G úrdus graue, krallenbewehrte Hand hob sich und schlug nach der Wade der Generalin.
»Versuch’s gar nicht erst.« Maleshi trat zurück und funkelte ihn an. »Du hast es verdient.«
»Ich war noch nicht fertig.« Mit ein paar leichten Hustenanfällen stöhnte er und richtete sich wieder auf, bis er im Schneidersitz auf den Kissen saß und seine Augen im schwachen Licht erneut orangebraun leuchteten. »Und du weißt, dass du die Quelle nicht vorzeitig abschalten solltest.«
»Erspar mir den aufgeblasenen Vortrag, Gúrdu. Du hast nicht das Recht, dich in Dinge einzumischen, die du nicht im Geringsten verstehst.«
»Oh, aber ich verstehe alles, Maleshi. Ich verstehe es.« Er wischte sich den Mundwinkel ab und kicherte über das fast schwarze Blut, das auf seinem Handrücken verschmiert war. »Und jetzt auch L’zars Tochter, denke ich.«
Die Generalin entließ das Raugorakel mit einem wütenden Zischen und sprang von der Plattform. »Da wir gerade von L’zars Tochter sprechen, du kannst das jetzt weglegen.«
»Ja.« Cheyenne löschte die schwarzen Kugeln aus Drowenergie in ihren Händen, steckte diese dann in ihre Taschen und sah Gúrdu an. Wenn er Augenbrauen hätte, könnte ich diesen Gesichtsausdruck vielleicht etwas besser deuten. Zumindest bekomme ich ein zustimmendes Nicken. Denke ich. Sie warf einen Blick auf Maleshi und zuckte mit den Schultern. »Besteht die Chance, dass du mir nicht auch ins Gesicht schlägst?«
»Weißt du, vielleicht sollte ich das tun.« Maleshi drehte sich und zeigte mit dem Finger warnend auf Gúrdu. »Das war das letzte Mal, dass du so eine kleine Nummer abgezogen hast, verstanden?«
»Sie verdient es, alles zu wissen, Maleshi.«
»Sie verdient es, dass ihr Gehirn nicht mit kryptischen Fetzen vollgestopft wird, die sie umbringen können, wenn sie nicht weiß, wie man sie richtig entwirrt. Sie hat es verdient, nicht in eine Todesflammen-Show-Arena gezerrt zu werden, du masochistisches Arschloch.« Die Generalin warf Cheyenne einen kurzen, abschätzenden Blick zu. »Komm schon. Du wirst es schon noch herausfinden.«
»Ja. Dafür haben wir gesorgt, Hidna. Stimmt’s?« Gúrdu gluckste und griff nach der hölzernen Schüssel mit Wasser, um es sich in den Mund zu schütten. Das Wasser schwappte in dicken Strömen über den Rand und landete auf dem Schoß des Raug, auf den Kissen und auf der Holzplattform. Cheyenne drehte sich um und folgte Maleshi aus dem Raum. »Ah. Nur ein Faden ist unverändert, Aranél . Vergiss das nicht. Der gehört dir.«
Maleshi blieb vor dem Vorhang aus aufgefädelten Perlen stehen und drehte sich so schnell, dass Cheyenne fast über sich selbst stolperte, um nicht in sie hineinzulaufen. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
»Nun, ich war …«
»Ich bin schon lange dabei, Mädchen, aber ich bin noch lange nicht senil. Hatten wir das nicht besprochen? Heute ?«
»Ja.«
»Du setzt die ganze Sache aufs Spiel, indem du eine kleine Spritztour und einen Besuch beim Raugorakel unternimmst. Bist du wahnsinnig?«
Cheyenne hob die Augenbrauen. »Ist das eine rhetorische Frage?«
»Natürlich ist sie rhetorisch!« Maleshi blickte mit einem Knurren in den langen Raum voller Kissen.
Ich werde nicht mehr als fünf Wörter auf einmal sagen können .
»Oder vielleicht auch nicht«, fuhr die Generalin mit einem tiefen, drohenden Knurren fort. »Im Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich den Unterschied erkennen kann. Bist du wahnsinnig?«
Cheyenne riss die Augen auf und wartete.
