11. Neu-Moragan-Pordh
»Der Antrieb wurde soeben blockiert«, sagte Waylon Javier. »Von einer Sekunde zur nächsten, ohne erkennbare äußere Einwirkung.«
Die Panoramagalerie zeigte die Rote Riesensonne Aerthan und ihre wie an einer imaginären Schnur aufgereihten fünf Planeten. Auch die an Radioteleskope erinnernden, bis zu sechs Kilometer durchmessenden Objekte waren im Ortungsbild dargestellt. Nur der Möbiussatellit war nicht mehr im Bild, da er schon zu tief in der Sonnenkorona stand. Er schien aber sehr aktiv zu sein, denn ein pulsierender roter Leuchtfleck markierte seine Position.
»Soll ich die Porleyter anrufen, Perry?«, erkundigte sich Deneide Horwikow, die Cheffunkerin. »Mit aller Wahrscheinlichkeit kommt die Blockade von ihnen.«
Rhodan schüttelte den Kopf. Er setzte zu einer Erwiderung an, da meldete sich Vishna. In der Bildwiedergabe, schräg hinter ihr, war Taurec zu sehen.
»Ihr braucht Unterstützung?«, fragte die Kosmokratin.
»Ich hoffe, das wird nicht nötig sein«, antwortete Rhodan. »Ich nehme an, die SYZZEL wird nicht beeinträchtigt.«
»Sie ist voll manövrierfähig.«
»Habt ihr erkannt, was für Gebilde da im System verteilt sind?«, rief Waringer.
»Wir wissen, welche Funktion sie zur Zeit erfüllen«, antwortete Vishna. »Sie speichern fünf- und sechsdimensionale Energie, die ihnen von dem Satelliten in der Sonnenkorona zugeführt wird.«
»Für welchen Zweck?«, drängte Waringer weiter. »Nur speichern macht wenig Sinn.«
»Diese Energien werden irgendwann wieder abgegeben«, bestätigte die Kosmokratin. »Dabei dürfte es zu superstarken Schockimpulsen auf der Sextadim-Halbspur kommen. Was diese Impulse bewirken sollen, falls es so käme, können Taurec und ich vorerst nicht einmal vermuten. Uns fehlen weitere Informationen.«
»Superstarke Schockimpulse?«, sinnierte Les Zeron. »Damit ließe sich eine enorme Wirkung erzielen. Ich kann nur hoffen, dass die Porleyter das nicht als Waffe einsetzen.«
»Warum sollten sie?«, rief Javier. »Soeben wurde die BASIS gewissermaßen in Fernsteuerung genommen. Die Vektorwerte lassen darauf schließen, dass wir in einen Orbit um Yurgill bugsiert werden sollen.«
»Ein toller Service!«, rief Gucky aus dem Hintergrund. »Lieferung frei Haus. Das steht unserem Ausflug hoffentlich nicht im Weg.«
»Der Leichte Kreuzer AINO UWANOK ist startbereit«, meldete sich Mehldau Sarko, einer der Hangarmeister.
»Ist eigentlich keiner von euch auf den Gedanken gekommen, dass die Porleyter unseren Antrieb blockiert haben, weil die Emissionen des Metagravs die Aktivitäten ihres Sonnensatelliten oder die der Speicherstationen beeinflussen könnten?«, warf Rhodan mit leicht ironischem Anklang ein.
Das betretene Schweigen bestätigte seine Vermutung, dass alle die Blockierung des Metagravs als Demonstration der porleytischen Stärke sahen. Ihn hatte Vishnas Aussage über die Funktionen der Speicher und des Sonnensatelliten eher daran denken lassen, dass nicht einmal die Supertechnik der Porleyter gegen zufällige Einflüsse gefeit war. Sie hatten wegen plötzlicher Probleme so reagiert.
