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Im Vorentwurf nimmt der geplante Garten Gestalt an. Die Maßstäblichkeit zeigt Machbares, Unmachbares und Verhältnismäßigkeiten auf.

Der Vorentwurf

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Wenn die grundsätzlichen Funktionen festgelegt sind, werden im Vorentwurf die entsprechenden Strukturen (Beete, Bäume etc.) eingezeichnet. Der Vorentwurf dient der Illustration von Ideen und Visionen, weshalb meist mehrere Varianten entstehen, anhand derer man sich dann entscheiden kann. Die Positionen müssen im Vorentwurf nicht hundertprozentig stimmen, aber die Objekte sollten jetzt schon etwa in ihrer richtigen Größe abgebildet werden, sonst packt man mehr auf eine Fläche, als tatsächlich Platz hat.

Abstände wahren

Obstbäume, die als Hochstämme gesetzt werden, zeichnen Sie mit ihrer ausgewachsenen Größe ein, also mit einem Kronendurchmesser von 8 m und mit einem Abstand zum nächsten Baum von ebenfalls 8 m. Man glaubt es zwar nicht, wenn man so ein 2 m hohes Bäumchen setzt, dessen Stamm man leicht mit einer Hand umfassen kann, aber 20 Jahre vergehen schnell. Zu dicht gesetzte Bäume behindern einander, sie nehmen sich gegenseitig Licht und Nährstoffe sowie Wasser weg, wachsen dadurch langsamer und liefern weniger Ertrag. In einem Plan im Maßstab 1:100 zeichnet man einen Hochstamm also mit 8 cm Durchmesser ein, im Maßstab 1:200 mit 4 cm Durchmesser. Bei Halbstamm-Obstbäumen setzt die Krone bei einer Stammhöhe von 120 cm an, als Durchmesser und Mindestabstand zum nächsten Baum kann man in etwa 5 m annehmen. Buschbäume erfordern einen Pflanzabstand von 3–4 m. Auch Beerensträucher wie Johannisbeeren können im Alter durchaus einen Durchmesser von 2 m bekommen, sie sind deshalb ebenfalls in einem entsprechenden Abstand einzuplanen.

Zwischenlösung

Bis die Gehölze ausgewachsen sind, vergehen allerdings ein paar Jahre. In der Zwischenzeit können Sie Gemüse wie Buschbohnen oder Kartoffeln dazwischen anpflanzen oder Erdbeeren als Bodendecker. Grundsätzlich ist es besser, zu große als zu kleine Abstände zu lassen: Nachpflanzen ist immer möglich, zu dicht gesetzte Gehölze zu roden, tut weh.

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Ein Edelkastanien-Rollzaun ist günstig und naturnah. Unsere Musterfamilie sperrt damit die Hühner aus und begrünt ihn innen unter anderem mit Himbeeren.

