QBS Izanami , Standort Sieben
B ethany Anne und Michael hatten sich auf dem mit Falltüren ausgestatteten Landedeck mit Addix verabredet.
Alexis, Gabriel und K’aia hielten sich in der Nähe des hinteren Teils des Decks auf und plauderten halblaut miteinander, während die Erwachsenen die Rettungsaktion vorbereiteten.
Alexis lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und ihre Gereiztheit ließ sich deutlich an ihrer schmollend vorgestülpten Unterlippe ablesen. »Ich glaube immer noch, dass wir nützlicher sein könnten, als Mama und Papa es zulassen wollen.«
Ungerührt zuckte ihr Bruder mit den Schultern. »Schmollen wird sie auch nicht dazu bringen, ihre Meinung zu ändern. Außerdem sind wir dafür verantwortlich, Izanami dabei zu helfen, den Erste-Hilfe-Bereich für die gerettete Besatzung vorzubereiten.«
In dem Moment schwebte das Hologramm von Izanami zu ihnen herüber. »Ich habe die Bots angewiesen, alle Vorräte, die wir für diese Aufgabe benötigen werden, in die Landebucht nebenan zu liefern.«
»Als ob das lange dauern würde«, brummte Alexis verdrießlich. Sie stemmte sich von der Wand weg und erhob ihre Stimme so weit, dass man sie hören konnte. »Mama, kann Izanami nicht einfach an unserer Stelle die Bots benutzen und dafür begleiten wir euch?«
Michael warf seiner Tochter einen strengen Blick zu. »Haben wir nicht erst vor Kurzem dieses gewisse Gespräch über die Pflicht geführt?«
Das Mädchen nickte widerwillig, immer noch schmollend. »Aber dies hier wird nicht lange dauern und dann werden wir nur noch herumsitzen.«
Bethany Anne sah von der Überprüfung der Messer in ihren Stiefeln auf. »Wenn das so ist, könnt ihr drei ja ein wenig spielen, bis wir zurückkommen.«
Begeistert jubelte Gabriel auf und schlug mit der Faust in die Luft. »Siehst du, ich habe dir doch gesagt , dass wir uns nicht langweilen werden. Wir können ein paar von diesen uralten Spielen ausprobieren, die Tante Tabitha für uns neu erfunden hat.«
Dagegen fiel K’aias Reaktion etwas gedämpfter aus. »Oh, wie schön, noch mehr Spiele.«
Alexis sah ihre Mutter mit zusammengekniffenen Augen an und suchte nach dem Haken an der Geschichte.
Spöttisch zog Bethany Anne eine Augenbraue hoch. »Ihr werdet das Allgemeine Trainingsszenario unter Izanamis Anleitung durchführen. Teamtraining ist schließlich wichtig für den Zusammenhalt. Los jetzt!« Sie scheuchte sie mit weit ausholenden Handgesten fort. »Fangt an. Wir werden schon sehr bald wieder zurück sein.«
Michael blickte den abziehenden Kindern amüsiert hinterher und wandte sich dann an Bethany Anne. »Bist du sicher, dass du uns durch das Aetherische führen willst? Was ist mit dem Problem der Rüstungen?«
Bethany Anne streckte Addix eine Hand entgegen. »Deshalb habe ich uns die normalen Panzer gegen die leichtere Rüstung austauschen lassen. Es ist ein Risiko, wenn wir in irgendwelche große Kämpfe verwickelt werden, aber das haben wir ja nicht vor.« Sie lächelte ihren Mann eindringlich an. »Haben wir doch nicht, oder doch?«
Er zuckte mit den Schultern. »Darauf habe ich es wirklich nicht unbedingt abgesehen. Aber falls jemand doch einen Kampf anfangen sollte, bleibt mir natürlich keine andere Wahl, als ihn zu beenden. Wir sind jetzt schließlich nicht zu Hause.«
Bethany Anne verdrehte stöhnend die Augen. »Männer!« Sie nahm sie mit in das Aetherische und brachte sie in einem schattigen Bereich hinter der Mauer des Außenpostens heraus. Die Grube, in der sie die Gefangenen festhalten, ist nicht weit von hier. Lasst uns das rasch hinter uns bringen, damit wir mit dem eigentlichen Krieg weitermachen können. Vorsichtig führte sie ihre beiden Begleiter weiter und sie drangen in den Außenposten vor, wobei sie die Kriechgänge unter den Gebäuden als Deckung nutzten.