»Selbstverständlich hätten sie uns über Funk auffordern können, den Metagrav für eine gewisse Zeit nicht einzusetzen«, fuhr Rhodan fort. »Aber wir müssen uns in ihre Psyche hineinversetzen, dann zeigt sich, dass das für sie keine Alternative war. Neu-Moragan-Pordh ist ihr Zufluchtsort und ihre Bastion. Sie müssen einfach beweisen, dass sie hier die Herren sind. Gleichzeitig geben sie uns zu verstehen, dass sie uns willkommen heißen. Sonst würden sie die BASIS nicht in einen Orbit bugsieren.«
Das mächtige Fernraumschiff näherte sich dem zweiten Planeten mit gleichbleibender Geschwindigkeit. Knapp eine Stunde hatte der Ausfall des Metagravs angehalten, danach war die BASIS übergangslos wieder manövrierfähig.
»Wir überlassen es weiterhin den Porleytern, uns in einen von ihnen gewünschten Orbit zu bringen«, entschied Perry Rhodan pragmatisch. »Zugleich werde ich wie geplant mit dem Leichten Kreuzer vorausfliegen. Ich sehe das Erlöschen der Blockade als Einverständnis der Porleyter für den Besuch einer Abordnung.«
Die AINO UWANOK startete wenige Minuten später. Ein Zufall, dass es ausgerechnet dieser Kreuzer war? Perry Rhodan erinnerte sich an die Ereignisse auf Khrat, die seiner Ritterweihe im Dom Kesdschan vorangegangen waren. Auch damals hatte der Leichte Kreuzer der STAR-Klasse eine Rolle gespielt. Er schüttelte den Kopf, um die düsteren Ahnungen abzuwehren, die ihn plötzlich bedrängten. Diesmal war alles anders. In Neu-Moragan-Pordh besuchte er Verbündete – und auf EDEN II wartete ein alter Freund. Die AINO UWANOK war turnusmäßig an der Reihe für diesen Einsatz.
Das Schiff näherte sich schnell dem zweiten Planeten. Schon wurde die hohe, von Eis und Schnee bedeckte Bergkette in der Mitte des größten Kontinents deutlich. Der Himmel in dem Bereich war wolkenlos und klar wie Glassit. Die Anlagen der Porleyter lagen beiderseits der Berge tief unter der Oberfläche.
Ein Peilsignal kam. Nichts sonst.
»Landeplatz erkannt!«, meldete Leejah von Vurlon, die akonische Cheforterin. »Er liegt in einem engen Tal, ist kreisrund, durchmisst knapp einen Kilometer. Unmittelbar am Rand messen wir eine kugelförmige Energieblase an, Durchmesser fünfzig Meter.«
»Formenergie?«, fragte Rhodan.
»Es handelt sich um Mischenergie. Genauer: psionische Energie mit fünf- und sechsdimensionalen Komponenten.«
»Das müsste absolut undurchdringlich sein«, kommentierte der stellvertretende Kommandant und Navigator, Meng Faischü.
Rhodan lächelte über den Begriff »absolut«, schwieg jedoch dazu.
Eine paradiesische Landschaft erschien auf den Schirmen. Auf Yurgill wirkte alles abgerundet, zahm und makellos.
Flache Bauwerke säumten den Landeplatz. Zwischen ihnen erstreckten sich schmale Waldabschnitte, zudem lagen weit verstreut kleine Seen.
Perry Rhodan konzentrierte sich jedoch darauf, die Kugel aus Mischenergie zu beobachten. Sie leuchtete in allen Farben des Spektrums und bot eigentlich einen faszinierenden Anblick. Aber gerade deshalb fühlte sich der Terraner ermahnt, angesichts der überlegenen Technik nicht übermütig zu werden.
Der Leichte Kreuzer setzte exakt im Mittelpunkt des Landefelds auf.
