D as blendende Licht und das Echo der Schreie der Krone erstarben zur gleichen Zeit. Das einzige Geräusch, das über dem gedämpften Lärm der Schlacht über ihnen durch den Hof hallte, war das hohle, metallische Zittern der Goldmünze, die sich in der Mitte der Schale auf dem Rahalma-Altar drehte. Sie wackelte und fiel schließlich auf die Seite.
L’zar richtete sich auf, nachdem er mit dem Rücken gegen die Hofmauer geschleudert worden war, und kicherte.
Die Krone lag in einem Haufen dunkler Roben auf der ihm gegenüberliegenden Seite des Hofes. Sie holte wütend Luft und kämpfte gegen ihren Mantel, um sich zu befreien, bevor sie sich auf die Füße stellte. Dann stürmte sie auf L’zar zu und zischte: »Du !«
Schwer atmend erhob sich L’zar vom Boden, verbeugte sich spöttisch mit ausgebreiteten Armen und grinste. »Hallo, Ba’rael.«
Sie knurrte und musterte sein wahnsinnig lächelndes Gesicht. »Ich hätte dich gespürt .«
»Siehst du, das ist ziemlich amüsant. Da ich mich auf der Erde nicht mit deinem Scheiß herumschlagen musste, hatte ich enorm viel freie Zeit, um das Weben zu studieren. Es war wirklich perfekt. Meine Tochter hat ihre Prüfungen bestanden. Ich, nur zwei Schritte davon entfernt, den letzten gestohlenen Faden zu spinnen, um mich vor dir zu schützen. Du, natürlich überwältigend in deinem Drang, Welten zu zerreißen, um sie zuerst zu erreichen.« Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Und jetzt sieh dich an. Alle Konten sind eingefroren und du verfügst über keinen einzigen Tropfen Magie.«
Cheyenne schob sich vom Altar weg und betrachtete die Goldmünze in der Mitte der Schale. Sie funkelte, schmolz schnell und wurde von dem schwarzen Metall aufgesogen. Zwei Sekunden später war jede Spur von ihr verschwunden.
Ember schwebte langsam zurück, bis sie gegen die Wand stieß, und sah Cheyenne an. Die Halbdrow nickte ihr beruhigend zu und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch der beiden Drow.
»Wie kannst du es wagen?«, fauchte Ba‘rael.
»Das ist ganz einfach.«
»Ich werde dich in Stücke reißen, L’zar.« Die Krone stürmte wutentbrannt auf ihn zu und hob beide Hände.
»Nein, nein.« L’zar hob einen langen, schlanken Finger und beschwor ein pulsierendes, silbernes Licht an seiner Spitze. »Wenn du gegen mich kämpfen würdest, Ba’rael, würdest du viel mehr als nur deinen Status verlieren.« Er warf den Kopf zurück und lachte. »Ich habe meine Magie. Du wirst einfach warten müssen.«
Ba’rael richtete ihre wütenden, goldenen Augen auf Cheyenne. »Du lügst genauso viel wie er.«
Cheyenne schüttelte ungläubig den Kopf. »Ja und du bist vielleicht noch verrückter.«
L’zar strich sich das zerzauste, weiße Haar aus dem Gesicht und kicherte wieder. »Schachmatt.«
Die Krone biss die Zähne zusammen und blickte auf die hohen Mauern, die sie umgaben. Sie brüllte vor Wut, wirbelte herum und stakste schnell über den Hof, bevor sie sich wieder umdrehte und in die andere Richtung lief. »So wird das nicht gemacht, L’zar.«
»Oh, bitte. Sag mir nicht, wie ich das Spiel spielen soll. So hast du es nicht gemacht. Cheyenne ist nicht im Entferntesten in der Lage, in deine Fußstapfen zu treten.«
»Aber sie wird in deine treten, ist es das?« Ba’rael wurde noch wütender und warf Cheyenne einen weiteren vernichtenden Blick zu. »Du warst schon immer ein Widerling und jetzt ziehst du sie mit runter.«
»Das betrachte ich als Kompliment.« L’zar verschränkte die Arme. »Viele wunderbare Überraschungen sinken auf den Grund, bevor jemand merkt, dass sie verschwunden sind. Mach dir keine Sorgen. Es wird eine Weile dauern, aber du wirst herausfinden, wie du dich dort zurechtfindest.«
Die O’gúl-Krone zischte und ihre Wut brach schließlich in einem Schrei aus ihr heraus. Sie krümmte sich und ließ alles heraus, die Fäuste an den Seiten geballt, bis das Echo des Zorns der Drowmonarchin die Wände erschütterte und ein paar Kieselsteine um sie herum zu Boden fielen.
