22. Devolution
Er badete im Licht und wurde groß. Mit jedem Partikel seiner Mentalsubstanz, die in ihn zurückkehrte, fühlte er sich stärker.
Es war ähnlich wie in Magellan, in Andromeda, bei der Hundertsonnenwelt, in der galaktischen Eastside und im Solsystem. Es war ähnlich, aber nicht gleich, denn er nahm die Aktivierung des Chronofossils allein vor.
Wie an den anderen Orten hatte er auch im geistigen Zentrum von ES seine Mentalsubstanz deponiert. Er spürte sie in sich zurückfließen, ein steter und immer kräftiger werdender Fluss, der zum reißenden Strom anschwoll.
Er glaubte daran, dass er die große Tat auch allein schaffen würde. Zweifel kamen ihm erst, als aus dem reißenden Strom der Mentalpartikel eine elementare Sturzflut wurde. Er konnte die Flut nicht stoppen, hatte nicht die Kraft, sich ihr entgegenzustemmen.
So wurde daraus ein rotierender Wirbel, der ihn mit sich riss, aus berauschender Höhe gnadenlos in die Tiefe, geradewegs in die Hölle. War er zuvor über sich hinausgewachsen, schrumpfte er nun, wurde kleiner, zu einem Nichts, einer Singularität. Dann explodierte er und wurde zum Universum. Er spürte den Urschmerz aus den Anfängen des Lebens, von dem jedes Wesen dieses Universums einen Hauch in sich trug.
Er war dieser Urschmerz, war das Chaos, das geherrscht hatte, bevor sich ordnende Kräfte gebildet und lenkend eingegriffen hatten. Jene Kräfte ordneten nun auch das Chaos in ihm.
Gesil!, dachte er, während er durch einen gewundenen Tunnel stürzte, der gesättigt war mit besonderer Energie. Psi! Dies war eine der psionischen Kraftfeldlinien, die das Kontinuum als fein gesponnenes Netzwerk durchzogen und in das die Doppelhelix der psionischen Felder eingebettet war.
Wurde er in die Tiefe verschlagen? In den Raum unter dem Raum?
Gesil ... unsere Tochter ... Fühlte ein Ungeborenes ähnlich wie er? Aber er hatte das Leben hinter sich, ein langes, ausgefülltes Leben. Er ging den Weg zurück, passierte jede der Stationen aus über 2000 Jahren noch einmal ...
Und dann: Stasis.
Sein Körper war irgendwo im psionischen Netzwerk verschwunden. Er fürchtete, dass nun auch sein Geist von diesen Kraftströmen aufgezehrt wurde.
Das waren seine letzten Gedanken – bis ihm auffiel, dass er wieder einen körperlichen Bezugspunkt hatte. Sein Geist war eingefangen worden ...
... er hatte wieder einen Körper, wenn auch nicht seinen eigenen. Er war nur Gast in dieser Hülle aus Fleisch und Blut.
Er verhielt sich unauffällig, wollte nicht bemerkt werden, um in aller Ruhe mehr herausfinden zu können. Er konnte an den Sinnen des anderen teilhaben, dennoch war ihm keine Einflussnahme möglich. Er sah lediglich, was die ihm fremden Augen sahen, und er hörte, was an die Ohren des anderen drang, falls es überhaupt Augen und Ohren waren und nicht exotische Sinnesorgane.
Schnell erkannte er die Identität des anderen – und reagierte entsetzt. Dieses Entsetzen verblasste unter den in Sekundenabständen hereinbrechenden Sextadim-Impulsen. Er war im Körper des Herrn der Elemente gefangen.
Gesil ... Er sah in V'Aupertirs Erinnerung, wie die Mutter seiner ungeborenen Tochter dem Herrn der Elemente die Spitze des Impulsaktivators in den Körper rammte. Und er erkannte, dass die sich ausbreitende Sextadimaura bewirkt hatte, dass sein Geist in diesen Körper gezogen wurde.
»Welche Ironie des Schicksals, dass wir nun aneinandergefesselt sind, Terraner!«
Der Spott blieb unausgesprochen, aber das eine Bewusstsein erfuhr die geheimsten Überlegungen des anderen. Perry Rhodan erkannte, dass die voranschreitende Devolution unweigerlich in den Untergang führen würde, wenn ihr nicht Einhalt geboten wurde.