Zugleich kam der Anruf. Vor Rhodan entstand das Konterfei eines Porleyters. Eigentlich eines Aktionskörpers, denn diese Wesen hatten ihre Originalkörper schon vor zwei Millionen Jahren verloren, als sie sich in die Objekte ihrer persönlichen Wahl – Bäume, Seen, Felsen, Berge und sogar technische Konstruktionen – integrierten. In ihren androidischen Aktionskörpern ähnelten sie halb aufrecht gehenden, fast mannsgroßen Riesenkrabben. Sie hatten drei Beinpaare unterschiedlicher Länge sowie ein Armpaar, das in scherenähnlichen, sechsgliedrigen Greiforganen endete.
»Willkommen auf Yurgill!«, sagte der Porleyter in seiner eigenen Sprache, die mit der Sprache des Bundes der Zeitlosen eng verwandt war. »Ich grüße dich, Perry Rhodan, Ritter der Tiefe!«
In dem Moment wusste der Terraner, wer von den 2009 Porleytern zu ihm sprach. Er wusste es, ohne dass er ihn optisch oder akustisch identifizierte, und er hatte nicht einmal eine Begründung dafür.
»Ich danke dir, und ich grüße dich ebenfalls, Lafsater-Koro-Soth!«, erwiderte er in derselben Sprache. Gern hätte er schon mehr gesagt, doch er hielt sich zurück. Die Porleyter mussten geschickt behandelt werden. Natürlich merkten sie das, aber eine andere Ansprache hätten sie als respektlos beurteilt.
»Terraner!«, sagte der Porleyter, und es klang wie eine Auszeichnung.
Rhodan neigte leicht den Kopf. Er wartete geduldig.
»Ihr kommt zum rechten Zeitpunkt«, fuhr Lafsater fort. Der Kehlsack, in dem sein Sprachorgan saß, bewegte sich ruckartig.
Rhodan richtete seine Aufmerksamkeit auf den Kreis der acht strahlend blauen Augen, die den weißhäutigen Kopf mit dem breiten, lippenlosen Mund beherrschten.
»Wir wissen von eurer Auseinandersetzung mit dem Dekalog der Elemente«, erläuterte Lafsater. »Seitdem arbeiteten wir an der Konstruktion einer Waffe, die speziell auf den Herrn der Elemente zugeschnitten ist.«
Der Porleyter hatte »arbeiteten« gesagt. Rhodan registrierte das sofort. »... und ihr seid heute damit fertig geworden«, unterstellte er – nicht zuletzt wegen der an Bord der BASIS registrierten hyperphysikalischen Phänomene.
»Ihr hättet sonst nicht landen können«, bestätigte der Porleyter zweideutig.
»Wir sind allerdings nicht wegen dieser Waffe gekommen, sondern haben ein anderes Anliegen. Nur wäre es mir angenehmer, wenn wir das gemeinsam besprechen könnten, nicht über Funk. Du bist herzlich eingeladen, an Bord zu kommen und mitzubringen, wen immer du mitbringen möchtest.«
»Ich komme gemeinsam mit Qumran-Fayed-Pogh«, entgegnete Lafsater.
Leejah von Vurlon deutete auf die bunte Kugel aus Mischenergie. »Eben entstand eine Art Strukturriss ...«
»... und seitdem gibt es hier sechzehn Augen mehr«, platzte Gucky heraus.
Es war für Porleyter zumindest ungehörig, was der Mausbiber von sich gab. Einzig Perry Rhodan und Unaire Zahidi, der Kommandant des Kreuzers, bewiesen ihre guten Umgangsformen. Sie sprangen auf und verneigten sich leicht in Richtung der beiden Porleyter, die in der Zentrale materialisiert waren.
»Unsere Transportkugel hat uns kurzzeitig mit psionischer Energie versorgt«, erläuterte Qumran-Fayed-Pogh. »Wir verfügen nicht mehr über Kardec-Schilde, falls du das befürchtest, Terraner.«
»Danke für den Hinweis«, sagte Rhodan schlicht.
»Euer Anliegen?«, fragte Lafsater knapp.
