A ls Embers Stolperdrahtzauber zum zweiten Mal losging, hatte sie den Geräuschpegel bereits an die Lautstärke der Actionsequenz im Fernseher angepasst. Als das blinkende, gelbe Licht wieder über die Wand und die Eingangstür raste, setzten sich die beiden magischen Wesen aufrecht hin, in Erwartung des schrillen Schreis, der als Nächstes kam.
»Gute Arbeit.« Cheyenne ließ ihren Blick durch das Wohnzimmer schweifen und erhob sich langsam von ihrem Stuhl. »Klingt wie eine weitere Sirene bei dieser Verfolgungsjagd, die schon viel zu lange andauert.«
Ember deaktivierte den Alarm mit einer schnellen Bewegung ihres Handgelenks und schluckte ihren letzten Bissen Pizza herunter. »Das ist der Sinn einer Verfolgungsjagd in jedem Film. Sie dauern viel zu lange.«
Die Halbdrow erreichte die Haustür und spähte erneut durch den Türspion. »Er ist es.«
»Matthew?«
»Ja. Er hat gerade seine Tür geschlossen.«
Ember schnappte sich das zusammengeknüllte Papiertuch von der Couch und wischte sich die Hände ab, dann klopfte sie Pizzakrümel von ihrem Schoß und wischte welche von ihrem Mund. »Verdammt.«
»Du hast eine Stelle übersehen.«
»Was?« Ember wischte sich den Mundwinkel mit dem Handrücken ab, leckte die überschüssige rote Soße ab, sah dann nach unten und stöhnte. »Toll. Fettflecken auf meiner Hose.«
»Ich bezweifle ernsthaft, dass Matthew sich auf deine Fettflecken konzentrieren wird, Em.«
»Aber ich kann mich ganz schnell umziehen.«
»Hey, ich werde mir den Rollstuhl schnappen und dich bis zu seiner Wohnung schieben, wenn es sein muss.«
»Du könntest es versuchen.« Ember seufzte, ignorierte die Flecken auf ihrer Kleidung und wandte sich vom Couchtisch ab, um zur Tür zu rollen, nachdem sie sich ihr neues Armband geschnappt hatte. »Vergiss nicht, Halbdrow, ich kann jetzt auch zaubern.«
»Jaja.« Cheyenne sammelte schnell den ausgedruckten Stapel mit Matthew Thomas’ bösen, kleinen Geheimnissen ein, schnappte sich den Rest der Kriegsmaschine vom Sessel und ging zur Tür. Sie warf einen Blick auf die Uhr über dem Herd und runzelte die Stirn. »Wer bleibt bis neun Uhr abends in Besprechungen?«
»Du weißt doch gar nicht, dass er in einer Besprechung war.« Ember öffnete die Haustür so weit wie möglich, bevor sie sich für den Rest aus dem Weg rollen musste. »Du bleibst manchmal bis weit nach neun weg.«
»Im Ernst, mach es dir nicht zur Gewohnheit, mich mit den falschen Leuten zu vergleichen.« Cheyenne zog die Tür verärgert und damit mit ein wenig mehr Wucht als nötig hinter sich zu, als sie Ember in den Flur folgte.
»Ich meine ja nur.«
»Ja, ich weiß. Ich hab’s verstanden. Wir haben keine Ahnung, was er vorhatte und darum geht es ja . Deshalb machen wir das ja auch, oder?«
Ember betrachtete die Decke des Hausflurs und zuckte mit den Schultern.