Das also war Lager, die letzte Bastion des Gegners. Sie hatte das Aussehen eines Speichenrads mit kugelförmiger Nabe und durchmaß nicht ganz 500 Kilometer. Die Speichen erschienen geradezu dünn und zerbrechlich.
Die Syntronik Denker besaß ein künstliches Bewusstsein und eine geradezu unglaubliche Kapazität. Es gab kaum einen Fragenkomplex, mit dem man Denker in Verlegenheit hätte bringen können. Denker war das Herz und der Geist von Lager zugleich, er lenkte, verteidigte, produzierte und forschte selbstständig, eben weil er dachte.
Er hatte Lager in ein gutes Versteck gebracht, in eine enge Bahn um die sterbende Sonne Outside. Der sehr alte Stern im intergalaktischen Leerraum, 51.000 Lichtjahre von M 13 entfernt, strebte dem Novastadium zu. Irgendwann in naher Zukunft würde es so weit sein, doch bis dahin war Outside ein gutes Versteck.
Perry Rhodan erkannte, dass V'Aupertir dennoch beschlossen hatte, Lager vorübergehend zu verlassen. Der Herr der Elemente wollte in die Milchstraße. Denker hatte ein Kleinraumschiff bereitgestellt und es für eine lebenswichtige, geheime Mission ausgerüstet.
Das mit der Geheimhaltung klappte nicht, denn V'Aupertir konnte vor Rhodan nichts verbergen. Und die Mission? V'Aupertir wollte mit Stalker ein Bündnis schließen. Der Herr der Elemente hatte die Mitglieder des Dekalogs schon früher fast immer aus Abtrünnigen rekrutiert.
»Glaube mir, mein spezieller terranischer Freund«, versicherte V'Aupertir, »Stalker ist mein Mann.«
Er machte sich auf den Weg zum Raumschiff, und der Sekundentakt der Sextadim-Impulse begleitete ihn. In dem Moment schlug die Devolution mit verheerender Wirkung zu. Der neuerliche Schub zwang V'Aupertir nicht nur in ein anderes Aussehen – seine angenommene menschliche Gestalt wich dem wahren Körper eines V'Aupertir jener niedrigeren Entwicklungsstufe –, der Devolutionssprung riss auch seinen Geist zurück. Aus dem Kollektivbewusstsein wurde ein Individuum: Llyn'Vough vom Volk der V'Aupertir.
»Glaube mir, Terraner, ich weiß sehr gut, was mit mir geschieht«, sagte Llyn'Vough. »Ich bin wieder ein V'Aupertir des Zeitalters der zweiten Stille. Aber ich weiß, dass es das Zeitalter der Größe gibt – geben wird! –, aus dem ich als übermächtige Wesenheit hervorgehen werde.«
Llyn'Vough bestand weitgehend aus Gehirn. Unter der gewaltigen Ganglienwucherung spannte sich ein großflächiges Gesicht, in dem die flache Erhebung einer Nase, der dünne Spalt eines Mundes, zwei von milchiger Haut überzogene Augen und die verkümmerte Gehörschnecke erkennbar waren. Darunter krümmte sich der verkümmerte Körperfortsatz mit vier dünnen Extremitäten, deren einstige Funktion als Arme und Beine nicht mehr unterscheidbar war. Sie waren verkümmert, denn im Zeitalter der zweiten Stille gebrauchten V'Aupertir ihre Gliedmaßen kaum. Sogar der Körperfortsatz diente bestenfalls dazu, dem Riesengehirn im Lebenstank einen gewissen Halt zu geben, Nahrung aufzunehmen und die Ausscheidungen abzusondern.
Höchst selten benutzte Llyn'Vough seine vier sensiblen Armbeinchen dazu, den Lebenstank zu bedienen. Viel bequemer erreichte er dasselbe durch seine Gedanken.
Auf diese Weise steuerte er den Lebenstank in das spezielle Diskusschiff, das verblüffend einer terranischen Space-Jet glich.