»Was?« Maleshi musterte die Halbdrow von oben bis unten. »Was machst du da? Was ist los mit dir?«
»Ich weiß es nicht. Es scheint so, als dürfte ich meine Sätze nicht been…«
»Weißt du was? Du hast vielleicht Nerven, dich … Oh.« Die Generalin räusperte sich, trat einen Schritt zurück und nickte. »Dann schieß mal los. Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch etwas zu sagen habe, was mir nicht schon herausgerutscht ist.«
»Okay.« Cheyenne wartete noch ein wenig, bis sich Maleshis leuchtende, silberne Augen endlich hoben, um ihrem Blick zu begegnen. Los geht’s. »Hört mal, ich weiß, ihr wolltet nicht, dass ich meine Wohnung verlasse. Ich weiß die Schutzmaßnahmen zu schätzen. Sie funktionieren. Ich danke euch. Aber ich bin trotzdem gegangen.«
»Mmhmm.« Die Nachtpirscherin biss sich auf die Lippe, um nicht noch etwas zu sagen.
»Ember hat mir einen Zauber gemacht, der meine Magie verbirgt, ähnlich wie das Herz der Mitternacht . Nur wurde er leider zerstört, als ich zur Drow wurde und ihn nicht selbst zerbrach. Also nein, ich bin nicht durch Richmond gefahren und habe magische Rauchsignale gesendet. Ich habe in den letzten Wochen einiges gelernt, falls sich das jemand gefragt hat. Ja, ich habe den Zauber zerbrochen, weil ich keine Ahnung habe, was da gerade passiert ist und ich wollte auch gerade versuchen, den Raug da rauszuholen, bis du aufgetaucht bist und ihm einen Schlag verpasst hast.«
»Genau. Mach dir nicht zu viele Gedanken über das, was du vielleicht am Ende übersehen hast. Wenn eine Prophezeiung anfängt, sich so zu wiederholen, ist sie nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Cheyenne, ich muss fragen, was du ihm als Opfergabe gegeben hast.«
»Nichts.«
»Denn im Moment ist es … was? Nichts?«
Cheyenne zuckte mit den Schultern. »Er hat mich im Borderlands-Forum angesprochen und mir gesagt, dass er mir eine ›kostenlose Nachricht‹ überbringen würde. Er hat sich zwar nur vage ausgedrückt, aber es war ziemlich klar, dass er eine Prophezeiung über mich hatte – für mich – und ich dachte mir, dass ich sie nutzen könnte, um uns zu helfen, wenn wir für die letzte Party nach Hangivol zurückkehren. Dann, ja, meinte er dasselbe, als ich hierherkam.«
Maleshis silberne Augen verengten sich. »Hat es Sinn ergeben?«
»Es war eine Prophezeiung. Was denkst du?«
Mit einem Schnauben wandte sich die Generalin ab und schuf ein neues Portal zwischen ihnen und dem Vorhang aus aufgefädelten Perlen. »Den Rest musst du selbst herausfinden und wenn du das tust, hoffe ich, dass du es richtig gemacht hast. Ich kannte mal einen Golra , der seine eigene Prophezeiung falsch gelesen und seinen Heiler-Bruder getötet hat. Es stellte sich heraus, dass sein Bruder ihn vor der Pest hätte retten können, die den Golra zwei Tage später tötete. Ja, wir werden da drüben auch krank.«
Cheyenne unterdrückte ein Lachen. »Wirklich?«
»Ja, wirklich. Jetzt, bitte. Nach dir.« Maleshi zeigte in Richtung des offenen Portals und Cheyenne spähte hindurch. »Geh nur. Ich fahre lieber.«
»Nö. Tut mir leid, Mädchen. Du gehst jetzt durch das Portal.«
»Nein.« Stirnrunzelnd sah Cheyenne die Nachtpirscherin an und ging auf den Perlenvorhang zu. »Ich werde mein Auto nicht hierlassen. Ich brauche ungefähr fünfzehn Minuten, um … Hey!«
Maleshis Hand schlang sich um Cheyennes Bizeps, bevor sie die Halbdrow mit einem Ruck zu sich zog. »Ich kümmere mich um das Auto, Cheyenne. Du darfst deine Wohnung nicht verlassen, während wir die letzten Sachen zusammenpacken. Hast du verstanden? Niemand wird dich in der Höhle des Orakels aufspüren können, aber sobald du durch die Haustür gehst, kannst du genauso gut eine Anzeige im magischen Craigslist aufgeben. Geh.«
»Du musst meinen Arm loslassen.«
Maleshi verdrehte die Augen, ließ den Arm der Halbdrow los, stürzte sich auf sie und stieß sie durch das Portal.