Der Nimlothar blitzte in violettfarbenem Licht auf und ein zartes, lilafarbenes Blatt löste sich von seinem Stiel und wirbelte wie ein Wurfstern durch die Luft auf die Drowfrau zu. Die dünne Kante des Blattes schlitzte ihr Gesicht auf und Ba’raels Schreie verstummten vor Überraschung. Sie taumelte nach hinten, schlug sich eine Hand an die Wange und blickte auf das Blut an ihren Fingern, als das Blatt zu Boden flatterte.
»Mit dem Baum kann man nicht streiten, Ba’rael.« L’zar brach in Gelächter aus und als die Krone mit dem Fuß auf das Blatt stampfte, um es zu Staub zu zermalmen, lachte er nur noch mehr.
Cheyenne beobachtete sie mit wachsendem Misstrauen. Sie sind beide verrückt. Was zum Teufel soll das werden?
Als die Krone ihren Wutanfall beendet hatte, richtete sie sich auf, strich sich eine weiße Haarsträhne hinters Ohr und hob mit einem tiefen Atemzug ihr Kinn. Ihr Blick richtete sich auf Cheyenne. »Nenne deinen Preis.«
L’zar hob eine Hand in Richtung der Krone. »Ich glaube, darüber müssen wir noch ein wenig diskutieren. Wir sind nicht mit bestimmten Vorstellungen hierher gekommen.«
Cheyenne und Ember tauschten verwirrte Blicke aus.
»Gut. Lass uns das besprechen.«
Die Halbdrow schaute auf die Metallwände, die die Bögen der Gehwege über ihnen umgaben, und schüttelte den Kopf. »Ich diskutiere nichts, bevor du nicht alle Kämpfe abbrichst.«
L’zar brummte amüsiert. »Cheyenne!«
»Ich meine es ernst. Nicht, solange sich da oben alle gegenseitig umbringen und wir hier unten sicher sind.« Denke ich .
»Nun, du musst zugeben, dass es ein Anfang ist.« Er hob eine Augenbraue in Richtung der Krone.
Ba’rael verdrehte die Augen und schnippte mit beiden Handgelenken gegen die hohen Mauern. Die Metalltüren glitten mit einem lauten Knarzen zurück und dunkles Licht umspielte die kämpfenden magischen Wesen über ihr.
Jeder von ihnen erstarrte in verschiedenen Stadien des Angreifens und Abwehrens. Der Hof wurde gespenstisch still.
»So. Es wurde unterbrochen.« Die Krone breitete ihre Arme aus. »Zufrieden?«
Cheyenne sah sie starr an. »Das habe ich nicht gemeint.«
»Nun, das ist das, was ich bereit bin, anzubieten, bis wir vier uns einig geworden sind«, spuckte Ba’rael.
Ember blinzelte und drückte sich noch weiter an die Wand. »Oh, ich bin hier zufrieden. Ich bin nur mitgekommen, um bei dem letzten Teil zu helfen. Ihr könnt auch ohne mich reden.«
L’zar und Ba’rael drehten sich langsam um und betrachteten die Fae, die einen Zentimeter über dem Boden schwebte. L’zar brach in Gelächter aus und fuhr sich mit der Hand über die Wange. Die Nasenlöcher der Krone blähten sich. »Ich habe nicht von dir gesprochen, Fae. Du hast Glück, dass du noch stehst.«
Ember zeigte der O’gúl-Krone den Mittelfinger und L’zar brach erneut in Gelächter aus.
Cheyenne schritt langsam um den Altar herum und gesellte sich zu ihnen. Bevor sie fragen konnte, wer der Vierte war, trat ein Drow mit einem kurzgeschnittenen, weißen Spitzbart in einem scharlachroten Anzug durch den offenen Torbogen hinter der Krone. Sein weißes Haar war zu einem langen Pferdeschwanz zurückgebunden und sein Blick schweifte zwischen Cheyenne und L’zar hin und her.