»Das hat Denker aus Gründen der Tarnung bestimmt«, sagte Llyn'Vough. »Denker kennt meine Bedürfnisse. Seine Grundkonzeption stammt aus einer Zeit lange vor der zweiten Stille. Wir V'Aupertir sind ein uraltes Volk, nahezu so alt wie das Universum selbst ... und deshalb sind wir dafür bestimmt, den Kosmos zu regieren. Dieses Universum gehört uns, niemals den Kosmokraten.«
Llyn'Vough in seinem tropfenförmigen Lebenstank erinnerte Rhodan an Ribald Corello in seinem Trage-Roboter.
»Stalker wird sich meinen Argumenten nicht verschließen können«, behauptete Llyn'Vough. »Bilde dir nicht ein, dass die Galaktiker für ihn unentbehrlich sind. Ihr seid austauschbar, und ich kann Stalker jeden gewünschten Ersatz bieten. Wenn es sein muss, zehn andere Mächtigkeitsballungen für die Mächtigkeitsballung von ES. Dieses Tauschgeschäft wird er niemals ausschlagen.«
Perry Rhodan wunderte sich nicht darüber, dass Llyn'Vough Stalker für einen schlimmeren Intriganten hielt, als Ronald Tekener es tat. Das mochte dem Wunschdenken eines V'Aupertir aus dem Zeitalter der zweiten Stille entspringen.
»Ich weiß, wovon ich rede«, sagte Llyn'Vough und startete das Diskusschiff. »Glaube nicht, dass du einen stumpfsinnigen Barbaren vor dir hast. Selbst wenn mich die Devolution weitere Evolutionsstufen zurückwirft, werde ich dir und deinesgleichen immer haushoch überlegen sein.«
»Wie kannst du das Ticken der Sextadim-Impulse nur ertragen?«, fragte Rhodan.
»Ich werde sie abschalten, das ist sicher«, behauptete Llyn'Vough. »Wünsch dir nur nicht zu sehr, dass ich keinen Erfolg habe. Mein Ende würde zugleich dein Untergang sein. Wenn du mich jedoch dabei unterstützt, die Devolution zu stoppen, dann werde ich dich Stalker gleichstellen. Warum soll ich nicht zwei Lenkungselemente in meinen Dienst nehmen?«
Perry Rhodan machte eine interessante Entdeckung: Sooft der V'Aupertir über seine Zeit als Herr der Elemente sprach, verwischten sich die damit verbundenen Gedankenbilder. Sie wurden so undeutlich, dass Rhodan keine Vorstellung von der Negasphäre und dem Zusammenwirken der Elemente des Dekalogs bekam. Die Erinnerung des V'Aupertir an das Zeitalter der zweiten Stille war dagegen sehr viel lebendiger. Als wären diese Erinnerungen an die Oberfläche gekommen, während die Geschehnisse aus jüngerer Zeit wie ein Traum entschwanden.
Sehr klar waren die Erinnerungen an den Flug mit der ARCHE. Sie war ein imposantes Gebilde. Nicht einmal die gigantischen Schiffe der Mächtigen, die von der Kosmischen Hanse in Basare umfunktioniert worden waren, die MASCHINEN des Dekalogs und die gigantischen Objekte Parsfon und Klongheim der Robotdynastien der Schatt-Armarong konnten sich mit der ARCHE messen. Sie war wie ein eigener Kosmos, der Lebensraum einer potenziellen Superintelligenz ...
Die ARCHE ist ein zu großes und kompliziertes Gebilde geworden, und es bringt nahezu unlösbare Probleme mit sich, sie durch den Sternendschungel zu manövrieren. In der Hinsicht haben jene V'Aupertir schon recht, die gegen eine Vergeistigung und für die Vervollkommnung des körperlichen Seins plädieren. Aber das ist kein Grund, die ARCHE zu demontieren und aufzuteilen – »Entrümpeln«, wie es die Körperlichen nennen. Das wäre ein Rückschritt.
Die Geistigen, die sich längst von den Körperlichen getrennt haben, finden eine Lösung. Sie haben die ARCHE in den Bereich jenseits der äußersten Galaxis gesteuert, und nun treibt sie durch die unendliche Leere der Randbezirke des Universums.
Llyn'Vough und die anderen sind sicher, dass es ihnen in dieser Stille und Leere wie vor dem Urknall gelingen wird, die nächsthöhere Entwicklungsstufe zu erklimmen. Sie sind den richtigen Weg gegangen. Der Tag, an dem sie ihre Bewusstseine zu einem Kollektiv vereinen werden, kann nicht mehr fern sein.
