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RIVER

Ich wollte lachen. Ich wollte singen. Ich wollte meine Überraschung von den Dächern schreien.

Jack Wilde lag als verschwitzter Haufen unter mir. Sein Bauch war mit Sperma bekleckert und er hatte ein albernes Grinsen im Gesicht. Es hätte nicht lebensverändernd sein sollen ... aber ich wusste, dass es das war. Die eine Nacht, die den Verlauf meines Lebens für immer verändern würde.

Ich war dabei, mich in diesen Mann zu verlieben.

Ich wusste es so bestimmt, wie ich in dem Sommer, als ich vierzehn wurde und eine Nike-Werbung im Fernsehen sah, wusste, dass ich schwul war. Ich wusste es so bestimmt, wie ich wusste, dass ich Biologie studieren wollte. Es war einfach eine der feststehenden Wahrheiten in meinem Leben.

„Warum starrst du mich so an?“, fragte Jack, der plötzlich verlegen wirkte.

„Ich will mehr als das hier“, platzte ich ohne jegliches Feingefühl heraus.

Seine Augen blitzten vor Schmerz und Enttäuschung auf. Er versuchte, sich von mir wegzudrehen, als meine Worte in meinem Kopf widerhallten und mir klar wurde, wie sie geklungen hatten.

„Moment“, ergänzte ich. „Ich meine, warte. Halt. Bitte hör mir zu.“

Ich konnte sehen, wie sich Jack zusammenrollte. Er ging in einen unsicheren Selbsterhaltungsmodus über, dieselbe Art von Emotion, die zweifellos seine Panikattacke vorhin verursacht hatte.

Ich strich ihm die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. „Jack ... ich will mehr von dir . Ich will dich. Aber ich will ... ich will mehr als nur diese eine Nacht hier. Ich will, dass dies der Anfang von etwas ist.“

Die Veränderung, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete, war atemberaubend. „Wirklich?“

Ich beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf den Mund, bevor ich ihm einen weiteren auf seine Wange, sein Augenlid, seine Schläfe und seine Stirn drückte. „Ich wollte dich schon so lange. Ich wusste nicht, dass du auch an mir interessiert bist. Und ich ...“

Aus irgendeinem Grund wählte mein Gehirn diesen Moment, um mich an all die Hindernisse zu erinnern. Ich wollte zurück in den Osten ziehen. Er war ein Junge aus Texas, durch und durch. Er …

Jack griff nach meinem Gesicht und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. „Jetzt hörst du mir mal zu“, verlangte er. „Ich will das auch. Was auch immer dich jetzt gerade daran zweifeln lässt ... du musst es mir jetzt sofort sagen. Wenn du deine Meinung so schnell ändern kannst, muss ich wissen warum.“

Sein neu gewonnenes Selbstvertrauen war bewundernswert. Ich wollte mehr davon sehen.

„Ich habe meine Meinung nicht geändert. Aber ich ziehe nach Connecticut. Um einen Job in Yale anzunehmen.“

Sein Gesicht erhellte sich. „Du hast eine Professur in Yale in Aussicht? Das ist ja unglaublich!“

Mir wurde klar, dass wir noch eine Menge zu besprechen hatten, und ich hatte ihn noch nicht einmal ordentlich gesäubert. Ich rollte mich von ihm herunter, zog ihn hoch und warf ihn mir über die Schulter, um ihn in die Dusche zu tragen.

Er jaulte auf und lachte dann – dasselbe reine, freudige Lachen, das ich am ersten Tag im Fitnessstudio gehört hatte. Das beste Geräusch aller Zeiten.

Nachdem ich ihn unter den heißen Strahl gestellt und in eine Ganzkörperumarmung gewickelt hatte, atmete ich auf.

Das war alles, was ich mir jemals gewünscht hatte. Liebkosungen. Leidenschaft. Liebe .

„Ich will dich in jeder Hinsicht“, flüsterte ich leise in sein Ohr.

Er zog sich zurück und blickte mir in die Augen. Er sah wieder ein wenig unsicher aus. „Dr. Malley von der Royce Universität hat mich kontaktiert, um sich bei mir zu erkundigen, ob ich in ihr Forschungsteam wechseln möchte. Ist das nicht in der Nähe von Yale?“ Er biss sich auf die Lippe. Ich konnte ihm ansehen, dass er befürchtete, ich würde mich über die Andeutung lustig machen, dass er mit mir umziehen würde.

