2014

Seit knapp zwei Jahren lief ich.

Meist zwei- bis dreimal pro Woche.

Meist fünf Kilometer.

Ein paar wenige Male auch sieben oder acht.

Im gemäßigten Tempo, mit Steigungen, die mir damals vorkamen wie der Mount Everest.

Ich verlor dadurch gute zehn Kilo.

Ich war fit.

Und schön.

Das sah ich damals natürlich nicht.

Sehen wir Frauen ja nie.

Erst wenn wir Fotos anschauen, die zehn oder mehr Jahre alt sind.

Dann denken wir, »Ach, sähe ich doch noch mal so aus!«.

Und wissen Sie, was ich vor allem war: gesund. Dachte ich.

Den schwarzen Hautkrebs hatte ich gedanklich weitestgehend hinter mir gelassen.

Ein paar merkwürdige Panikattacken kamen völlig zusammenhanglos. Einfach so, wenn ich meine Kinder anschaute. Dann legte sich eine unsichtbare Kralle um meinen Hals und drückte zu. Das Laufen half gut. Mir ging es gut.

Ich kündigte meinen Job, ich gründete eine Firma, die Frauen schlagfertig machen sollte, und ich lief.

Bis zu dem Tag, als mir eine Ärztin sagte, ich habe Brustkrebs.

Da lief ich nicht mehr.

Stattdessen weinte ich.

Ich bekam eine Chemotherapie, und das Thema Laufen war ad acta gelegt.

 

Und genau in diesem Moment, meine Damen, begann ein kleiner Keim seine zarten Wurzeln in mir zu schlagen:

»Ist das Laufen vielleicht gar keine Pflicht? Ist es kein notwendiges Übel, um fit zu sein? Ist es vielleicht vielmehr ein Geschenk? Sollte ich dankbar dafür sein, dass ich laufen kann? Oder besser: konnte?«

Denn auf einmal konnte ich es nicht mehr. Der Puls durfte während der Chemo nicht so sehr in die Höhe getrieben werden.

Also stieg ich aufs Walken um.

Nach der ersten Chemo. Am fünften Tag danach.

Ich fühle es noch heute.

Das war Leben.

Diese frische Luft, dieses Bewegen, dieses Sich-Spüren.

Es ging weder um körperliche Höchstleistung noch ums Abnehmen.

Es ging ums Dürfen und Können.

Ich kann walken!

Mitten in einer Chemo!

Und alles wurde besser: die Übelkeit, der Kreislauf, die Angst.

Und so lief, also, walkte ich während der Chemo nahezu täglich. Die immer gleiche Runde. Meine fünf Kilometer. Bis auf die Tage, an denen das Wundermittel durch meine Adern lief. Und manchmal auch den Tag danach.

Aber dann lief ich wieder.

Und ich lernte: Es gibt nichts, nahezu gar nichts, was von einer Walking-Runde schlimmer wird. Aber es gibt sehr vieles, was dank ihr besser wird.