes Raumschiff.

Tabitha beugte sich vor, um Todd auf dem Weg zum Kühlschrank zu küssen. »Heute habe ich ein richtig gutes Gefühl.« Sie nahm den Saft heraus und schenkte sich ein Glas ein, an dem sie nippte, wobei sie den Karton auf dem Tresen stehen ließ.

Vorsorglich behielt Peter seinen heiteren Tonfall bei, während er Todd einen weiteren Löffel in den Mund schob. »Das hast du auch über die letzte Milliarde Immobilien gesagt, die wir uns angesehen haben.« Er hielt einen Augenblick inne und sah wie grübelnd zur Decke auf. »Tut mir leid, ich habe mich vertan. Eine Milliarde und eins.«

»Du Aas.« Tabitha stellte ihr Glas auf den Tresen neben dem offenen Saftkarton und stolzierte zum Tisch hinüber, um ihre Arme um Peters Schultern zu legen. »Und ich werde es so lange sagen, bis wir das perfekte Zuhause gefunden haben. Ich glaube nämlich nicht, dass dieser Krieg auch nur annähernd so schnell vorbei sein wird, wie Bethany Anne es sich wünscht. Es gibt Dinge, über die selbst sie keine Kontrolle hat, und mir gefällt es hier irgendwie. Dir nicht auch?«

»Mir gefällt es überall, wo du bist, Tabbie. Das weißt du doch.« Peter drehte den Kopf, um sie anzuschauen, und verschaffte Todd damit die Gelegenheit, ihm den Löffel aus der Hand zu schlagen. Er schnappte sich ein Handtuch, um die Sauerei aufzuwischen. »Schnelles kleines … Aaa…rmband.« Geschickt wich er dem Schwinger aus, der von Tabitha kam. »Aber gut, ich gebe es zu. Es ist sicher nicht der schlechteste Planet, wenn man mal von der Kriminalitätsrate absieht.«

Lächelnd küsste Tabitha ihn kurz und ließ ihn dann wieder los. »Eigentlich gehört die Kriminalitätsrate zu den attraktiven Seiten. Denk doch mal an den ganzen Spaß, den wir haben können, wenn wir sie reduzieren!«

Peter schüttelte ungläubig den Kopf. »Meinst du das im Ernst?«

Nachdrücklich nickte sie und lächelte zuckersüß über den Rand des Glases hinweg, das sie sich gerade geholt hatte. »Weißt du das denn nicht? Selbstjustiz ist heutzutage der letzte Schrei.«

Er nickte grinsend. »Sicher, aber man folgt ja nur ungern der Masse. Außerdem leisten die Teams hier unten gute Arbeit. Joel hat mir erzählt, dass sie jetzt praktisch zum Stadtbild gehören, und einige der von ihnen eingerichteten Hilfsdienste finden langsam Anklang.«

Skeptisch verengte Tabitha ihre Augen. »Du willst also nicht einmal mitspielen? Ich freue mich zwar, dass die Teams gut funktionieren, aber würde ich ganz in Schwarz und einem wehenden Umhang nicht absolut entzückend aussehen?«

Aber Peter schüttelte den Kopf. »Nö.« Er schnitt eine Grimasse, als ihm klar wurde, was er da gerade von sich gegeben hatte. »Ich meine, natürlich schon. Aber wenn du etwas Action willst, warum machst du nicht bei ein paar Kämpfen unten mit?«

Tabithas Lippe kräuselte sich. »Das ist nicht gerade Action, wenn man die wandelnde Manifestation von Lady Death ist, während die Konkurrenz aus einem Haufen untrainierter Straßenkämpfer besteht. Die Stammkämpfer sind ein wenig disziplinierter, aber ehrlich gesagt auch nicht viel.«

»Okay …« Peter kam Todds lautstarker Forderung nach einem weiteren Löffel seines Frühstücks nach, während er sich sein müdes Hirn zermarterte, um eine passende Lösung für Tabithas Unruhe zu finden. »Was wäre denn, wenn du … ich weiß nicht, vielleicht einige von ihnen trainierst? Diejenigen, die Prügel einstecken können und trotzdem danach wieder aufstehen.«

Begeistert grinste Tabitha und drückte Peter an sich. »Das ist vielleicht nicht die schlechteste Idee, die dir je eingefallen ist. Ich könnte ein moderner Miyagi sein und meine Weisheit an die Würdigen weitergeben.«

Er kicherte über den verträumten Tonfall ihrer Stimme. »Du und deine ausgesprochen unmädchenhafte Besessenheit mit Filmen aus den Achtzigern.«

Tabitha beugte sich zu seinem Ohr vor und flüsterte boshaft: »Möchtest du damit etwa sagen, dass du nicht mit mir kuscheln und Karate Kid sehen willst, sobald Todd heute Abend eingeschlafen ist?«

Peter stöhnte, weil er wusste, wann er geschlagen war. »Nein, natürlich nicht.« Er öffnete den Mund, um ihre Stichelei zu erwidern, aber alles, was herauskam, war ein Gähnen.

