Kapitel 7

Z ugegeben«, begann Matthew, während er durch die Kontaktliste scrollte, die er auf seinem Handy gespeichert hatte, »Ich schicke dir die Daten von einem Typen, den ich wirklich nicht mag.«

»Hm.« Cheyenne verschränkte die Arme. »Heißt das, dass es ein guter Ort für uns ist, um da anzufangen?«

»Nicht unbedingt.« Er sah sie einmal an und wandte sich dann wieder seinem Handy zu. »Aber wenn einer dieser magischen Menschen etwas Zwielichtiges mit dem System macht, wie ihr das glaubt, dann wäre er mein erster Kandidat.«

Ember schloss ihre Augen. »Magische Wesen, Matthew.«

»Was?«

»Nenn sie magische Wesen, nicht magische Menschen. Du hörst dich an, als hättest du keine Ahnung, wovon du redest und es ist schwer, dich ernst zu nehmen.«

»Oh.« Er schenkte ihr ein verlegenes Lächeln und zuckte mit den Schultern. »Klar, ja. Magische Wesen. Okay, wie soll ich das also rüberschicken?«

Er und Ember sahen Cheyenne an. Die Halbdrow wich zurück. »Ich weiß es nicht. Hol dir ein Stück Papier und einen Stift oder so.«

»Oder ich könnte es einfach an Ember schicken.«

»Bitte nicht.« Das Fae-Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass irgendetwas davon auf meinem Handy ist. Und Cheyenne, komm nicht auf die Idee, uns einzureden, du hättest nicht auch einen Haufen Sachen auf deinem Handy, die vor jedem verborgen bleiben, der nachschaut.«

Cheyenne verdrehte die Augen. »Komm schon. Ich würde nicht versuchen, jemanden das einzureden.«

»Also, wie lautet deine Nummer?«, fragte Matthew. »Ich schicke dir alles als Nachricht.«

Sie sah ihn ausdruckslos an, bis Ember der Halbdrow einen Klaps auf den Arm gab. »Okay, gut. Gib es her.«

Matthew gab ihr sein Handy und sie tippte schnell ihre Nummer ein, bevor sie ihm das Gerät zurückwarf.

»Komm nicht auf die Idee, mir einen Haufen Mist zu schicken, um den ich nicht gebeten habe, okay? Das ist kein Freifahrtschein.«

Matthew schnaubte, während er die Informationen, die er hatte, in einer Nachricht übermittelte. »Glaub mir. Ich bin nicht im Geringsten daran interessiert, irgendetwas davon zu tun.«

»Gut.« Sie verschränkte die Arme und beobachtete ihn, bis er fertig war und sein Handy auf den Sessel neben sich fallen ließ.

»So. Ihr habt einen Namen, ein paar Adressen und ein paar zusätzliche Informationen. Das ist alles, was ich euch geben kann, ohne alles kaputt zu machen, was ich zu tun versuche.«

»Mach dir keine Sorgen, Matthew. Wir werden dein kleines Imperium noch nicht stürzen.« Cheyenne schnappte sich die Metallkugel von der Couch und wandte sich zum Gehen, hielt dann inne und zwang sich, ihm noch einmal in die Augen zu sehen. »Danke, dass du endlich geholfen hast.«

»Danke, dass du mich nicht an einen Stuhl gefesselt hast.«

Sie nickte und machte sich auf den Weg zu seiner Haustür, während Ember tief durchatmete und ihren Rollstuhl umdrehte, um ihr zu folgen.

»Ember, kann ich kurz mit dir allein reden?«

Ember blieb stehen und begegnete Cheyennes Blick. Die Halbdrow öffnete die Haustür und zeigte in den Flur. »Ich gehe nur nach Hause.«

Sie trat in den Flur und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung, ohne sich die Mühe zu machen, seine Tür hinter sich zu schließen.

Ember blinzelte und drehte sich wieder auf ihrem Stuhl, um Matthew anzuschauen. »Was ist los?«

»Ich versuche nur, den Leuten zu helfen. Ich meine, ja, das ist mein Geschäft und mein Lebensunterhalt und ich muss bestimmte Dinge tun, damit alles so läuft, wie es laufen soll.« Er lehnte sich zu ihr. »Aber ich würde niemals freiwillig mit jemandem Geschäfte machen, wenn ich wüsste, dass er meine Arbeit und meine Dienste dazu benutzt, Menschen zu verletzen. Das musst du mir glauben.«

Ember schenkte ihm ein kleines, geduldiges Lächeln. »Ich will es glauben. Vielleicht hattest du keine Ahnung, was passiert ist, aber du hast im Moment viel gegen dich selbst in der Hand. Ich hoffe nur, du hast Cheyenne keine schlechten Informationen gegeben, die sie nicht nutzen kann. Um deinetwillen, meine ich.«

»Nein, das wäre ziemlich dumm von mir, oder?«

»Ja.« Als er nichts weiter sagte, drehte sie ihren Stuhl wieder zur Tür.

