Eine Frage des Stils

Mitten in der Vorbereitung für den Halbmarathon besuchte ich das Institut für funktionelle Diagnostik (kurz IFD ) in Köln, um den Profis dort meinen Laufstil zu präsentieren. In erster Linie ging es mir darum, auszuschließen, dass ich in irgendeine Fehlstellung hineinlief. Ich hatte vor dem Besuch tatsächlich auch ein bisschen Bammel, dass mir die Fachleute nach der Laufstilanalyse sagen würden: »Oh, oh, wenn du so weitermachst, läufst du in einem Jahr nirgendwo mehr hin.«

Schon beim Betreten des Instituts kam ich mir sehr sportlich vor. Die Umgebung war so innovativ und agil.

Ich kam wie geheißen in kurzer (!) Hose, damit man Elektroden an mir befestigen konnte. Und mit ebendiesen ging es dann, unter der Beobachtung von Hunderten von Kameras, aufs Laufband. In langsamem, meinem und schnellem Tempo. Bei Letzterem fing ich dann so stark zu schwitzen an, dass die Elektroden im hohen Bogen davonflogen.

Meine Damen, für die Auswertung muss man psychisch schon sehr stark gefestigt sein. Auf einem doch recht großen Bildschirm dufte (musste) ich mir anschließend in Zeitlupe meine Laufbewegungen von allen Seiten anschauen. Sagen wir mal so: Ich glaube, ich muss mir keine Sorgen machen, dass diese Aufnahmen jemals für sportliche Werbestreifen zweckentfremdet werden.

Etwas versöhnlicher war die zweite Variante der Aufnahmen, denn hier sah ich mich als Skelett laufen. Allerdings zeigte mein Skelett-Ich dabei so viel Elan, als sei ich bereits tot und liefe ins Jenseits. Wie ich es drehte und wendete, ich hatte mich optisch sportlicher erhofft.

Ganz im Gegensatz zu mir zeigte sich aber Tanja Eßer, die diplomierte Sportwissenschaftlerin des IFD , die mich unter ihre Fittiche genommen hatte, ganz zufrieden. Ich wartete auf den Satz, »Das hat schon sehr viel Schönes«, aber sie drückte es viel netter aus: »Du kannst ganz klar so weiterlaufen. Wir bekämen dich aber mit einer agileren Armbewegung und Kräftigung der Hüfte noch schneller.«

Und das fand ich sehr interessant, zumal sich meine Armbewegung ganz anders anfühlte, als sie aussah. Auf den Videoaufnahmen zeigte ich mich obenherum sehr starr und unbeweglich, es sah irgendwie »eng« aus, so, als wollte ich mich selbst beschützen. Wegen der Brüste? Ich weiß es nicht.

Das IFD gab mir ganz gezielte Übungen und Trainingsempfehlungen an die Hand, um meine Bewegungen agiler und meinen Laufstil dadurch auch schneller zu machen, die ich tatsächlich bis heute sehr regelmäßig umsetze.