»Was zum Teufel?« Cheyenne wirbelte herum und funkelte die Generalin durch das Portal an.
»Bleib zu Hause. Behalte dein Handy bei dir. Wir sind fast fertig.«
Das Portal verschwand mit einem Knall und Cheyenne blickte in die Küche ihrer Wohnung. »Scheiße.«
»Lass mich raten.« Ember blickte mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck über ihre Schulter. »Du hast den Zauber gebrochen und deine Bewährungshelferin hat dich aufgespürt.«
»Ja.« Cheyenne drehte sich langsam um und ging auf den nächstgelegenen Sessel zu, bevor sie sich in ihn fallen ließ. Der Sessel wippte ein paar Zentimeter zurück. »Wenigstens habe ich das meiste von einer Prophezeiung.«
»Oh, wirklich ?« Ember drehte sich nach hinten, um einen besseren Blick auf ihre Halbdrow-Freundin zu werfen. »Das muss ich hören.«
»Es ist ein Haufen durcheinandergewürfelter Mist, ehrlich gesagt. Bis auf ein paar Dinge.«
»Aha.« Ember stützte ihren Unterarm auf die Armlehne und lehnte sich zu Cheyenne hinüber. »Wie zum Beispiel?«
»Nun, zum einen stand da L’zars Name drin. Er nannte ihn den dunkel grinsenden Weber und den Cu’ón. «
»Okay.« Embers violettfarbene Augen blickten nachdenklich durch die Wohnung. »Hat das etwas zu bedeuten?«
»Nicht alleinstehend. Aber wer oder was auch immer durch das Orakel für diese Prophezeiung gesprochen hat, wusste genau, wer zuhört. Es nannte mich ›Tochter von L’zar‹ und sagte dann etwas darüber, dass die Tochter des Cu’ón die Aranél sei. Einen neuen Zyklus beginnen. Dass ich Rechte einfordere, die mir schon immer zustanden, die ich aber nicht an L’zar verschenken durfte und einen ganzen Haufen Scheiße über Blut, Fäulnis und Feuer.«
»Oh, das ist ja wie am jüngsten Tag.«
»Ja. Ich glaube, es war eine Warnung.«
»Im Ernst?«
»Ja.« Cheyenne strich ihr weißes Haar aus dem Gesicht, ließ ihre Wut und ihre Magie abkühlen und wechselte zurück in die menschliche Gestalt. »Ich glaube, L’zar will die Krone stürzen. Wahrscheinlich will er sie töten. Vielleicht auch nicht. Aber alles nur, damit er den Thron besteigen und einen neuen Zyklus als neue Krone beginnen kann.«
Ember räusperte sich. »Ich meine, das war doch klar, wenn alle von Rebellion reden und davon, das Drow-Arschloch auf der anderen Seite auszuschalten, das dich zuerst umbringen will.«
»Genau. Aber all das andere Zeug über die Reinigung und das Wegbrennen der Fäulnis und dass mein Blut etwas anderes ist?« Cheyenne richtete ihren Blick auf die gewölbte Decke und ging ihre Erinnerungen an die Prophezeiung noch einmal im Kopf durch. Ich hätte den Aktivator einschalten und es aufzeichnen sollen.
