DRAMATIS PERSONAE

PUTINS ENGSTER KREIS, DIE ›SILOWIKI‹

Igor Setschin – Putins zuverlässige rechte Hand, ein ehemaliger KGB-Agent aus Sankt Petersburg, dessen Aufstieg als stellvertretender Leiter von Putins Präsidialverwaltung begann und der die staatliche Übernahme des russischen Ölsektors anführte. Erhielt wegen seines Hangs zu skrupellosen Komplotten später den Spitznamen »Russlands Darth Vader«.

Nikolai Patruschew – Mächtiger ehemaliger Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes (FSB), der Nachfolgeorganisation des KGB, und aktuell Sekretär des Sicherheitsrates.

Wiktor Iwanow – Ehemaliger Kollege Putins beim Leningrader KGB, der als stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung während Putins erster Amtszeit für das Personal verantwortlich war und den ersten Vorstoß des Kreml in den Wirtschaftssektor dirigierte.

Wiktor Tscherkessow – Ehemaliges führendes KGB-Mitglied, Leiter des Petersburger FSB und Putins Mentor, der ihn nach Moskau begleitete und ein enger Berater blieb, zunächst als stellvertretender Leiter des FSB und später als Chef der russischen Antidrogenbehörde.

Sergej Iwanow – Ehemaliges Leningrader KGB-Mitglied, das in den Neunzigern zu einem der jüngsten Generäle des russischen Auslandsgeheimdienstes ernannt wurde und unter Putins Präsidentschaft erst zum Verteidigungsminister und später zum Leiter der Präsidialverwaltung aufstieg.

Dmitri Medwedew – Ehemaliger Jurist, der mit Anfang zwanzig als Stellvertreter Putins in der Petersburger Stadtverwaltung begann und ihn danach weiter begleitete, zunächst als stellvertretender Leiter, dann als Leiter der Präsidialverwaltung und später als Putins zwischenzeitlicher Platzhalter im Präsidentenamt.

DIE TREUHÄNDER – DIE KGB-NAHEN GESCHÄFTSMÄNNER

Gennadi Timtschenko – Angeblicher ehemaliger KGB-Agent, dessen wirtschaftlicher Aufstieg zu Sowjetzeiten in der Mitgründung eines der ersten unabhängigen Ölhandelsunternehmen noch vor dem Zusammenbruch der UdSSR gipfelte. Arbeitete ab den frühen Neunzigern – und laut einigen Geschäftspartnern auch schon vor dem Ende der Sowjetunion – eng mit Putin zusammen.

Juri Kowaltschuk – Ehemaliger Arzt, der gemeinsam mit mehreren KGB-nahen Geschäftsleuten die Bank Rossija übernahm, eine Petersburger Bank, die laut US-Finanzministerium zur »Privatbank« Putins und anderer hoher russischer Funktionäre wurde.

Arkadi Rotenberg – Früherer Judopartner Putins, der unter seiner Präsidentschaft zum Milliardär aufstieg, weil der Staat seine Unternehmen mit gewaltigen Bauvorhaben beauftragte.

Wladimir Jakunin – Ehemaliges hochrangiges KGB-Mitglied, das nach einer verdeckten Mission bei den Vereinten Nationen in New York mit Kowaltschuk zusammen die Bank Rossija übernahm. Putin ernannte ihn zum Vorsitzenden des staatlichen Eisenbahnmonopols.

DIE »FAMILIE« – DER KREIS AUS VERWANDTEN, FUNKTIONÄREN UND GESCHÄFTSLEUTEN RUND UM DEN ERSTEN RUSSISCHEN PRÄSIDENTEN BORIS JELZIN

Walentin Jumaschew – Ehemaliger Journalist, der Jelzins Vertrauen gewann, als er dessen Memoiren verfasste, und 1997 zum Leiter der Präsidialverwaltung aufstieg. Seit 2002 mit Jelzins Tochter Tatjana verheiratet.

Tatjana Djatschenko – Jelzins Tochter, offiziell seine Imageberaterin, im Grunde aber dafür zuständig, wer Zugang zum Präsidenten erhielt und wer nicht.

