»Rosie, warte! Warte!«
Obwohl Rosie die Worte ihrer Schwester hörte, ging sie weiter. Sie musste mit Dan sprechen, nicht mit Katie. Katie hatte bereits mehr als genug gesagt.
»Bitte …« Außer Atem holte Katie sie ein und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wir müssen reden.«
Rosie schüttelte die Hand ab. »Du hast bereits gesagt, was du sagen wolltest, und ich habe dich gehört.« Sie wollte unbedingt mit Dan sprechen. Wo war er hingegangen? Dass er so rasch verschwunden war, bereitete ihr mehr Sorgen als alles andere. Er wollte nicht gefunden werden. Sie würde nicht mal die Gelegenheit bekommen, das hier richtigzustellen.
»Rosie – ich muss dir erklären …«
»Nein, musst du nicht.« Rosie wirbelte herum, um ihrer Schwester ins Gesicht zu sehen. »Was stimmt nicht mit dir? Ich glaube nicht einen Moment, dass du mir mit Absicht wehtun wolltest, also warum das Ganze? Bist du eifersüchtig? Ist es das? Bist du neidisch, dass ich endlich jemanden gefunden habe, den ich liebe und der mich ebenfalls liebt?«
Katie zuckte zurück. »Natürlich nicht. Das ist es ganz und gar nicht.«
»Was dann? Denn ich glaube nicht, dass es hier nur darum geht, mich zu beschützen. Du hast mich nicht beschützt, sondern mir wehgetan. Du hast mir das eine weggenommen, das ich mehr will als alles in der Welt. Ich liebe ihn, Katie.«
»Aber du hattest Zweifel …«
»Ich habe dir nicht ein einziges Mal gesagt, dass ich Zweifel habe. Du hast das gesagt.«
Ihre Schwester wirkte betroffen. »Aber du hast unsere Eltern als Beweis angeführt. Ich dachte …«
»Du dachtest, du wüsstest es besser als ich, obwohl dies meine Beziehung ist und es um meine Gefühle geht.« Sie trat einen Schritt näher an ihre Schwester heran. »Und weißt du, was? Wenn ich Zweifel gehabt hätte, dann wäre das meine Sache, und damit umzugehen wäre ebenfalls meine Sache. Das ist mein Leben, und ich darf fühlen, was ich will. Und wenn ich einen Fehler mache und alles vermassele, dann ist das auch meine Sache. Und was bringt dich dazu, zu glauben, dass du es besser wüsstest als ich? Wann warst du das letzte Mal verliebt?« Als sie den Schmerz in den Augen ihrer Schwester sah, bekam sie Gewissensbisse.
»Du hast recht.« Katies Worte waren kaum hörbar. »Ich weiß nichts über Liebe, aber ich kenne dich.«
»Du kennst eine Seite von mir, die Seite, die du für verletzlich und schutzbedürftig hältst. Du hast eine Menge Fragen gestellt, um einen Grund zu finden, warum dies der größte Fehler von allen ist, aber du hast nicht einmal gefragt, ob ich ihn liebe. Ich bin erwachsen, Katie, und ja, ich habe die Tendenz, oft meine Meinung zu ändern, aber das ist ein Teil meiner Persönlichkeit. Und übrigens ändere ich meine Meinung viel seltener, seit ich mit Dan zusammen bin, weil er mich nicht die ganze Zeit an mir selbst zweifeln lässt. Mit ihm zusammen zu sein ist das Beste, was mir je passiert ist. Ich liebe ihn und werde meine Meinung darüber nicht ändern. Und selbst wenn ich das täte, ginge dich das nichts an. Ich will nicht, dass du meine Entscheidungen triffst. Und ich will nicht, dass du die Entscheidungen, die ich treffe, anzweifelst.«
»Okay. Du hast recht. Es tut mir leid. Aber unsere Eltern …«
»Es ist mir egal, was mit unseren Eltern ist. Ihre Beziehung ist ihre Sache. Ich liebe und respektiere sie, egal, wofür sie sich entscheiden. Und meine Beziehung ist meine Sache, und ich erwarte von euch allen, mich zu lieben und zu respektieren, egal, was ich entscheide. Du willst wissen, warum ich Catherine die Planung der Hochzeit überlasse? Weil es sie glücklich macht und es mir gefällt, wenn sie glücklich ist. Wie sich herausgestellt hat, sind mir all diese Kleinigkeiten nicht wichtig. Für mich zählt nur, dass ich Dan heirate. Es ist mir egal, wie oder wo. Du machst dir Sorgen, dass Dan und Catherine mich gedrängt haben, doch du bist diejenige, die mich am meisten unter Druck setzt. Und bevor du sagst, dass du mich bemutterst, bedenke, dass es vom Bemuttern zum Bevormunden nur ein kleiner Schritt ist. Wenn du dich ab jetzt in eine Beziehung einmischen willst, dann such dir deine eigene.« Brüsk wandte sie sich ab und ging fort. Ihre Beine zitterten so sehr, dass es ihr schwerfiel, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. Sie hatte Katie noch nie so zurechtgewiesen. Schließlich war sie ihre Schwester. Ihre Schwester, die sie von ganzem Herzen liebte. Und sie hatte sie verletzt, doch sie war ebenfalls verletzt. Normalerweise vermied sie die Konfrontation, doch die Zeit mit Dan hatte ihr das Selbstvertrauen gegeben, an sich zu glauben und für sich einzustehen. Und auch wenn ein Teil von ihr zu Katie zurücklaufen und sie um Verzeihung bitten wollte, würde sie das nicht tun. Katie musste ihre Entscheidungen respektieren, und im Moment lag ihre Priorität bei Dan. Bei ihrer Beziehung mit ihm. Sie war bereit, dafür zu kämpfen, auch wenn sich dieser Kampf schrecklich anfühlte.