»Wir benötigen eine Information.«
»Falls ihr hofft, wir könnten euch Positionsdaten von EDEN II geben, müssen wir euch enttäuschen«, sagte Qumran. »Wir kennen sie nicht.«
Rhodan hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Er fragte sich, wieso die Porleyter über sein Problem informiert waren.
»Es ist logisch, dass ihr auf der Suche nach EDEN II sein müsst«, fuhr Lafsater-Koro-Soth fort. »Nach dem Untergang des Dekalogs der Elemente kann dein nächstes Ziel nur die Aktivierung des letzten Chronofossils sein – und das ist EDEN II. Darum erwähnte ich bereits, dass ihr zum rechten Zeitpunkt kommt. Die von uns hergestellte Waffe muss nach EDEN II gebracht werden.«
Rhodans Überlegungen jagten einander. »Warum eine Waffe?«
»Weil der Herr der Elemente einen Anschlag auf EDEN II plant. Er will ES samt der Konzepte und Mutanten auslöschen.«
Perry Rhodan kam es vor, als schlüge eine erstickende Woge über ihm zusammen. Seine düsteren Ahnungen waren plötzlich wieder da. Es kam nicht nur darauf an, EDEN II zu finden und das Chronofossil zu aktivieren. Vor der Aktivierung musste vielmehr erst die Sicherheit des halbierten Planeten gewährleistet sein.
»Wenn es so ist, wir sind bereit!«, sagte er mit grimmiger Entschlossenheit. »Wo befindet sich die Waffe?«
Die beiden Porleyter schwiegen minutenlang. Perry Rhodan befürchtete schon, dass er mit seiner Frage zu weit gegangen war, da wurde es schlagartig dunkel. Nicht einmal die Notbeleuchtung sprang an.
Panik stieg in Rhodan auf. Sein Unterbewusstsein stufte die Dunkelheit als neuen Angriff des Elements der Finsternis ein. Die Begleiterscheinungen ließen es befürchten. Sogar die Stille war da, wie nach dem Angriff des Elements der Finsternis im Solsystem. Ringsum schien nur Leere zu sein, das absolute Nichts.
Hörte er Kazzenkatt flüstern? Perry Rhodan hätte nicht zu sagen vermocht, was in dem Moment real war und was nicht. Ob überhaupt etwas real war.
Ein jähes Aufleuchten spaltete die Dunkelheit. Da war ein senkrecht stehendes stabförmiges Objekt, kaum länger als zwei Meter. Sein grellweißes Licht blendete – doch es verblasste zusehends, weil von allen Seiten her Helligkeit herandrang und die Finsternis binnen Sekunden vertrieb. Zugleich erlosch das stabförmige Leuchten, es verwandelte sich in einen tiefschwarzen »Speer«, der langsam auf Rhodan zuschwebte.
Der Terraner zögerte kurz, dann griff er zu. Was immer es sein mochte, das er berührte, es fühlte sich glatt und kalt an. Rhodan spürte im Hintergrund das mentale Vibrieren ungeheuerlicher Energien. Gleichzeitig leuchtete die Speerspitze violett auf.
Dann war alles wieder wie zuvor, ehe es dunkel geworden war.
»Die Nebeneffekte waren unvermeidbar«, sagte Lafsater-Koro-Soth. »Anders hätte sich die Materialisierung des Impulsaktivators nicht realisieren lassen.«
»Das ist also ein Impulsaktivator.« Perry Rhodan fasste nun auch mit der linken Hand zu und drehte den Speer so, dass er ihn waagerecht vor sich hielt.
»Es ist der Impulsaktivator«, stellte Qumran-Fayed-Pogh klar. »Mehr als einen herzustellen, wäre selbst für unsere Technik ein unlösbares Problem.«
»Woraus besteht er?« Rhodan musterte die fingerlange Spitze, deren violettes Leuchten ihn an irgendetwas erinnerte.
