D ie letzten Tage waren wie ein ständig wechselndes Bad der Gefühle. Für diesen Zustand ist eine einzige Person zuständig – Ali.
Sie macht mich fertig. Nie weiß ich, woran ich bei ihr bin. Heute ist es so, morgen anders. Sie ist nett und witzig und wickelt mich mit ihrem Charme ein, so dass sich mein Herz noch tiefer in die Vorstellung, sie irgendwann haben zu können, verrennt. Im nächsten Moment lässt Ali mich am ausgestreckten Arm verhungern und schaut mich nicht mal mit dem Arsch voran an.
Mir kommt es so vor, als ob sie nicht weiß, was sie will. Dieses ständige Hin und Her zerrt an meinen Nerven. Ich bin dünnhäutig geworden. Und ungeduldig. So kenne ich mich eigentlich nicht. Ich lechze nach Alis Aufmerksamkeit und schaue so oft es geht bei ihr im Büro vorbei. Ungünstigerweise traue ich mich immer noch nicht, sie ganz direkt anzusprechen, was die Sache nicht leichter macht.
Erst gestern hat Ali mich wieder vor versammelter Mannschaft bloßgestellt. Allerdings hat sie danach die Hand vor den Mund geschlagen und ganz entsetzt aus der Wäsche geschaut. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ihr ihr Verhalten selbst unangenehm war.
Keine Ahnung. Ich weiß es nicht.
Die liebenswerte und charmante Ausgabe von Ali mag ich so sehr, dass es schon fast weh tut. Die andere Seite, nun ja, lassen wir das.
Mit drei Pizzakartons in der Hand latsche ich auf die Haustür meines Elternhauses zu. Ich brauche einfach mal einen Abend Ruhe. Einen Abend, in dem meine Gedanken sich nicht um Ali drehen. Einen Abend im Kreis der Menschen, die mich schon immer vorbehaltlos geliebt haben und immer wie ein Fels hinter mir stehen.
Ich freue mich auf meine Eltern. Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen. Irgendwie kann ich mir gar nicht mehr erklären, wie es dazu kommen konnte, dass ich freiwillig so viele Jahre im Ausland verbracht habe.
Dank der Pizzakartons ist es mir nicht möglich, den Schlüssel aus meiner Umhängetasche zu holen. Also balanciere ich die Kartons mit einer Hand aus und drücke den Zeigefinger der rechten Hand auf den Klingelknopf. Das mir so vertraute Klingeln ertönt. Der untere Karton fängt an zu wackeln. Gerade noch rechtzeitig bekomme ich den wackelnden Turm zu fassen. Ich atme tief durch. Meine Wangen glühen. Das war eine ganz knappe Nummer.
»Hallo, mein Schatz!«, ruft meine Mutter überschwänglich, und versucht, mich in den Arm zu nehmen.
»Die Pizza!«, schreie ich noch, doch in diesem Moment verliere ich die Kontrolle.
Meine Mutter und ich betrachten die offenen Kartons. Es duftet wirklich lecker. Wir fangen an zu lachen.
»Na, da haben wir wohl gerade ziemlich Glück gehabt, dass Murphy mal nicht zugeschlagen hat.«, kommentiert meine Mutter ganz entspannt das Chaos vor unseren Füßen.
Recht hat sie, weil doch normalerweise Pizza grundsätzlich mit dem Belag auf den Boden platscht. Die Kartons sind zwar offen, aber herausgefallen ist erstaunlicherweise nicht ein Stück. Echt Glück gehabt.
Wir bücken uns gleichzeitig und stoßen mit den Köpfen zusammen.
»Was ist denn heute los?«, fragt meine Mutter kopfschüttelnd.
»Heute ist irgendwie der Wurm drin.«
Womit sie schon wieder recht hat. Mit vereinten Kräften heben wir die Kartons auf, richten uns auf und lachen uns an.
»Lass das bloß nicht deinen Vater wissen. Er ist sowieso schon auf hundertachtzig.«
»Was soll ich nicht wissen?«, fragt in diesem Moment mein Vater, und schaut von Mutter zu mir und von mir auf die Kartons in unseren Händen.