Sie begann zu weinen, doch das Weinen behinderte sie beim Atmen und beim schnellen Gehen. Also zwang sie sich, sich zu beruhigen. Auf keinen Fall würde sie in diesem entscheidenden Moment ihres Lebens einen Asthma-Anfall riskieren.
Sie musste mit Dan sprechen, oder der Streit mit Katie wäre vergebens gewesen.
Als sie in der Lodge ankam, entdeckte sie, dass er wohl mit einem Schneemobil hinausgefahren war.
Sie hatte auf ein privates Gespräch in gemütlicher, intimer Atmosphäre gehofft, zum Beispiel in der Küche der Snowfall Lodge, doch dazu schien es keine Gelegenheit zu geben.
Hätte er noch offensichtlicher zeigen können, dass es aus war zwischen ihnen?
Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. Wie konnte er nicht mit ihr sprechen wollen?
Sie sollten in achtundvierzig Stunden heiraten. Sicher schuldete er ihr zumindest ein Gespräch, oder?
Sie ignorierte die winzige Stimme in ihrem Kopf, die sie daran erinnerte, dass ihr Unvermögen, mit ihm zu sprechen, der Grund für diesen Schlamassel war.
Sie musste mit ihm sprechen. Sie musste es ihm erklären, und das konnte nicht warten. Sie wollte nicht, dass er über alles nachdachte, ohne ihre Seite der Geschichte zumindest angehört zu haben. Doch wenn sie mit ihm sprechen wollte, würde sie zu ihm kommen müssen.
Sie bezirzte Rob, der für die Schneemobile der Lodge zuständig war und manchmal mit den Gästen hinausfuhr.
»Du willst ein Schneemobil leihen?« Er kratzte sich am Kopf. »Du solltest nicht allein rausfahren.«
»Ich werde nicht allein fahren. Ich werde mit Dan zusammen sein. Wir wollten zusammen rausfahren, doch ich wurde aufgehalten.« Sie schenkte ihm ihr charmantestes Lächeln, zog einen Schneeanzug über und setzte sich mit so viel Selbstvertrauen, wie sie aufbringen konnte, auf das Schneemobil.
Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern, was Dan ihr beigebracht hatte. Die Skier zeigten in die richtige Richtung, der Schlüssel steckte, und der Notausschalter war bereit.
Sie versuchte, selbstsicher zu wirken, und fuhr auf den Weg, der vom Hotel fortführte.
Es war gut möglich, dass Dan die gleiche Route genommen hatte, die sie neulich gefahren waren. Sie wusste, dass er die Gegend um Maroon Bells liebte. Ihre Vermutung wurde bestätigt, als sie eine frische Spur sah.
Sie drückte den Gashebel weiter durch und fuhr ein bisschen schneller. Der frische Schnee stob während der Fahrt in einer Wolke nach oben und erschwerte die Sicht. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Vermutlich würde sie das verdammte Ding in einen Graben steuern oder im Eis einbrechen und ertrinken. Führte dieser Weg über ein Gewässer? Sie versuchte nicht daran zu denken, dass sie bei der Führerscheinprüfung fünfmal durchgefallen war.
Von Dan gab es weit und breit keine Spur, doch das überraschte sie nicht. Er fuhr immer zu schnell. Wenn sie ihn einholen wollte, würde sie das Gleiche tun müssen. Sie musste es einfach tun. Sie musste mit ihm sprechen.
Sie beschleunigte, und das Schneemobil schnitt wie ein Pfeil durch den Schnee. Der Himmel war blau, der Weg leer. An einem anderen Tag hätte diese Fahrt ein wunderbares Erlebnis sein können.
Schließlich erreichte sie den zugefrorenen See. Am Ufer stand Dan.
Er musste sie gehört haben, doch er drehte sich erst um, als sie an ihn herantrat.