»Ich hoffe, das ändert nichts«, platzte es aus ihm heraus. »Du weißt schon, zwischen uns. Was auch immer das sein mag. Denn ich mag es, Zeit mit dir zu verbringen, so wie wir es bisher getan haben.«

Ember schaute über ihre Schulter und hob die Augenbrauen. »Ehrlich gesagt, ist das das Letzte, woran ich im Moment denke. Du warst immer sehr hilfsbereit und anständig zu mir , aber das alles? Das ändert die Dinge irgendwie schon, ja. Vermassle nur nichts, dann verbringen wir vielleicht wieder Zeit miteinander. Ich weiß es nicht.«

»Okay. Ja.« Matthew nickte, senkte den Kopf und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Danke, dass du ehrlich zu mir warst.«

»Ebenfalls.« Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, rollte sie durch den Flur und durch die offene Tür ihrer Wohnung auf der anderen Seite. Das Letzte, was Matthew sah, bevor Ember die Tür hinter sich schloss, waren Cheyennes glühende, goldene Augen, die sein Gesicht fixierten.

»Arschloch«, murmelte sie und starrte immer noch auf die geschlossene Haustür.

»Hör auf.« Ember drehte sich in Richtung Küche. »Wir haben getan, was wir tun wollten und du hast einen Namen bekommen, ohne dass wir alles in die Luft jagen mussten.«

»Ja, aber wir wissen nicht, ob das der Name ist, den wir wollen. Er könnte nutzlos sein.«

»Das weiß ich.« Ember schnippte mit der Hand in Richtung des Schranks über der Spüle, der sich mit einem violettfarbenen Lichtblitz öffnete, bevor eines ihrer Trinkgläser aus dem Schrank in ihre Hand schwebte. Sie nahm es mit zum Kühlschrank, um es aus dem Wasserspender in der Tür zu füllen. »Wir können trotzdem nicht davon ausgehen, dass er uns immer anlügt.«

»Em, wir mussten ihm das zeigen, damit er die Wahrheit sagt.« Die Halbdrow deutete auf ihren Körper, der immer noch Cheyennes Drowgestalt zeigte. »Er weiß seit mindestens fünf Jahren, dass die andere Seite und die magischen Wesen hier sind, also viel länger, als ich erwartet hatte, und wir mussten ihm das ins Gesicht sagen, bevor er uns etwas erzählen wollte.«

»Na ja, nur reden hat bei dir anfangs auch nicht besonders gut funktioniert, oder?« Ember nahm einen langsamen Schluck Wasser und stürzte dann das halbe Glas hinunter.

»Das ist etwas ganz anderes.« Cheyenne lehnte sich gegen die Rückenlehne der Couch und verschränkte die Arme. »Ich habe den O’gúl-Loyalisten kein Programm geliefert, das ich geschrieben habe, um ihnen zu helfen, Kriegsmaschinen zu betreiben. Ich hatte mit nichts anderem zu tun, sondern nur versucht, mich vor allen zu verstecken.«

»Ich will damit nur sagen, dass du nicht nachgegeben hast, bis dir jemand Beweise vor die Nase gehalten hat. Es ergibt Sinn, dass er das auch brauchte.«

»Ich mag es wirklich nicht, mit ihm verglichen zu werden.«

Ember trank den Rest ihres Wassers aus und stellte das Glas unter den Spender, um es nachzufüllen. »Ich weiß, aber denkst du nicht, dass es eine Lösung ist, Gemeinsamkeiten mit Leuten zu finden, die wir nicht mögen? Wir beide kennen dich doch besser.«

Cheyenne blickte ihre Freundin eine Weile an, die jetzt viel langsamer trank. Sie sieht mich absichtlich nicht an. Ich verstehe schon.