»Ah. Ruuv’i.« L’zar breitete seine Arme aus und ging auf den anderen Drow zu, als wolle er ihn umarmen. Der Drow in dem scharlachroten Anzug warf ihm einen kurzen Blick zu und sah weg, bevor er neben Ba’rael stehen blieb. »Schade. Ich hatte auf ein energischeres Wiedersehen gehofft. Es ist schon so lange her.«
»Nicht lang genug«, murmelte Ruuv’i.
»Du willst also auch verhandeln? Vielleicht den Deal für dich versüßen?« L’zar schritt auf sie zu. »Wenn ich du wäre, würde ich die Schuldige ihrem Schicksal überlassen und mich selbst befreien.«
Ruuv’is Nasenlöcher blähten sich auf. »Ich stehe an ihrer Seite. Nenn es moralische Unterstützung.«
Cheyenne ging auf die drei anderen Drow zu und schnaubte. »Nach allem, was sie getan hat, sieht es so aus, als hättest du bei diesem Job schon vor langer Zeit versagt.«
»Ha.« L’zar zeigte auf sie und grinste die beiden finsteren Drowherrscher an. »Und sie hat einen Sinn für Humor.«
»Er ist genauso ungehobelt und grob wie deiner.« Ba’rael warf ihm einen herablassenden Blick zu. »Ich finde es ermüdend.«
»Gut. Eine müde Krone ist bereit zuzuhören. Pure Notwendigkeit, nicht wahr?«
»Sag, was du zu sagen hast.«
»Cheyenne und ich sind zurückgekommen, damit sie ihren Marandúr auf den Rahalma setzen kann, Ba’rael. Sie wird einfordern, was ihr rechtmäßig zusteht.«
»Du hast kein Recht, für sie zu sprechen.« Die Krone sah Cheyenne an. »Du bist diejenige, die den Marandúr abgeliefert hat. Was willst u?«
Ich habe keine Ahnung, worum es hier geht. Cheyenne nickte in Richtung L’zar. »Was er gesagt hat.«
L’zar stieß überrascht einen spöttischen Schrei aus. »Sieh dir das an.«
»Du bist nie durch die Feuer gegangen, L’zar.« Die Krone wirbelte auf ihn zu. »Du hast nie das Wasser unter der Brücke berührt. Du hast das alles nicht zu entscheiden.«
»Ah. Du vergisst den wichtigsten Teil, Ba’rael. Blut verbindet sich mit Blut.«
»Blut ist nicht das Problem, Weber! Das hast du deutlich gemacht, als du die Krone verraten und die andere Welt dieser vorgezogen hast.«
»Meine Methoden waren zwar etwas unorthodox, aber es hat wunderbar funktioniert. Zumindest für mich.«
Cheyenne funkelte sie an und nahm nicht mehr an dem Gespräch teil. Die Hälfte davon habe ich in der Prophezeiung gehört. Wenn er sagt, dass er ihr den Thron wegnehmen will, schreite ich ein .
»Wie dem auch sei«, sagte Ba’rael mit zusammengebissenen Zähnen, »du vergisst ein kleines Detail. Deine Tochter mag es bis hierher geschafft haben, aber sie ist noch nicht fertig. Wenn ihre Nós Aní nicht an diesem Treffen teilnehmen kann, fürchte ich, dass ihr beide den weiten Weg umsonst auf euch genommen habt.«
Ember räusperte sich und schwebte langsam von der Wand weg. »Nö. Das bin ich nämlich.«
Der Krone blieb der Mund offen stehen, dann stürzte sie sich mit neuer Wut auf L’zar. »Du wusstest, dass das passieren würde.«
»Das wusste ich ganz sicher nicht. Diese Fae hat sich ganz allein durch das Nalís -Portal geschlichen.« L’zar grinste und nickte Ember zu, damit sie sich zu ihnen gesellte. »Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Anscheinend hätten wir ohne dich verloren.«
Embers rosafarbene Wangen färbten sich dunkelviolett, als sie zu den vier Drow schwebte, die sie beobachteten. Sie machte neben Cheyenne Halt und presste entschlossen die Lippen aufeinander. »Sie brauchte mich.«
Ba’raels einzige Antwort war ein wütendes Zischen, während Ruuv’i Ember von oben bis unten musterte und kurz den Zentimeter zwischen ihren Füßen und dem Steinboden beäugte.
