Ein Apfelbaum sollte in keinem Garten fehlen. Erst erfreut er die Insekten mit Nektar und Pollen und später Tiere und uns Menschen mit seinen Früchten.
Bäume sind Gehölze, das heißt, sie haben ein verstärktes Dickenwachstum – sie „verholzen“. Im Gegensatz zu Stauden treiben sie nicht jedes Jahr neu aus dem Wurzelstock aus, sondern nur aus den Knospen der Äste. Bäume haben einen Hauptstamm, der sich erst später verzweigt. Ökologisch besonders wertvoll sind heimische Arten und alle Obstbäume.
Uns Menschen freut es, den ganzen Sommer und Herbst frisches Obst auf dem Teller zu haben, aber auch Insekten brauchen Nektar und Pollen ohne Versorgungslücke. Wenn möglich, sollte man also mehrere Arten und Sorten pflanzen. Obstbäume gibt es in mehreren Größen und Wuchsformen:
→ Der Hochstamm: Beim Hochstamm beginnt sich die Krone erst ab einer Stammhöhe von 1,80 m zu verzweigen. Der Abstand zwischen zwei Hochstämmen sollte mind. 8 m betragen.
→ Der Halbstamm: Hier setzt die Krone bei einer Stammhöhe von 1,2 m an, der einzuhaltende Mindestabstand zum nächsten Baum beläuft sich auf 5 m.
→ Der Spindelbusch oder Säulenbaum: Bei diesen Formen ist die Obstsorte auf eine schwachwüchsige Unterlage veredelt. Die Pflanzen eignen sich für kleine Gärten und Balkone und brauchen in der Reihe einen Abstand von 2–3 m. Außer bei Apfelbäumen muss laufend mit Erziehungsschnitten an der Form gearbeitet werden.
→ Busch oder Viertelstamm: Der Stamm ist hier nur 50 cm hoch. Weil die Pflanzen breit wachsen, sollte man einen Pflanzabstand von 3–4 m einhalten.
Der Vorteil von Hochstämmen ist, dass die darunterliegende Fläche genutzt werden kann, etwa als Blumenwiese. Man kann unter der Krone durchgehen und zwischen zwei Hochstämmen eine Hängematte spannen. Die Ernte ist dagegen mühsamer als beim Halbstamm oder bei Büschen. Dafür bekommt so ein Halbstamm schon einmal einen Kronendurchmesser von 5 m, das nimmt Raum ein. Obstbäume bevorzugen nährstoffreiche Böden mit guter Wasserversorgung in sonniger Lage. Für die Zukunft sollten wir in unseren Breiten auch noch eher unübliche Obstbäume einplanen: Weiße und Schwarze Maulbeere (Morus alba und M. nigra), Edelkastanie (Castanea sativa) und Kaki (Diospyros virginiana). Sie alle werden gut mit höheren Temperaturen zurechtkommen. An geschützten Stellen wächst jetzt schon die Feige (Ficus carica).
Robust, pflegeleicht und auch für Tiere nützlich sind neben Obstbäumen in erster Linie heimische Bäume. Im Folgenden werden nur solche vorgestellt, die sich auch für „normalgroße“ Gärten eignen. Eine Linde, die 40 m hoch und 1 000 Jahre alt werden kann, ist zwar toll, passt aber kaum in einen Privatgarten. Bäume bieten auch jede Menge Nahrung für Vögel. Direkt, weil Vögel auch Früchte fressen, nicht nur von den klassischen Obstbäumen, sondern auch gerne von Eberesche (Sorbus aucuparia), Trauben-Kirsche (Prunus padus) oder Holunder (Sambucus nigra), und indirekt, weil wertvolle Nahrung für Vogeljungen in Form von Raupen auf oder an ihnen lebt. Bäume bieten Vögeln und Eichhörnchen sichere Nistplätze. Und meist hängt an ihnen auch das gute Fettfutter, mit dem wir ihnen über den Winter helfen. Die Ganzjahresfütterung gibt den Vogeleltern die Energie, um Raupen und andere Insektenlarven für die Jungen zu erjagen.
Bäume sind darüber hinaus wunderbare Schattenspender und sie produzieren viel Sauerstoff, ein ausgewachsener Apfel-Hochstamm ca. 20 kg pro Tag. Sie schaffen durch die Verdunstung in ihrer Umgebung ein angenehmes kühleres Kleinklima. Ein Apfelbaum verdunstet 100–200 l Wasser täglich und fixiert pro Jahr ca. 200 kg Kohlenstoff durch die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft. Bäume werden darum in Zeiten der Erderwärmung nicht nur in der Stadt, sondern auch im Privatgarten immer wichtiger.