»Dan?«
»Ich bin hergekommen, um ein bisschen Ruhe zu haben. Ich musste nachdenken.«
»Ich weiß, und es tut mir leid. Aber …« Sie berührte seinen Arm und fühlte einen fast körperlichen Schmerz, als er sie abschüttelte. »Wir müssen reden. Bitte. Das schuldest du mir.« Ihr war kalt. So schrecklich kalt, und sie wusste, dass es nicht an der Außentemperatur lag.
»Du willst mit mir reden? Du erkennst die Ironie, oder?« Er drehte sich um, und seine Miene war so hart und abweisend, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte.
»Natürlich erkenne ich die.« Sie konnte kaum atmen. Lag es am Kummer und ihrer verzweifelten Lage, oder kündigte sich ein Asthma-Anfall an? Manchmal führte eines zum anderen. Sie wünschte, sie hätte daran gedacht, ihren Inhalator einzustecken. Schnell zog sie sich den Schal über den Mund. »Ich verstehe, dass du zornig bist, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe. Ich liebe dich wirklich, Dan.«
Sein Blick wurde nicht weicher. »Ist das so?«
»Natürlich, das weißt du doch.«
»Und warum hattest du dann Zweifel? Warum hast du nicht mit mir geredet?«
»Ich habe es ein paarmal versucht, aber du … du hast mich missverstanden und …«
»Dann ist es meine Schuld?« Er gab nicht nach, wich nicht einen Zentimeter zurück, doch sie ebenfalls nicht.
Auch wenn sie Konfrontationen hasste, war sie bereit, alles Nötige zu tun, damit er ihre Gefühle zumindest verstand. »Ich sage nicht, dass jemand Schuld hat. Nur, dass es mir nicht leichtfiel, es auszusprechen, und immer, wenn ich es versucht habe, dachtest du, dass ich etwas anderes meinte, sodass ich schließlich gar nichts sagte und auch gar nicht sicher war, ob meine Zweifel echt waren.« Sie versuchte zu lächeln, was ihr jedoch misslang. Sie hatte das Gefühl, um ihr Leben zu kämpfen. Auf jeden Fall kämpfte sie um ihre Liebe. Um ihre gemeinsame Liebe.
Er drehte sich weg, als schmerzte ihn ihr Anblick zu sehr. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
»Was … soll das heißen?« Ihr Hals schnürte sich zu. »Das ist es? Du liebst mich nicht mehr?«
Freudlos lachte er auf. »Du meinst, ich kann das an- und abschalten? Ich wünschte, ich könnte das. Natürlich liebe ich dich immer noch.«
»Dann …« Sie spreizte die Arme. »Ich kapiere es nicht. Warum können wir nicht darüber sprechen und weitermachen?«
»Was passiert das nächste Mal, Rosie?« Seine Stimme war rau. »Wenn du das nächste Mal ein Problem hast, über das du sprechen möchtest, etwas, das vielleicht unsere Ehe bedroht, wirst du es dann ansprechen? Oder behältst du es für dich, bis es mit der Zeit alles infiziert, was wir haben? Ich kann keine Frau heiraten, die nicht das Gefühl hat, sich mir anvertrauen zu können. Das ist etwas Grundlegendes, damit eine Beziehung funktioniert.«
Sie bekam kaum Luft.
Durch die Tränen sah sie ihn nur verschwommen. Sie fühlte sich merkwürdig. Wenn er gesagt hätte, dass er sie nicht mehr liebte, hätte sie es vielleicht akzeptieren können. Aber ihr zu sagen, dass er sie immer noch liebte, und trotzdem Schluss machte – das war wie ein Tritt vor die Brust. Sie war zutiefst verletzt. »Ich kann nicht glauben, dass du so stur bist.«
»Ich tue, was ich für das Beste halte.«
Sie unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, es zu verstehen. »Geht es hier um deinen Dad? Hast du Angst?«
»Nein. Hier geht es um uns, nicht um meinen Dad.«
Sie glaubte ihm nicht. Da musste doch mehr dahinterstecken, oder? Aber was konnte sie tun, wenn er nicht mit ihr sprach?
Unter der dicken Schicht von Kummer spürte sie Ärger aufkeimen. Ärger, weil er nicht bereit war, über alles mit ihr zu reden. Ärger, dass er das, was sie hatten, einfach fortwarf.