»Also.« L’zar klatschte in die Hände. »Die alten Gesetze bleiben bestehen, Ba’rael. Der Wechsel zu einem neuen Zyklus ist so ziemlich die einzige Möglichkeit, die du jetzt hast. Abgesehen vom Tod natürlich, an den du dich, wie wir alle wissen, gut erinnern kannst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir leicht fällt, die Erinnerung an die Verbrennung deines Vorgängers zu verdrängen, egal wie lange es her ist.«
Cheyenne biss sich auf die Lippe. Es würde mich nicht wundern, wenn sie jetzt Feuer spucken würde .
»Dann komm.« L’zar breitete seine Arme in Richtung der Krone aus. »Du kannst sie freiwillig hergeben oder ich kann sie dir wegnehmen.«
Ruuv’is Blick schweifte zu dem Drowdieb.
Ba’rael stieß ein dunkles, bitteres Kichern aus und zeigte auf L’zar. »Du hast deinen Anspruch verwirkt, als du mir den Rücken zugekehrt hast, L’zar. Die alten Gesetze gelten für dich nicht mehr.«
»Sicher.« L’zar senkte den Kopf und hielt den Blick der Drowfrau fest. »Aber sie gelten für meine Tochter und sie hat alles getan, was von ihr verlangt wurde, um den leeren Platz zu besetzen.«
Cheyenne sah ihn an. »Wie jetzt?«
»Den Platz, Cheyenne. Die Position. Den Thron. Willst du mehr Synonyme?«
»Nein, warte mal.«
»Stopp.« L’zar hob einen Finger und warf ihr einen intensiven, warnenden Blick zu. Die Lippen der Krone verzogen sich zu einem räuberischen Lächeln.
Denn wenn ich das Falsche sage, verlieren wir. Ich verstehe.
Ihr Vater verschränkte die Hände hinter dem Rücken und lächelte die Krone und den Drowmann, der an ihrer Seite regierte, freundlich an. »Cheyenne hat vierzehn Tage Zeit, um zu entscheiden, was mit dir geschehen soll. Sie wird die Entscheidung mit nach Hause nehmen und wenn sie getroffen wurde, wirst du von uns hören.«
»Nein«, knurrte Ba’rael. »Nein! Ich verlange jetzt eine Antwort!«
»Schade.« L’zar lachte sie an.
»Du bist eine Schande«, spuckte Ruuv’i. »Du denkst, du bist der Klügere, Weber? Wenn das alles vorbei ist, wirst du an den Flammen hängen.«
L’zar breitete seine Arme aus und verbeugte sich erneut. »Tun wir das nicht alle?«
»Dein Weg durch die Todesflamme wird dich in Stücke reißen!«, rief Ruuv’i und stieß dem Drowdieb einen langen Finger entgegen. »Alles, was du glaubst, erreicht zu haben, ist nichts!«
»Das ist genug«, schnauzte die Krone. Ruuv’i knurrte und ballte die Fäuste, aber er sagte nichts weiter. »Vierzehn Tage also. Das ist genügend Zeit für uns beide.«
»Wenn du es sagst.«
Ba’rael blickte auf die eingefrorenen magischen Wesen, die am Rande des Hofes kämpften, und schnippte mit den Fingern in ihre Richtung. Das helle Licht, das die Kämpfenden einfror, zitterte und verschwand, woraufhin sowohl die O’gúl-Soldaten als auch die rebellischen magischen Wesen voneinander wegtraten, schwankten, blinzelten und sich verwirrt umsahen.
»Hört mich an!« Die Stimme der Krone ertönte vom Boden des Hofes und hallte mehr als laut genug, dass alle sie hören konnten. »Legt eure Waffen nieder und geht zurück auf eure Posten. Wir sind am Ende. Das sagt die Krone !«
Die Orksoldaten warfen ihrer Monarchin verwirrte Blicke zu und zogen sich langsam durch die Gewölbe in die angrenzenden Gänge zurück, während sie die benommenen Rebellen allein ließen, um sich von dem Bann zu erholen, von dem sie gerade befreit worden waren.