»Nüüüüchts.«, antworten Mutter und ich wie aus einem Mund.
Wir zwinkern uns zu, doch davon bekommt mein Vater nichts mit. Der Inhalt der Kartons hat seine volle Aufmerksamkeit.
Er nimmt uns das Abendessen aus der Hand und geht voraus. Mutter legt ihren Arm um mich. Gemeinsam folgen wir dem Herrn des Hauses in die Küche. Auf dem Küchentisch stehen Weingläser und eine Flasche.
»Schön, dass du uns wieder mal besuchst.«, brummelt mein Vater zwischen zwei Bissen.
»In letzter Zeit haben wir dich ja kaum noch zu Gesicht bekommen. Wir hatten schon befürchtet, dass du heimlich wieder ins Ausland abgedampft bist.«
Als ob ich so etwas tun würde. Also wirklich. Ich grinse und murmle etwas in den Bart, den ich nicht habe, das wie »Viel zu tun.« klingt. Meine Eltern runzeln die Stirn. Vater beugt sich vor.
»Ich muss mit dir reden, Schatz.«
Was kommt jetzt? Ich zucke zusammen. Vater wird doch nicht krank sein. Oder Mutter? Ich schlucke und schiebe meinen Teller von mir. Der Appetit ist mir gehörig vergangen.
»Hey, keine Angst. Mit uns ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Vielmehr geht es um dich, beziehungsweise um deine Kollegin Ali.«
Oh man. Eigentlich würde ich jetzt erleichtert aufatmen, aber sobald es in irgendeiner Weise um Ali geht, macht sich jegliche Erleichterung sofort aus dem Staub. Wenn das so weiter geht, wird Ali wohl zu meinem Sargnagel werden.
»Bitte nicht.«, flehe ich.
»Ich habe das Gefühl, dass sich mein ganzes Leben nur noch um Ali dreht. Ich brauche wenigstens einen Abend Pause.«
»Du bist in Ali verliebt.«, stellt meine Mutter mit einer Ruhe in der Stimme fest, die mir schier die Luft zum Atmen nimmt.
Ja. Ja, verdammt! Ich bin in Ali verliebt. So sehr, dass sich mein gesamtes Denken und Fühlen um sie dreht. Ich sehne mich nach ihr. Ich liebe es, Zeit mit ihr zu verbringen. Solange sie nicht auf mir herum hackt.
Mein Kopf wird mir zu schwer. Also stütze ich ihn mit den Händen ab, was meine Eltern mit in Falten gelegter Stirn zur Kenntnis nehmen. Normalerweise hassen sie es so sehr, wenn ich so am Tisch hänge, dass eine Ermahnung nicht lange auf sich warten lassen würde, aber … heute machen sie offensichtlich eine Ausnahme. Statt mich zu ermahnen, werfen sie sich nur bedeutungsvolle Blicke zu. Vater nickt.
»Gut. So etwas in der Art haben wir uns schon länger gedacht. Wir haben dich nicht oft zu Gesicht bekommen, aber wenn, dann hast du eigentlich immer von Ali gesprochen.«
Ich schaue meinen Vater überrascht an. Nicht so sehr wegen dem, was er sagt, sondern wegen der Vielzahl der Worte. Sonst ist mein Vater eher ein schweigsamer Typ, der das Reden seinen Frauen überlässt. Sollte ich mir Gedanken machen, weil er auf einmal so viel zu sagen hat?
Die Gedanken fangen bereits wieder an, meinen Kopf als Partyraum zu nutzen. Mensch. Das kann doch alles nicht mehr wahr sein. Ich brauche wirklich dringend eine Pause. Sonst drehe ich noch durch.
»Ich lasse dich gleich in Ruhe. Versprochen.«, erklärt mein Vater.
»Aber erst hörst du mir zu.«
Mein Vater dreht sich um und holt ein Buch vom Regal hinter ihm. Er legt es auf den Tisch. Ich studiere das Deckblatt. Es handelt sich um das Abi-Buch meines Jahrgangs. Was er damit wohl vorhat?
