Kapitel 24

C heyenne stolperte nach vorn, beugte sich vor und stützte sich mit den Händen auf ihren Oberschenkeln ab, während ihre Lungen nach Luft rangen. Der Rest der Gruppe hustete und holte ebenfalls schnappend Luft, nachdem sie schmerzhaft im Dazwischen willkommen geheißen wurden. L’zar war der Einzige, der von der Portalöffnung irgendwie unberührt blieb. Er räusperte sich einmal und ging weiter, ohne auch nur tief Luft holen zu müssen. »Wir haben einen ziemlich langen Weg vor uns. Geht weiter.«

»O mein Gott«, keuchte Ember, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und schnaufte, um Luft zu holen. »Soll das passieren?«

»Jedes Mal, ja. Ich habe ganz vergessen, dich zu warnen. Tut mir leid.«

»Nein, kein Problem.« Das Fae-Mädchen holte tief Luft, schaute sich um und betrachtete die Landschaft des Nichts, die von schwarzen Rauchwolken und dem dichten, schwarzen Nebel, der den Boden bedeckte, durchzogen war. »Wir waren alle ein bisschen abgelenkt, bevor wir hier reingekommen sind. Ist das Rauch?«

»Keine Ahnung, Em. Ich würde es aufgeben, zu versuchen, in allem, was du hier siehst, einen Sinn zu erkennen. Es wird höchstwahrscheinlich zu nichts führen. Wir müssen einfach weitergehen.«

»Ja.« Ember schwebte ruhig neben ihr und beide Mädchen bewegten sich ein wenig schneller, um nicht zurückzufallen.

»Ich verstehe das nicht. Woher sollen wir wissen, wohin wir gehen?«

»So ist das nun mal, Fae.« Byrd drehte sich beim Gehen halb um und breitete die Arme aus. »Du gehst einfach weiter und weiter und wenn der Wahnsinn oder die Monster dich unterwegs nicht erwischen, tada! Du wirst belohnt.«

Lumil grunzte. »Das ist eine dumme Art, es zu sagen. Es ist kein Belohnung, wenn das hier so funktionieren soll.«

»Hey, für manche Leute ist es ein Belohnung, hier nicht zu sterben.«

Vor ihnen knurrte Corian leise, während er die Landschaft absuchte, die keine erkennbaren Merkmale aufwies, die ihren Weg markierten. »Das ist nicht der richtige Ort für euch beide, um euren endlosen verbalen Mist von euch zu geben. Wenn ihr so weitermacht, bekommt ihr keine Belohnung.«

»Mein Fehler.« Byrd hob entschuldigend die Hände und wich seitlich zu Lumil aus, als ein Hügel farbloser Erde einen Geysir schwarzen Rauchs in die Luft schickte.

Die Gruppe ging eine unermessliche Zeit lang und beschränkte die Gespräche auf ein Minimum, während sich alle darauf konzentrierten, zusammenzubleiben und nach Angriffen Ausschau zu halten.

Ember tätschelte zögernd Cheyennes Arm, als ein nasses, schlurfendes Geräusch von vorne links kam. »Was zum Teufel war das?«

»Wahrscheinlich eine von diesen komischen Kreaturen. Habt ihr das gehört?«

Lumil streckte ihre Hand in die Luft und zeigte einen Daumen hoch, ohne sich umzudrehen. L’zar wurde daraufhin so langsam, dass alle anderen aufschließen konnten.

»Haltet die Augen offen«, befahl Corian, mehr um Embers willen als um der anderen willen. »Wir sollten keine großen Schwierigkeiten haben, ein Exempel zu statuieren, wenn diese Dinger sich zeigen und zuerst zuschlagen.«

Das schlürfende, saugende Geräusch kam wieder, dann zog ein dunkler, wellenförmiger Schatten hinter den schwarzen Rauchschwaden vorbei, die sich über ihren Weg schoben.

»Ha.« Lumil riss ihre Fäuste an den Seiten herunter und beschwor Kreise aus funkelndem, rotem Licht und magischen Runen, die um ihre Fäuste kreisten. »Zeigt euch. Ich werde euren Monsterarsch verprügeln.«

»Geh weiter«, wiederholte Maleshi, ihre Stimme war angespannt und verärgert.

