Kapitel 6

C heyenne beschwor einen Schwall knisternder, violettfarbener Funken in ihrer Handfläche und sah ihren Kriegsmaschinenbauer-Nachbarn eindringlich an.

»Woah, Woah.« Matthew lehnte sich in der Couch zurück, hob beide Hände und beäugte ihre warnende Magie. »Was machst du da?«

»Das wollte ich schon tun, als du das erste Mal in unserer Wohnung aufgetaucht bist und dich vorgestellt hast.« Sie zuckte mit den Schultern. »Glaub mir, das ist nur ein Bruchteil von dem, was ich tun kann.«

Ember sah sie aus dem Augenwinkel an und schüttelte den Kopf ein wenig.

»Okay.« Matthew betrachtete blinzelnd die violettfarbenen Funken, die zwischen Cheyennes Fingern sprühten. »Ich weiß nicht, warum du mir mit dem Zeug drohst.«

»Weil du derjenige bist, der alles viel schwerer macht, als es sein müsste.«

»Hey, ich habe gerade erst herausgefunden, dass ihr beide zu dieser ganz anderen Welt gehört, okay? Das war zwar kein allzu großer Schock, aber gib mir ein paar Sekunden Zeit.«

Ember und Cheyenne starrten ihn eine Weile an, dann hob die Halbdrow ihre lilafarbenen Funken und legte den Kopf schief. »Also gut, die Sekunde ist um. Warum arbeitest du mit den Arschlöchern zusammen, die die O’gúl-Technik betreiben?«

»Warum ?« Matthew lachte schief. »Es ist nur ein Geschäft. Ich bin mir nicht sicher, ob du sie Arschlöcher nennst, weil sie speziell mit mir zusammenarbeiten oder weil sie aus Narnia kommen oder so.«

»Ambar’ogúl«, warf Ember ein.

Er zuckte mit den Schultern. »Okay.«

Cheyenne löschte die Funken in ihrer Hand und legte den Kopf schief. »Du willst also einen Deal mit einem Haufen O’gúl-Loyalisten abschließen, hast aber keine Lust, den Rest der Terminologie zu lernen, was?«

»Ich verstehe nicht, warum das so eine große Sache ist. Ich dachte, ihr magischen Wesen haltet hier alle zusammen?«

Embers violett schimmernden Augen verengten sich. »Meinst du das ernst?«

»Ja.« Matthew warf einen Blick auf die Fae und die Halbdrow, die in seinem Wohnzimmer saßen und stieß dann ein Lachen aus. »Hey, zugegeben, die Details sind mir egal. Sie kamen zu mir und fragten, ob ich ihnen helfen könnte, diese Maschinen anzutreiben, über die du dich so aufregst, weil sie hier nicht funktionieren sollen.«

»Du hilfst den falschen magischen Wesen.« Cheyenne holte tief Luft, schluckte und zwang sich zurück auf den Boden der Tatsachen. Vielleicht hätte ich Lumil bitten sollen, mit uns zu kommen. »Woher wussten sie, dass sie zu dir kommen mussten?«

Er runzelte die Stirn. »Ich schätze, ich habe Freunde an den richtigen Stellen.«

»Ja, ich auch.«

»Okay.«

»Weißt du was? Du musst anfangen zu reden und ein paar Informationen preisgeben.« Cheyennes Drowmagie flammte in ihr auf, auch wenn sie sich bemühte, sie unter Kontrolle zu halten. »Ich werde ein bisschen unberechenbar, wenn Leute meine Fragen nicht beantworten.«

»Ich bin nicht verpflichtet, eine davon zu beantworten.« Matthew lächelte. »Solange du keinen Haftbefehl gegen mich erwirken kannst oder mir Handschellen anlegst und mich auf ein Dungeons and Dragons-Revier schleppst, wird sich das nicht ändern. «

»In Ordnung, das reicht.« Cheyenne sprang von der Couch auf und ließ eine Kugel aus knisternder, schwarzer Energie in ihren Händen zum Leben erwachen. Matthew wich in seinem Stuhl zurück und starrte die Kugel an.