»Niemand tut ihnen weh«, fügte Cheyenne schnell hinzu und deutete auf L’zars Rebellen. »Ich schwöre, wenn ihr euch nicht daran haltet, werdet ihr in weniger als zwei Wochen von mir hören.«
L’zar kicherte und die Krone warf der Halbdrow einen angewiderten Blick zu. »Du hast keine Ahnung, wie das hier funktioniert und berufst dich immer noch auf die alten Gesetze. Ich hätte dich gegen den Baum schleudern sollen.«
»Nun, ich bin eine ziemlich harte Nuss.« Cheyenne hob die Augenbrauen und die Drowfrau wies mit einer Geste auf die nun offenen Gänge, die den Innenhof säumten.
»Geh mir aus den Augen.«
»Obwohl wir beide deinen Befehlen nicht unterworfen sind, Ba’rael, werden wir uns gerne verabschieden. Genießt die letzten zwei Wochen eurer Halbmacht.« L’zar warf ihr noch ein breites Grinsen zu und bedeutete Cheyenne, sich zu ihm zu gesellen.
Ember schloss zu Cheyenne auf, als sie am Altar und dem letzten Nimlotharbaum vorbeikamen, der noch immer schwach pulsierte.
L’zar beugte sich zu seiner Tochter und murmelte: »Das war ein mutiger Versuch, aber völlig unnötig.«
»Sie zu schützen? Warum war das unnötig?«
»Als du deinen Marandúr zurückgegeben hast, hat es ganz Ambar’ogúl gespürt. Warte nur, bis wir danach durch die Straßen gehen. Hangivol wird ein ganz anderer Ort sein.«
»Besser oder schlechter?«
»Das kommt darauf an. Für uns? Ich würde sagen, die Dinge haben sich enorm verbessert. Gut gemacht.«
Hinter ihnen knurrte die Krone, hob ihre Hände und murmelte einen Zauberspruch.
»Ignoriere sie. Geh weiter.«
»Wie viel Magie hat sie noch?«
L’zar neigte seinen Kopf mit einem unverbindlichen Brummen hin und her. »Ein bisschen. Viel aber nicht.«
Ein grünes Licht blitzte hinter ihnen auf und erfüllte den Hof. »L’zar Verdys, Cu’ón von Hangivol, dunkel grinsender Weber und O’gúl-Blutdieb, ich verbanne dich hiermit vom Boden von Ambar’ogúl. Mögest du nie wieder einen Fuß in dieses Herz setzen. Möge die Todesflamme dein Fleisch und dein Gedächtnis verzehren, wenn du es wagst, gegen die Fäden zu stoßen, die ich jetzt um dich Verräter webe!«
Das grüne Licht blitzte erneut auf und wuchs hinter ihnen. L’zar machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, als der Zauber der Krone seinen Rücken traf und grüne Linien aus Magie über seine Haut zogen. Er hielt inne, erschauderte und kicherte leise. »Hm. Das kitzelt.«
»Was ist gerade passiert?«
»Geh weiter.«
»L’zar.«
Er nickte langsam und zeigte auf den Torbogen vor ihnen. »Ziemlich genau das, wonach es sich angehört hat, Cheyenne. Wenn ich Ambar’ogúl verlasse und zurückkomme, bin ich ein toter Drow.«
»Das kann sie nicht tun.« Cheyenne wollte sich umdrehen, aber er packte ihren Arm und drückte gerade fest genug zu, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
Seine goldenen Augen sahen sie eindringlich an und er beugte sich näher zu ihr. »Komm schon, Cheyenne. Das macht mir nichts aus. Ich hatte ohnehin nicht vor, lange zu bleiben. Die Welt ist nicht groß genug, um sie und mich gleichzeitig zu beherbergen und ich habe meine Schwester sowieso nie gemocht.«
»Deine was ?« Cheyenne riss ihren Arm aus seinem Griff und er führte sie mit einem Kichern durch den Torbogen.
Ember starrte die beiden an, während sie neben ihnen schwebte.