»Oh, schön. Mach es super offensichtlich, dass wir seinem Trick mit der versteckten Kamera auf der Spur sind.«
»Cheyenne, wir sind an seiner Haustür.« Ember blieb stehen und klopfte an die Tür. »Er wird sowieso herausfinden, was wir wissen.«
»Ich weiß, dass er es herausfinden wird«, zischte die Halbdrow. »Aber es ist besser für uns, wenn wir ihn überraschen.«
Die Tür öffnete sich schnell und ihr großer, breitschultriger Nachbar lächelte auf sie herab. »Hey, Ember.«
Das Fae-Mädchen räusperte sich und zwang sich, ihn wieder anzulächeln. »Hi.«
»Und Cheyenne. Ihr steht beide vor meiner Wohnungstür.« An Matthews Augenwinkeln bildeten sich Falten, als er amüsiert lächelte. »Alles in Ordnung?«
»Uns geht es gut«, antwortete Ember schnell. »Alles gut. Wie geht es dir?«
Er blickte von Ember zu Cheyennes finsterem Gesichtsausdruck und wieder zurück. »Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen überrascht.«
Ember zog die Augenbrauen hoch und Cheyenne tat so, als würde sie es nicht bemerken. »Wir hatten gehofft, du hättest ein paar Minuten Zeit, um über ein paar Dinge zu reden.«
»Oh. Nun, ja. Seid ihr sicher, dass alles in Ordnung ist?« Matthew warf einen Blick auf seine glänzende Armbanduhr und hob die Augenbrauen. »Es ist schon ziemlich spät.«
»Ich dachte, wir sollten ein paar Dinge mit dem Sicherheitsexperten besprechen«, murmelte Cheyenne und funkelte ihn an. »Du weißt schon. Aus Sicherheitsgründen.«
»Oh-oh.« Matthew lehnte sich gegen den Türrahmen. »Hast du dich in Schwierigkeiten gebracht?«
»Habe ich mich in Schwierigkeiten gebracht?« Cheyenne gestikulierte an ihm vorbei in sein Wohnzimmer. »Nein. Ich bin nicht in Schwierigkeiten. Aber wenn es so wäre, würde ich nicht hier mitten im Flur stehen und mit dir darüber reden wollen.«
»Wir sind die einzigen Menschen, die auf dieser Etage wohnen.«
»Können wir reinkommen oder was?«
Ember schlug Cheyenne gegen den Arm, während die Halbdrow versuchte, den Stapel Papiere und das Stück O’gúl-Kriegsmaschine hinter ihrem Rücken zu verstecken. »Wir wollten nur mit einem Experten sprechen. Nur um zu sehen, womit wir es hier zu tun haben und ob das etwas ist, worüber wir uns Sorgen machen sollten.«
Cheyenne legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. Okay, damit hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
Matthews Lächeln wurde weicher und er warf Cheyenne noch einen kurzen Blick zu, bevor er sich von der Tür wegdrehte und mit einer weit ausholenden Geste den Arm ausstreckte. »Kommt doch rein. Ich bleibe sowieso ziemlich lange auf. Wollt ihr Kaffee? Diese Espressomaschine ist besser als alles, was ihr in der Stadt bekommt.«
»Klingt toll.«
Cheyenne räusperte sich. »Nein, alles in Ordnung, danke. Ich bin nur zum Reden hier.«
»Okay. Ich mache mir jetzt einen Milchkaffee. Ember? Willst du auch einen?«
»Ja. Danke.«
»Cheyenne?« Die Halbdrow sah ihn ausdruckslos an, bis er mit den Schultern zuckte und sich langsam der Küche zuwandte. »Setz dich, wenn du willst. Ich brauche keine fünf Minuten.«
Als er um die Ecke seiner seltsam geformten Wohnung verschwand, die in den Eckkeil des Gebäudes eingebaut war, sah Cheyenne Ember an und hob die Augenbrauen. »Ja, danke?«
»Er hat eine Espressomaschine.«
»Ich habe gehört, was er gesagt hat.«
»Wenn das nichts ist, werde ich eine gute Tasse Kaffee bekommen. Er hat uns reingelassen. Entspann dich einfach.«
Cheyenne presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, als sie durch den Eingang der Wohnung ihres Nachbarn ging und das Wohnzimmer betrat. Es war in klaren Linien in Dunkel- und Hellgrau gehalten, mit gelben, königsblauen und knallroten Farbtupfern auf den Bildern, Kissen und sogar einem roten Streifen in der Mitte des dunkelgrauen Couchtisches. Wie ein Kindergartenzimmer für Technik-Mogule.
Das Dröhnen und Rauschen der Espressomaschine kam von der anderen Seite der Wohnung und Cheyenne inspizierte Matthew Thomas’ Haus, als wäre es nur ein weiteres verlassenes Lagerhaus mit Sprengfallen.
»Du siehst gerade sehr verdächtig aus«, murmelte Ember, als sie an der Halbdrow vorbeirollte.
»Oh, wirklich? Ich wüsste nicht, warum.«
»Du glaubst nicht an ›unschuldig, bis zum Beweis der Schuld‹, oder?«
»Wir haben bereits besprochen, dass dies der Beweis ist, Em.« Cheyenne schwenkte den Stapel Papiere vor sich, bevor sie ihn wieder hinter ihrem Rücken versteckte. Ein kurzer Blick in die Küche zeigte ihr, dass Matthew nicht zu sehen war. Wenn er uns beobachtet, wird er uns bei dem Lärm wenigstens nicht hören können .