Ember griff nach ihren Rädern. »Cheyenne!«

»Ich habe es versucht, Em. Das habe ich wirklich. Wenn Matthew Thomas mit harten Bandagen kämpfen will, gut. Ich kann mithalten.«

Embers Zögern, etwas anderes zu sagen oder zu tun, ließ Matthew noch weiter gegen das Polster der Couch zurückweichen. »Ist das jetzt dein Ernst?«

»Bei diesen Dingen versteht sie keinen Spaß.« Ember blickte auf die schwarze Energie in der Hand ihrer Freundin. »Also ja, sie meint es ernst.«

»Wenn du mich mit diesem Ding schlägst …«, murmelte Matthew, »… wird das nicht gut für dich ausgehen. Wenn mich jemand tot oder schwer verletzt in meiner Wohnung findet «

»Ja, du hast recht.« Cheyenne ging einen Schritt auf ihn zu und beobachtete seine Reaktion. Er ist verängstigt und gleichzeitig völlig ernst. »Ich habe nicht die Angewohnheit, Leute anzugreifen, die nicht ausdrücklich etwas falsch gemacht haben. Du hast immer noch nicht viel preisgegeben.«

»Ich habe doch gesagt, es ist rein geschäftlich

»Em, wir haben doch ein Seil in der Wohnung, oder?«

Matthew sah die leuchtende Fae im Rollstuhl an. »Was?«

Ember verengte ihre Augen. »Wir werden ihn nicht an den Stuhl fesseln, Cheyenne.«

»Gut. Keine Magie. Kein Seil. Ich schätze, ich werde ihn einfach so lange verprügeln, bis er etwas Sinnvolles sagt.«

»Was

»Nein, das wirst du nicht. Noch nicht.« Ember drehte sich zum Sofa um und warf der Halbdrow einen strengen, warnenden Blick zu. »Beruhige dich.«

Cheyenne hob eine Augenbraue und löschte die Energiekugel. Okay, endlich äußert sie sich auch mal .

Ember schob ihren Rollstuhl so nah wie möglich an Matthews Sessel heran und beugte sich vor, um sein Gesicht zu mustern. »Es sieht vielleicht nicht so aus mit all dem Lila und Rosa und der leuchtenden Aura, aber glaub mir, wenn ich sage, dass ich genauso sauer darüber bin wie sie, herauszufinden, dass du derjenige bist, der unser Leben viel komplizierter macht, als es sein sollte.«

»Ember.«

»Nein, ich rede jetzt. Du bekommst deine Chance, wenn ich fertig bin und ich hoffe, dass du auf jede einzelne Frage, die wir dir stellen, die richtigen Antworten gibst.« Die Fae zeigte auf Cheyenne, ohne den Blick von Matthews blauen Augen zu lösen. »Denn im Moment bin ich das Einzige, was zwischen dieser Drow und der Zerstörung deiner Wohnung steht. Wenn das passiert, liegt die ganze Sache nicht mehr in meiner Hand.«

»Mein Gott«, flüsterte Matthew. »Ich dachte, du wärst die Nette.«

»Lustig. Ich dachte auch, du wärst nett.«

Er sah in Embers große Augen. »Okay.«

Cheyenne lehnte sich vor. »Okay, was?«

»Okay, fragt mich, was immer ihr mich fragen wollt. Ich meine, das sind alles private Geschäftsbeziehungen, aber es ist ja nicht so, dass ich etwas zu verbergen hätte.«

»Nein, nur dass du alle Daten darüber unter viel zu vielen Schichten verschlüsselst.«

»Das ist die Art, wie ich die Dinge angehen muss.« Matthew sah sie stirnrunzelnd an. »Gerade du solltest wissen, wie gefährlich Technologie und Informationen in den falschen Händen sein können.«