Die Halbdrow ging um die Couch und den Couchtisch herum und ließ sich in den trockenen Ledersessel sinken. Dann zog sie ihr Handy heraus und öffnete die Nachricht mit der Datei, die Matthew ihr geschickt hatte. Es sieht echt aus. Zeit, das zu überprüfen.

»Du hast doch nicht vor, dich danach wieder mit ihm zu treffen, oder?«

Ember stellte ihr Glas auf der Granitarbeitsplatte der Kücheninsel ab, das dabei laut klirrte, bevor sie zurück ins Wohnzimmer rollte. »Ich habe keine Ahnung. Ich könnte sagen, dass es dich nichts angeht, aber das wäre nicht wahr, nach dem, was wir jetzt über ihn wissen.«

»Genau. Du weißt es nicht?«

»Nein. Jetzt lass uns zu der wichtigeren Frage übergehen, nämlich warum du Corian noch nicht angerufen hast, um den Kerl zu verfolgen.«

»Was denkst du, was ich gerade mache?« Cheyenne hielt ihr Handy hoch und rief dann den Nachtpirscher an, der ihr Ex-Mentor war.

Er nahm nach dem zweiten Klingeln ab und fragte ruppig und leicht alarmiert: »Alles in Ordnung?«

»Woah. Ja. Hier ist alles in Ordnung. Bei euch?«

»Ich habe den ganzen Nachmittag damit verbracht, L’zars verdammtes Publikum nach Hause zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit sind.« Corian senkte seine Stimme, seine Lippen streiften den Lautsprecher seines Telefons. »Dafür könnte ich ihn umbringen.«

»Nun, da halte ich mich lieber raus. Solange heute alle gut zu Hause angekommen sind, würde ich sagen, dass wir es geschafft haben. Ich habe ein paar Informationen für dich.«

»Was denn?«

Cheyenne schaute Ember an, die ihre Hände hob und langsam wieder senkte und ›vorsichtig‹ murmelte. »Ich habe den Kerl gefunden, der das Programm geschrieben hat, das die Kriegsmaschinen antreibt.«

»Wer ist es?«

»Der Besitzer einer Firma, die …«

»Hey!« Corian zog das Handy von seinem Mund weg und rief: »Wenn das jetzt wirklich sein muss, wisst ihr, wie das läuft. Macht das draußen.« Er räusperte sich. »Tut mir leid.«

Cheyenne schmunzelte. »Die Kobolde?«

»Nein, es sind die anderen nervigen magischen Wesen, die sich nicht lange genug zusammenreißen können, um den Rest von uns mit ihrem ständigen Gezeter zu verschonen.« Der Nachtpirscher seufzte. »Was wolltest du gerade sagen?«

»Das Unternehmen heißt Combined Reality, Inc. Es ist im Privatbesitz von ThomasSafe. Ember und ich haben uns mit dem Besitzer getroffen und er hat uns den Namen einer seiner Kunden genannt, der offenbar diese Software und die Betriebssysteme besitzt, auf denen die O’gúl-Technologie läuft.«

»Moment mal. Du hast den Besitzer dieser Firma aufgesucht, ohne es mir vorher zu sagen?«

»Ähm … ja.«

»Cheyenne, ich muss dir nicht erklären, wie vorsichtig wir mit all dem sein müssen. Wenn du durch die Gegend rennst und Fragen stellst, die uns alle entlarven könnten, dann …«

»Mein Gott, hör auf, dich aufzuregen und lass mich ausreden.« Cheyenne stand vom Sessel auf und stellte das Telefonat auf Lautsprecher, da sie seine Stimme nicht so nah an ihrem Ohr haben wollte. Als er nichts weiter sagte, interpretierte sie dies als Zustimmung. »Wir sind nicht durch die ganze Stadt gerannt, okay? Der Typ wohnt nur zufällig in unserem Gebäude.«

Es gab ein lautes Klicken und die Leitung war tot.

Ember beäugte das Handy. »Hat er gerade aufgelegt?«

Cheyenne schnalzte verärgert mit der Zunge. »Ja. Ohne mir überhaupt zuzuhören.«

»Ist hier alles in Ordnung?« Ember schrie auf und zuckte in ihrem Stuhl zusammen, als ein Oval aus schimmerndem Licht einen Meter vor ihr auftauchte.