»Tu das nicht, Dan. Ehrlich, tu das nicht. Du sagtest, du kennst mich. Wenn du mich wirklich kennst, dann weißt du, dass ich Probleme habe mit Konfrontationen und schwierigen Gesprächen. Ich arbeite daran. In den letzten Tagen habe ich vermutlich mehr Fortschritte gemacht als in den letzten zehn Jahren, aber du musst Geduld mit mir haben.« Sie schluckte. »Ich bitte dich, Geduld zu haben.«
Er wandte sich ab. »Es ist vorbei, Rosie.«
In diesem Moment gewann ihr Zorn die Überhand über den Kummer. »Ach ja? Toll, gut zu wissen, dass das, was wir hatten, es dir nicht wert war, darum zu kämpfen. Du sagst, du könntest niemanden heiraten, der nicht mit dir spricht. Nun, ich kann niemanden heiraten, der nicht zuhört und so starrsinnig ist.« Sie stapfte davon und schaffte es irgendwie zum Schneemobil. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, setzte den Helm wieder auf und fuhr den Weg zurück. Sie wollte sich irgendwo in der Wärme ausweinen und spürte, wie sie anfing zu keuchen. Wenn sie zum Haupthaus fuhr, riskierte sie, Catherine in die Arme zu laufen. Ihre Eltern konnte sie im Moment nicht ertragen. Blieb nur das Baumhaus, das sie mit ihrer Schwester teilte.
Wenn sie Glück hatte, würde Katie nicht da sein.
Sie brachte das Schneemobil zurück und machte sich auf den Weg zum Baumhaus.
Dort angekommen, erblickte sie als Erstes den glitzernden Weihnachtsbaum und als Zweites ihre Schwester. Sie trug Mantel und Schal und ging im Wohnzimmer auf und ab.
Also war das Glück nicht auf ihrer Seite.
Seufzend öffnete Rosie die Tür und wurde sofort von ihrer Schwester umarmt.
»Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Du bist nicht ans Telefon gegangen.«
Sie hatte ihr Telefon nicht einmal gehört. »Ich war beschäftigt. Warum hast du hier drinnen deinen Mantel an?« Dann bemerkte sie den Koffer. »Du reist ab?«
»Ich … ich habe alles kaputt gemacht.« Katie löste sich von ihr und trat einen Schritt zurück. »Du bist wütend auf mich, und ich kann es dir nicht verdenken. Und Mum und Dad sind vermutlich auch wütend wegen meines Auftritts. Und was Dan und Catherine wohl denken, möchte ich mir nicht mal vorstellen. Es ist das Beste, wenn ich gehe, aber ich konnte nicht abreisen, ohne zu wissen, wie es dir geht. Wie ist es?«
»Dein Wunsch hat sich erfüllt. Die Hochzeit findet nicht statt.«
Katie wurde so weiß wie der Schnee hinter den Fenstern. »Das war nicht mein Wunsch. Das wollte ich nicht. Ich wollte, dass du dir sicher bist, das ist alles. Ich wollte nicht, dass das hier passiert. Es tut mir so unendlich leid. Hast du ihn nicht gefunden?«
»Doch, das habe ich, aber das Gespräch verlief nicht so, wie ich es wollte.« Rosie zog ihren Mantel aus und hängte ihn auf. »Vielleicht sollte ich mit dir kommen. Wir könnten alle zusammen nach Hause fliegen und Weihnachten in Honeysuckle Cottage verbringen.« Einst hätte das verlockend geklungen, doch aus irgendeinem Grund tat es das nicht mehr. Ihr war elend zumute, und sie hatte Angst. Sie hatte etwas verloren, von dem sie wusste, dass sie es nie wiederbekommen würde. Sie war frustriert, am Boden zerstört und ein bisschen wütend, doch vor allem war sie traurig.
»Wir fliegen nicht nach Hause.« Katie sah entsetzt aus. »Wir werden das in Ordnung bringen. Du wirst heiraten. Möchtest du heiraten?«
»Natürlich! Aber es ist zu spät.«
»Es kann nicht zu spät sein. Er wird seine Meinung ändern.«
Rosie dachte an Dan. »Nein, das wird er nicht. Und du findest, dass ich ihn sowieso nicht heiraten sollte.«
»Doch, das sollst du. Ich wollte immer nur sichergehen, dass du dies wirklich willst. An jenem Abend, als du mir erzählt hast, dass er perfekt sei – das hat mich ein bisschen durchdrehen lassen. Ich hatte gerade eine Frau behandelt, die in einer Missbrauchsbeziehung lebte. Am Anfang dachte sie, der Mann sei perfekt. Das war er so lange, bis er sie um den Finger gewickelt hatte. Ich schätze, ich glaube nicht an perfekte Menschen, und dann hast du genau dieses Wort erwähnt, und ich war besorgt.«
»Ich habe nie gesagt, dass Dan perfekt ist. Niemand ist perfekt. Ich sagte …« Rosie runzelte die Stirn. Was hatte sie gesagt? »Ich glaube, dass ich sagte, er sei perfekt für mich. Das ist nicht dasselbe.«
Katie wirkte getroffen. »Du hast recht. Das ist ganz und gar nicht dasselbe. Was zeigt, dass ich bei der Arbeit niemals private Gespräche führen sollte, denn wieder war mein Urteilsvermögen beeinträchtigt.«
»Es ist passiert, also lass uns das Thema beenden. Mir ist kalt, und ich muss mich aufwärmen.«
»Du bist wütend und aufgewühlt und …« Katie legte die Hand an Rosies Wange. »Und du bist kalt. Halb erfroren. Wo warst du?«
»Ich bin zu Dan gefahren. Mit dem Schneemobil.«
»Dem Schneemobil?« Katie nahm ihren Schal ab und wickelte ihn ihrer Schwester um den Hals. »Wie kann man ein Gespräch auf einem Schneemobil haben?«
»Na ja, wir nicht.« Sie zog ihre Stiefel aus. »Aber ich glaube allmählich, dass wir nirgendwo ein Gespräch haben können.«
»Das ist alles meine Schuld.«
»Nein, ist es nicht.« Rosie ließ sich aufs Sofa fallen und vergrub das Gesicht in den Kissen. »Es ist meine Schuld, weil ich kein Vertrauen in meine Entscheidung hatte. Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.«
»Ich habe jedes Dezibel verdient. Und ich fühle mich furchtbar. Was kann ich tun?«
»Nichts.« Rosies Stimme klang erstickt durch die Kissen. »Ich habe versucht, mit ihm zu sprechen, doch er hat sich entschieden.«
»Ach, das ist lächerlich.« Katie strich ihr sanft über den Rücken.