»Der Schaft besteht aus schwarzem Metall, das nach einer speziellen Behandlung und Programmierung Steuer- und Regelfunktionen erfüllt. Diese sind bei Weitem hochwertiger als die eurer lunaren Inpotronik«, erläuterte Qumran. »Die Spitze besteht aus Sextagonium.«
Schon der Vergleich mit NATHAN verblüffte Rhodan. Die eher beiläufig gegebene Erklärung über die Speerspitze wirkte, als verliere er den Boden unter den Füßen. Perry Rhodan erinnerte sich genau an den Tag, als in einem irdischen Hochsicherheits-Labor versucht worden war, Sextagonium durch den Beschuss von Howalgonium mit Quintronen zu erzeugen. Das künstliche Element war für den Bau des ersten Nullzeit-Deformators gebraucht worden.
Um Haaresabreite war Terra damals einer Katastrophe entgangen. Während der Beschussverdichtung in einem Quintatron trat eine Instabilität auf. Wäre nicht der Supermutant Ribald Corello vor Ort gewesen, und hätte er nicht mit seiner Psi-Kraft das im Entstehen begriffene Sextagonium stabilisiert ... Rhodan verdrängte die Gedanken daran, die ihn nach so langer Zeit noch frösteln ließen.
Es schien, als hätte der Porleyter nur darauf gewartet, denn er setzte seine Erklärung fort: »Der Impulsaktivator ist nur ein Teil der Waffe, die wir als Devolutions-Komponenten-Waffe bezeichnen – er ist gewissermaßen die Exekutiv-Komponente.«
Perry Rhodan lief es kalt den Rücken hinab. Das abwartende Lächeln, zu dem er sich zwang, kostete ihn enorme Willenskraft. »Ich nehme an, dass der Impulsaktivator beim Kontakt mit dem Herrn der Elemente reagiert«, sagte er so ruhig wie möglich. »Zweifellos werden dann die hundert Speichersatelliten hier in Neu-Moragan-Pordh veranlasst, ihre gesamte fünf- und sechsdimensionale Energien freizusetzen.«
Diesmal waren die beiden Porleyter überrascht. Qumran schien es die Sprache verschlagen zu haben. Lafsater fragte nach kurzem Zögern: »Woher hast du dieses Wissen, Terraner?«
»Geoffry Waringer hat den richtigen Ansatz schon nach dem Auftreten der hyperphysikalischen Phänomene vorgeschlagen«, antwortete Rhodan. »Das Geschehen war durchaus so spektakulär, dass wir uns Gedanken darüber machen mussten. Vishna und Taurec lieferten uns außerdem den Hinweis auf superstarke Schockimpulse auf der Sextadim-Halbspur. Nach Qumrans Erläuterungen über die Komponenten-Waffe musste ich nur zwei und eins zusammenzählen.«
»Zwei und eins?«, fragte Gucky leise.
»Den Möbiussatelliten, die Sextadimspeicher und den Impulsaktivator«, antwortete Rhodan und blickte wieder die Porleyter an. »Wie lautet die exakte Bezeichnung der Speicher?«
»Sextadim-Pulsatoren«, antwortete Qumran. »Meine Hochachtung vor eurer kollektiven Leistung, es ist alles richtig. Wir sind bei der Entwicklung des Devolators davon ausgegangen, dass der Herr der Elemente das Produkt einer Evolution ist, die, ohne Beachtung von Ethik und Moral, qualitativ den gleichen Höhepunkt erreicht hat wie bei einer Superintelligenz. Er ist also eine ungeheuer komplexe körperlose Lebensform mit gewaltigem Intelligenzpotenzial. Zudem kann er jede beliebige Gestalt annehmen und sich zur Ortsveränderung der Absoluten Bewegung bedienen.«
Perry Rhodan setzte den Impulsaktivator so ab, dass er senkrecht auf dem Boden stand. Er hielt ihn nur mit der rechten Hand, die Spitze zeigte in die Höhe.