Aber ich fühlte das absolute Gegenteil davon. Mein Herz schlug höher. Ich beugte mich näher an ihn heran und drückte ihn ganz fest an mich. Meine Kehle fühlte sich an, als hätte ich einen riesigen Kloß darin stecken. „Das wäre einfach unglaublich“, schaffte ich irgendwie hervorzubringen. „Würdest du ... würdest du das in Betracht ziehen? Der Lehrstuhl dort ist sehr angesehen. Mehr noch als der von Barrington. Selbst wenn du also deine Meinung über mich ändern würdest ...“

Jack kniff mir in den Hintern, was mich zu einem Aufschrei veranlasste. Ich zog mich zurück und starrte ihn überrascht an.

„Ich weiß, das geht alles sehr schnell“, sagte Jack. „Aber ich bin bereit für eine Veränderung. Ich brauche etwas Abstand von meinen Eltern und von Texas. Und wenn der Dr. Raintree-Skandal publik wird, wird die Fakultät hier viel Zeit brauchen, um sich davon zu erholen.“

„Du kommst also mit?“

„Ich meine ... ich muss einen Mitbewohner und eine bezahlbare Wohnung finden ...“ Er schenkte mir ein freches Lächeln. „Kennst du jemanden dort in der Gegend, der vielleicht auch eine Wohnung sucht?“

Ich packte ihn und wirbelte ihn herum, küsste ihn und ließ schließlich meine seifigen Hände über seinen ganzen Körper gleiten.

Nachdem wir uns gegenseitig abgetrocknet hatten, legten wir uns wieder ins Bett und schlüpften gemeinsam unter die Bettdecke. Wir redeten pausenlos darüber, wie viel wir uns das ganze Semester hindurch etwas vorgemacht hatten, wie wir beide heimlich ineinander verknallt waren und wie wir einen großen Umzug gemeinsam in Angriff nehmen wollten, wobei wir darauf achten wollten, die Grenzen des anderen zu respektieren.

„Okay, aber ...“ Jack grinste mich an. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich so viele Grenzen mit dir haben möchte.“

„Geht mir genauso“, stimmte ich ihm lachend zu. „Aber ich will, dass du glücklich bist. Immer.“

Er schmiegte sich enger an mich und schlang seine Arme und Beine um mich, bis wir uns zu einem liebevollen Knäuel zusammengerollt hatten. Nach ein paar Minuten drang seine schläfrige Stimme an meine Ohren.

„Okay, aber wir dürfen niemanden erzählen, wie wir uns wirklich kennengelernt haben. Das ist viel zu peinlich.“

Ich drückte ihm einen Kuss aufs Haar und unterdrückte ein Lachen. „Nicht einmal meinen Eltern? Den Verfechtern der heilenden platonischen Berührungs-Therapie?“

Er schüttelte den Kopf und ließ einen schwachen Geruch von Hotelshampoo in die Luft steigen. „Nein. Denn wenn sie es wissen, wird meine Familie es auch herausfinden und uns für immer damit aufziehen. Der Wilde-Clan lässt die Dinge nicht einfach so auf sich beruhen.“

Zwei Wochen später wurde mir klar, dass er damit recht behalten hatte, als ich den größten Teil seiner riesigen Wilde-Familie kennenlernte, die attraktive Schar von Cousins und Cousinen und ihre ebenso schönen Ehemänner. Ich war schockiert über die schiere Anzahl der schwulen Männer in der Familie Wilde. Aber ich war überhaupt nicht überrascht, dass Jack Wilde der süßeste und sexyeste von allen war.

Und er hatte recht gehabt. Sobald sie herausfanden, wie wir uns kennengelernt hatten, ließen sie uns damit nie wieder in Ruhe.

Aber zwei Monate später wurde ich einer dieser Wilde-Ehemänner, als wir spontan beschlossen, während einer Reise nach Las Vegas mit einigen seiner Cousins zu heiraten. Den Moment, in dem aus Jack Wilde Jack Henry wurde, werde ich nie vergessen.

Und als ich zwei Jahre später die Post kontrollierte, die Pflanzen goss und meinem Mann einen Kuss auf die Stirn drückte, wurde mir klar, dass es eine verdammt gute Sache war, dass die Familie Wilde nie etwas auf sich beruhen lässt.

An: Dr. Jack Henry und Dr. River Henry

Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Antrag auf Förderung der Henry Forschungsexpedition „Ökologie und Evolution der Arktis“ genehmigt wurde.

Ich stieß einen Schrei aus, sodass mein Mann den Flur herangelaufen kam.

„Sie haben es geschafft, Dr. Henry“, verkündete ich stolz.

Wir haben es geschafft“, antwortete er.

Und wir verbrachten den Rest der Nacht damit, körperliche Berührungen als Therapieform zu praktizieren ... allerdings auf eine ausgesprochen unplatonische Weise.

* * *

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