Eine dunkle Gestalt nach der anderen schwebte hinter der schwarzen Rauchwand, fast so, als würden sich die gestaltwandelnden Kreaturen des Dazwischen aufreihen, um einen Durchgang für die Gruppe der magischen Wesen zu bilden.

Ember schluckte und versuchte, nicht zu den wankenden Schatten zu schauen. »Wir gehen also einfach weiter und warten, bis sie uns angreifen?«

»Ziemlich genau.« Byrd lehnte sich von einem besonders dicken Schatten zu seiner Rechten weg, als sie vorbeikamen. »Manchmal tun sie das gar nicht.«

»Meistens schon«, fügte Lumil hinzu.

Corian brummte. »Wir verlassen uns bei dieser Passage auf nichts. Vergesst das nicht. Alles ändert sich jetzt.«

L’zar führte sie weiter durch das Nichts dieses teilweise existierenden Reiches zwischen den Welten. Ein knarrendes Ächzen erhob sich um sie herum und ließ den unsichtbaren Boden unter ihren Füßen beben. Dann raste ein Windstoß über die sich verändernde Landschaft und blies den dicken, schwarzen Rauch weg, bis nur noch dünne Strähnen übrig blieben.

Embers Augen weiteten sich, als sie die Kreaturen um sie herum beäugte. »Oh, verdammt.«

»Hm.« Lumil deutete auf die schwarzen Ranken, die so dick wie Baumstämme waren und aus dem Boden wuchsen. Das Licht ihrer mit Magie verstärkten Fäuste warf flackernde, rote Schatten auf die glitzernde Oberfläche der Tentakel. »Wir sind in einen Monsterwald oder in ein riesiges Nest von schwarzen Kraken außerhalb von Wasser gelaufen.«

»Hörst du wohl auf, damit herumzufuchteln?« Byrd versuchte, die Fäuste der Koboldfrau niederzuschlagen. »Geniale Idee, ihre Aufmerksamkeit mit Angriffszauberhandschuhen zu erregen.«

»Was? Ich bin vorbereitet. Diese Dinger wissen offensichtlich, dass wir hier sind und sie haben bis jetzt noch nichts unternommen, also nehme ich an, dass sie es auch nicht tun werden.« Neben der Koboldfrau ertönte erneut ein knarrendes Stöhnen und sie drehte sich um, um zu sehen, wie sich ein riesiger Tentakel, der fünfmal so groß war wie die anderen, aufbäumte, bevor er sich auf sie zubewegte. »Verdammt. Wenn man davon spricht …«

Sie sprang zur Seite, als der Tentakel auf den Boden krachte, wo sie gestanden hatte. Lumil holte mit einer Faust aus und schlug sie in den Tentakel. Ein anderes Monster kreischte irgendwo und Maleshi drehte sich mit einem Zischen.

»Was machst du da?«

Lumils andere Faust verpasste dem Tentakel, der sich vom Boden löste, einen kräftigen Aufwärtshaken an der Unterseite. Rotes Licht funkelte über das glitzernde Fleisch des Dings und der Boden bebte erneut. Die Koboldfrau warf einen kurzen Blick auf die Generalin. »Das Ding hat mich angegriffen.«

Cheyenne und Ember rannten vorwärts. »Ich denke, wir sollten das Tempo erhöhen.«

Als er die Dringlichkeit in der Stimme der Halbdrow hörte, drehte Corian sich um. »Warum das denn?«

»Fliegende Dinger im Anflug.« Cheyenne streckte ihren Daumen über ihre Schulter. »Kleine Warnung.«

Ein ohrenbetäubendes Kreischen zerriss die Luft, bevor ein dicker, schwarzer Schatten über die Gruppe segelte.

»Siehst du?«

»Verdammt.« Byrd starrte in den lichtlosen, grauen Himmel, der von schwarzem Rauch durchzogen war. »Ich wusste nicht, dass sie fliegen können.«

»Sie können so ziemlich alles.«

»Weitergehen.« Corian winkte sie nach vorn. »Was auch immer auf uns zukommt, egal wie, bleibt in Bewegung.«

Die Tentakel, die ihren Weg säumten, zitterten und wanden sich schneller, als die Gruppe das Tempo erhöhte. Ein weiteres Monster drehte sich über ihnen, verborgen durch den schwarzen Rauch, aber es warf einen Schatten durch ihn hindurch.