»Ich habe mir während der letzten Wochen den Kopf zerbrochen, weil ich mir ganz sicher war, dass ich deine Kollegin Ali kenne. Und tataaaa. Jetzt weiß ich, woher.«
Ah ja. Dummerweise interessiert mich diese Information nicht die Bohne. Dementsprechend fällt es mir ziemlich schwer, Interesse zu heucheln.
Mein Vater blättert durch das Abi-Buch. Er legt es mir vor die Nase. Eine junge Frau lächelt mir entgegen. Auf der Nase der Frau thront eine dicke Hornbrille. Die Frau hat ein paar Pickel im Gesicht. Ihr Lächeln ist offen. Der Blick warm.
Sie heißt Alexandra Martin. Etwa DIE Alexandra Martin? Meine Kollegin Ali?
Verdammt. Das darf doch nicht wahr sein. Ich schaue bestürzt in Vaters Richtung. Eine Spur zu hektisch richte ich mich auf.
»Ach du Scheiße. Jetzt wird mir einiges klar.«, brummle ich gequält.
»Was? Was wird dir klar?«
»Warum sie sich mir gegenüber so komisch verhält.«
Wie ein Hagelschauer aus Hagelkörnern in der Größe von Tennisbällen schlagen die aufkommenden Erinnerungen auf meine Gedanken ein. Mir entgleiten die Gesichtszüge. Ich fühle mich wie ein geprügelter Hund. Vermutlich schaue ich auch so ähnlich.
»Was ist damals zwischen euch vorgefallen?«
Oha. Ich weiß nicht, ob ich meinen Eltern erzählen sollte, was damals passiert ist. Unsicher erwidere ich ihre Blicke.
»Vielleicht sollte ich doch darüber nachdenken, die Stadt wieder zu verlassen. Oder das Land. Noch besser wäre es, wenn ich ein One-Way-Ticket zum Mars buche.«
»Vergiss es, Conny. Du wirst nicht wieder flüchten. Rede mit uns. Oder noch besser, rede mit Ali.«
Uff. Das kann ich nicht.
»Jetzt weiß ich, warum sie mit mir geschlafen hat.«, platzt die Erkenntnis wie ein Pfeil aus mir heraus.
»Ihr habt … wann? Wo?«
Meine Mutter ist hellwach.
»Bei der Tagung in Hannover.«
»Aber … ihr wart doch zu dritt dort. Du, Ali und eine weitere Frau.«
»Ja. Linh war auch dabei. Aber sie ist einen Tag früher zurückgefahren.«
»Na, da hattet ihr es aber eilig.«
Meine Mutter lacht.
»Dann ist doch alles in bester Ordnung.«
Eben nicht.
»Am Tag danach hat Ali kein Wort mehr mit mir gesprochen. Sie hat mich nicht mal angeschaut. In der Firma hat sie mich behandelt als wäre ich das letzte Glied in der Kette. Vor allen Abteilungsleitern hat sie mich bloßgestellt. Es war so schrecklich. Erst nachdem unser Boss uns zusammen gefaltet hat, hat sie sich wieder ein bisschen eingekriegt. Sie ist so … so … ich weiß es auch nicht. So süß und so ekelhaft zugleich. Ich kann es kaum beschreiben.«
»Vielleicht ist sie auch in dich verliebt und kann oder will es nicht zulassen, weil sie aus welchen Gründen auch immer, sauer auf dich sein will. Was ist damals vorgefallen? Du kannst uns vertrauen. Wir verurteilen dich nicht.«
Ich schlucke. Um sicherzugehen, dass meine Stimme stabil ist, nehme ich einen kleinen Mutmachschluck aus dem Weinglas. Dann schließe ich die Augen und fange an zu erzählen.
Wir waren damals in der neunten Klasse. Vielleicht auch schon in der zehnten. So genau weiß ich das nicht mehr. Jedenfalls waren wir noch sehr jung und unerfahren. Wir glaubten, uns gehöre die Welt und wir könnten machen, was wir wollten. Ja. Genau so waren wir damals. Kritik von Älteren ist an uns abgeprallt. Wir waren die Zukunft. Wenn ich heute junge Leute sehe, muss ich immer mal wieder daran denken, wie wir damals waren. Aber, hey, ich schweife ab.