Corian stürmte aus seinem Portal, wich schnell dem Rollstuhl des Fae-Mädchens aus und ging auf die Haustür zu. »Sagt mir, wo er ist.«

»Warte mal.« Cheyenne warf ihr Handy auf den Sessel und rannte ihm hinterher. »Corian, warte.«

»Das tue ich. Ich warte darauf, dass ihr mir sagt, wo dieser Scheißkerl ist, damit ich ihm jede klitzekleine Information entlocken kann, bevor ich ihm den Hals umdrehe. Wie ist sein Name?«

»Nein!« Ember rollte schnell auf sie zu und das violettfarbene Licht unter ihren Rädern hob den ganzen Stuhl genug an, um ihr einen zusätzlichen Geschwindigkeitsschub in Richtung Eingangstür zu geben. »Du kannst nicht einfach so mitten in unserer Wohnung auftauchen und auf jemanden losgehen.«

Corian drehte sich um, hob eine Augenbraue und deutete auf sie mit einer Hand, die mit hellbraunem Fell bedeckt war. »Ich rate dir dringend, dir deine neue Rolle als Cheyennes Nós Aní nicht zu Kopf steigen zu lassen. Es sind erst acht Stunden vergangen.«

»Das hat nichts damit zu tun.« Ember deutete auf Cheyenne. »Du hast dir nicht die Mühe gemacht, ihr zuzuhören. Wenn du nicht gerade auftauchst, um einen Angriff zu verhindern, musst du uns wirklich warnen, bevor du einfach in unserer Wohnung erscheinst.«

Der Nachtpirscher richtete seine silbernen Augen auf Cheyenne. »Klingt, als würdest du langsam auf sie abfärben, Mädchen.«

Die Halbdrow zuckte mit den Schultern. »Es funktioniert in beide Richtungen. Keine schlechte Sache.«

»Nein.« Corian nickte. »Dann sag es mir.«

»Ich werde dir nicht sagen, wo er wohnt. Nicht jetzt.«

»Ich meinte die Informationen, die er dir gegeben hat.«

»Richtig.« Cheyenne warf einen Blick auf ihr Handy, das im Sessel lag. »Er hat mir einen Namen gegeben. Außerdem drei Adressen, die unter diesem Namen registriert sind, eine Historie ihrer persönlichen Treffen und einen Katalog der Dienstleistungen und verschiedenen Programme, die dieser ›Syno‹-Typ seit langer Zeit bei ihm kauft.«

»Wie lange?«

»Ich weiß es nicht. Ein paar Jahre.«

Corians Nasenlöcher blähten sich auf. »Warum habe ich diese Information noch nicht?«

»Weißt du was? Du würdest es schon wissen, wenn du keine voreiligen Schlüsse ziehen und dir eine Minute Zeit nehmen würdest, mir zuzuhören. Ich wollte es dir gerade als Nachricht schicken, aber ich dachte, ich rufe vorher an, um es dir zu erklären.«

Die Lippen des Nachtpirschers verzogen sich zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln und eins seiner spitzen Ohren zuckte, sodass es sein helles Haar berührte. »Das kommt mir irgendwie bekannt vor …«

»Ja, ich hab’s verstanden. Früher war ich diejenige, die voreilige Schlüsse zog, bevor ich alle Informationen hatte. Jetzt verstehen wir uns.« Cheyenne ging zurück zum Stuhl und griff nach ihrem Handy, um ihm die Nachricht zu schicken. »Und jetzt hast du alle Informationen.«

»Steht da vielleicht auch die Wohnungsnummer des Firmeninhabers?«

»Das ist nicht wichtig«, stieß Ember hervor. »Wenn wir zurückgehen und mit ihm reden müssen, werden wir das tun. Aber du solltest dich mit deinem Team zuerst auf die Suche nach diesem Syno machen. Wenn die Informationen stimmen, wirst du wahrscheinlich eine ihrer Schaltzentralen finden.«

Corian hob eine Augenbraue, blickte zu Cheyenne und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. »Wenn die Informationen stimmen?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Wir versuchen, ihn beim Wort zu nehmen, okay?«

»Ich hoffe sehr, dass du klargestellt hast, was passiert, wenn wir herausfinden, dass er uns verarscht.«

»Hmm, ich weiß es nicht. Ember? Meinst du, wir haben uns klar ausgedrückt?«

Das Fae-Mädchen tat so, als würde sie darüber nachdenken. »Ja, ich würde sagen, das weiß er sehr wohl.«

»Gut. Ich nehme euch beim Wort. Euch beide.« Corian zeigte mit dem Finger erst auf Cheyenne, dann auf Ember und senkte sein Kinn. »Ich hoffe, das wird nicht wieder eine Schnitzeljagd.«