»Worauf warten sie?«, murmelte Maleshi mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Es ist sinnlos, diese Frage zu beantworten.« Corian trat von einem zitternden Tentakel weg. »Das Einzige, worüber wir uns Sorgen machen müssen, ist …«

Ein gewaltiger Knall hallte durch das Dazwischen und alle wogenden, zitternden Tentakel schossen zu geraden, starren Stacheln empor, die den Weg der Reisenden auf beiden Seiten säumten. »Scheiße«, flüsterte Lumil. »Das ist nie gut.«

»Das hat noch nichts zu bedeuten.«

Auf einmal zersplitterten die starren Tentakel und zerfielen in Tausende von winzigen, schwarzen Scherben. Wie Glasscherben, die durch eine Explosion abgefeuert wurden, prasselten die Bruchstücke auf die Reisenden ein.

»Was zum Teufel?« Cheyenne hielt sich den Kopf und ging in der Hocke weiter. Selbst als sie über die Scherben lief, spürte sie, wie sie sich auf dem unsichtbaren Boden unter ihren Füßen und um ihre Knöchel bewegten.

»Sie verlagern sich«, sagte Corian. »Komische Art und Weise, aber genau das passiert gerade. Bleibt …«

»In Bewegung.« Lumil winkte ab. »Ja, ja. Wir haben dich die ersten tausend Male gehört, Mann.«

Ein weiterer Schatten stürzte auf sie zu und das fliegende Ungeheuer beschloss zu landen. Es krachte auf den Boden zwischen L’zar und den Nachtpirschern hinter ihm. Die Kreatur öffnete ihr schnabelförmiges Maul, in dem messerscharfe Zähne und roter Schlamm zu sehen waren, und schrie die Nachtpirscher an, sodass sie zurückwichen. Glühende Hitze stieg im hinteren Teil seiner Kehle auf.

»Lumil, so sieht es aus, wenn man zuerst angegriffen wird.« Corian fuhr mit beiden Händen seine Krallen aus und schlitzte der gesichtslosen Kreatur die Kehle auf. Das Licht und die Hitze erloschen, aber das Ding stieß trotzdem ein ohrenbetäubendes Kreischen aus.

Zwei weitere fliegende Kreaturen landeten dort, wo die Tentakel einst gestanden hatten, und die winzigen verstreuten Fragmente dieser Tentakel klickten und klapperten an ihrem Platz und setzten sich wie Roboterteile zu neuen und größeren Formen zusammen.

Wie die Kriegsmaschinen. Cheyenne beschwor zwei schwarze Energiekugeln in ihren Händen und wartete darauf, dass das Monster, das wie eine Fledermaus aussah und statt Flügeln Dutzende von sechzig Zentimeter langen Stacheln auf dem Rücken hatte, etwas näher kam. Die Fledermaus zischte sie an und sie schleuderte eine schwarze Kugel direkt in ihr Maul. Sie zersprang wieder in Tausende von Splittern und die Halbdrow ging weiter.

Lumil schlug mit ihren Fäusten immer wieder auf eine der fliegenden Kreaturen ein und schickte rote Funken über die Haut des Wesens. Es schnappte mit messerscharfen Zähnen nach ihr und sie schlug mit der Faust auf seinen Kopf ein.

»Hey!« Ember wich einem winzigen, dünnen Tentakel aus, der aus dem schwarzen Rauch auftauchte und gegen ihr Gesicht peitschte. »Igitt, lass mich los!«

Cheyenne schoss den Tentakel mit ihrer anderen Energiekugel weg und packte Embers Handgelenk. »Komm schon.«

Eine Wand aus dunkler Masse schoss vor ihnen aus dem Boden, bäumte sich auf und zischte. Cheyenne schickte zwei weitere knisternde, schwarze Kugeln in das offene Maul, aber sie bewirkten nichts. Die Kreatur stürzte nach vorn und sprühte Hunderte von Stacheln in die Luft. Sie prallten an Cheyennes gut getimtem Schild ab und die Halbdrow zerrte Ember hinter sich her und um die angreifende Kreatur herum. Maleshi rammte ihre zehn Zentimeter langen Klauen von hinten in die Seite der Kreatur, die daraufhin ebenfalls zerbrach.