»Oh, ja. Du bist die rechtmäßige Erbin der O’gúl-Krone, Cheyenne, nicht nur, weil du sie anfechtest, sondern durch Blut. Drowkönigshaus und so.«
»Nein.«
»Doch.« Sie gingen den Korridor entlang, der von losen magischen Flammen erleuchtet wurde, die an den Wänden hingen. »Das kann doch nicht so schwer zu glauben sein. Ehrlich gesagt, benötigen wir auch auf der Erde eine starke Führung. Das wird sowieso ein Teil deiner Entscheidung sein, wenn du sie triffst. Aber das hat noch Zeit.«
»Und was für eine verkorkste Entscheidung ist das?«
Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und atmete tief durch, als er seine Halbdrowtochter und ihre Fae-Nós-Aní durch die Flure des Kronenherzens führte. »Ob du den Thron in Ambar’ogúl besteigen oder das Königtum der Drow auf der Erde aufrechterhalten möchtest. Wie ich dich kenne, bist du zu beidem fähig, aber es könnte Rückschläge geben.«
Cheyenne starrte ausdruckslos auf den Steinboden vor ihnen. Was zum Teufel soll ich auf einem Thron machen? »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Ich meine es so ernst, wie ich es nur kann, Cheyenne. Du bist meine Tochter.« L’zar schaute sie mit dem einzigen wahren Lächeln an, das sie je bei ihm gesehen hatte, das ihn nicht verrückt aussehen ließ. »Du bist die Brücke zwischen zwei Welten.«
ENDE
Die Geschichte von Cheyenne Summerlin wird in
›Entfesselte Goth-Drow – Buch 10‹ fortgesetzt.
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Assistentinnennotizen von Grace Snoke
Danke, dass du diesen Roman gelesen hast, und zwar bis zu den Autorennotizen oder, in diesem Fall, den Notizen der Assistentin.
Es ist eine Woche vergangen, und ja, während ich dies schreibe, ist die Woche erst zwei Tage alt. Ich sollte eigentlich sagen, es ist ein Monat. Und Junge, war das ein Monat.
Der Monat begann mit einem Notfallbesuch im Tierkrankenhaus. Meine älteste Katze, Marie, ist fast 19 Jahre alt. Normalerweise ist sie still wie ein Gespenst, es sei denn, sie singt das Lied ihres Volkes zu schrecklichen Morgenstunden. Am liebsten rollt sie sich unter den Decken in meinem Bett zusammen, wo die andere Katze sie nicht stören kann. An diesem Morgen war ich früh auf, um Social-Media-Posts zu erstellen und an Grafiken zu arbeiten, was ich normalerweise tue, während ich fernsehe (das ist eine der wenigen Sachen, die ich tun kann, während die Serien auf meinem großen Bildschirm laufen), und ich hörte sie mehrmals im anderen Zimmer husten. Es war seltsam, aber ich dachte mir nicht viel dabei, weil sie schon früher in der Woche geniest und gehustet hatte. Ich dachte, es sei nur eine Erkältung, bis ich ihr Atmen über den Fernseher und das Schnurren der anderen Katze neben mir hören konnte. Ich unterbrach alles, was ich tat, um nach ihr zu sehen, und sie sah einfach nur erbärmlich aus. Ich hob sie auf, vergewisserte mich, dass nichts in ihren Atemwegen steckte, und setzte sie um, bis sich ihre Atmung verbesserte. Aber sie hat sich nicht gewehrt. Sie ließ sich nicht einmal davon stören, dass ich sie festhielt (normalerweise lässt sie sich von mir kurz festhalten und fängt dann an zu kämpfen und zu wimmern, um abgesetzt zu werden). Als ich sie schließlich hinlegte, blieb sie einfach liegen, wo ich sie hinlegte. Sie rannte nicht auf die andere Seite des Bettes, wie sie es normalerweise tut.
Zu sagen, dass das die Alarmglocken läuten ließ, wäre eine Untertreibung. Also rief ich ihren Tierarzt an. Er sagte, dass sie sofort in die Tierklinik müsse, weil ihr Tierarzt sie nicht sehen könne, da er in einer Stunde schließe. Ich rufe also in der Tierklinik an, bekomme einen Termin und arbeite mich durch eine Panikattacke, um zu duschen, mich anzuziehen, sie in die Transportbox zu packen und zum Tierarzt zu fahren.
Kurz gesagt, sie hat eine Herzinsuffizienz, könnte aber noch sechs Monate bis ein Jahr bei guter Lebensqualität leben, aber wir müssen die Flüssigkeit um ihr Herz herum entfernen und ihre Nieren nicht schädigen, die ein frühes Stadium einer Nierenerkrankung aufweisen. Als ich sie abholte, freute sie sich, mich zu sehen, aber als wir nach Hause kamen, wurde ich angeknurrt und angefaucht und bekam einen Vortrag darüber, wie unzufrieden sie mit mir war.