»Wir haben es verstanden.« Cheyenne deutete auf die freie Fläche auf der anderen Seite des Couchtisches, wo er sich in ihre Wohnung teleportiert hatte. »Geh und sieh es dir an. Es sei denn, du willst, dass wir auch mitkommen?«

»Nein, ihr beide solltet heute Abend zu Hause bleiben. Lasst den Rest der Zeremonie ausklingen. Das kann Nebenwirkungen haben.«

Ember seufzte. »Meinst du das ernst?«

Corian schaute über die Lehne der Couch auf die verstreuten Seiten von Maleshis Zauberbuch. »Wer hat an Zaubersprüchen gearbeitet?«

Cheyenne schnaubte. »Bitte. Als ob du die Antwort darauf nicht wüsstest.«

Als er über seine Schulter zurückblickte, schenkte der Nachtpirscher Ember ein kleines, interessiertes Lächeln. »Wie läuft’s?«

Sie verschränkte die Arme. »Besser als bei Cheyenne auf jeden Fall.«

»Das sagt mir gar nichts.«

»Okay, sehr witzig.« Cheyenne ließ sich in den Sessel zurücksinken und schlug ein Bein über das andere. »Sie ist ein Naturtalent. Sie hat einen kleinen Regensturm über unserem Sessel ausgelöst.« Die Halbdrow deutete auf die nasse Lache im Kissen des anderen Sessels. »Und sie hat einen Alarm in der Wohnung ausgelöst.«

»Wirklich?« Corian neigte seinen Kopf in Richtung Ember. »Ich bin beeindruckt.«

»Danke. Es funktioniert nur mit anderen Leuten auf dem Flur, also sollte ich vielleicht an etwas arbeiten, das genau dann losgeht, wenn Nachtpirscherportale aus dem Nichts auftauchen.«

»Vielleicht solltest du auch einen kleinen Warnschock einbauen«, fügte Cheyenne hinzu.

Corian ignorierte die beiden und blickte konzentriert auf die Haustür. »Ich bin neugierig, warum du willst, dass ein Alarm ausgelöst wird, wenn jemand auf dem Flur steht. Gibt es hier oben nicht nur zwei Wohnungen?«

»Ja.«

Ember schaute schnell zu Cheyenne. »Wir haben es für den Pizzaboten benutzt.«

Als Corian der Halbdrow einen fragenden Blick zuwarf, zeigte sie auf den fast leeren Pizzakarton auf dem Couchtisch. »Es hat funktioniert.«

»Ich verstehe.« Er blickte noch einmal zur Tür, dann trat er von der Couch weg. »Dann wende ich mich wieder meinem Handy zu, wenn alles gut ist.«

»Ist es. Sieh dir einfach alle Infos an.«

»Ich schicke Byrd und Lumil los, um sich darum zu kümmern. Vielleicht schließe ich mich ihnen an. So wird es keine Verwirrung darüber geben, was wir finden.«

»Großartig.« Cheyenne schenkte ihm ein festes Lächeln und nickte. »Viel Glück.«

»Mmhmm. Genießt den Rest eurer Nacht.« Die Finger des Nachtpirschers bewegten sich schnell, bis ein neues Portal vor ihm schimmerte. Er warf Ember noch einen letzten Seitenblick zu, dann trat er durch das Oval aus dunklem Licht und verschwand, bevor sich das Portal schloss.

Ember fragte: »Was war das

»Ich glaube, wir haben unseren Nachbarn verraten, als wir über den Alarm gesprochen haben.« Cheyenne rieb sich die Seite ihres Gesichts. »Tut mir leid, Em. Ich schätze, es ist leicht, so etwas zu vergessen, wenn ich mich darauf konzentriere, ihn davon abzuhalten, das ganze Gebäude zu zerstören.«

»Das wird er nicht tun. Das sollte er auch besser nicht.«

»Und die Informationen über Syno sollten besser echt sein.«

In der Wohnung war es still, bis Ember leise kicherte.

»Was ist so lustig?«

»Nichts.«

»Nein, im Ernst. Was?«

»Du hast gerade einen Nachtpirscher daran gehindert, sich wie Cheyenne Summerlin zu benehmen.«

Cheyenne verdrehte die Augen. »So schlimm bin ich nicht. Ich meine, es hat nicht viel gebraucht, damit er sich beruhigt hat.«

»Genau.« Ember lachte und bedeckte ihren Mund mit einer Hand. »Das ist das Lustige daran. Wenn du dich aufregst, bist du viel schlimmer als das.«

»Nein, bin ich nicht. Im Ernst?«

Ember brach in Gelächter aus und nickte, während sie sich vorbeugte.

