Emelé, phantasievoll, neugierig und liebenswert, ist der Stolz ihrer Familie.

Das kleine französische Kuhmädchen lebt mit Mama, Papa und Oma auf einem alten Bauernhof auf einer Insel namens Korsika.

Korsika gehört zu Frankreich. Die Insel hat viele Berge, Täler und Wälder. Emelés Zuhause liegt direkt am tiefblauen Meer, nahe bei den grünen Wiesen.

Hier ist es einfach schön!, findet Emelé.

Sie fühlt sich sehr wohl auf dem Bauernhof.

Der Bauer ist ein kräftiger, freundlicher Mann.

Er heißt Albert. Emelé mag ihn gern.

Seine Frau spricht auch immer in einem sehr netten Ton mit allen Tieren. Aber Emelé kann sich ihren Namen einfach nicht merken. „Schade, dass ich nicht mit ihr reden kann! Ich würde ihr so gerne ein paar liebe Worte sagen,“ denkt Emelé. Doch stattdessen schenkt Emelé ihr ein liebenswürdiges „Muh“ und berührt die Bäuerin ganz sanft mit ihrem pinseligen Schwänzchen.

Auf dem Bauernhof leben außer Emelé und ihrer Familie noch der struppige Hund Luis und zwei niedliche Enten.

Außerdem gibt es viele Hühner, die aufgeregt gackern und hin und her laufen. Inmitten der Hühnerschar wacht der Hahn Coquerel mit seinem roten Kamm, den er wie eine Krone trägt. Jeden Morgen weckt er Emelé mit seinem lauten „Kikerikiiiii“.

Oh, und natürlich springt da auch noch

ihre kleine Hasenfreundin Nelli umher!

Emelé und ihre Familie wohnen in einem Stall, der aus vielen schweren Steinen zusammengesetzt ist. „Opa hat vor vielen Jahren mitgeholfen, die Granitsteine von der nahen Felsküste auf das Grundstück der Bauernfamilie zu schleppen.“ Daran erinnert sich ihre Oma genau. Tja, und in einem Stall aus Steinen, die schon ihr Opa getragen hat, fühlt Emelé sich natürlich wohl. Sie denkt gerne an ihren Opa. „Als er ein Kuhjunge war, ist er über das riesige Meer auf die Insel gekommen“, hatte ihre Oma stolz berichtet. Emelé findet das toll:

Ihr Opa war ein echter Abenteurer!

Abends kuschelt Emelé sich am liebsten neben ihre Oma auf das weiche Stroh im engen, aber gemütlichen Stall. Sie lauscht den unzähligen Geschichten, die ihre Oma kennt. Sie handeln von Korsika und den stolzen Bewohnern der Insel.

„Sogar ein Kaiser wurde vor langer Zeit hier in der Nähe geboren. Er hieß Napoléon“, erzählt Oma mit ihrer sanften Stimme. Emelé staunt.

Oma weiß auch, was die Figur auf der Flagge bedeutet, die auf dem Dach des Bauernhauses weht. Der Mann mit dem weißen Stirnband ist das Freiheitssymbol der Inselbewohner.

Emelé verbringt viel Zeit mit ihrer Familie auf der grünen Wiese mit dem saftigen, leckeren Gras. Im Frühling wachsen dort viele verschiedene Blumen.

Nur ein verwitterter Holzzaun trennt die Weide vom Meer.

„Unsere Wiese ist bestimmt die schönste auf der ganzen Welt!“, freut sich Emelé und schnuppert an den Zistrosen und der Myrte. Sie tobt mit Mama und Papa im warmen Sonnenschein herum. Und wenn es doch mal regnet, sagt Papa: „Du bist unser Sonnenschein!“.

Von ihrem Vater hat Emelé schon viel gelernt über die Natur und die Welt außerhalb der Weide.

Emelé ist ein neugieriges Kuhmädchen.

Manchmal wagt sie daher auch ein kleines Abenteuer.

Sie zwängt sich dann einfach durch das kleine Loch im Zaun, durch das nur sie hindurchpasst. Opa wäre stolz auf mich!, grinst Emelé und muht zufrieden.

Nach wenigen Metern ist sie am weichen Sandstrand angelangt. Der Sand umschmeichelt ihre kleinen Hufe und Emelé springt vor Freude in die Luft.

Dann läuft sie durch den feinen Sand bis zum Rand der Bucht. Hier bestaunt sie die steil vor ihr aufragende Felswand.

Das Kliff ist so hoch. Viel höher als das Bauernhaus!

Am liebsten spielt Emelé dann noch am Strand, wo die Sonne ihre leuchtenden Strahlen auf dem Wasser tanzen lässt. Manchmal versucht sie stundenlang, die Schaumkrönchen, die auf den Wellen schaukeln, zu zählen und einzufangen.

Wenn sie dann erschöpft aber glücklich heimkehrt, freut sie sich auf einen lauschigen Abend im Stall. Beim vertrauten Gemurmel der Eltern und der Oma schläft sie schnell ein.

Emelé hat ein schönes und unbeschwertes Leben – bis zu einem Morgen, an dem es ihr plötzlich gar nicht gut geht.

„Aufstehen Emelé! Wir wollen spazieren gehen.“

Mama stupst Emelé zärtlich mit ihrer Nase an. „Ich mag aber liegen bleiben“, brummelt Emelé gähnend zurück und schläft wieder ein

Als Emelé wieder aufwacht, ist sie immer noch lustlos und müde. Sie mag immer noch nicht draußen spielen.

Selbst der Gedanke an ihre schöne Sandbucht kann sie nicht erfreuen.