»Das haben wir schon besprochen. Das beweist nicht, was wir wissen wollen.« Ember deutete mit einem Nicken in Richtung Küche und machte sich auf den Weg zu dem grauen Ledersofa, das die Ecke in der Tür einnahm. »Muss ich hier das ganze Gerede übernehmen?«
Cheyenne gesellte sich zu ihrer Freundin, warf einen misstrauischen Blick auf den roten Streifen, der sich durch den Couchtisch zog und ließ sich auf die Couch plumpsen. »Wenn das unsere Taktik ist, werden wir die ganze Nacht hier sein.«
»Glaubst du etwa, du bist die Einzige, die einigermaßen effizient magische Detektivarbeit leisten kann?«
»Wenn er dich anlächelt, ja.«
Ember verdrehte die Augen. »Bitte.«
»Im Ernst, du konntest nicht einmal einen Milchkaffee ablehnen.«
»Ich versuche, mich normal zu verhalten, Cheyenne. Obwohl offensichtlich nichts davon normal ist .«
Die Espressomaschine schaltete sich ab, gefolgt von ein paar metallischen Klopfern und dem Zischen des Milchaufschäumers.
Die Fae seufzte. »Ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber bleib ruhig und lass die Sache auf sich beruhen, okay? Ich will nicht , dass wir die ganze Zeit hier leben müssen, wenn wir uns irren.«
»Wir sind nicht im Unrecht.« Die Halbdrow stopfte den Stapel bedruckter Papiere unter ihren Oberschenkel und schaute sich im Wohnzimmer um. »Er weiß genau, was er tut. Schau, es sind schon fünf Minuten vergangen.«
»Okay. Los geht’s.« Matthew kam um die Ecke und hielt in jeder Hand eine große, graue Tasse. »Tut mir leid, dass das so lange gedauert hat. Ich werde die Maschine bald auseinandernehmen und reinigen müssen. Ich meine, ja, es ist toll, dass ich mir so eine Tasse Kaffee machen kann, wann immer ich will, aber ich vergesse immer wieder, dass ich derjenige bin, der sich darum kümmern muss, wenn etwas nicht ganz funktioniert.«
Ember lächelte ihn breit an, als er ihr eine Tasse reichte. »Ich wette, du könntest jemanden finden, der das für dich tut.«
Cheyenne blinzelte übertrieben und schloss dann ihre Augen.
Er kicherte. »Wahrscheinlich. Aber ich versuche, Aufgaben nicht auf andere abzuwälzen, wenn ich sie selbst erledigen kann, weißt du?«
»Hm.« Cheyenne lehnte sich vor und stützte ihren Ellbogen auf ihren Oberschenkel, als sie sich umdrehte und Ember mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. »Das ergibt Sinn.«
Die Fae ignorierte die Bemerkung ihrer Freundin und nahm einen Schluck von ihrem Milchkaffee. Sie riss begeistert ihre Augen auf. »O mein Gott. Das ist unglaublich.«
»Hey, danke.« Matthew hob seine Tasse in ihre Richtung und ließ sich auf den dicken, wahnsinnig bequem aussehenden Wildledersessel auf der anderen Seite des Couchtischs sinken. »Es geht doch nichts über eine gute Tasse Kaffee, oder?«
»Bist du sicher, dass du nicht heimlich ein Barista bist?« Ember kicherte und bot Cheyenne ihre Tasse an. Die Halbdrow blinzelte und das war die einzige Ablehnung, die sie ausdrücken musste.
»Nicht, soweit ich weiß.«
»Nicht einmal in einem früheren Leben?«
Matthew nahm einen langen Schluck von seinem Kaffee, schluckte und lehnte sich im Sessel zurück. »Das ist alles die Espressomaschine, ich verspreche es. Ich drücke nur ein paar Knöpfe.«
»Nun, es funktioniert.« Ember versank wieder in ihren Milchkaffee.
Cheyenne schaute ihre Freundin eindringlich an und wartete darauf, dass das Fae-Mädchen weitermachte. Ember schmatzte mit den Lippen und schloss anerkennend die Augen. Okay, genug Bullshit . »Was ist Combined Reality, Inc.?«
Matthew beugte sich vor, als er seinen nächsten Schluck nahm und lachte überrascht auf. »Combined Reality, Inc.?«
»Ja, du hast mich gehört.«
Ember schaute sie an und runzelte die Stirn.