Cheyenne schlug ihren Kopf zurück auf das Kissen des Sessels und richtete ihren Blick an die gewölbten Decken ihrer Wohnung, während sie leicht schmunzelte. »Aber ich werde besser. Ich habe nur ein Loch in Matthews Möbeln hinterlassen.«

»Das ist tatsächlich ein Fortschritt. Ich schätze, wir werden sehen, wie lange es anhält.«

»Deine Unterstützung ist immer willkommen, Em.« Cheyenne nahm ihr Handy in die Hand und schaute auf die Uhr. »Okay, es ist nach zehn. Willst du noch eine Folge von dieser blöden Serie sehen, auf die du so stehst?«

»Ha. Welche?«

»Das ist mir egal.«

Ember drehte sich um die Couch und nahm ihren Platz vor dem Fernseher am anderen Ende des Couchtisches ein. »Aber du siehst doch gerne fern. Vielleicht färbe ich wirklich auch auf dich ab.«

»Klar. Freu dich nicht zu sehr darüber.« Cheyenne schob die Beinauflage des Sessels zur Seite und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich will einfach nur aufhören, über all das nachzudenken, denn morgen ist Freitag und ich bin nicht begeistert davon, vor einem Haufen Studierender in einen Vorlesungssaal zu treten und so zu tun, als ob nichts Wichtigeres passieren würde.«

»Bildung ist wichtig, Cheyenne.« Ember warf ihr einen schnellen Blick zu, dann klickte sie sich weiter durch die Auswahl auf ihrem riesigen Fernseher.

»Ich habe nie gesagt, dass es nicht so ist. Aber diese Loyalisten zu stoppen, die hinter all den Kriegsmaschinen stecken, ist einfach wichtiger und so ziemlich das Einzige, was wir tun können, bis L’zar seinen Scheiß zusammenkriegt, damit wir die Passage wieder schaffen und diesen Irrsinn endlich beenden können.«

»Na ja, wer weiß? Vielleicht ist es eine gute Ablenkung, einen Unikurs zu unterrichten.«

»Wahrscheinlich nicht.« Sie lachten beide, dann hob Cheyenne ihren Kopf aus dem Lehnstuhl. »Hey, meinst du, du könntest mir eine Art umgekehrten Illusionszauber machen?«

»Hmm.« Ember blickte blinzelnd auf den Fernseher und scrollte weiter. »Für das Halbwesen, das sich, wann immer es will, in zwei verschiedene Personen verwandeln kann?«

»Ja. Nur für den Fall, dass etwas anderes passiert, während ich unterrichte und ich voll auf Drow machen muss, ohne dass mein ganzer Kurs ausflippt.«

»Oh, du meinst das, was die Halskette für dich getan hat?«

»Irgendwie schon, aber anstatt meine Magie abzuschalten, brauche ich etwas, das mich wie einen Menschen aussehen lässt, wenn ich Magie einsetzen muss.« Cheyenne riss die Augen auf und ließ ihren Kopf wieder auf das Kissen fallen. »Ich glaube nicht, dass ich sie noch mal davon überzeugen kann, ihre Augen zu schließen und wieder zu meditieren, nur damit sie nicht sehen, dass ich wie ein Drow aussehe.«

»Du hast sie meditieren lassen?« Ember ließ ihre Hand mit der Fernbedienung in ihren Schoß fallen und sah ihre Freundin entgeistert an. »Im Programmierkurs für Fortgeschrittene?«

»Hey, ich musste mir etwas einfallen lassen. Entweder das oder ich hätte das Spionageding wieder wegschwirren lassen müssen, um das, was es gesehen hatte, an seine Herren weiterzugeben. Offensichtlich wusste derjenige, der die Maschinen kontrolliert, genug über mich, um mich auf dem Campus zu suchen. Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie es nicht noch einmal versuchen werden.«

»Hm. Ja, ich kann dir einen Zauber dafür machen.«

»Danke.«

»Irgendwelche Einwände gegen Modern Family

Cheyenne kicherte und deutete mit einer halbherzigen Handbewegung auf den riesigen Flachbildschirm. »Mach dein Ding. Ich werde einfach mit dir dahinvegetieren.«