»Ein Kinderspiel.« Byrd schleuderte hellgrüne Feuerbälle in die schwebenden, schwarzen Scherben, die versuchten, sich neu zu formieren. Mit jedem seiner Angriffe fing die Kreatur wieder von vorn an, bis sie ihm schließlich einen schwarzen Schleimklumpen auf den Arm spuckte. »Ah! Arschloch!« Er schüttelte den Schleim ab und griff schneller an.

Cheyenne schoss auf die Kreaturen, die sich vor ihr materialisierten, und schickte schwarze Energiekugeln nach links und rechts. Als die nächstgelegene geflügelte Kreatur mit ihrem schwarzen, geifernden Schnabel nach Ember schnappte, peitschten die Ranken der Halbdrow aus ihren Fingerspitzen und wickelten sich um den Schnabel und den Hals des Wesens und sie stürzte nach unten. Mit einem erschütternden Aufprall kippte die Kreatur seitlich auf den Boden, was Lumil die perfekte Gelegenheit bot, einen fliegenden Schlag in seine sich hebende Seite zu landen. Das Monster aus dem Dazwischen explodierte und verpuffte.

»Ha! Nimm das!«

Cheyenne blickte in die Richtung, in die sie gingen und ihre Augen weiteten sich.

»Ist das normal?«, quietschte Ember.

»Keine Ahnung, Em.«

Byrd blieb stehen, als die riesige Kreatur, die sich vor ihnen erhob, ihren Schatten auf seinen Körper warf und er drehte sich ebenfalls um. Maleshi und Corian traten aufeinander zu und wehrten das geifernde Ungeheuer mit vier knirschenden Kiefern vor den Kobolden, Cheyenne und Ember ab. Rot glühende Augen, die Rauch ausspuckten, rollten in dem riesigen Kopf. Zwischen den Nachtpirschern und der Kreatur stand L’zar mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, die er der neuen Bedrohung zuwandte, die hinter ihm jede Sekunde größer wurde.

»L’zar.« Corian räusperte sich. »Wir müssen weitergehen.«

Lumil knurrte. »Wenn er das Ding nicht in Stücke reißt, werde ich es tun.«

L’zars glühende, goldene Augen richteten sich auf die Koboldfrau und er hob eine Augenbraue. »Das ist genug.«

Langsam drehte er sich zu der schnaubenden Kreatur um. Aus allen vier Mäulern tropfte glühender, schwarzer Schleim. Seine roten Augen richteten sich auf den Drow und seine Kiefer spreizten sich weit, um mit vier verschiedenen Stimmen zu brüllen. Die Wucht des Gebrülls peitschte L’zars weißes Haar aus seinem Gesicht und verdrängte den schwarzen Rauch, der wieder in die Umgebung eingedrungen war.

L’zar betrachtete die Kreatur, ohne sich zu bewegen. Er zuckte nicht einmal zusammen, als das Ding mit offenem Maul auf ihn zustürzte, als wolle es ihn mit jedem Hieb in Stücke reißen. Zwei Meter vom Kopf des Drows entfernt erstarrte die Kreatur, kreischte vor Wut und zersplitterte in eine Million Fragmente, die zu beiden Seiten von L’zar schossen, als hätte er sie mit seinen eigenen Händen beiseite geschleudert.

Die Kreatur, die Byrd mit seinem grünen Feuer beschossen hatte, schrie auf und zog sich hinter den schwarzen Rauch zurück. Die sich neu ordnenden Teile der schwarzen Kreatur zerstreuten sich und die fliegenden Wesen, die nicht besiegt worden waren, kreischten und erhoben sich wieder in die Luft.

L’zar drehte sich um, um über seine Schulter zum Rest der Gruppe zu schauen und neigte den Kopf. »Ich würde sagen, wir sind nah dran.«

Ohne einen Kommentar zu den Monstern abzugeben, blickte der Drow in den lichtlosen Himmel und drehte sich lässig wieder um, um in die Richtung weiterzugehen, in die sie gegangen waren.