Es ist der Wahnsinn. Hätte mein Vater mir nicht gezeigt, woher wir Ali kennen, wären meine Erinnerungen vermutlich für immer verborgen geblieben. Aber jetzt … sind sie so präsent, dass es sich ein bisschen so anfühlt, als wäre es gestern erst passiert.
Es war bei einer Geburtstagsparty. Unter anderen war Ali eingeladen. Und ich natürlich auch. Wir haben gegessen und getrunken und irgendwann wussten wir nicht mehr wohin vor lauter Übermut.
Zu vorgerückter Stunde hat jemand vorgeschlagen, Flaschendrehen zu spielen. Zuerst wurde gesagt, was die zwei Auserwählten tun müssen und dann wurde die Flasche gedreht.
»Einen Zungenkuss.«, hat Geburtstagskind Dagmar gefordert.
Und dann hat sie die Flasche gedreht. Das obere Ende der Flasche zeigte ganz eindeutig auf Ali. Der Flaschenboden lag direkt vor mir. Vielleicht hätten wir uns wehren können, aber das Ergebnis war zu eindeutig.
»Küssen!«
»Küssen!«
»Küssen!«, grölten die anderen, und so blieb uns nichts anderes übrig.
Obwohl ich immer so cool tat, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch niemanden geküsst. Weder einen Jungen, noch ein Mädchen. Entsprechend war ich natürlich ziemlich nervös. Ehrlich gesagt habe ich mir vor Aufregung beinahe in die Hose gepinkelt. Ja. Wirklich. Genau so war es. Ich weiß es noch ganz genau. Ich weiß auch noch, wie Ali geschaut hat.
Verdammt! Wie konnte ich das nur alles vergessen? Ich meine, seinen ersten Kuss vergisst man doch nicht, selbst wenn er lediglich beim Flaschendrehen entstanden ist.
Ich bin aufgestanden. Ali ist auch aufgestanden. Ganz langsam sind wir aufeinander zugegangen.
»Küssen!«
»Küssen!«
»Küssen!«, haben die anderen wieder gebrüllt.
Es gab kein Zurück mehr. Wir mussten durch.
Als ich bei Ali ankam, habe ich gemerkt, dass sie am ganzen Körper gezittert hat. Es war richtig heftig. Ich habe auch angefangen zu zittern. Und immer und immer wieder dieses »Küssen! Küssen! Küssen!«.
Ich weiß nicht mehr genau, wer von uns beiden den ersten Schritt gemacht hat. War es Ali? Oder war es ich selbst? Wie auch immer. Jedenfalls haben sich unsere Lippen für einen verschwindend kurzen Moment lang berührt. Gespanntes Schweigen herrschte um uns herum. Wir lösten uns schnell wieder und ich hoffte, dass die anderen damit zufrieden sind. Waren sie aber nicht.
»Mit Zunge!«, rief Dagmar, und die anderen fingen an zu klatschen.
Ich blickte Ali hilflos an, doch Ali war so großartig. Sie lächelte und flüsterte mir etwas ins Ohr. Dann legte sie beide Arme um mich und zog mich eng an sich. Von da an bekam ich nichts mehr von dem, was um uns herum passierte, mit. Ich sah und spürte nur noch Ali. Die Wärme ihrer Haut. Die Weichheit ihrer Wangen. Die Sanftheit ihrer Lippen. Wie ferngesteuert öffnete ich den Mund und ließ ihre Zunge herein. Meine Welt stand still. Ali küsste so zärtlich und so voller Gefühl, dass der Boden unter mir zu wackeln begann. Mein Herz raste.
Ali hätte mein Mädchen sein können.
Wenn ich nicht bis über beide Ohren in Amelie verliebt gewesen wäre.
Als Ali und ich uns wieder lösten, glühten meine Ohren. Ich fühlte mich erwachsen. Das erste Mal in meinem Leben bekam ich einen Plan, wie es wohl war, erwachsen zu sein. Ich freute mich so sehr auf meinen achtzehnten Geburtstag. Endlich groß. Endlich würde ich all das machen können, was ich bisher nur aus der Theorie kannte.