Platzbedarf, Material und Prioritäten

Im ersten Vorentwurf versuchen Sie – wie im Funktionsplan – möglichst viele Wünsche zu erfüllen. Bei unserer Musterfamilie bedeutet das: Hinter dem Haus von Laura und Johannes soll ein Schotterrasen von ca. 50 m² Fläche angelegt werden, dieser böte Platz für die Tischtennisplatte. Zum westlichen Nachbarn möchte man eine Mauer errichten, an der eine Kiwi hochranken kann. Daran wäre Platz für eine Dartsscheibe. An der Garagenwand könnten Klettergriffe zum Bouldern montiert werden. In der nordwestlichen Ecke wäre Platz für zwei Birken, die sich Laura gewünscht hat. In diesem Bereich könnte man auch eine Art Baumhaus oder Hütte für Jan einrichten. Die Blumenwiese nähme mit rund 80 m² die Fläche ein, die für einen möglichen späteren Schwimmteich reserviert werden soll. Die Bereiche in der Nähe der Häuser werden künftig gemäht, unter den Bäumen soll die Blumenwiese so lange stehen bleiben, bis das jeweilige Obst erntereif ist. Nur notwendige Verbindungswege sollen öfter gemäht werden. Der Selbstversorgergarten liegt mit 110 m² eingezäunt in der Mitte zwischen den beiden Häusern. An den Zaun sollen außen Hochstauden wie Stockrosen, Königskerzen etc. gepflanzt werden, innen Nutzpflanzen wie Bohnen. Der Zaun soll die Hühner vom Salat fernhalten. Die Hühner erhalten zwar einen fixen, eingezäunten Bereich an der Nordseite, sollen aber immer wieder auch den Restgarten nutzen dürfen – bis auf den Gemüsegarten. Die nach Westen orientierte Terrasse von Mona und Hans ist in Richtung Straße durch eine Weinlaube optisch und praktisch geschützt. Die rote Linie im Plan symbolisiert die Abgrenzung nach außen. Der Zaun nach außen wird ein klassischer Staketenzaun, im gleichen Stil wie der west- und nordseitig noch bestehende alte Zaun. Die Latten werden so dicht gesetzt, dass die Hühner nicht entwischen können. Der innere Zaun um den Bauerngarten wird ein Edelkastanien-Rollzaun werden, das ist kostengünstiger. Innerhalb will die Familie möglichst viele Obstbäume und Beerensträucher unterbringen.

Das Areal von Hans` Werkstatt- und Kartenspielbereich soll ebenfalls als Schotterrasen angelegt werden, die „Tratschterrasse“ im östlichen Teil ist mit Plattenbelag geplant. Die Staudenbeete im Vorgarten von Lauras Haus sollen sofort bepflanzt werden, der restliche Vorgarten – immerhin umfasst er rund 130 m²– bietet noch diskussionsfähigen Platz. Diese Fläche zu bepflanzen und zu pflegen wäre für das erste Jahr wohl zu viel. Alles andere soll Priorität haben.

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Spannen Sie Schnüre, wo Beete und Mauern sein werden oder bringen Sie die Umrisse mit Gartenkalk auf.

Überprüfung in der Realität

Ein Plan ist wichtig, er macht Ideen und ihren Platzbedarf sichtbar. Die Realität ist allerdings noch ein ganz anderes Paar Schuhe. Stellen Sie deshalb die geplanten Elemente auch im Garten provisorisch dar. Um Größen und Formen zu markieren, können Sie Gartenschläuche, lange Maßbänder oder Gartenkalk verwenden. So wird vielleicht klar, dass der ein oder andere Baum doch zu nah am Haus sein wird oder dass das geplante Staudenbeet tatsächlich riesig wäre.

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Neue Planversionen entstehen auch durch den Rat eines Planers oder durch Inspiration aus Büchern.

Die Dimensionen werden augenfällig

Mit diesem Schritt wird unserer Musterfamilie klar, dass einiges im Vorentwurf noch nicht optimal ist: Die Böschung war nicht in die Überlegungen einbezogen worden, der Hühnerstall und der künftige Schwimmteich würden nach der aktuellen Planung quasi am Hang hängen. Die vielen Obstbäume ließen den Garten zu eng wirken und würden zu viel Schatten und Falllaub im Hobbybereich von Hans verursachen. Mona findet den Selbstversorgergarten wie geplant zu eckig und langweilig, der Zaun wäre ihr zu nah an ihrer Terrasse. Die Nutzung des Dachwassers war bisher vergessen worden. Laura findet die Aussicht auf 50 m² Schotterrasen vor dem Wohnzimmer irgendwie nicht so gut und Jan reklamiert, dass sein Lagerfeuer keinen Platz bekommen hat. Bezüglich des Vorgartens herrscht Ratlosigkeit.

Von den Fragezeichen zum Entwurf

Durch den Rat von Freunden, Ideen aus Büchern und Zeitschriften sowie den Input eines Gartenplaners entstehen neue Planversionen. Jedes Familienmitglied gibt etwas von seinen Wünschen auf und bekommt anderes dazu. Aus der Summe der Versionen entsteht schließlich ein maßstabsgetreuer Entwurf.