»Die falschen Hände ?« Ember sah Cheyenne an und lachte ungläubig. Dann zeigte sie auf Matthew. »Du bist derjenige, der sie in die falschen Hände gegeben hat.«

»Hey, ich habe nur geholfen, die Programme zu schreiben. Ich habe die Ressourcen, die ich hatte, in die Entwicklung des Codes gesteckt. Diese magischen Leute sagten mir, dass die Ausrüstung, die sie aus der anderen Dimension mitgebracht hatten, veraltet und technisch minderwertig war und dass sie Hilfe benötigten, um sie hier zum Laufen zu bringen. Ich kann euch sagen, dass das Zeug, das sie mir am Anfang gegeben haben, viel fortschrittlicher ist als neunundneunzig Prozent der Sachen, die ich in unserer eigenen Welt gesehen habe.«

»Es ist ein Portal zu einer Verbindungswelt«, murmelte Cheyenne.

»Hm?«

»Keine andere Dimension.«

Matthew schloss die Augen und schüttelte den Kopf in ruckartigen Zuckungen. »Das ist eine irrelevante Unterscheidung, aber okay.«

»Das ist nicht irrelevant.« Ember legte den Kopf schief und rümpfte die Nase, während sie seinen ahnungslosen Gesichtsausdruck musterte. »Und es hört sich so an, als ob du das als unwichtig abtust, was uns in dieses ganze Schlamassel gebracht hat.«

»Ich versteh’s immer noch nicht.« Er warf einen Blick auf die magischen Wesen, die vor seinem Sessel saßen. »Was haben die privaten Transaktionen meines Unternehmens mit euch zu tun? Abgesehen davon, dass ihr irgendwie herausgefunden habt, wie ihr die Verbindung herstellen könnt.«

Cheyenne seufzte, richtete ihren Blick an die Decke und biss die Zähne zusammen. »Er hat keine Ahnung.«

»Offensichtlich.« Ember verschränkte ihre Arme.

»Wer hat für dich den Kontakt mit den magischen Wesen hergestellt, die wollen, dass Matthew Thomas Programme schreibt, die mit der O’gúl-Technologie funktionieren?«

»Mein Onkel.«

»Dein Onkel?«

Matthew zuckte mit den Schultern. »Ja. Ich nehme an, ihr wisst über die Fantasy Realm Bescheid, richtig?«

Ember schnaubte. »Redest du von Ambar’ogúl?«

»Was? Nein, nicht dieser Ort.« Matthew rieb sich die Stirn und suchte nach den richtigen Worten. »Die Organisation. ›Fantasy Realm on Earth‹.«

Ember stieß ein bitteres Lachen aus. »Matthew, jemand hat dich mit falschen Informationen gefüttert.«

»So nennt es mein Onkel, seit er mich diesen anderen seltsam aussehenden Typen vorgestellt hat.«

Cheyenne zog die Augenbrauen hoch. »Meinst du das ernst?«

»Ich habe gesagt, dass ich eure Fragen beantworte, aber diese fühlt sich nicht wie eine echte Frage an.«

»Hör auf zu reden.« Die Halbdrow drehte sich zu Ember um, presste die Lippen zusammen und runzelte die Stirn. »Er redet über die FRoE.«

Ember blinzelte schnell und drehte ihren Kopf, um Matthew einen Seitenblick zuzuwerfen. »Fantasy Realm on Earth?«

Er breitete seine Arme aus.