Die anderen Partygäste schauten uns schweigend an. Dann brach der Sturm los. Sie klatschten in die Hände. Ali und ich waren die Stars des Abends. Das mit dem Flaschendrehen war danach erledigt. Gott sei Dank. Sonst hätte vielleicht noch jemand vorgeschlagen, dass wir miteinander Sex haben sollten.
Tja. Wir waren sechzehn. Oder so. Wir wussten nicht, wie die Welt funktioniert, hielten uns aber für die Größten.
Wie sehr man sich doch irren kann.
Ich schaue meine Eltern an.
»Dein erster Kuss war also mit Ali. Warst du für sie auch der erste Kuss?«
Ich schüttle den Kopf.
»Sie hatte schon ein paar Mal mit Jungs und Mädchen rumgemacht.«
»Wo ist dann das Problem? Ich verstehe es nicht so ganz.«
Erneut schließe ich die Augen und lasse die Worte aus mir heraus sprudeln.
Nach dieser Nacht hat Ali immer wieder meine Nähe gesucht. Wo ich war, war sie auch. Das hat mich genervt, weil ich ja bis über beide Ohren in Amelie verknallt war. Ali war zwar süß und konnte gut küssen, aber mein Herz gehörte nun mal Amelie. Ich hatte gar keine Augen für Ali. Und keinen Nerv.
Also habe ich sie irgendwann angepflaumt. Ich habe ihr gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Das hat sie getan. Mehr oder weniger. Allerdings hat sie mir irgendwann einen Brief zugesteckt, in dem sie mir ihre Gefühle offenbart hat. Und ich … habe sie wieder zusammen gestaucht. In der Aula. Vor allen anderen habe ich sie angebrüllt.
»Verdammt, Ali! Es war doch nur ein verdammter Kuss! Nur ein Kuss. Mach kein Drama draus. Und lass mich endlich in Ruhe.«
Alis Wangen wurden erst dunkelrot. Dann weiß wie eine Wand. Sie hat gezittert. Und dann ist sie weggelaufen. Mir war das egal.
»Oh je. Die Arme. Dann hast du sie offensichtlich so verletzt, dass sie es bis heute nicht verarbeitet hat.«
Scheint so. Ich nicke schwach. Jetzt weiß ich zwar endlich, wo Alis Problem sein könnte. Allerdings bringt mir das nicht besonders viel, wenn ich keinen Weg finde, unsere Probleme zu beseitigen.
Ich grinse gequält und ein bisschen unglücklich.
»Dann lasst uns mal überlegen, wie wir deine Ali dazu bekommen, zu sich und ihren Gefühlen für dich zu stehen.«, schlägt meine Mutter vor.
Sie strahlt eine so einnehmende Ruhe aus, dass sich in mir zumindest ein bisschen Hoffnung regt.
Meine Eltern sind toll. Sie überschlagen sich in ihren Vorschlägen und geben Alles, um mir zu helfen. Sie sind so süß und so rührend bemüht, dass mir die Augen zu tränen beginnen.
Meine Mutter schaut mich nachdenklich an. Der Blick meines Vaters folgt dem meiner Mutter. Ich schlucke und brumme »Heuschnupfen.«.
Der Mann und die Frau, die als einzige Menschen immer bei mir geblieben sind, wissen ganz genau, dass es mir schwer fällt, Schwäche zu zeigen. Ich bin lieber stark. Dann muss sich niemand um mich Sorgen machen. Ich will nicht, dass sich jemand unnötig um mich sorgt.
»Probiere es einfach.«, sagt Mutter abschließend.
»Wenn sie es wert ist.«, schiebt mein Vater hinterher.
Während ich das Lächeln meiner Eltern erwidere, gehe ich in mich. Ali ist es wert. Auf jeden Fall. Denke ich zumindest. Oder besser, ich hoffe es.
Möglicherweise werde ich mich nackig vor ihr machen und mein Innerstes nach außen kehren. Da wäre es doch ein Drama, wenn sie es nicht wert wäre. Vielleicht mache ich aber auch etwas ganz Anderes. Wir werden sehen.