»Es ist eine meiner kleineren Firmen.« Matthew legte seinen rechten Knöchel auf dem linken Knie ab und setzte ein breites Grinsen auf. »Ehrlich gesagt, kennen nicht viele Leute den Namen.«
»Weil du versuchst, sie zu verheimlichen?«
Ember schloss ihre Augen und flüsterte: »Ernsthaft?«
»Nein, eigentlich nicht.« Ihr Nachbar nahm noch einen Schluck von seinem Milchkaffee, bevor er die Tasse auf dem hohen Beistelltisch neben der Couch abstellte. »Weil es ein privates Unternehmen ist und im öffentlichen Sektor nicht so oft auftaucht. Wie hast du davon erfahren?«
»Ich habe es gefunden.« Cheyenne hob die Metallkugel in die Hand und warf sie quer durch das Wohnzimmer. Matthew fing sie schnell auf und betrachtete stirnrunzelnd die kaputte Kriegsmaschine. »Als ich versucht habe, herauszufinden, wie das Ding funktioniert.«
Er drehte die Kugel in seinen Händen um und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was das ist. Tut mir leid.«
»Ich spreche von der Programmierung darin, Matthew.« Cheyenne beugte sich vor und hob die Augenbrauen. »Das Zugangsdesign. Du weißt schon, das Aktivieren neuer Programme und das Weiterleiten einfacher Befehle. Das Sammeln von Informationen und das Senden an ein Kontrollzentrum. Und ich rede nicht von der Synchronisierung mit der Cloud.«
Mit einem verlegenen Lächeln untersuchte ihr Nachbar erneut die Metallkugel und schüttelte den Kopf. »Nun, wenn du nicht gerade eine private Funkfrequenz benutzt oder dich irgendwo anders in einen Server einklinkst, weiß ich nicht, wie das sonst möglich sein soll. Ich sehe hier nichts, womit man sich direkt einklinken könnte.« Er kratzte sich an der Wange und warf die Metallkugel zurück zu Cheyenne, die sie wie eine Fliege beiseite schlug.
Die Metallkugel knallte auf das Sofakissen neben ihr. »Beleidige mich nicht.«
Matthew lachte. »Im Ernst, Cheyenne, ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Dich zu beleidigen ist das Letzte, was ich tun möchte.«
»Weil du versuchst, so zu tun, als wärst du ein netter Mensch? Ich kaufe es dir nicht ab.«
»Würdest du es mir abkaufen, wenn ich dir sage, dass ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst davor habe, was du mit mir anstellen würdest, wenn ich mich mit dir anlege?«
»Du hast dich schon mit mir angelegt, Matthew.«
»Okay.« Ember stellte ihre Tasse auf dem Couchtisch ab und hob eine Hand, um Cheyennes drohenden Wutausbruch abzuwehren. »Können wir ein bisschen zurückgehen und am Anfang beginnen?«
»Was macht Combined Reality, Inc.?« Cheyenne setzte sich auf und verschränkte ihre Arme.
»Cheyenne.«
»Ich gebe ihm die Chance, alles auszusprechen, Em.« Die Halbdrow deutete in Richtung ihres ernsthaft verwirrt aussehenden Nachbarn. Er hat ein gutes Pokerface, das muss ich ihm lassen. »Jetzt hast du die Chance, darüber zu reden, was diese andere private Firma macht, Mann.«
Ember verdrehte die Augen. »Du benimmst dich wie ein Arschloch.«
»Nein, ist schon okay.« Matthew schlug die Beine übereinander und stellte beide Füße auf den Teppich unter ihnen. »Ich fühle mich geschmeichelt, dass du so interessiert bist. Wie ich schon sagte, ist Combined Reality, Inc. nicht im öffentlichen Sektor tätig.«
»Ich auch nicht.«
Mit einem Lachen zog er sich zurück. »Was?«
Ember strich sich mit den Händen über die Wangen und blickte an die Decke. »O mein Gott.«
»Wir reden nicht über öffentliche Angelegenheiten, Matthew.« Cheyenne schaute sich in seiner Wohnung um und zuckte mit den Schultern. »Wir sitzen hier in deinem Wohnzimmer. Bist du der Experte für deine eigenen Geschäfte oder muss ich jemand anderen suchen?«
»Okay. Warte mal.« Ihr Nachbar breitete seine Arme aus und blinzelte. »Ich habe kein Problem damit, darüber zu reden, aber ich dachte, ihr wolltet über eine Art von Cybersicherheitsproblem sprechen. Stimmt’s?«
»Es geht also nicht um Cybersicherheit. Alles klar.« Cheyenne nickte und zeigte auf die Metallkugel neben ihr. »Schreibt Combined Reality, Inc. die gesamte Programmierung für so etwas? Oder beherbergt ihr nur den Datenspeicher? Ich bin nicht allzu tief in die Materie eingestiegen, aber es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass die beiden nicht miteinander einhergehen.«
Matthew holte tief Luft und lächelte die Halbdrow an. »Du hast kein Problem, bei dem du meinen Rat willst, oder?«
»Oh, doch. Wir haben ein Problem. Und das bist du.« Cheyenne stand von der Couch auf und zog die bedruckten Blätter unter ihren Beinen hervor, wobei das Papier knitterte.
