Miez hatte früher einmal Darius geheißen, nach einem sagenumwobenen Perserkönig. Sein Revier war früher einmal groß gewesen, und obwohl er ein kostbarer Rassekater war, hatte er sich ungeheuer wohlgefühlt, wenn er durch die Villengärten auf Ormøya streifen konnte, auf der Jagd nach Mäusen und kleinen Vögeln. Trotz seiner edlen Vorfahren im Mittleren Osten war er nie länger als einige Stunden im Haus geblieben. Immer, wenn ihm ein Halsband angelegt worden war, war er ohne nach Hause gekommen. Wie er sich der Halsbänder entledigt hatte, wusste niemand. Darius war eine freie Seele.
Nun hieß er Miez und wohnte auf fünfzig Quadratmetern bei einem Mann, der ihn in zwei Nächten in der Woche an einer Laufleine im Park ausführte.
Miez war es niemals besser gegangen.
Er wohnte mit einem echten Katzenmenschen zusammen. Das Tier war jederzeit sauberer als der Mensch, und in der Regel satter. Fell und Katzenklo wurden in Ordnung gehalten, das aber, ohne es dabei zu übertreiben. Viermal pro Tag wurde der Fressnapf gefüllt. Miez war also ein Kater, dem es an nichts fehlte. Geschmust wurde in der kleinen Wohnung mehr als genug, und das machte beiden Freude. Er durfte sogar im Menschenbett schlafen, was vor seinem Umzug nie passiert war.
Der Mann war lieb. Seine Stimme war sanft wie seine Hand, wenn sie seinen Rücken streichelte. Ab und zu veränderte sich der Mann, was das Tier aber nicht mehr verwirrte. Miez zog sich dann ein bisschen zurück, blieb tagsüber im Schlafzimmer oder ließ sich oben auf den Zeitungsstapeln nieder, die sich in regelmäßigen Abständen bei der Wohnungstür auftürmten. In den seltsamen Phasen redete der Mann mit sich selbst, nicht mit Miez, und seine Stimme war anders. Zum Glück kamen diese Phasen immer seltener. Das letzte Mal war lange her.
Jetzt aber stand Miez mitten im Zimmer und machte einen Buckel.
Er fauchte verwirrt.
Der Mann war vom Sofa aufgesprungen. Er hob die Hände in die Luft und schrie. Die Geräusche aus seiner Kehle waren zu stark, zu schrill. Sein Gesicht war fast verzerrt, und er schien mit etwas Unsichtbarem unter der Decke zu boxen.
»Heureka!«
Der Kater fauchte und jagte hinaus auf den Gang.
»Das muss Selma erfahren!«, rief der Mann und hob noch einmal in einer Siegesgeste die Faust zur Decke.