Kapitel 24
IN DIESEM KAPITEL
Qualitätsentwicklung und -sicherung findet über die drei Säulen Unterrichtsentwicklung, Schulentwicklung und Personalentwicklung statt. Kenntnisse und Fähigkeiten, die in der Ausbildung erworben wurden, werden in der Lehrkräftefortbildung erweitert, vertieft und gefestigt. Die Länder regeln unterschiedlich, wie viel Fortbildung eine Lehrkraft in Anspruch nehmen soll.
Die Fortbildungslandschaft für Lehrkräfte bildet eine bedeutende Größe im Hinblick auf den Erhalt beziehungsweise die Weiterentwicklung ihres professionellen Denkens und Handelns. Quereinsteiger profitieren von Fortbildungsformaten ebenso wie Berufseinsteiger.
Gerade für Berufseinsteiger gibt es oft spezielle Begleitprogramme innerhalb der ersten fünf Dienstjahre. In einer geschlossenen Gruppe erhalten sie eine Prozessbegleitung über den Lauf eines Schuljahrs. Die Schularten mischen sich hier häufig, sodass ein breiter Austausch und Blick über den Tellerrand möglich werden. Gleichzeitig können die Teilnehmenden erleben, dass auch an anderen Schularten ähnliche Themen auftauchen. Das rückt oft das professionelle Selbstbild zurecht.
Die Ausbildung (Studium plus anschließender Vorbereitungsdienst) allein qualifiziert Sie für die Ausübung des Berufs. Sie reicht allerdings nicht aus, um den vielfältigen Aufgaben dieses Berufs über Jahrzehnte professionell und gleichzeitig gesundheitserhaltend zu begegnen. Wären Sie gerne Patient bei einem Arzt, der seit dem Studium keine einzige Weiterbildung absolviert hat? Ich vermute, eher nicht.
Ein Dilemma schulischer Fortbildungen ist, dass Lehrkräfte ihren Unterricht bei Abwesenheit delegieren müssen. Je nach schulischer Regel und Selbstansprüchen ist das mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand verbunden. Sie planen die Vertretungsstunden und oftmals geht damit die komplette Materialbereitstellung (vom Arbeitsblatt bis zur Kopie) einher. Das kann dazu führen, dass eine Fortbildung vorrangig als Mehraufwand betrachtet wird und diesen scheuen Lehrkräfte aus nachvollziehbaren Gründen.
Hinzu kommt, dass wegen fehlender Lehrkräfte an Schulen die Schulleitungen die Teilnahme verhindern, um den Unterricht vor Ort zu gewähren. Dieses strukturelle Problem verdient mehr Aufmerksamkeit. Denn wenn zunehmende Aufgaben auf weniger (bis zu wenig) Schultern verteilt werden, dann ist die Gefahr der Überlastung eine Frage der Zeit. Um Langzeitausfälle zu vermeiden, brauchen Lehrkräfte Raum für die eigene Professionalisierung.
Fortbildungen sind trotz planerischer Vertretungsorganisation und vorerst zusätzlicher Belastung auch gleichzeitig die Chance auf Auszeiten: Raus aus dem schulischen Trott, Begegnung und Austausch mit Abstand ermöglichen neue Sichtweisen und bereichern das eigene Denken, Fühlen und Handeln. Es lohnt sich, den Blick darauf zu fokussieren und sich diese Investition in sich selbst zu gönnen.
Lehrkräfte-Fortbildungen sind in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich organisiert. Fortbildungen können beispielsweise über Schulämter, Regionalstellen, Landesinstitute sowie über schulpsychologische Beratungsstellen angeboten werden.
Neben halbtägigen Formaten gibt es ganze Thementage oder aber auch mehrmodulige Angebote. Zu jedem Unterrichtsfach haben Sie die Möglichkeit, sich inhaltlich und methodisch zu qualifizieren. Außerdem gibt es zu aktuellen schulischen Themen, zu pädagogischen Querschnittsthemen und zur Lehrergesundheit Fortbildungsangebote. Ein Blick in Ihr Angebot vor Ort lohnt sich.
Viele Angebote finden inzwischen auch online statt. Das erhöht die Attraktivität, da lange Fahrwege entfallen.
Im Privatschulwesen können Sie auch Fortbildungsangebote der Schulstiftungen wahrnehmen. Staatliche Lehrkräfte können sich hier meist ebenfalls anmelden, bezahlen dafür aber einen (überschaubaren) Beitrag.
Die Bundesländer bieten über ihre jeweiligen Landesakademien vielfältige Unterstützungsangebote und professionelle Fortbildungsangebote für Lehrkräfte. Auf den jeweiligen Websites können Sie sich über fachspezifische und überfachliche Themen informieren. Die Fortbildungen gehen in der Regel über mehrere Tage und sind teilweise auch modular (also mehrere Einheiten im Verlauf einer bestimmten Zeit) angelegt.
Für an Führung Interessierte gibt es spezielle Angebote. Auch die Gruppe der Beratungslehrkräfte findet gezielte Formate der Professionalisierung. Oftmals findet deren Grundqualifizierung über die Schulpsychologen statt. Train-the-trainer-Formate gibt es für die Lehrkräfte, die selbst in der Aus- und Fortbildung tätig sind.
Wenn Sie bereit sind, privat in sich zu investieren, werden Sie außerhalb des Systems auf tolle Angebote stoßen, die Sie in Ihrer persönlichen Entwicklung stärken und sich dadurch auch auf Ihr professionelles Denken und Handeln als Lehrkraft auswirken. Ich habe es stets als bereichernd erlebt, mich in Weiterbildungen zu begeben, in denen ich auch auf andere Berufsgruppen treffe.
Die traumasensible Pädagogik, systemische Pädagogik oder die Professionalisierung im Bereich von Mobbingprävention sind Beispiele für Themen, die an Zulauf gewinnen und als qualifizierende Weiterbildungen anerkannt sind. Sie werden bundesweit von unterschiedlichen Anbietern und Instituten angeboten. Sowohl online als auch in Präsenz. Die Kosten einer solchen Fortbildung können Sie steuerlich geltend machen.
Schulen gestalten ihre Fortbildungskultur nach eigenen Vorstellungen. Teilweise gibt es die Absprache, dass Lehrkräfte die Kenntnisse einer Fortbildung ihrem Kollegium transparent machen. Dies kann in Form einer Präsentation während einer Konferenz stattfinden, aber auch durch das Teilen von Inhalten über einen gemeinschaftlichen Fortbildungsordner auf der Schulplattform. So erfahren Kollegen, dass es eine Ansprechperson zu einem bestimmten Thema gibt. Durch die Transparenz weitet sich der Wirkradius an der Schule. Vielleicht schließen sich ganze Teams zusammen, um einen neuen Inhalt oder ein pädagogisches Querschnittsthema an der Schule zu realisieren.