»Woah, Woah. Warte mal.« Ember wippte in ihrem Stuhl nach vorn, weil sie dachte, ihre Freundin würde ihm direkt an die Gurgel gehen.
Stattdessen stürmte Cheyenne um den Couchtisch herum und knallte den Stapel Papiere auf Matthews Knie. »Du kannst dich um die Beantwortung meiner Fragen drücken, so viel du willst, aber jetzt weißt du, was ich weiß. Oder zumindest einiges davon.«
Matthew sah sie stirnrunzelnd an, ohne einen Blick auf die bedruckten Blätter zu werfen. »Was ist das?«
»Ich habe zuerst gefragt.«
Er blickte auf die Papiere hinunter und blätterte eines nach dem anderen durch, wobei seine Augen die Informationen schnell überflogen, bevor er zur nächsten Seite weiterging. Dann blätterte er den Rest durch und blinzelte. »Wow. Das ist wahnsinnig gründlich.«
»Ich warte immer noch auf eine gründliche Erklärung.« Cheyenne trat von ihm weg und verschränkte ihre Arme. »Nur zu. Geh so viel davon durch, wie du willst. Ich weiß, dass du weißt, was du vor dir hast.«
»Natürlich weiß ich das.« Matthew schmunzelte und strich sich über das Kinn. »Das sage ich nicht zu vielen Leuten, Cheyenne. Ich will dich auf keinen Fall beleidigen, also hoffe ich, dass du es als Kompliment verstehst, wenn ich sage, dass ich wirklich beeindruckt bin, dass du das alles gefunden hast.«
»Toll. Jetzt sag mir, was zum Teufel du mit diesen Programmen machst.«
Er lachte ungläubig und schüttelte den Kopf, als er den Rest des Stapels durchblätterte. »Ich habe eine der führenden Cybersicherheitsfirmen des Landes von Grund auf aufgebaut. Ich habe alle unsere Prozesse selbst geschrieben, also weiß ich, wie stark meine eigene Datensicherheit ist. Mal im Ernst, wie bist du darangekommen?«
»Das geht dich nichts an.« Cheyenne zeigte auf die Papiere. »Aber offensichtlich mischst du dich in meine Angelegenheiten ein.«
»Mir war nicht bewusst, dass das etwas mit dir zu tun hat.«
»Lass den Scheiß, Mann!« Sie ballte die Fäuste und atmete langsam durch die Nase. Sie kämpfte gegen den Drang an, in die volle Drow-Wut auszubrechen und dem Kerl auf andere Weise Feuer unter dem Hintern zu machen. Ein funkensprühendes Knäuel schwarzer Energie direkt vor seiner Nase würde ihn zum Reden bringen. Atme einfach weiter. »Ich habe gefunden, was du versteckst, okay? Das Spiel ist vorbei. Du programmierst und synchronisierst diese Maschinen und du musst jetzt reden, bevor ich …«
»Cheyenne!« Embers lauter Befehl klang so sehr nach Bianca Summerlin, dass er die Halbdrow aus ihrer Wut riss.
Sie drehte sich um und sah ihre Freundin an. »Was ?«
»Können wir kurz unter vier Augen reden? Vielleicht draußen auf dem Flur?«
»Nein, nein. Bleibt hier.« Matthew wedelte mit den Papieren in seiner Hand und starrte sie an, als er vom Sofa aufstand. »Ich bin froh, wenn ich euch etwas Freiraum geben kann. Ich sollte wahrscheinlich sowieso ein paar E-Mails schreiben.« Er sah Cheyenne mit einem verwirrten Lächeln an.
»Geh deine E-Mails schreiben.« Sie verschränkte die Arme und blickte ihm hinterher, als er um die Ecke in den hinteren Teil seiner Wohnung ging und vor sich hin kicherte. Das läuft nicht so, wie ich wollte.