»Das ist der schlechteste Name überhaupt für eine Organisation.«

Cheyenne seufzte. »Wir wissen ja bereits, dass es der FRoE ziemlich an Fantasie mangelt. Ihre schlechten Entscheidungen überraschen mich nicht mehr.«

»Warte, ihr kennt sie auch?«

»Hey.« Ember stieß ihn mit dem Finger an. »Wir sind die, die dir Fragen stellen. Wen wir kennen, spielt für dieses Gespräch keine Rolle.«

Matthew kicherte nervös. »Findet ihr nicht, dass das ein bisschen einseitig ist?«

Cheyenne wirbelte herum und funkelte ihn an. »Ja, es ist einseitig, weil du es versaut hast!«

»Woah.« Er hob seine Hände wieder und lehnte sich zurück gegen den Sessel.

»Dein Onkel arbeitet also für die FRoE?«

»Nein. Er ist ein privater Investor.«

»Oh, sicher. Natürlich.« Cheyenne fuhr sich mit den Händen durch ihr weißes Haar, wobei die Ketten an ihren Handgelenken klirrten. »Wann hat er dir die magischen Wesen vorgestellt?«

»Vor ungefähr fünf Jahren.«

Ember biss sich auf die Unterlippe. »Scheiße, das ist eine lange Zeit.«

»Ja.« Cheyenne blickte zu ihrem Nachbarn. Wir erfahren erst jetzt davon und sehen, dass diese Technik in Betrieb ist. Jemand hat viel zu lange daran gearbeitet, als dass es darum gehen könnte, mir meine Prüfungen zu erschweren. »Und du hast einfach ihr Geld genommen und gesagt, du würdest alles tun, um zu helfen, ja?«

»So läuft das Geschäft, Cheyenne. So verdiene ich meinen Lebensunterhalt.«

»Wie schön für dich. Ich könnte jetzt behaupten, dass es mir leidtut, dir das sagen zu müssen, aber das tut es nicht.« Sie zeigte wieder auf die Metallkugel. »Du verdienst deinen Lebensunterhalt mit magischen Wesen, die diese Technologie, für die du Programme geschrieben hast, in öffentliche Räume schicken und versuchen, Leute zu töten

Matthew runzelte die Stirn. »Okay, jetzt kann ich nicht mehr zwischen der Wahrheit und deinem Versuch, mich einzuschüchtern, unterscheiden.«

Ember schluckte und sah Matthew mit gerunzelter Stirn an. »Glaubst du, wir würden uns so etwas zum Spaß ausdenken?«

»Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was ihr tun würdet. Ich habe keine Ahnung, wer ihr seid.«

»Dabei hast du dich besonders angestrengt, nicht wahr?« Cheyenne hob eine Augenbraue. »Ich wette, das ist jetzt ziemlich enttäuschend für dich.«

»Ja, ein bisschen.«

»Okay, haltet ihr beide einfach mal die Klappe?«, unterbrach Ember das Gespräch und streckte jedem von ihnen eine Hand entgegen. »Bitte.«

Cheyenne atmete tief durch und trat zur Seite, um ihnen allen dreien ein wenig mehr Platz zu geben.

»Matthew, wir sind nicht hier, um über dich als Person zu urteilen.«

Cheyenne schnaubte. »Du vielleicht nicht.«

Ember warf ihrer Freundin einen langen, warnenden Blick zu, woraufhin Cheyenne sich abwandte und an der Nase kratzte. »Wir sind hier, weil genau das mit dieser ganzen Technologie passiert. Die magischen Wesen, die sie kontrollieren, versuchen, Leute zu töten.«

»Das ist Irrsinn.«

»Und es ist echt.« Sie hob die Augenbrauen. »Im Moment greifen sie nur andere übernatürliche Wesen an, aber es ist nicht so abwegig, dass die magischen Wesen, die diese Maschinen betreiben, sich irgendwann auch gegen Menschen wenden.«

Matthew versuchte, seine Ungläubigkeit mit einem Schmunzeln zu überspielen. »Ich kann nicht einmal verstehen, was du mir gerade sagen willst.«

Cheyenne lachte spöttisch. »Weißt du, für jemanden, der angeblich ein Genie in Sachen Cybersicherheit und führend in vier verschiedenen Branchen ist, bist du ziemlich dumm.«