Addix spähte über den Rand und sah sich um, wobei die Bewegungen ihrer Mandibeln mit jeder Drehung ihres Kopfes mehr Verwirrung ausdrückten. Was für eine Anordnung der Anlage ist das denn hier? Das ist ja das reinste Chaos.
Michael betrachtete die Ooken-Konstruktion, die mehr dem entsprach, was er und Bethany Anne zuvor gesehen hatten. So bauen sie nun einmal. Der Stil gefällt mir eigentlich ganz gut. Für die Art, wie sie sich bewegen, ist das durchaus sehr effizient.
Ich glaube, du bist verrückt , erwiderte Addix kopfschüttelnd. Ich habe noch nie etwas so Verworrenes gesehen und ich war schon in Triome. Du weißt doch sicher, wie seltsam dieser Ort auf die Sinne wirkt, wenn man den Kopf zu schnell bewegt, nicht wahr?
Bethany Anne kicherte unterdrückt. Wir waren einmal mit einer Delegation dort . Darryl hat sich so oft übergeben, dass ich ihn am Ende zurück aufs Schiff geschickt habe. Sie wagte sich aus dem Schatten heraus, als sie spürte, dass der Bereich frei war. Außerdem wird das keine Rolle mehr spielen, wenn erst einmal keine Ooken-Architektur mehr existiert, über die man diskutieren könnte.
Sie kamen gut voran. Da die Ooken den Boden überhaupt nicht benutzten, dachten sie auch nicht daran, den Bereich zu kontrollieren, sodass es für die drei relativ einfach war, sich unbemerkt vorwärts zu arbeiten.
Es ist immer ein Vorteil, wenn ich die kulturelle Ignoranz des Feindes gegen ihn verwenden kann , bemerkte Bethany Anne hämisch, während sie und Michael darauf warteten, dass ein Ooken über ihnen vorbeizog, damit Addix zu ihnen hinüberkommen konnte.
Natürlich ist das keine neue Taktik für dich , stellte Addix vergnügt fest.
Ihr Humor verflog allerdings, als sich ein weiterer Ooken zu dem ersten gesellte und sie auf dem Laufsteg über ihnen anhielten. Ach, Scheiß drauf! Ich kann diese Umgebung ebenfalls zu meinem Vorteil nutzen. Sie sprang hoch und klammerte sich an der Unterseite des Stegs fest, dann arbeitete sie sich auf diese Weise zu Bethany Anne und Michael hinüber. Ich muss allerdings erwähnen, wie viel einfacher das doch ist, wenn nicht gerade kiloweise nutzloser Stoff von meinem Körper herunterhängt.
Geschmeidig ließ sie sich zu Boden fallen und landete sicher auf ihren Füßen. Ich ziehe diese leichte Rüstung auch dem normalen schweren Panzer vor. Ein Hoch auf das ständige Reisen durch das Aetherische.
Daraufhin lachte Bethany Anne lautlos. Netter Versuch, aber nein.
Ich dachte, ich könnte es ja mal probieren , meinte Addix gutmütig und zeigte hinter sie. Ist das die Grube, in der sie die Leath festhalten?
Die beiden Menschen blickten abschätzend in die Richtung, in die Addix deutete.
Michael verzog seinen Mund, als er die Bewusstseinssphären der darin Gefangenen berührte und ihre Angst spürte. Das ist sie.
Wie viele sind da drin? , hakte Bethany Anne sofort nach.
Einundzwanzig , erwiderte er knapp. Sind das zu viele für eine einzige Reise?
Hmmm . Sie beriet sich schnell mit ADAM und TOM und schickte dann eine Nachricht an Izanami mit den Einzelheiten, auf wie viele sie sich vorbereiten sollten. Nein, wir schaffen das schon. Addix, du bist dran. Wir halten dir den Rücken frei.
