Die Kölnerinnen und Kölner unten Ihnen werden das nun folgende Phänomen sofort verstehen.
Sie stehen am Freitag nach Weiberfastnacht auf. Irgendwann so gegen elf Uhr vormittags. Sie schwören sich: »Niiiiie mehr wieder gehe ich feiern. Niiiie mehr wieder werde ich ein Kölsch trinken!«
Aber: Die Session hat gerade erst angefangen, und weitere vier »tolle Tage« warten auf die Jeckinnen und Jecken. Und dazu gehören Sie ja nun mal.
Also raffen Sie sich auf, gehen duschen, essen etwas Gutes und werfen sich in das noch leicht müffelnde Kostüm vom Vortag.
Und genau so war das bei mir während des Halbmarathon-Trainings.
Auch das mit den müffelnden Klamotten.
(Anmerkung am Rande: Es scheint eine Art Glaubensfrage zu sein, wie oft man seine Sportsachen wäscht. Habe ich es zu Beginn noch täglich nach dem Training gemacht, bin ich davon mittlerweile weg, denn: Die Sachen werden davon nicht besser. Die Hosen verlieren ihr Elastan und ihren Kompressionseffekt. Daher lüfte ich die Sachen zwei-, dreimal nur, ehe ich sie in die Wäsche werfe. Das kann dann schon mal bedeuten, dass ich nicht nach wilder Orchidee dufte, wenn ich laufe.)
Und ja, Sie haben richtig gelesen: Während des Halbmarathon-Trainings bin ich manchmal an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gelaufen.
Am Vortag waren es 16 Kilometer, und einen Tag später sollte es etwa eine Stunde werden.
Warum? Damit mein Körper lernte: Hey, alles ist gut! Du kannst das! Das war keine Ausnahme, du bist fit, du hast das drauf.
Und ja, der Körper konnte es. Wie an Karneval. Sobald das erste Lied ertönt, ist man wieder drin. Nur das Aufraffen, das verlangt viel Disziplin.
Was der Körper draufhat, muss der Kopf erst noch lernen.
Denn die größte Herausforderung waren an diesem besagten Freitagmorgen meine Gedanken: »Ach, du arme Maus, jetzt musst du schon wieder laufen und trainieren! Dabei wäre Erholung doch viel besser. Die hättest du dir auch wirklich verdient.«
Und ich hatte alle Mühe, ihnen mithilfe meiner Beine, meiner Atmung, ja, meiner ganzen Kondition zu antworten: »Ey, ich kann das! Und ich bin auch keine arme, sondern eine fitte Maus! Ich will in guten zwei Wochen den Halbmarathon laufen, und das sogar mit Freude. Und ja, dafür muss ich jetzt mal diszipliniert sein. Kenne ich. Kann ich. Ich habe sieben, fast acht Bücher geschrieben. Mit Disziplin kenne ich mich aus! Das hier macht mich nicht wuschig!«
Nein, wuschig gemacht hat es mich nicht, aber kaputt war ich danach auf jeden Fall.
Lauf-Info: 6 ,82 Kilometer in 47 Minuten