»Jetzt bist du einfach nur fies.«

»Hey! Komm schon.« Ember zeigte auf die Halbdrow. »Hör auf damit. Ich mein’s ernst. Matthew, wir beide haben diese Dinger schon in Aktion gesehen. Die Metallkugel auf deiner Couch stammt von einem O’gúl-Kampfpanzer im Einsatz. Ja, er hat uns angegriffen. Ich wurde im Schlaf fast von einem Haufen anderer Maschinen getötet, die wie Käfer aussahen und ein paar fiese Eigenschaften hatten, aber das ist alles dasselbe Zeug. Dieselbe Technologie, mit der du deine Programme in den letzten fünf Jahren angetrieben oder zumindest verbunden hast.«

»Vergiss nicht das Ding, das sich in Peridosh den Tunnel gegraben hat«, murmelte Cheyenne.

»Oh, ja. Das hätte uns beide fast erwischt.«

»Und die Fliege in der Uni.«

Matthew räusperte sich. »Was ist Peridosh?«

»Nichts, was du jemals zu sehen bekommen wirst.« Cheyenne legte ihren Kopf schief. »Wir denken uns das nicht aus. Viele unschuldige magische Wesen wurden von diesen Maschinen angegriffen und verletzt. Nicht nur wir. Und es hätte für viel mehr von uns viel schlimmer kommen können. Wir können sie nicht ewig aufhalten, also musst du dein System sofort abschalten.«

»Nein.« Das unsichere Lächeln auf Matthews Gesicht verschwand. »Ich werde nicht die letzten fünf Jahre hochentwickelter Arbeit wegwerfen, die meine Firma erfolgreich abgeschlossen hat. Es ist mir egal, wer ihr seid und was ihr vorhabt. Ich werde nicht einfach das ganze Projekt verwerfen.«

»Du bist wirklich dumm.«

»Sicher, vielleicht.« Die Stimme des Mannes wurde immer lauter, während er versuchte, seine Fassung zu bewahren.

Cheyenne sah ihn finster an. Entweder wird seine Stimme brechen oder er wird zusammenbrechen .

»Mach mit meiner Wohnung, was du willst, Cheyenne. Ich kann alles hier drin ersetzen.«

Als sie tief einatmete und den Mund öffnete, um zu antworten, fügte Ember schnell hinzu: »Tu nichts.«

»Wie sollen wir das sonst aufhalten, hm?«

»Nicht, indem ihr die Combined Reality, Inc. und diese Programme niederreißt.« Matthew schniefte und legte wieder einen Knöchel auf dem anderen Knie ab, aber seine lässige Art war nicht überzeugend. »Außerdem haben eure Freunde jetzt schon ihre eigenen Kontrollzentren. Wir aktualisieren das System nur einmal im Monat und überprüfen, ob es Probleme gibt. Ab und zu hat jemand eine gute Idee, die wir dann mit einfließen lassen.«

»Dann hört auf damit!« Cheyenne schüttelte den Kopf. »Gebt diesen Leuten nichts Besseres zum Arbeiten. Das ist schon mal ein guter Anfang.«

»Ich kann keine Versprechen geben.«

»Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich nicht mitten in der Nacht zurückkomme und dich fessle, wie ich es von Anfang an tun wollte.«

Ember ließ den Kopf hängen und rieb sich die Schläfen. »Ich gebe auf.«

Cheyenne und Matthew starrten sie an, dann atmete die Halbdrow schwer aus und blähte die Wangen auf. »Sag uns einfach, zu wem wir gehen müssen, damit es bei ihnen aufhört.«

Er schaute sie langsam an und seine Nasenlöcher blähten sich auf, als hätte er plötzlich einen Drow-Geruchssinn entwickelt. »Du weißt schon, dass das meine Arbei t ist, oder? Ich kann diese Informationen nicht einfach weitergeben, ohne ernsthafte Verluste zu erleiden, vor allem nicht bei dieser Art von Geschäftsbeziehung.«