Einen Augenblick lang betrachtete sie die tiefen Augenringe, die Stoppeln, die sein Kinn bedeckten, und sein allgemein erschöpftes Aussehen. »Ja, ich werde unsere Termine für heute absagen. Schlaf ein bisschen. Todd und ich gehen die Kinder besuchen.«

Bei seiner Antwort konnte er das erneute Gähnen nicht unterdrücken. »Wenn du darauf bestehst, werde ich nicht widersprechen.«

Tabitha nahm Peter die Schale ab und stieß ihn mit der Hüfte an, um ihn aus dem Stuhl zu schubsen. »Schwester Tabitha sagt, du brauchst Schlaf. Du kannst mir von deinem Treffen erzählen, wenn du wieder wach bist.«

Peter streckte sich und gähnte noch einmal ausgiebig. »Wenn ich ein braver Patient bin, bekomme ich dann auch einen Hausbesuch von Schwester Tabitha?«

Sie grinste verschmitzt und scheuchte ihn mit Todds Löffel aus der Küche. »Geh ins Bett und vielleicht erfährst du es ja später.«

Brücke, QBS Izanami, Standort Sieben

Michael hob eine Hand, um Bethany Annes Arm zu berühren, als sie wieder einmal unruhig zwischen den Sofas hin- und herlief. Das wird unser Zeitfenster, um durch die Blockade zu schleichen, auch nicht schneller herbeiführen oder verlängern.

Bethany Anne widerstand dem kurzen, aber intensiven Drang festzustellen, ob sie nicht doch Laserstrahlen aus ihren Augen schießen konnte. Es ist kein Geheimnis, was ich vom Warten halte.

Zustimmend neigte Michael den Kopf. Richtig, das ist allgemein bekannt, mein Schatz. Wir wissen jedoch, dass die gefangenen Leath im Moment einigermaßen gut behandelt werden.

Abfällig schnaubte Bethany Anne. Sie befinden sich mitten auf einem fremden Planeten und sind den Elementen in einer verdammten Grube ausgesetzt. Was davon hältst du für eine gute Behandlung? Die Leath sind beileibe nicht meine Lieblinge, aber ich würde sie nicht so behandeln.

Amüsiert zog Michael eine Augenbraue hoch. Schätzchen, du bist eh nicht der Typ, der Gefangene nimmt. Wenn du derjenige gewesen wärst, der sie gefangen genommen hat, wären sie nicht mehr am Leben, um gerettet zu werden. Außerdem habe ich schon Schlimmeres gesehen. Er zuckte bei dem spitzen Blick, den sie ihm zuwarf, mit den Schultern. Ich habe nicht behauptet, dass sie es bequem haben, aber sie werden sicherlich noch ein paar Stunden durchhalten, bis wir den Planeten sicher erreichen.

Sie seufzte und setzte sich auf die Kante seiner Couch. Du hast ja recht . Es ist nur, dass wir schon so nah dran sind. Bist du sicher, dass wir die Kinder wirklich ganz allein auf dem Schiff zurücklassen können?

Wir werden Addix brauchen, andernfalls könnten sich die Leath vielleicht weigern, gerettet zu werden , meinte Michael schlicht. Viele Leath fürchten dich immer noch zu sehr.

Bethany Anne schaute finster drein. Was glaubst du, warum ich immer noch hier bin und warte , verdammt? Wenn ich nicht genau wüsste, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie bei meinem Anblick ausrasten, hätte ich sie schon längst durch das Aetherische rausgeholt.

Michaels Mundwinkel zuckten. Das könnte immer noch sehr wohl passieren, ob Addix und ich nun anwesend sind oder nicht.

Plötzlich sprang Bethany Anne von der Couch auf. Wenn das so ist, gibt es keinen Grund für mich, mich darüber aufzuregen. Tatsächlich ist es viel besser, wenn ich meine Zeit damit verbringe, mich vor der Mission zusammen mit meiner Tochter zu entspannen.

Fragend schnellten Michaels Augenbrauen in die Höhe. Du nimmst Alexis zum Spa-Szenario mit?

Als sich die Fahrstuhltür öffnete, warf Bethany Anne noch einen Blick zurück. Darauf kannst du deinen knackigen Hintern verwetten. Mama will eine Schlammpackung und ein Zuckerpeeling.

Michael lächelte und winkte ihr zu. Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee. Ich bin sicher, Gabriel und ich werden ebenfalls etwas finden, um uns zu unterhalten.