Die Ixtali blieb in Deckung und huschte hinüber zu dem zwei Meter hohen Käfig, der sich über dieser Grube erstreckte. Sie duckte sich, um nicht gesehen zu werden und flüsterte den Leath unten leise zu: »Hallo, mein Name ist Addix, und wir sind hier, um euch da rauszuholen.«
Die Leath blickten verblüfft hoch, ehe sie ablehnten. »Nein. Ihr könnt nichts tun.«
Addix wagte es, aufzustehen und in die Grube hinunterzuschauen. Einundzwanzig wütende Leath starrten zu ihr hoch. »Ihr seht nicht sehr unterwürfig aus«, bemerkte sie trocken, testete die Stärke des Käfigs und stellte fest, dass er leicht aufgebrochen werden konnte. »Warum sollten wir denn nichts tun können? Wenn ich es mir recht überlege, warum habt ihr ihnen überhaupt erlaubt, euch zu entführen? Ich habe es beobachtet, und ihr habt für Leath-Krieger etwas zu schnell aufgegeben.«
»Sehen wir etwa wie Krieger aus?«, zischte einer der Leath empört. »Wir sind nur Kaufleute. Wir haben eine Lieferung für einen General der Föderation übernommen, damit wir den Treibstoff für die Heimreise unserer Familie nach Leath bezahlen konnten und dann haben diese abscheulichen Kreaturen unsere Kinder als Geiseln genommen.«
Bethany Anne hörte das alles von ihrem Platz im Schatten aus. Sie seufzte wütend und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Warum nehmen sie immer die Kinder mit? Es spielt keine Rolle, wohin wir gehen oder um welche Scheiß › sie ‹ es sich überhaupt handelt. Sie nehmen immer die Kinder mit und ich hasse das verdammt noch mal.
Addix und ich werden uns um die Befreiung der Leath kümmern , versicherte Michael ihr. Sieh du einfach nur zu, ihre Jungen in Sicherheit zu bringen.
Bethany Anne ging durch das Aetherische … direkt in die Grube mit den Leath.
Die sich bei ihrem Anblick fast in die Hose machten.
Sie hob eine Hand, um das wirre Gebrabbel zu unterbrechen. »Ich weiß, ich weiß, ich sollte eigentlich gar nicht hier sein. Große Überraschung, der Mensch hat gelogen. Nun, wenn wir jetzt alle diesen Teil der Wahrheit verkraftet haben, dann lasst uns euch alle verdammt schnell aus dieser Scheißgrube holen, damit ich endlich das erledigen kann, was mir am besten von der Hand geht, und dieser verdammte Planet in Schutt und Asche gelegt wird.«
Die Leath blieben wie erstarrt auf der Stelle stehen, bis Bethany Anne in die Hände klatschte. »Jetzt kommt schon. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Eure Kinder müssen gerettet werden.«
Pod-Landedeck, QBS Achronyx, Sperrgebiet, Devon
Direkt nach dem Verlassen der Achronyx schwärmten die sechs Kampfpods aus und verteilten sich.
Sie bildeten eine lockere Formation hinter Peter und gingen direkt zum Angriff über, um die kleineren Ooken-Schiffe zurückzudrängen, welche die Schiffe am Ende der Flüchtlingsflotte angriffen.
Die Guardian-Teams schlossen sich der Reihe an und drängten die Drohnen in den Weg von CEREBROs zärtlicher Fürsorge … und damit auch in den Zielbereich der auf den Satelliten montierten Railguns.
Tim nahm eine Position ein, von der aus er die gesamte Operation überblicken konnte, um sie zu leiten, und akzeptierte die Kommunikationsanfrage des führenden Flüchtlingsschiffs.
»Commander«, begann die zitternde Stimme des Kommandanten. »Wir bedauern zutiefst diesen Angriff. Das haben wir nicht gewollt.«
Aber Tim wies die Entschuldigung zurück. »Keine Sorge. Das war die ganze Zeit ihr Plan und keiner von euch trägt die Schuld daran. Ihr wart für die Ooken immer ausschließlich ein Köder. Sie waren bloß hinter uns her. Sorgt jetzt einfach nur dafür, dass eure Leute ruhig, geordnet und in Bewegung bleiben. Je eher ihr alle hinter der Verteidigungslinie in Sicherheit seid, desto eher können wir uns um wirklich um die Angreifer kümmern.«
Anschließend forderte Tim einen privaten Kanal mit Peter an. »Ich bin verdammt nervös, Pete. Was ist, wenn da draußen alles in die Hose geht?«
»Dann geht es eben in die Hose und du wirst auch damit fertig werden«, erwiderte Peter gelassen. »Du schaffst das hier schon, Tim. Es ist deine Show. Ich bin nur hergekommen, um die unwillkommenen Hausgäste von meiner Türschwelle zu entfernen.«
»Du weißt aber doch, dass Vaterschaftsurlaub nur dann zählt, wenn du tatsächlich abwesend bist, oder?«, erklärte Tim neckend. »Du hättest heute nicht hierher nach draußen kommen müssen.«
Peters Humor verschwand abrupt, als er daran erinnert wurde, warum er hier war. »Das gehört genauso zu meinen Pflichten als Vater wie das Wechseln der Windeln von Todd. Mein Sohn wird einen sicheren Ort zum Leben haben und die Leute, die in Angst und Schrecken hierher geflohen sind, werden heute Nacht ruhig schlafen, weil sie wissen, dass wir über sie wachen.«
Einen Moment lang fiel es Tim schwer zu antworten. »Alter, ich glaube, ich würde dich jetzt glatt gerne in den Arm nehmen. Zieh los und kämpfe für dein Kind. Keine Sorge, Kumpel. Ich habe das hier schon im Griff.«
Peter schwang seinen Kampfjäger in einem engen Bogen über dem belagerten Konvoi und eröffnete das Feuer auf eine Gruppe kleiner Drohnen, die es geschafft hatten, die anderen Verteidigungsmaßnahmen zu überwinden.