Es erinnerte Rosie daran, wie sie sich als Kind bei ihrer Schwester auf den Schoß gekuschelt hatte, wenn es ihr schlecht gegangen war, und Katie ihr eine Geschichte vorgelesen hatte.
»Wenn ich dich bitte, meinen Inhalator aus meiner Tasche zu holen, rastest du dann aus?«
»Deinen … natürlich …« Katie stand auf und griff in die Gesäßtasche ihrer Jeans. »Hier. Setz dich hin. Atme durch. Gute Technik, erinnerst du dich? Warum hast du ihn nicht mitgehabt? Egal, benutz ihn, darauf kommt es an. Ich raste nicht aus, versprochen.«
»Du hast einen Inhalator in deiner Tasche?« Rosie setzte sich auf und nahm ihn ihr ab. »Seit wann leidest du an Asthma?«
»Ich nicht, aber du, und ich bin gern vorbereitet. Hör auf zu reden. Kaum zu fassen, dass du so in der eisigen Kälte unterwegs warst. Aber ich werde mir keine Sorgen machen und dich nicht bemuttern. Du bist erwachsen.«
»Ich hatte einen Schal, aber es war kälter als gedacht.« Und sie hatte nicht an ihre Atemtechnik gedacht, sondern nur an Dan.
Schnell schloss sie die Augen und nahm zwei Stöße aus dem Inhalator.
Katie nahm ihn ihr ab und kniete sich vor sie hin. »Sitz eine Minute da, und versuch nicht zu reden. Ich übernehme das Reden. Es tut mir alles so leid. Ich war in den letzten Wochen nicht ganz bei mir.«
»Stopp.« Rosies Brust fühlte sich eng an. Sie hätte den Inhalator früher benutzen sollen. »Alles, was du gesagt hast, ist wahr. Ich ändere meine Meinung oft. Ich bin wie ein Grashüpfer, der von einem Halm zum anderen springt. Und Dan hat recht. Ich hätte in der Lage sein müssen, mit ihm zu sprechen. Aber manchmal überfährt er mich einfach, und er weiß nicht mal, dass er das tut.«
»Und wenn er sich beruhigt hat, kannst du ihm genau das sagen.« Katie strich ihr übers Haar. »In einem Gespräch muss einer reden und der andere zuhören. Vielleicht ist er sauer, dass du nicht mit ihm gesprochen hast, aber du bist sauer, dass er nicht zugehört hat. Gleichstand. Nein, nicht sprechen. Wenn sich dein Atem in den nächsten Minuten nicht beruhigt, fahren wir ins Krankenhaus. Du solltest so wütend auf mich sein.«
»Ich bin nicht wütend.«
»Nicht sprechen. Ich war eine schlechte Schwester. Ich war zu bemutternd, das weiß ich, aber seit dem Moment deiner Geburt wollte ich sicherstellen, dass dir nichts passiert. Seit ich dein komisches kleines Gesichtchen sah, war ich in dich verliebt.«
»Ich habe kein komisches kleines Gesichtchen.«
»Sieh dir deine Babyfotos an.« Sie nahm Rosies Hand. »Ich werde aufhören, dich zu bemuttern. Ich kann nicht versprechen, dass ich das über Nacht hinbekomme, aber ich kann versprechen, daran zu arbeiten. Und wenn du je mit mir als Freundin sprechen willst, bin ich für dich da, aber ich gebe ab jetzt keine Ratschläge mehr. Wie sich herausstellt, bin ich darin sowieso nicht gut. Abgesehen von dem Inhalator. Mit dem bin ich großartig, also noch immer nicht reden.«
»Du bist eine tolle Schwester. Und eine tolle Ärztin.«
»Nein, leider nicht.«
Rosie presste sich die Hand auf die Brust und bekam Panik. Es gab nichts, aber auch wirklich nichts Angsteinflößenderes, als nicht mehr atmen zu können. »Das ist … Es gibt hier ein gutes Krankenhaus, oder?«
»Du wirst kein Krankenhaus brauchen.« Ihre Schwester war ruhig. Völlig sicher. »Ich bin hier, und dir geht es gut.«
»Lenk mich ab.«
»Dich ablenken? Okay. Du wolltest, dass ich mich öffne und mich dir anvertraue, also vertraue ich dir jetzt etwas an. Ich wollte immer Ärztin werden, das weißt du. Die ganze Schulzeit lang. Während des Medizinstudiums dachte ich, ich täte das Einzige, was ich konnte. Das war ich. Es war meine Berufung.« Katie hielt den Blick auf Rosies Brust gerichtet und beobachtete, wie sie sich hob und senkte. »Bis es das nicht mehr war. Ich weiß nicht mal, was genau geschehen ist. Allmählich, ohne dass ich es bemerkt habe, ist meine Liebe zu dem Job verschwunden. Ganz langsam. Ich habe es nicht mal mitbekommen. Ich sagte mir, dass ich müde sei und überarbeitet, und habe nicht weiter darüber nachgedacht.« Sie hielt inne. »Wie kriegst du Luft? Geht es dir gut?«
Rosie nickte. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Katie je so mit ihr geredet hatte. Zum Zeichen, dass sie weitermachen sollte, wedelte sie mit der Hand.