Ember betrachtete das Profil der Halbdrow und hob eine Augenbraue. »Es sieht so aus, als wüsstest du bereits, was du zu sagen versuchst.«
»Immer noch offensichtlich, hm?«
»Ja.«
Mit einem schiefen Lächeln richtete sich Cheyenne im Sessel auf und sah ihre Freundin an. »Ich versuche nur herauszufinden, ob es das ist, was ich denke, was es bedeutet oder ob ich nur nach mehr Dingen suche, die ich L’zar anhängen kann, damit ich mehr Gründe habe, ihn nicht zu mögen.«
»Weil du anfängst, ihn zu mögen?«
»Was? Nein. Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich nicht. Er ist ein Arsch.«
Ember legte ihren Kopf schief. »Und er ist dein Vater.«
»Bitte. Gerade du weißt doch, dass das kein Freibrief dafür ist, beschissen zu sein.«
»Sicher. Aber mein Vater hat sich nicht ein dreiviertel Jahrhundert lang eingesperrt, um sicherzustellen, dass ich nicht sterbe und ist dann aus dem Gefängnis ausgebrochen, um weiterhin sicherzustellen, dass ich nicht sterbe. Er antwortet nur nicht auf meine Anrufe.«
Cheyenne lachte laut und schüttelte sofort den Kopf. »Tut mir leid. Tut mir leid, ich sollte darüber nicht lachen.«
»Nein, mach nur. Ich werde mit dir lachen. Ha, ha, ha. Mein Vater ist ein egoistischer Mistkerl, der sein einziges Kind aufgegeben hat, um so zu tun, als wäre er normal und dein Vater ist ein egoistischer Mistkerl, der ein O’gúl-Regime stürzen und dich mitnehmen will. Wenigstens gibt er sich Mühe.«
Leise kichernd schüttelte Cheyenne ihren Kopf. »Ja, das stimmt wohl. Aber das ist die Sache mit dieser ganzen Prophezeiung, Em. Ich glaube nicht, dass sie mich davor gewarnt hat, dass L’zar die Krone stürzen und die Rebellion gewinnen würde oder so. Ich glaube, sie hat mich davor gewarnt, dass er den Thron besteigt, um die nächste O’gúl-Krone zu werden. Natürlich will er das auch, aber das mit dem Tod und der Zerstörung? Ich weiß es nicht.«
»Doch, das tust du. Na los, sag es.«
Seufzend blickte die Halbdrow wieder an die Decke und ließ die Schultern hängen. »Ich glaube, die Prophezeiung hat mir gesagt, dass L’zar nicht die nächste Person auf dem Thron sein soll.«
»Hm.«
Cheyenne begegnete dem Blick ihrer Freundin wieder und zuckte mit den Schultern. »Im Ernst, Em. Ich glaube, die ganze Feuer-, Fäulnis- und Blut-Scheiße war eine Warnung davor, was passieren wird, wenn ich ihn nicht aufhalte, nachdem wir gewonnen haben oder so. Dass er alles genauso vermasseln wird, wenn er die Krone nimmt und sich an ihre Stelle setzt.«
»Also was? Du hilfst ihm zu gewinnen und dann sollst du ihn umbringen oder so?«
»Ich weiß es nicht.« Cheyenne schüttelte den Kopf und blickte ihre Freundin an. »Das ist es ja. Prophezeiungen sind meistens Blödsinn und der Rest ist unmöglich herauszufinden. Ich weiß es einfach nicht.«
»Oder vielleicht will der Raug nur Ärger machen. Er will dich dazu bringen, dass du denkst, du müsstest etwas tun und das ist nur eine Möglichkeit für ihn, alles zu vermasseln.«
»Vielleicht. Aber Gúrdu wäre gestern nicht bei der Zeremonie gewesen, wenn er versuchen würde, L’zars Rebellion einen Strich durch die Rechnung zu machen.«
»Nun, das war’s.« Ember lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Was, wenn es ein weiterer Test ist? Um zu sehen, ob du wegen der Prophezeiung ausflippst oder ob du es einfach auf sich beruhen lässt und weiter in die Richtung gehst, die du eingeschlagen hast. Ehrlich gesagt, würde ich an deiner Stelle lieber den magischen Wesen glauben, die dir helfen und mit dir kämpfen, als diesem halbherzigen Prophezeiungs-Hokuspokus.«
»Du bist kein großer Fan von Prophezeiungen?«
»Nö. Zugegeben, ich bin nur eine Fae, die ohne Magie geboren wurde, sie aber wiedererlangt hat, weil sie mit dir zusammen war. Ich war nie der Mittelpunkt einer Prophezeiung, also habe ich keine Anhaltspunkte.«
»Das ergibt Sinn.« Sie lachten beide und Cheyenne schloss ihre Augen. Wie viel von dem hier ist echt? »Vielleicht ist das der Punkt. Dass alle Prophezeiungen Blödsinn sind und es nur darum geht, herauszufinden, wie man es beweisen kann. L’zar hat das mit seiner Prophezeiung getan, denn hier bin ich.«
»Genau. Ich würde mir nicht zu viele Gedanken darüber machen.«
»Ich mache mir keine Gedanken.« Lächelnd trommelte die Halbdrow mit ihren Fingern auf die ledernen Armlehnen. »Aber es war wirklich unheimlich. Ich glaube, der Typ hatte eine Art Anfall oder so. Er hat angefangen schwarzes Feuer zu erschaffen und mit Kissen um sich zu werfen.«
»Kissen?« Ember presste ihre Lippen zusammen, um nicht zu lachen.