Freilich, vorerst gilt es, die endgültige Vergeistigung zu schaffen, sich von den auf die Gehirnmasse reduzierten Körpern zu trennen. Wenn das gelingt, ist es nur ein letzter kleiner Schritt zur Superintelligenz.
Llyn'Vough entwickelt als einer der Ersten eine Technik, die ihm hilft, mental auf Reise zu gehen. Vorerst ist es ihm aber nur möglich, seinen Geist in der ARCHE zu bewegen. Er braucht die Krücke technischer Hilfsmittel, weil er sich sonst zwischen den Sphären der ARCHE verlieren würde. Auch hier gibt es vieles zu entdecken, das längst in Vergessenheit geraten ist.
Llyn'Vough erneuert sein Studium der Kosmologie. Er vertieft sein Wissen über Superintelligenzen, die Materiequellen und Kosmokraten. Und er geht daran, sein Wissen den anderen V'Aupertir weiterzugeben. Gruppenbewusstseine reisen durch die ARCHE, das ist ein entscheidender Schritt hin zum Kollektivbewusstsein. Schließlich gelingt es einem größeren Gruppenbewusstsein, die ARCHE zu verlassen und in eine der äußeren Galaxien vorzudringen.
Dort hat es Kontakt mit einer Superintelligenz, die sich in der letzten Phase der Wandlung zur Materiequelle befindet. So kurz und bescheiden dieser Austausch ist, er bringt enorme Erkenntnisse. Außerdem scheint es, dass etwas von dem Wissen und den Fähigkeiten der Superintelligenz auf die beteiligten V'Aupertir übersprang. Denn nach ihrer Rückkehr entwickeln sie die Fähigkeit des Zerotraums.
Bald ist die ARCHE nicht mehr das Gefängnis für ihre Bewusstseine, nun ist es ihnen möglich, ihren Geist durch den Kosmos wandern zu lassen. Diese wenigen V'Aupertir haben zudem die Gabe, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weiter zu übertragen.
Es folgt ein Intermezzo der Euphorie. Aber je ausgedehntere Reisen die Bewusstseine unternehmen, desto deutlicher wird ihnen, dass ihnen zur Superintelligenz noch viel fehlt. Sie sind ein zu junges Volk und können die Evolution nicht schnell genug vorantreiben.
Irgendwann erscheint ein Gesandter der Kosmokraten. Llyn'Vough und die anderen sind überzeugt, dass die Kosmokraten auf sie aufmerksam wurden und beschlossen haben, sie auf die nächsthöhere Entwicklungsstufe zu heben.
Der Gesandte, er kam in der Gestalt eines V'Aupertir und als Zeroträumer, berichtet von der Bedeutung des Moralischen Codes, der in Form von psionischen Feldern und als Doppelhelix ohne Anfang und Ende in die Raum-Zeit-Krümmung eingebettet ist. Vieles davon ist den V'Aupertir längst bekannt, doch sie hören den Ausführungen höflich zu. Der Bote der Kosmokraten erklärt am Beispiel des spontan mutierten psionischen Feldes TRIICLE-9, wie wichtig es ist, dass die Wächtervölker ihre Pflichten nicht vernachlässigen. Und er demonstriert anschaulich, welche negativen Auswirkungen der Ausfall eines einzigen psionischen Feldes auf das Gefüge des Universums haben kann: Jenes Gebiet am Rand des Universums, das unter dem Einfluss von TRIICLE-9 gestanden hatte, war zur Negasphäre geworden. In dieser Negasphäre zerfiel der Raum, wurden alle Naturgesetze unwirksam, verdrängte das Chaos die Ordnung, und irgendwann würde die rückläufige Entwicklung zum völligen Chaos führen, wie es in den Anfängen des Universums geherrscht hatte.
Um weitere solche Vorfälle zu verhindern, verstärken die Kosmokraten die Bewachung der psionischen Felder. Sie sind auf der Suche nach geeigneten Wächtervölkern und dabei auf die V'Aupertir gestoßen. Das konkrete Angebot des Gesandten der Kosmokraten lautet: »Wollen die V'Aupertir die Bewachung eines psionischen Feldes wie TRIICLE-9 übernehmen?«
In ihrer grenzenlosen Enttäuschung lehnen die V'Aupertir ab. Wie können die Kosmokraten erwarten, dass sie als angehende Superintelligenz gewöhnliche Handlangerdienste übernehmen? Sie erwarten von den Kosmokraten die Zuteilung einer Mächtigkeitsballung.