»Vor zwei Monaten gab es einen Vorfall bei der Arbeit. Es war … verstörend. Normalerweise versuchen wir, uns von so etwas zu distanzieren, das erfordert der Job, doch an jenem Abend ist das niemandem von uns gut gelungen. Ich will dir die Einzelheiten ersparen …«
»Nein, erzähl die Einzelheiten.« Wenn ihre Schwester es erlebt hatte, konnte sie es sich zumindest anhören. Sie musste sie verstehen. Und sie wollte nicht über ihre Atmung nachdenken.
Kurz zögerte Katie und begann dann zu erzählen. Jedes Wort von ihr erhöhte Rosies Respekt vor ihrer Schwester. Wie konnte man mit so etwas umgehen und nicht betroffen sein? Glaubte Katie wirklich, dass es möglich war, unbeeindruckt zu sein?
»Er hat dich angegriffen.«
»Es war verständlich.«
»Und beängstigend.«
Katie fuhr sich über die Stirn. »Ja, und beängstigend.«
»Hast du Hilfe bekommen?«
»Nicht bis letzte Woche, als ich endlich eine Ärztin aufsuchte. Die mich krankgeschrieben hat. Ja«, sagte sie und lächelte schief. »Ich bin tatsächlich krankgeschrieben. Ich bin offiziell krank, was eine gute Erklärung sein könnte für die Art, wie ich mich aufgeführt habe. Und jetzt wirst du mich fragen, warum ich es dir nicht vorher erzählt habe. Ich bin nicht sicher, warum, außer weil du stolz bist, dass ich Ärztin bin. Ich dachte, du könntest dann schlechter von mir denken.«
»Ich bin deine Schwester. Ich liebe dich. Wie könnte ich schlechter von dir denken?« Rosie beugte sich vor und schlang die Arme um ihre Schwester.
»Oh … das ist schön. Bedeutet das, dass du mir verziehen hast? Tu es nicht aus Mitleid. Mir geht’s besser, wenn ich einfach …«
»Es ist in Ordnung, Katie. Es ist in Ordnung, sich nach so einer Sache beschissen zu fühlen.«
»Es geht mir gut, wirklich, ich …«
»Es ist okay.« Rosie umarmte ihre Schwester fester und spürte, wie sie sich verspannte.
»Es geht mir nicht gut. Es geht mir nicht gut.« Endlich brach alles aus Katie heraus. Tränen strömten ihr über die Wangen, und sie weinte unter abgehackten Schluchzern, die ihren Körper durchzuckten und Rosie wie ein Messer trafen. Ihre Schwester hatte sich nie zuvor bei ihr ausgeweint. Auch ihre eigenen Wangen waren nass, und sie begriff, dass sie ebenfalls weinte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte – was konnte sie dazu sagen? –, sodass sie ihre Schwester einfach nur festhielt und tröstende Worte murmelte.
Schließlich versiegten Katies Tränen. »Jetzt habe ich Kopfschmerzen. Und ich habe nicht mal was getrunken, um sie zu kriegen.«
Rosie gab ein ersticktes Lachen von sich. »Das können wir ändern.«
Katie schniefte und rückte ein bisschen ab. »Ich wette, in meiner Rolle als Mutterglucke bin ich dir lieber.«
Mutterglucke.