Es blieb ihm genügend Zeit, um einmal tief durchzuatmen, ehe Tim den Kanal zur gesamten Devon-Flotte öffnete. »Hey, Peter, wie sehr freust du dich eigentlich darauf, diesen Kindern zu zeigen, wie man den Ooken stilvoll in den Arsch tritt?«
Peters unbekümmertes Grinsen kehrte zurück. »Oh, Mann, mehr als du jemals glauben würdest.« Er schaltete den Rest der Flotte aus der Kommunikation aus und beschränkte sich auf die fünf Kampfpods seiner Gruppe, obwohl Achronyx natürlich weiter mithörte und die Kommentare an Tabitha weitergab.
»Es wird wohl eher eintreffen, dass wir dich vorführen werden«, konterte Ricole frech.
»Ja«, mischte sich auch Mark ein. »Du sprichst hier mit einem Mann, der unglaublich viel Erfahrung im Flugsimulator hat.«
»Genau, erzähl du den alten Männern, wie es wirklich abgeht, Baby.« Jacqueline kicherte. »Auch wenn die Erfahrung, die du behauptest zu haben, tatsächlich unglaublich ist.«
»Hey!«, rief Mark empört aus.
Auch Peter stimmte in den Protest ein. »Wen nennst du hier einen alten Mann?«
Daraufhin schnaubte Mark spöttisch. »Hast du etwa nicht vor ewigen Zeiten mal Jacquelines Vater gekannt?«
Jacqueline brach in Gelächter aus. »Da hat er dich erwischt.«
»Du bist ein Verräter an der männlichen Solidarität, Mark.« Peter grinste, während er seinen Pod abrupt zur Seite riss, um nicht getroffen zu werden. »Außerdem, wenn ich alt bin, was zum Teufel macht das dann aus dir? «
»Zu einem seltenen Jahrgang«, stellte Jacqueline lässig fest. »Fein gereift und bis zur Perfektion gealtert.«
»Ja, genau.« Ricole kicherte, als sie auf einen der Ooken-Jäger zurückschoss. »Als ob das die Vertrautheit unserer Generation mit der Technik ausstechen würde.«
In der Zwischenzeit gelang es Jacqueline, gleich zwei Drohnen mit einem Puck auszuschalten. »Habt ihr das gesehen?« Sie wendete ihren Kampfjäger praktisch auf der Stelle und schickte ein weiteres Geschoss in den sich von hinten nähernden Ooken-Jäger, vor dem sie die EI ihres Pods warnte. »Na schön, wenn du es auf diese Weise angehen willst, okay. Wir werden sehen, ob am Ende die Erfahrung oder die Jugend gewinnt. Ein Punkt für eine Drohne, zwei für einen Jäger. Wer die meisten Punkte einheimsen kann, gewinnt.«
Achronyx meldete sich in Peters Gedanken und seine Anfrage brachte ihn zum Lachen. Er unterbrach die anderen. »Tabitha will wissen, wie viele Punkte sie für das Erledigen eines Zerstörers bekommt.«
Tim mischte sich für einen Moment in ihr Gespräch ein. »Sag Tabitha, das ist nicht fair«, beschwerte er sich. »Sie hat schließlich ein verdammtes Schlachtschiff!«
Peter lachte wieder. »Das habe ich schon eingewendet, aber sie sagt, dass sie den Zerstörer so oder so zählen wird.«
»Das kann sie gerne tun«, erklärte Sabine großzügig. »Was legen wir als Preis fest?«
»Kein Geld«, fügte Ricole als Bedingung hinzu. »Denn wir kommen langsam zu dem Punkt, an dem das langweilig wird, weil wir schon so viel davon haben.«
»Das ist nur deine Meinung«, widersprach Mark sofort. »Ich würde nichts dagegen haben, wenn meinem Kontostand noch ein paar Nullen links vom Komma hinzugefügt würden.«
In der Nähe öffnete sich ein weiteres Sprungtor. Ricole und Mark rissen sofort ihre Jäger herum und schickten ein Sperrfeuer aus aetherischen Ladungen in das schimmernde Licht.