Leider musste sie jede Woche zur Kontrolle, weil die Medikamente, die sie bekommt, ihre Nieren verschlechtern könnten (und es auch taten). Zwei der Medikamente wurden abgesetzt und diesen Sonntag musste ich sie zu einer weiteren Untersuchung bringen. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, öffne ich oft das Verdeck ihrer Transportbox, damit ich sie streicheln und an der Ampel beruhigen kann. Das habe ich auf dem Hinweg und auf dem Rückweg getan. Bis zu diesem Sonntag, als wir auf dem Weg nach Hause waren, hatte ich nie ein Problem damit, dass sie aus der Transportbox heraus wollte. Als ich anhielt, um Frühstück zu holen, beschloss sie, dass dies ein guter Zeitpunkt war, um aus der Transportbox auf den Rücksitz zu springen. Ich war nicht allzu besorgt, denn viele Katzenbesitzer fahren mit ihren Katzen im Auto. Ich dachte mir, dass es ihr gut gehen würde, und das tat sie auch. Sie erkundete den Rücksitz und lief dort herum. Sie steckte immer wieder ihren Kopf unter den Sitz und ich sagte ihr, dass sie das nicht tun solle. Ich dachte, sie würde zuhören. Das dachte ich auch, bis ich eine halbe Meile von zu Hause entfernt war und sie mir unter dem Fahrersitz auf den Knöchel klopfte.
Ich bettelte und flehte sie an, wieder herauszukriechen und von da unten zu verschwinden. Als ich endlich zu Hause ankomme, kann ich sie nicht einfach greifen und herausziehen und muss aufpassen, dass ich mich und sie nicht verletze. Sie drückte sich immer wieder durch die Vorderseite des Fahrersitzes nach draußen. Ich versuche, sie mit Leckereien auf der Rückseite des Sitzes auszutricksen, aber das bringt nichts. Dann fange ich an zu telefonieren. Spaß beiseite: Viele Geschäfte wollen dir nicht helfen, wenn ein Tier beteiligt ist. Schließlich rufe ich den Tierarzt an und spreche mit ihm, als sie beschließt, sich durch die Vorderseite des Sitzes (wo es bei weitem am engsten war) herauszuschieben und sich frei zu winden. Sie war sehr stolz auf sich und trillerte, um ihre Freude zu zeigen. Ich lege auf und versuche, sie dazu zu bringen, zu mir zu kommen. Fehlanzeige. Also schließe ich die Beifahrertür - ich hatte auf dem Beifahrersitz gesessen, bin aber ausgestiegen, um sie auf der anderen Seite zu holen. Sie springt auf und rennt zum Beifahrersitz hinüber. Als ich wieder zurücklaufe, springt sie auf den Rücksitz. Nach ein paar Minuten der Verfolgungsjagd lässt sie sich schließlich von mir fangen.
Die gute Nachricht ist, dass sich ihre Nierenwerte verbessert haben. Sie frisst zwar weniger als sonst, aber das ist auch keine große Überraschung. Sie ist wieder ganz normal und spielt sogar (wie man am Auto sieht) und kämpft gegen alle Medikamente. Nächstes Wochenende haben wir (hoffentlich) einen letzten Kontrolltermin und dann sollten die Medikamente korrigiert werden und sie wird sie für den Rest ihres Lebens nehmen.
Letztes Jahr musste sie operiert werden, um eine Krebszyste zu entfernen, und ich wusste schon letztes Jahr, dass es für sie aufgrund ihres Alters immer schwieriger wird. Das gibt man als Tierbesitzer nicht gerne zu, aber man erkennt, dass die Zeit mit dem Tier viel früher zu Ende geht, als man es sich wünscht. Und ich weiß, dass es auch bei ihr viel früher als später sein wird.
Sie wird verwöhnt, wenn sie sich von mir verwöhnen lässt und ich freue mich darauf, so viel Zeit mit ihr zu verbringen, wie ich kann. Wenn sie verlangt, dass ich mich mit ihr zum Schlafen hinlege, tue ich das. Wenn sie um Leckerlis bettelt, bekommt sie sie und ich würde es nicht anders wollen.
Apropos Leckerlis... sie muss wissen, dass ich von ihr spreche, denn während ich das schreibe, reibt sie meine Beine. Zeit für eine Handvoll Leckereien für sie und für mich, um diese Notizen zu beenden. Wir sehen uns am Ende von Buch 11.
Grace Snoke
24. Mai 2021