Jeder Garten ist in seiner Größe beschränkt, die Auswahl der Bäume will demnach sorgfältig getroffen sein. Die wichtigsten Auswahlkriterien sind die Standorteigenschaften, aber zwei weitere Punkte sollte man noch bedenken: Durch die Erderwärmung ändert sich vieles, Bäume die bisher ganz gut gewachsen sind, z. B. Rotbuche, Walnuss oder Fichte, können im Tiefland nicht mehr Schritt halten. Berücksichtigen Sie, dass es wärmer und trockener wird, und wählen Sie keinen Baum, der einen gut mit Wasser versorgten Boden braucht, wenn Sie in einer Region wohnen, die jetzt gerade noch genug Niederschlag bekommt. Gleichzeitig gibt es immer noch Nächte und Perioden mit tiefem Frost, das muss der Baum auch aushalten können. Ein Orangenhain ist also noch länger nicht drin.
Einen Baum zu pflanzen hat auch etwas Philosophisches: „Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen“ (Rabindranath Tagore, indischer Philosoph). Insofern ist das Bäumepflanzen eine wirklich „enkelfreundliche“ Tat.
Gibt es Pollenallergien in der Familie, pflanzen Sie keine Auslöser wie zum Beispiel Birken. Auf gar keinen Fall sollten Sie invasive Neophyten pflanzen, die in der angrenzenden Landschaft die vorhandene Vegetation verdrängen könnten (siehe >). Der Asiatische Götterbaum (Ailanthus altissima) ist in meinen Augen ein Wackelkandidat. Er sprießt gnadenlos aus jeder Ritze, auch im heißesten Stadtpflaster. Deshalb sehe ich ihn zwar nicht als Gartenbaum, als Stadtbaum der Zukunft kann ich ihn mir aber vorstellen. Das trifft auch auf die Robinie (Robinia pseudacacia) zu. Sie kann als Schmetterlingsblütler Luftstickstoff binden, das ist auf mageren Böden ein Vorteil. Sie nimmt aber auch große Flächen „dank“ ihrer Wurzelausläufer ein.
In der Tabelle unten finden Sie nur eine kleine Auswahl aus den vielen möglichen Baumarten, aber alle genannten bieten viel für Mensch und Tier und brauchen wenig Pflege. Aufgelistet sind auch Wildobstarten, sie sind für Tiere ebenso wichtig wie Edel-Obst in Sorten. Von den Blättern und Früchten eines Apfel- oder Birnbaumes ernähren sich die Raupen von 21 Groß- und 42 Kleinschmetterlingen, die Falter konsumieren die Säfte des Fallobstes. Sieben Hummelarten und mehr als 30 Wildbienenarten – und natürlich die Honigbiene – nutzen die Blüten. Über 30 Säugetierarten fressen an Äpfeln und Birnen, zum Beispiel der Siebenschläfer oder die Haselmaus. Auch ungefüllte Sorten von Zieräpfeln und Zierkirschen können das Pflanzenspektrum in einem naturnahen Garten erweitern.
Nr |
Botanischer Name |
Deutscher Name |
Besonderheiten |
1 |
Acer campestre |
Feld-Ahorn |
2–15 m, blüht unauffällig im Mai, guter Nektarspender, Sonne oder Halbschatten |
2 |
Alnus incana |
Grau-Erle |
5–15 m, blüht im zeitigen Frühjahr mit gelbgrünen Kätzchen, anpassungsfähig |
3 |
Betula pendula |
Hänge-Birke |
10–20 m, blüht im April, schnellwüchsig, sehr anpassungsfähige Art |
4 |
Malus sylvestris |
Holz-Apfel |
2–10 m, blüht rosaweiß im Mai, Stammform der Apfel-Sorten |
5 |
Prunus padus |
Trauben-Kirsche |
2–10 m, blüht weiß im April und Mai; Früchte bitter, Vogel- und Raupenfutter |
6 |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
3–20 m, blüht weiß im April und Mai, sehr flexibel bzgl. Nährstoffen, Raupenfutter |
7 |
Salix caprea |
Sal-Weide |
2–10 m, blüht ab Februar mit gelben Kätzchen, wichtige zeitige Bienenweide |
8 |
Sorbus aucuparia |
Eberesche |
5–12 m, blüht weiß im Mai und Juni, Bienenweide und Vogelnährgehölz |