»Ich hätte auch nichts dagegen, wenn dein Konto diese Nullen bekäme«, murmelte Jacqueline zustimmend und feuerte ebenfalls eine Salve ab, ehe das Sprungtor sich durch den Beschuss destabilisierte und in sich zusammenfiel. »Ich habe neulich diese Schuhe gesehen …«
»Was zur Hölle ist das nur immer mit Frauen und Schuhen?«, fragte Peter entnervt.
Jacqueline lachte unterdrückt. »Das musst du Bethany Anne fragen, denn ich hatte dieses Paar eigentlich als Geschenk für sie im Sinn. Auf jeden Fall lagen sie jenseits meiner Preisklasse.«
»Wie teuer waren sie denn?«, erkundigte sich Sabine verblüfft. »Ich mache deine Buchhaltung, also weiß ich, dass es dir ganz sicher nicht an Geld mangelt.«
Jacqueline nannte beiläufig eine Zahl, und in den nächsten Sekunden herrschte nur noch Stille über die Teamleitung. »Ganz genau. Ich schlage vor, dass wir alle tausend Credits setzen, und derjenige, der die höchste Punktzahl erreicht, darf nachher den Siegespreis auswählen.«
»Das hättest du gerne, wenn du so viel für ein Paar Schuhe ausgeben willst«, stichelte Sabine.
»Ich würde gerne wissen, warum du nicht meine Buchhaltung machst«, meckerte Mark dagegen.
»Weil du mich dafür nicht bezahlst«, konterte Sabine eiskalt. Ein Lichtblitz lenkte sie von einer weiteren schnippischen Antwort ab. »Scheiße, was ist denn jetzt los?«
Zwei weitere Sprungtore öffneten sich spiralförmig, eines auf jeder Seite der Sperrzonengrenze. Die Tore verfestigten sich und warfen ein unheimliches Licht auf den Kampf um das Leben der Leute in der Flüchtlingsflotte.
Tim überließ es der EI, den Pod zu steuern, während er sich durch die Masse der eingehenden Berichte arbeitete. Er bedankte sich in Gedanken noch ein verdammtes Mal für Bethany Annes Geschenk, seine kognitiven Fähigkeiten zu erweitern und schaltete sich dann wieder in den flottenweiten Kanal ein. »Die Astraea wird in Kürze eintreffen«, informierte er die Teams. »Außerdem kommen weitere Zerstörer von der anderen Seite.«
Es wurde dringend Zeit, die Zahlen auszugleichen. CEREBRO, das Spiel hat begonnen. Setz deinen Arsch in Bewegung und verschaff diesen Schiffen endlich etwas Rückendeckung.
Wir dachten schon, du würdest nie fragen, Commander , antworteten der aus vielen Stimmen zusammengesetzte Chor der EI-Gruppe. Die Seiten der Satelliten klappten auf und CEREBRO aktivierte seine Drohnen. Jede Gruppe wurde von einer EI ferngesteuert, die eine Rechnung offen hatte und den maximalen Punktestand erreichen wollte.
Achronyx kontaktierte CEREBRO, als die Satelliten die erste Salve freisetzten. Kann ich mir ein paar hundert davon ausleihen?
CEREBRO leitete die angeforderte Anzahl von Drohnen zur Achronyx um und schickte den Rest zur Unterstützung der Teams in den Kampfjägern.
Die Drohnen schwärmten weit aus, damit sie den Raum um den Konvoi abdecken konnten und machten es den Ooken-Drohnen somit unmöglich, sich zu nähern. Es entstand eine Pattsituation, es gab unzählige Drohnen auf beiden Seiten, die Guardians in ihren Kampfpods waren den unbemannten Ooken-Jägern überlegen, und die größeren Schlachtschiffe und Zerstörer standen sich mit scharf gemachten Waffen gegenüber.