»Ja. Anstelle von Teppich.« Beide Mädchen kicherten. »Maleshi hat ihm die Hölle heiß gemacht, um das Ganze zu stoppen. Für einen Moment dachte ich, sie hätte ihn umgebracht.«
»Soweit ich weiß, sind Raugs extrem hart im Nehmen. Und Orakel ziehen gerne eine gute Show ab.«
»Das hat er geschafft.« Cheyenne setzte sich in ihrem Sessel aufrecht hin und schüttelte sich, um das ganze Ereignis und die verworrene Prophezeiung aus ihrem Kopf zu bekommen. Sich darüber Sorgen zu machen, bringt mich nicht weiter. Ich bin schon skeptisch genug, wie wir diese rebellische Übernahme bewerkstelligen sollen. »Also, weiter geht’s. Hast du irgendwelche Meldungen bekommen, während ich weg war?«
»Ha. Nein. Glen war zum Glück schweigsam, also schätze ich, dass Corian und Co. die Dinge ziemlich ruhig angehen.« Ember sah ihre Freundin stirnrunzelnd an. »Du brauchst eine Ablenkung.«
»Ja, schau mal, wie gut das geklappt hat.«
»Ich spreche davon, solange du hier bist. Unter Hausarrest.« Die Fae zeigte auf Cheyennes Knie, die schnell auf und ab hüpften. »Du bist zappelig und angespannt und das macht mir Angst. Hör auf damit.«
»Tut mir leid.« Cheyenne beruhigte ihre wackelnden Knie. »Du schlägst vor, einen anderen Film zu schauen, um mich abzulenken, oder?«
Ember grinste. »Schlägst du mehr Filme vor?«
»Offensichtlich.«
»Dann mach dich auf was gefasst.« Ember spielte den Film ab, den sie angehalten hatte, und ihre Wohnung füllte sich mit den Gesprächen der Figuren auf dem Bildschirm. Nach zwei Minuten trommelten Cheyennes Finger in einem gestressten, nervtötenden Rhythmus auf die Armlehnen der Liege. Ember warf ihrer Freundin zwei warnende Blicke zu, bevor sie schließlich die Augen verdrehte und sich vom Tisch in Richtung Küche bewegte. »Okay, ich weiß, was wir brauchen.«
»Hm?« Cheyenne sah von dem Bildschirm weg, den sie ignoriert hatte. »Wo gehst du hin?«
»Schnapp dir das Popcorn, Halbblut. Fang an zu essen. Ich habe den Lebensmittellieferanten gebeten, genügend Eis für einen ganzen Monat zu besorgen. Dachte ich zumindest. Hängt davon ab, wie viele Eisbecher du benötigst, bevor du dich entspannst.«
Die Halbdrow brach in Gelächter aus. »Mich mit Eiscreme zwangszufüttern, klingt nicht sehr entspannend.«
»Das wird es, wenn du siehst, welche Sorten ich habe. Wir gucken etwas Lustiges. Vergiss die Actionfilme und das gruselige Zeug. Wir brauchen einen dummen, lustigen Film.« Unter Embers violettfarbenem Licht öffnete sich die Kühltruhe und zwei Eisbecher landeten auf ihrem Schoß, gefolgt von zwei Löffeln aus der Schublade. »Diesmal kannst du nicht mit mir streiten, Cheyenne. Solange wir nicht die Erlaubnis haben, die Wohnung zu verlassen, die toll ist und alles hat, was wir brauchen, habe ich das Sagen. Hast du das verstanden?«
»Weißt du, ich habe gehört, dass Fae besonders geschickt darin sind, zu bekommen, was sie wollen. Wahrscheinlich ist es ein schlechter Zug, mit dir zu streiten.«
»Du hast keine Ahnung.«
Ein violett leuchtender Eisbecher und ein Löffel flogen von Embers Schoß auf und landeten neben Cheyenne.