Boris Beresowski – Ehemaliger Mathematiker; machte durch den Vertrieb für den Autobauer AwtoWAS, der mit dem kastenförmigen Schiguli den Klassiker unter den Sowjetautos herstellte, ein Vermögen und sicherte sich die Gunst Jelzins und der »Familie«. Galt nach dem Kauf des Ölriesen Sibneft als Inbegriff des politisch vernetzten Oligarchen der Jelzin-Ära.

Alexander Woloschin – Ehemaliger Wirtschaftswissenschaftler, der anfangs zusammen mit Beresowski Privatisierungen und andere Programme durchführte und 1997 als Jumaschews Stellvertreter in den Kreml wechselte. Ab 1999 Leiter der Präsidialverwaltung.

Roman Abramowitsch – Ölhändler und anfangs Beresowskis Protegé und Geschäftskollege. Alexander Korschakow, Jelzins Sicherheitschef, bezeichnete ihn als »Bankier« der Jelzin-Familie (eine Aussage, die Abramowitsch zurückwies). Später hieß es, er habe eine „gute Beziehung“ zu Putin.

Sergej Pugatschow – Russisch-orthodoxer Banker, der als Meister der verschlungenen Finanzgeflechte von Jelzins Kreml und später auch als Putins Bankexperte galt. Als Mitgründer der Meschprombank ein Bindeglied zwischen der »Familie« und den silowiki.

DER OLIGARCH DER JELZIN-ÄRA, DER ES SICH MIT PUTINS MÄNNERN VERSCHERZTE

Michail Chodorkowski – Ehemaliges Mitglied der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei; stieg während der Perestroika und in den Neunzigern zu einem der ersten und erfolgreichsten Geschäftsmänner des Landes auf.

DIE MAFIOSI – FUSSSOLDATEN DES KGB SANKT PETERSBURG

Ilja Traber – Ehemaliger U-Boot-Soldat, der während der Perestroika-Jahre Antiquitäten auf dem Schwarzmarkt verkaufte. Diente später als Mittelsmann zwischen Putins Sicherheitsbehörden und der Tambow-Mafia und kontrollierte die strategisch wichtigsten Orte von Sankt Petersburg wie den Hafen und das Ölterminal.

Wladimir Kumarin – Anführer der Tambow-Mafia, der bei einem Mordanschlag einen Arm verlor und als »Nachtregent« von Sankt Petersburg bekannt wurde. Geschäftspartner von Putins Leuten, insbesondere von Traber.

MOSKAU

Semjon Mogilewitsch – Ehemaliger Ringer, bekannt als der »Pate mit Köpfchen«, verwaltete ab dem Ende der Achtzigerjahre die Finanzen der mächtigsten kriminellen Vereinigungen Russlands, darunter der Solnzewskaja, indem er Geld in den Westen schleuste und ein Drogen- und Waffenhandelsimperium aufbaute. Galt seit seiner Rekrutierung durch den KGB in den Siebzigern als »der kriminelle Arm des russischen Staates«.

Sergej Michailow – Angeblicher Anführer der Solnzewskaja, Moskaus mächtigstem Mafiaclan, mit engen Kontakten zu vielen KGB-nahen Geschäftsleuten, die später Verbindungen zum New Yorker Immobilienmogul Donald Trump pflegten.

Wjatscheslaw Iwankow (»Japontschik«) – Mafioso, den Mogilewitsch nach Brighton Beach, New York, entsandte, damit er die kriminellen Machenschaften der Solnzewskaja dort leitete.

Jewgeni Dwoskin – Mafioso aus Brighton Beach, der, nachdem er zusammen mit seinem Onkel Iwankow nach Moskau zurückgekehrt war, zu einem der berüchtigtsten »Schattenbankiers« Russlands aufstieg und gemeinsam mit den russischen Sicherheitsbehörden Dutzende Milliarden Dollar Schwarzgeld in den Westen schleuste.

Felix Sater – Dwoskins bester Freund seit Kindheitstagen, der sich zu einem wichtigen Geschäftspartner der Trump Organization entwickelte und eine Reihe von Immobilien für Trump erschloss, ohne seine hochrangigen Kontakte im russischen Geheimdienst zu vernachlässigen.