Die QBS-Schiffe hielten stand, unterstützt durch die Macht von zwei Großkampfschiffen, die Bethany Anne geschickt hatte. Die Adrastea und die Astraea waren mehr als einschüchternd genug, um die Ooken-Zerstörer in Schach zu halten.
Auf der Achronyx hüpfte Tabitha begeistert an ihrer Konsole auf und ab. »Es sieht so aus, als hätten wir die Oberhand«, rief sie und stieß triumphierend die Faust in die Luft. »Ist es falsch, dass ich so aufgeregt bin wie seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr? Irgendwie verstehe ich, warum Bethany Anne dermaßen in der Art ›bringt-sie-alle-um‹ durchgedreht ist, als wir auf diese ekeligen Maden gestoßen sind.«
»Ich finde es gut, dass wir ihre eigenen schmutzigen Tricks angewandt und ihre Technologie gestohlen haben«, verkündete Achronyx selbstgefällig.
Tabitha grinste schadenfroh. »Ich weiß, das ist geil, nicht wahr? Aber natürlich haben wir das System auch höllisch verbessert. Die Ooken-Version braucht seine liebe Zeit, um die Entladung aufzubauen. Da wir anstelle des schmutzigen alten Plasmas aber die aetherische Energie verwenden, ist unser System in jeder Hinsicht effizienter.«
»Woher weißt du das eigentlich alles?« Achronyx nahm die letzten Drohnen von CEREBRO entgegen und machte sich an die Arbeit, sie umzuprogrammieren.
Tabitha schnitt eine Grimasse. »Sehr witzig, Achronyx . Michael und ich haben einen Teil des Reverse-Engineering-Prozesses gesehen, als wir William wegen etwas anderem aufgesucht haben.«
»Ach ja?«
Abwesend winkte sie mit der Hand ab. »Michael wollte eine weitere Jagd arrangieren, aber dann kam dieser Krieg dazwischen, also nehme ich an, die Rumjagerei ist erst einmal auf Eis gelegt.« Sie fluchte leise, als auf der Seite der Ooken Zwillingstore auftauchten, gefolgt von zwei weiteren, dann vier weiteren.
Überall, wohin Tabitha blickte, blitzten weitere Sprungtore auf, die jeweils ein weiteres Ooken-Schiff ausspuckten.
»Verdammt«, meldete sich Achronyx zu Wort.
»› Verdammt ‹ trifft es nicht einmal ansatzweise«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Pete ist mit den Kindern da draußen. Sie sind am Arsch.«
»Nicht, solange ich in der Nähe bin«, erklärte Achronyx in einem mehr als entschlossenem Tonfall. »Ich muss wohl sagen ›schau es dir an‹, da ich kein Bier habe, das ich dich bitten könnte, für mich zu halten …«
Das Hexagon, Erste Stadt, Devon
Winstanley beobachtete die seltsame Gruppe, die sich dem Haupteingang näherte. Die EI kontaktierte die Zentrale der Penthouse-Wohnung und erhielt umgehend Antwort von Hirotoshi. »Hirotoshi, da draußen verhält sich eine Gruppe von Bakas recht verdächtig.«
»Inwiefern ist ihr Verhalten denn auffällig?«, hakte er nach.
Winstanley überprüfte nochmals die Beobachtungen, die sein System aufgezeichnet hatte. »Sie sind seltsam gekleidet und haben sich zweimal der Tür genähert, um dann wieder zurückzuweichen.
»Ich werde herausgehen, um mit ihnen zu sprechen«, erklärte Hirotoshi der EI.
Diese verfolgte den Weg des japanischen Vampirs über die internen Kameras, während sie gleichzeitig die vier Bakas im Auge behielt. Er schlüpfte aus dem Haupteingang und näherte sich den Bakas in einer offensichtlich freundlichen Weise. Winstanley verstand die Logik dieses Vorgehens nicht, denn Bakas verhielten sich in der Regel Menschen gegenüber ziemlich aggressiv.
Dennoch kam es nicht zur Gewaltanwendung, wie die EI eigentlich erwartet hatte. Stattdessen unterhielt sich Hirotoshi bloß ein paar Minuten lang mit den Bakas und ging dann mit ihnen weg.