»Das war’s?«, murmelte Cheyenne. »Hat er die Dinger überhaupt gesehen

»Ich meine, er hat angehalten.« Ember bewegte sich schnell neben der Halbdrow und durchsuchte die schwarzen Rauchschwaden, die sich durch ihre Gruppe schlängelten. »Aber sonst, ja. Es sah nicht so aus, als hätte er etwas bemerkt.«

»Das ergibt keinen Sinn.« Cheyenne beschleunigte das Tempo und umrundete Byrd und Lumil, bis sie sich zwischen Corian und Maleshi einreihte, jedoch etwas hinter ihnen. »Was sollte das denn?«

»Wir bleiben in Bewegung, Mädchen. Das ist alles, was wir tun.«

»Er hat keinen Finger gerührt, um uns bei der Bekämpfung dieser Kreaturen zu helfen.«

Corian warf ihr einen kurzen Blick über seine Schulter zu. »Die Bestien in diesem Reich sind die geringste Bedrohung, der wir heute begegnen werden.«

»Kann er sie sehen?«

Diesmal drehte sich Maleshi um und schaute die Halbdrow an. »Wie kommst du auf diese Frage?«

»Weil L’zar aussieht, als würde er da oben durch das La-La-Land schweben. Er hat weder auf unseren Kampf reagiert noch auf das riesige Ding, das ihm den Kopf in vier Teile reißen wollte.«

Corian hob einen Finger neben seine Schulter. »Aber das hat es nicht.«

»Ja und ich will wissen, warum es und die anderen sich so verstreut haben. Wusstet ihr, dass das passieren würde?«

»Nicht ausdrücklich, nein.«

»Aber ihr habt etwas erwartet.«

»Hmm.« Maleshi neigte ihren Kopf zur Seite. »Interessante Frage, während wir hier durchgehen, Mädchen. Ich frage mich, warum du so neugierig bist und warum es nicht warten kann.«

Cheyenne schnaubte und blinzelte überrascht. »Weil es komisch ist. Es fühlt sich nicht richtig an.«

»Für wen?«, fragte Corian leise. »Für mich sieht es so aus, als ob es allen anderen gut damit geht, dass sie nicht gegen diese Dinger kämpfen müssen.«

»Na ja, alle anderen sind hier nur auf der Durchreise wie normale magische Wesen, oder? Aber ich wurde von dieser Ebene zu einem anderen Ausgang gebracht, als ich das letzte Mal hier war. Die Kreaturen konnten mich in Drowgeschwindigkeit sehen, genau wie die letzten Kriegsmaschinen. Sie wussten, dass ich den Aktivator hatte. Jetzt rauscht L’zar einfach vorbei, ohne sich um irgendetwas zu kümmern und die Dinge, die hier existieren, geben einfach auf. Was ist hier los?«

Corian blinzelte, wobei die Ohrbüschel auf seinem Kopf zuckten, und seufzte. »Das muss dir im Blut liegen, Kleine.«

»Nein, das ist keine Antwort.« Cheyenne schüttelte den Kopf und blickte auf den großen Schatten zu ihrer Linken. Kurz glaubte sie, den Nimlotharbaum aus ihrer Vision zu sehen, dann verdichtete sich der schwarze Rauch und versperrte ihr die Sicht. »Und ich habe es satt, von meinem Blut zu hören.«

Die Nachtpirscher tauschten wissende Blicke aus.

»Wie dem auch sei, Cheyenne, wir müssen uns konzentrieren.« Corian schaute hinter sich, um die Anwesenheit der anderen zu überprüfen und richtete seinen Blick dann auf L’zars breiten Rücken, als die langen Schritte des Drows sie immer weiter durch das sich verändernde Dazwischen brachten. »Das war nicht das Portal, durch das wir gehen wollten, also müssen wir uns darauf einstellen, wo wir auf der anderen Seite herauskommen. Heb dir diese Fragen für ein anderes Mal auf, wenn wir deinen Kopf nicht mit dem Rest von uns im Spiel brauchen, verstanden?«

Cheyenne schaute Maleshi an, in der Hoffnung, dass die Generalin ihr etwas mehr sagen würde, aber die Nachtpirscherin blieb stumm und blickte geradeaus, als hätte sie ihren Marschbefehl. Es geht nicht darum, dass sie Geheimnisse vor mir haben wollen. Nein, sie tun das, weil sie keine Ahnung haben, wie L’zar diesen Ort so in den Griff bekommen hat. Sie folgen dem verrückten Drow einfach blindlings.