Trotz allem musste Rosie lachen. »Nein. Ich habe das Gefühl, als würde ich dich langsam kennenlernen. Und es erklärt vieles von dem, wie es dir in den letzten Wochen ging.«
Katie putzte sich die Nase. »Ich muss ein paar wichtige Entscheidungen treffen. Und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Hier ist die Lehre aus der traurigen Geschichte: Man glaubt, es gäbe eine magische Entscheidungsfee, die jede Wahl ganz einfach macht, aber das ist nicht so. Wir wursteln uns alle durch und geben unser Bestes. Wir treffen unsere Entscheidungen aufgrund vieler Faktoren, und manchmal führt uns das in ein höllisches Chaos. Mein Leben ist ein gutes Beispiel dafür.« Sie sah Rosie an. »Deines vielleicht auch, aber das ist meine Schuld. Ich habe es geschafft, nicht nur mein, sondern auch dein Leben zu vermasseln.«
Es war ein kleiner Schock für Rosie, dass ihre selbstbewusste, souveräne Schwester ebenfalls mit Zweifeln kämpfte. Ein Schock und gleichsam auch ein Trost.
»Du bist eine großartige Ärztin.«
»Ich weiß nicht. Ich versuche es zu sein – aber das bedeutet nicht, dass ich nicht wünschte, einen anderen Beruf gewählt zu haben.«
»Das meinst du ernst?«
»Ich glaube, ja. Und es hat mich eine Weile gekostet, es zuzugeben, weil mir der Gedanke Angst macht. Ich habe diesem Beruf mein gesamtes Erwachsenenleben gewidmet. Es ist schwer, loszulassen, ohne mich zu fragen, ob all die Zeit verschwendet war.«
»Was auch immer du in der Zukunft tust, die Vergangenheit ist niemals verschwendet.« Rosie lehnte den Kopf an Katies Schulter.
»Jordan hat etwas Ähnliches gesagt.«
»Du hast mit Jordan darüber gesprochen?«
»Er ist ein guter Zuhörer. Und es war hilfreich, dass er nicht emotional involviert war. Wenn man eine wichtige Entscheidung zu treffen hat, möchte man manchmal von jemandem hören, dass man das Richtige tut.«
»Ich weiß. Zu den Dingen, die ich an Dan liebe, gehört seine Zuversicht. Und seine Zuversicht hat ein bisschen auf mich abgefärbt. Er hat keine Angst vorm Leben. Mit ihm zusammen zu sein macht mich ein bisschen mutiger. Er redet sich bei Dingen, die schwierig sind, nicht raus. Er sieht sich die Hürden an und überwindet oder umrundet sie. Er lässt mich an die Dinge denken, die ich kann, und nicht an die Dinge, die ich nicht kann.«
Katie zog sie enger an sich. »Erzähl mir, was du noch an ihm liebst.«
»Ich weiß nicht. Es sind tausend kleine Dinge, oder? Dass er mir Tee macht, weil er weiß, dass ich ihn gern trinke, obwohl er keinen mag. Dass er romantische Filme mit mir sieht, weil ich das gern möchte.«
»Er sieht romantische Filme? Schneidet er dabei Grimassen?«
»Keine Grimassen.«
»Sieht er bei den schmalzigen Stellen auf sein Handy?«
»Nie.«
»Wow, das ist … eindeutig Liebe. Und das macht er übrigens besser als ich. Wenn Vicky einen romantischen Film auswählt, stöhne ich die ganze Zeit genervt. Was noch?«
»Er ist so ruhig und geduldig. Als ich ihn kennengelernt habe, damals im Fitnessstudio, hatte ich einen Asthma-Anfall.« Sie spürte, wie ihre Schwester sich anspannte.
»Das hast du mir nie erzählt.«
»Weil ich wusste, dass du überreagieren würdest. Ich war auf dem Crosstrainer und …« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Spielt keine Rolle. Aber Dan hat es bemerkt und war sofort an meiner Seite. Und dann kam er mit mir ins Krankenhaus und hat alles geregelt, weil ich noch nicht lange in den USA war. Und er war ruhig. So ruhig. Du hast das schon erlebt, als du ihn deinem Verhör unterzogen hast.« Sie spürte ihre Schwester zusammenzucken.
»Du hast recht, er hätte mich schlagen können und hat es nicht getan.«
»Das würde er nie tun. Er findet, wenn man etwas sagen will, dann sollte man es tun.« Sie seufzte. »Was ich versäumt habe.«
»Und das war meine Schuld. Es tut mir leid, dass ich Zweifel in dir gesät habe. Ich habe dieses Problem geschaffen und muss es auch lösen.«
»Nein. Es ist mein Problem. Ich hätte dich ausblenden können. Ich hätte Dan sagen können, wie es mir ging.« Rosie wollte nicht daran denken. »Hast du darüber auch mit Jordan gesprochen?«
»Wir waren für fünfzehn Stunden eingeschneit. Über das Wetter zu reden wurde nach zwanzig Minuten langweilig.«
Katie tat es ab, aber Rosie erschien es sehr bedeutsam, dass sie mit Jordan darüber gesprochen hatte.