»Das sind eigentlich die Kriterien, die wir auch für ES ansetzen können«, sagte er. »Ich nehme an, ES könnte von der Sextagoniumspitze nicht getroffen werden, wenn er sich in seinem rein geistigen Zustand befindet.«
»Auch das ist zutreffend«, bestätigte Qumran. »Allerdings würde der Herr der Elemente die Mächtigkeitsballung von ES niemals in körperlosem Zustand erreichen. Er ist gezwungen, sich in ein körperlich existierendes Wesen zu transformieren.«
»Wie Vishna und Taurec«, stellte Rhodan fest.
»So – oder doch so ähnlich.«
Waringer mischte sich ein: »Da eine höhere Wesenheit, wenn es sich in ein niederes Wesen verwandelt, zahlreiche ihrer Fähigkeiten verliert, wird der Herr der Elemente im körperlichen Zustand angreifbar. Was geschieht, sobald er von dem Sextagonium getroffen wird? Kann er sich wieder in seine ursprüngliche Existenzform transformieren?«
»Nein«, sagte Qumran. »Beim Kontakt verschmilzt die Sextagoniumspitze unlösbar mit dem Herrn der Elemente und wirkt als Relais für die Sextadimschocks der Pulsatoren. Von dem Moment an ist keine Verwandlung möglich. Die Schockimpulse lösen eine evolutionäre Rückentwicklung aus, deren erste Wirkung die Fähigkeit der Entstofflichung und willentlichen Gestaltveränderung neutralisiert.«
»Wie weit geht die evolutionäre Rückentwicklung?«, fragte Ras Tschubai.
»Bis hinab zum Beginn der Evolution«, antwortete diesmal Lafsater. »Wie die einzelnen Stufen aussehen werden, können wir nicht vorhersagen. Das hängt davon ab, durch welche evolutionäre Entwicklung der Herr der Elemente entstand – und das ist uns unbekannt.«
»Wie beruhigend«, kommentierte Perry Rhodan. Wer ihn kannte, konnte die Zweideutigkeit durchaus heraushören. »Ich habe nur noch eine Frage: Wie funktioniert der Aktivator? Ich nehme nicht an, dass er wie ein echter Speer geworfen wird.«
»Er wird mental gelenkt«, sagte Lafsater. »Es ist schwer, zu schwierig für die meisten Lebewesen. Deshalb werden Qumran und ich euch nach EDEN II begleiten.«
Rhodan holte tief Luft, dann hatte er auch diese Überraschung verkraftet. »Damit wäre also jede weitere Frage nach den Positionsdaten von EDEN II überflüssig«, stellte er fest.
»Wir kennen den Weg nicht«, sagte Qumran. »Aber eventuell jemanden, der darüber Bescheid weiß.«
»Wer ...?«
»Eine Lebensform in der Galaxis Fornax: die Nocturnen. Sie sind eine außerordentlich alte Intelligenz, und der älteste Nocturne müsste eigentlich über ES Bescheid wissen, also auch über den Weg ins geistige Zentrum der Mächtigkeitsballung. Uns ist dieser Nocturne als Der Weise von Fornax bekannt.«
»Fornax durchmisst siebentausend Lichtjahre!«, warf Leejah von Vurlon ein.
»Wir kennen das System, in dem der Weise beheimatet ist«, entgegnete Qumran. »Außerdem besitzen wir mehrere Passagesymbole, über deren Bedeutung uns allerdings Informationen fehlen.«
»Der Weg nach EDEN II führt anscheinend über etliche Umwege.« Rhodans Miene verdüsterte sich. »Hoffentlich verlieren wir nicht zu viel Zeit. Falls der Herr der Elemente vor uns dort eintrifft ...«
Er beendete den Satz nicht, doch allen Anwesenden war bewusst, was er meinte. Falls sie zu spät nach EDEN II kamen, würde ES vielleicht nicht mehr existieren.