Der Gesandte der Kosmokraten geht im Zorn ...
... und Llyn'Vough denkt voller Ärger an diese Begegnung zurück. Sie ist frisch in seiner Erinnerung – Perry Rhodan empfängt klare Bilder. Er sieht das Innere der ARCHE wie einen gigantischen Kosmos. Mit Sonnen, Miniaturplaneten und unzähligen Lebenssphären, in die sich die Riesengehirne mit ihren Lebenstanks begeben, um für ihr geistiges und leibliches Wohl zu sorgen.
Rhodan begleitet Llyn'Vough auf seinen Zeroträumen, die ihn von Galaxis zu Galaxis tragen – immer auf der Suche nach dem Geheimnis, das das Werden einer Superintelligenz umgibt.
Dem Intermezzo der Euphorie folgen Jahrzehntausende der Resignation. Die V'Aupertir erkennen und sehen ein, dass sie erst eine kosmische Großtat vollbringen müssen, ehe sie zur Superintelligenz werden können. Dennoch wollen sie sich nicht als Wächtervolk der Kosmokraten profilieren, das erscheint ihnen zu langwierig. Für sie käme es eher einer Degradierung als einer Erhöhung gleich.
Llyn'Vough macht den Vorschlag, jene Negasphäre zu suchen. Wäre es nicht die einer Superintelligenz würdige Aufgabe, das Chaos in der Negasphäre zu ordnen? Es wäre wahrlich ein Meisterstück, einen Sieg über die Mächte des Chaos zu erringen. Sicher würden die Kosmokraten den V'Aupertir danach den benötigten Evolutionsschub zugestehen.
Die Suche nach der Negasphäre ist lang und vergeblich, ein deprimierendes Zeitalter der Stille und Erfolglosigkeit. Der eigentliche Grund aller ausgedehnten Zeroträume gerät immer mehr in den Hintergrund und langsam in Vergessenheit.
Sogar als jener Bereich entdeckt wird, in dem der Kosmos zu zerfallen scheint, erkennt man zwar das Ziel, aber nicht mehr den Beweggrund, der alles einst so attraktiv machte ...
Llyn'Vough erinnerte sich nur dunkel, was dann geschah.
Perry Rhodan erkannte aus den Resten des verschütteten Wissens, dass nicht die V'Aupertir die Negasphäre meisterten, sondern die Negasphäre die V'Aupertir. Die Chaoskräfte machten das Volk der V'Aupertir zu einem Kollektivbewusstsein und in der Folge zu einer negativen Superintelligenz, dem Herrn der Elemente.
»Ich gehe keinen Schritt weiter zurück!«, erklärte Llyn'Vough selbstsicher. »Bis hier und nicht weiter, ich werde die Devolution stoppen. Ich habe sie bis zu diesem Grad zugelassen, weil mir diese Existenzform für die Erreichung meines Zieles dienlich ist. Auch Kosmokraten schlüpfen in die Körper von Wesen, die diesseits der Materiequellen leben, und bedienen sich ihrer. Es ist nur recht und billig, dass ich mich mit Stalker verbünde. Der Zweck heiligt die Mittel ...«
»... und die Devolution macht blind«, fügte Perry Rhodan hinzu.
Der Terraner bemitleidete Llyn'Vough beinahe wegen seiner Naivität, in der er sich mit Kosmokraten wie Taurec oder Vishna verglich. Oder war es einfach Überheblichkeit? Vermessenheit? Die Hybris einer einstigen Wesenheit, die nicht erkennen konnte oder wollte, dass sie ihr Machtpotenzial eingebüßt hatte?
Rhodan wurde sich zugleich schmerzlich der eigenen misslichen Lage bewusst, die er seiner Selbstüberschätzung zuzuschreiben hatte.
»Du bist um nichts klüger geworden, Terraner«, sagte Llyn'Vough, der Rhodans geheimste Gedanken mithörte. »Es ist ebenso vermessen, wenn du dich mit mir vergleichst.«