»Worüber habt ihr noch geredet?«
»Über vieles. Zum Beispiel über meinen überentwickelten Beschützerinstinkt.«
»Er ist echt heiß.«
»Rosie White, du stehst kurz vor der Hochzeit.«
»Sieht im Moment nicht so aus, aber selbst wenn es so sein sollte, hält mich das nicht davon ab, zu bemerken, ob ein Mann heiß ist. Es hält mich nur davon ab, etwas in der Sache zu unternehmen. Jordan ist sehr heiß.«
»Ja, das ist er.« Etwas an der Art, wie ihre Schwester das sagte, ließ Rosie stutzen.
»Hattet ihr Schwierigkeiten, euch warm zu halten, als ihr in der Hütte eingeschneit wart?«
»Nein. Mir war warm. Der Kamin war an.«
»Also keine Körperwärme.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Katie!« Rosie sprang auf und starrte ihre Schwester an. »Habt ihr …?«
»Ja, haben wir. Tatsächlich mehrere Male. Und es wären vermutlich noch mehr geworden, aber die Kondome waren alle. So. Das ist meine erste Bettgeschichte. Ich werde seinen Namen in meinen Bettpfosten schnitzen, nur dass ich gar keinen Bettpfosten habe.«
Rosie hätte nicht gedacht, dass irgendetwas sie aufheitern könnte, doch aus irgendeinem Grund tat es das. »Wie lange ist es her, dass du mit einem Mann zusammen warst?«
»Wer sagt etwas von Zusammensein? Wir sind nicht zusammen. Wir haben eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbracht, das ist alles.«
»Nur dass du ihm Dinge erzählt hast, die du niemand anderem erzählt hast.«
»Das auch.«
»Und dass er deinen richtigen Namen kennt.«
»Jetzt machst du mir Angst. Wie du zum Glück betont hast, hat er mich dabehalten, damit du und Dan Zeit zu zweit habt, insofern muss sich wohl niemand von uns Sorgen machen, dass dies eine längere Beziehung werden könnte.«
»Und du bist deswegen nicht sauer auf ihn?«
»Der einzige Mensch, auf den ich gerade sauer bin, bin ich selbst. Ich werde die Fluggesellschaft anrufen und dann ein Taxi. Und ich werde den langen Flug nutzen, um über mein Leben nachzudenken.« Katie stand auf. »Aber zuerst brauche ich einen Kaffee. Und nachdem sich deine Atmung jetzt wieder beruhigt hat, brauchst du eine heiße Dusche, um dich aufzuwärmen.«
»Bitte geh nicht. Wenn wir gehen, dann zusammen. Ich muss noch mit Catherine reden. Versprichst du mir, dass du nicht abreist?«
Katie erstarrte. »Ich dachte, du hättest genug von mir.«
Rosie stand ebenfalls auf und schlang die Arme um ihre Schwester. »Ich hatte genug davon, von dir bemuttert zu werden, aber ich hatte nicht genug von dir.«
»Gut, dann …« Katie erwiderte die Umarmung. »Ich werde nicht ohne dich abreisen. Versprochen.«
»Was ist mit Mum und Dad? Trennen sie sich? Ich bin verwirrt.«
»Sind wir beide. Sie haben definitiv darüber nachgedacht, aber nachdem ich mich beruhigt habe, wurde mir klar, dass sie nicht wissen konnten, dass wir alle an dem Morgen aufkreuzen. Insofern kann diese ganze Bettsache keine Show gewesen sein.«
»Können wir bitte nicht darüber reden, dass unsere Eltern Sex hatten?«
»Guter Plan.« Katie drückte sie noch einmal an sich und ging dann in die Küche.
»Glaubst du, dass es an mir liegt, dass sie Probleme hatten?«
»Warum sollte es an dir liegen?«
»Mein Asthma hat die ganze Familie belastet.«
»Nein. Es lag nicht an dir.« Katie gab ihr einen Kaffee. »Beziehungen sind kompliziert.«
»Das musst du mir nicht sagen.« Rosie nippte an ihrem Kaffee. Sie fühlte sich erschöpft. Jeglicher Energie beraubt. Und am Rande der Tränen. Da sie wusste, dass Katie sich schlechter fühlen würde, wenn sie vor ihr weinte, stellte sie den Becher ab. »Du hast recht. Ich brauche eine Dusche. Was wirst du tun?«
»Ich muss ein paar Dinge erledigen. Mich als Erstes bei Mum und Dad entschuldigen, dass ich sie fälschlicherweise beschuldigt habe und in ihre Privatsphäre eingedrungen bin. Und danach …« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollten wir nach Hause fliegen. Was auch immer wir tun, es wird interessant.«
Rosie rang sich ein Lächeln ab. »Aber eine weiße Weihnacht im Kreise der Familie kannst du schlecht übertrumpfen.«