Nachwort der Autorin

Das hier ist ein Roman. Die Geschichte, die ich erzähle, ist also keine wahre. Ich habe zum Beispiel keinerlei Grundlage für die Behauptung, dass unsere Behörden Urkunden fälschen. Oder dass das Büro für Gesellschaftliche Sicherheit und Zivilschutz das treibt, was ich es in meiner Erzählung tun lasse. Ich habe keine Ahnung, ob die Bäckerei Godt Brød in Grünerløkka eine Hintertür hat oder ob es in Oslo erlaubt ist, Wohnblocks mit einem einzigen Balkon an einer ansonsten grauen und glatten Wand zu errichten.

Überhaupt habe ich mir allerlei Freiheiten herausgenommen, wie eine Romanautorin das darf und soll. Unter anderem habe ich die Aufdeckung des NAV -Skandals (denn der ist eine Katastrophe aus der Wirklichkeit) einen Monat vorgezogen, weil das besser in meine Geschichte passte. Ich habe auch die Tatsache verdreht und verändert, dass Norwegen in einer Reihe von Kinderschutzfällen vom Europäischen Gerichtshof Prügel bezogen hat (und das weiterhin tut). Die juristischen Schlachten aus der Wirklichkeit werfen eine Reihe schwieriger Fragen auf, und ich habe dieses Buch in politischer, juristischer und menschlicher Verwunderung geschrieben.

 

Mein Buch wurde in einem für alle geltenden Ausnahmezustand abgeschlossen. Die Pandemie erreichte Norwegen, als ich den letzten Gang einlegen wollte, um dem Buch seine endgültige Gestalt zu geben. Absurderweise traf eins der Geschehnisse ein, auf die der Karstein Braaten dieses Buches uns vorbereiten soll. Die durch das Virus hervorgerufenen Zerstörungen haben mir Angst gemacht und tun das noch immer. Ohne das Verständnis und die Hilfsbereitschaft meines Lektors, Espen Dahl, und seiner Chefin, Kari Marstein, wäre dieser Roman niemals fertig geworden.

 

Vor allem dankbar bin ich jedoch, wie immer, meiner Liebsten seit zweiundzwanzig Jahren. Wie so viele andere hat auch sie die Ärmel aufkrempeln müssen, um Existenz und Arbeitsplätze und Kultur und Buchbranche zu retten. Trotzdem hatte sie Kraft und Zeit und Liebe genug, um der Fels aus stoischer Ruhe zu sein, ohne den ich nicht leben könnte. Und um mich ordentlich zusammenzustauchen, wenn das angebracht ist.

Danke, Tine, immer.

 

Larvik, 4 . Juli 2020

Anne Holt