Ember schwebte schneller, um die Gruppe einzuholen und reihte sich links von Lumil ein. »Das war’s dann also? Nur ein kurzer Kampf, der nicht einmal schwer war und jetzt haben wir einen freien Weg?«

»So sieht es wohl aus, was?« Lumil schüttelte den Kopf. »Nicht sonderlich befriedigend.«

»Oh, bitte«, zischte Byrd irritiert. »Es ist okay, wenn du das sagst, ja?«

»Ich habe nie gesagt, dass du es nicht sagen darfst. Ich habe es nur kommentiert. Endarus Eier, Kobold. Haben dir deine Eltern nicht genügend Kampfkeulen mitgegeben, als du aufgewachsen bist? Ich schwöre, es ist, als hättest du dieses ständige Bedürfnis nach Konflikten.«

Corians zehn Zentimeter lange Krallen fuhren blitzschnell aus und in der nächsten Sekunde musste Lumil schlucken, als der Nachtpirscher ihr die Spitzen seiner natürlichen Waffen an die Kehle hielt. »Letzte Warnung. Wenn ihr weiter so zankt wie ein paar säugende Welpen, werde ich beenden, was diese Schlinge in Karu Ga’abil begonnen hat. Haben wir uns verstanden?«

Lumil blickte den Nachtpirscher mit großen Augen an, der mit seiner Geduld am Ende war. Neben ihr starrte Ember auf die riesigen, glitzernden Klauen, die gegen das grüne Fleisch der Koboldfrau stachen.

»Ich benehme mich, Nachtpirscher«, murmelte Lumil und ihre Oberlippe zuckte spöttisch. »Es gehören immer zwei dazu, wie man so schön sagt. Erzähl mir nicht, dass Byrd keine Verantwortung trägt.«

Corians silberne Augen richteten sich auf Byrd, der ebenfalls auf die Krallen an Lumils Hals starrte. Der Nachtpirscher zog seine Krallen mit einem metallischen Geräusch zurück. »Ich habe mit euch beiden geredet. Du standst nur zufällig hinter mir.«

Er drehte sich um und ging schnell, um den Abstand, den L’zar zu ihnen gewonnen hatte, zu verringern, ohne die Spannung zu bemerken, die unter seiner kleinen Rebellengruppe aufstieg. Maleshi schüttelte den Kopf und lachte.

Die Kobolde, Cheyenne und Ember folgten dicht dahinter. Lumil tätschelte ihre Kehle und schob den Kragen ihrer Lederjacke hoch. »Es braucht schon mehr als manikürte Nägel, um durch diesen Hals zu kommen.«

»Du hast die Todesflamme schon einmal passiert, Schwester.« Byrd klopfte der Koboldfrau auf den Rücken. »Er wird dich nicht ins Feuer werfen.«

»Ja, ich weiß. Er ist viel zu feige, um es zu versuchen.«

Cheyenne begegnete Embers Blick und nickte ihrer Freundin zu, damit sie sich zu ihr hinter die unnahbaren Nachtpirscher gesellte. Ember schaute den Kobolden über die Schulter zu und flüsterte: »Werden sie versuchen, dafür Rache zu nehmen? Das wird ein ernstes Problem, wenn wir alle auf der gleichen Seite stehen sollen.«

»Nein, die kommen klar.« Die Halbdrow runzelte die Stirn, während sie Corians Ohrbüschel fixierte. »Das war seine Version der Art, wie die beiden ständig miteinander umgehen.«

»Hm.« Ember schluckte und hob die Augenbrauen. »Rundum Nachtpirscher-intensiv, was?«

»So sind sie nun mal.«

»Scheiße. Gut, dass sie auf unserer Seite sind.«

Cheyenne warf ihrer Freundin einen Seitenblick zu. »Größtenteils, ja.«