»Ja, das ist mir klar. Dir ist klar, dass dies buchstäblich das Ende der Erde bedeutet, wenn du dich nicht zusammenreißt und mir sagst, was ich wissen will, richtig?«

»Zu übertreiben, wird dich nicht weiterbringen.«

»Ich übertreibe nicht!« Ein schwarzer Energiestoß flog aus ihrer Hand, bevor sie ihn aufhalten konnte und riss die Armlehne des Sofas auf, sodass ein Fetzen der zerstörten Polsterung und der flauschigen Füllung hochflog. Sie und Matthew starrten auf das Loch. Tief durchatmen, Cheyenne. So solltest du das nicht handhaben. »Tut mir leid.«

Er schluckte schwer und zuckte schwach mit den Achseln. »Besser das als ich.«

Cheyenne strich sich die Haare aus dem Gesicht und versuchte es erneut. »Hör zu, ich kämpfe schon die ganze Woche gegen diese Dinger. Ich habe einen ganzen Haufen dieser Maschinenteile gefunden, die über die Grenze geschmuggelt werden und jetzt weiß ich, wer dafür verantwortlich ist, dass sie in Waffen verwandelt werden – Waffen, die diese magischen Wesen gegen uns alle hier einsetzen wollen, egal, was wir sind. Ich habe einen Haufen Dinge gesehen, die du dir nicht vorstellen kannst und wir müssen deine Kunden finden, bevor sie das tun. Du musst uns dabei vertrauen.«

Matthew rümpfte die Nase. »Warum?«

Sie warf einen Blick auf das verkohlte Loch in der Armlehne und zuckte mit den Schultern. »Weil ich das Sofa getroffen habe und nicht dich.«

Matthew leckte sich nachdenklich über die Lippen und schaute kurz zu Ember, die ungläubig auf ihren Schoß blickte, bevor er schließlich nickte. »Okay. Bevor ihr nach einer Erklärung fragt: Ja, das bedeutet, dass ich euch einen Namen geben werde.«

Ember riss ihren Kopf überrascht hoch. »Wirst du das?«

»Ja.« Er begann aufzustehen und hielt inne, als er sah, dass Cheyenne ihn immer noch eindringlich ansah. Dann breitete er die Arme aus. »Ist es okay, wenn ich mein Handy aus der Küche hole?«

»Wenn es sein muss.«

»In Ordnung.« Matthew warf den beiden noch einen zögernden Blick zu, dann stand er auf und verließ das Wohnzimmer, indem er um das Sofa herumlief.

»Lass dir nicht zu viel Zeit«, rief die Halbdrow ihm nach.

»Ich hole nur mein Handy, Cheyenne. Entspann dich.«

Sie seufzte und begegnete Embers Blick. Die Fae rümpfte die Nase und murmelte: »Ich bin die Einzige, die dir das sagen darf.«

»Ich weiß.« Cheyenne betrachtete die Wand, die das seltsam abgeteilte Wohnzimmer von der Küche und dem Rest der Wohnung trennte. »Diesmal lasse ich es durchgehen.«

»Und wenn er das noch mal macht, sprenge ich ein Loch in die andere Armlehne.«

Trotz ihrer wachsenden Frustration über das ganze Gespräch lächelte die Halbdrow. »Glaubst du, du schaffst das?«

»Cheyenne, ich habe ein ganzes Zauberbuch. Wenn du denkst, dass ich noch nicht so etwas Gefährliches wie deine Drow-Feuerkugeln gefunden habe, kann ich dir gerne beweisen, dass es so etwas sehr wohl gibt.«

»Nein, alles in Ordnung.«

Ember unterdrückte ein Lachen und drehte sich vom Sessel weg, als Matthews Schritte wieder auf sie zukamen.