Somatische Intelligenz

Abseits der verbrannten Kalorien erlaufen Sie sich etwas zurück, was auf Dauer viel wichtiger ist: Ihre somatische Intelligenz. Denn mithilfe dieser wollen Sie in Zukunft gar keinen Muffin mehr. Ich erkläre Ihnen gleich, warum.

»Somatisch« bedeutet übersetzt, »auf den Körper bezogen«. Und in unserem Kontext bedeutet es, dass Sie zuhören, was Ihr Körper braucht. Dass Sie sich automatisch, instinktiv richtig verhalten.

Was hilfreich ist. Denn Sie treffen jeden Tag ungefähr 200 ernährungsrelevante Entscheidungen. Das sind Entscheidungen über das, was Sie trinken, was Sie einkaufen oder mal eben zwischendurch snacken. Der allergrößte Anteil dieser Entscheidungen findet unbewusst statt, besser: Er muss unbewusst stattfinden. Denn sonst hätten Sie für nichts anderes mehr Zeit.

Es sollte also doch unbedingt unser Ziel sein, dass wir diese unbewussten Entscheidungen richtig treffen. Nicht, weil es ein Guru oder ein Frauenmagazin sagt, sondern weil Sie das wollen. Weil Sie in sich den richtigen Ernährungskompass verankern wollen. Weil es zu Ihrer gesunden Gewohnheit werden soll, zu der Sie sich nicht mehr zwingen und jeden Tag neu aufraffen müssen.

 

Somatisch intelligent sind wir übrigens schon mit unserer Geburt, denn wir alle haben die somatische Intelligenz in die Wiege gelegt bekommen. Wir nutzen sie jedoch ganz unterschiedlich beziehungsweise verlernen sie auch ein Stück weit. Für Kinder ist es in der Regel noch ein natürlicher Instinkt, »Ich bin satt!« zu fühlen und zu rufen, während wir Erwachsenen dann mit »Ach komm, ein bisschen schaffst du noch« diesem eigentlich wünschenswerten, weil der somatischen Intelligenz entsprechenden Mechanismus entgegenwirken.

Dank des Laufens werden Sie wieder somatisch intelligenter. Es hilft, so zumindest meine Erfahrung, dabei, diese gute somatische Intelligenz in Ihre DNA zu kloppen. Vertrauen Sie mir. Ich habe lange und viel gekloppt, aber jetzt ist sie drin.

 

Und ich sage Ihnen: Sie wollen nach dem Laufen gar keinen Muffin mehr essen! Und auch nichts anderes an Fast Food oder ungesunden Fertiggerichten. Ich zumindest habe noch nie einen Jogger erlebt, der nach dem Laufen gesagt hat: »Mmh, jetzt ’ne ordentliche Portion Pommes!«

Sie essen automatisch gesünder.

Und das macht Sie automatisch fitter.

Das Fitsein werden Sie dann so lieben, dass aus dem »Ich muss laufen« ein »MEGA , ich DARF /KANN laufen!« wird.

Mithilfe der somatischen Intelligenz ändern Sie also Ihr Verhalten hin zu einem gesünderen Lebensstil. Sie nehmen Abstand von zuckerhaltigen Getränken und entdecken das Glück im frischen Trinkwasser. Sie werden automatisch zu bunten, gesunden und unverarbeiteten Lebensmitteln greifen – und natürlich noch Schokolade essen. Aber bewusst und vielleicht auch qualitativ hochwertigere. Und neuesten Forschungen zufolge sind es genau diese Entscheidungen, die uns an Gewicht verlieren lassen. Es gibt recht neue Studien, die einen eher ernüchternden Blick auf die verbrauchte Kalorienzahl beim Sport und den lang propagierten »Stoffwechsel-Booster« wagen.

Wenn wir also beim Laufen abnehmen, ist das eher unseren gesunden Entscheidungen in Bezug auf unsere Ernährung zu verdanken. Das Laufen bleibt dabei aber unser Ursprungsimpuls, der uns überhaupt erst dahin bringt, so somatisch intelligent zu handeln. Solange die Wissenschaft also noch klärt, verwirft und neu untersucht, würde ich sagen: Laufen Sie einfach! Der Rest passiert dann von ganz allein.

 

Da ich vermute, dass wir, also Sie und ich, uns noch in einem Bereich bewegen, in dem wir uns noch nicht über Hochleistungssporternährung austauschen müssen (sollten Sie diese Etappe bereits erreicht haben, verweise ich Sie an dieser Stelle gern an Profis), sage ich: Essen Sie gern einfach gesund. Sie müssen als Läuferin auch keine Diätprodukte mehr kaufen (das müssen Sie sowieso nie). Genießen Sie alles, was Sie essen, so ursprünglich wie möglich, riechen und schmecken Sie mit allen Sinnen! Die werden dadurch so richtig aktiv, und plötzlich wird sich Ihre Nase vielleicht bei künstlichen Aromastoffen rümpfen und nach dem echten, frischen Duft verlangen. Sie werden immer noch essen, worauf Sie Appetit haben, aber ohne schlechtes Gewissen und dafür mit doppeltem Genuss. Und Sie werden aufhören, wenn Sie satt sind, weil Sie Essen nicht mehr als Platzhalter brauchen.

Ihre Befriedigung ist jetzt das Laufen.

 

Meine Essensvorlieben sind im Prinzip alles, was keine Inhaltsangabe braucht und selbsterklärend ist. Sprich alles an Obst und Gemüse, Kartoffeln, Reis, Fisch und Fleisch. Dazu kommen für mich noch gern Joghurt und Quark, aber alles in Vollfett, nichts künstlich Runtergerechnetes. Gute Öle und jede Menge Wasser. Dazwischen gern dunkle Schokolade und Eis! (Ich gestehe: Ich laufe für Eis und Schokofrüchte.)

 

Mein langfristiger Tipp für Sie

Lösen Sie sich gedanklich davon, dass Sie nur laufen, um abzunehmen.

Natürlich motiviert es zu Beginn, wenn Sie ein paar Pfunde leichter werden. Und nicht nur das: Mit jedem Gramm weniger läuft es sich ja auch leichter.

Freuen Sie sich darüber! Aber machen Sie Ihre Bewegungsintensität bitte nicht mehr davon abhängig, denn sonst steht Ihr Vorhaben auf einem wackeligen Fundament.

Laufen Sie aus Gründen, die sich nicht auf der Waage zeigen. Denn wenn die Waage einmal nicht das anzeigt, womit Sie gerechnet haben, sagen Sie vielleicht zu leichtfertig und frustriert, »Bringt ja eh alles nix«. Doch! Auf allen anderen Ebenen, die wir schon besprochen haben. Tun Sie es für sich, nicht für eine Zahl!